Die Tour de Farce...

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peso
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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von peso » Di 1. Aug 2006, 09:13

Mettwurstmädel hat geschrieben:Die Veranstalter hätten gerne eine "saubere" Tour, darum gehts. Und das "sauber" ist die Politik. Die Tour verliert ihren Wert als sportlicher Wettkampf, weil nur noch Doping-Geschichten in die Presse kommen. Ist ja auch klar, denn Skandale verkaufen sich prima. Und weil die Sponsoren langsam die Skandal-Geschichten satt haben, weil das eben kein gutes Marketing ist, muss die Tour für die Öffentlichkeit sauber werden. Damit das Geld wieder fliesst...
Aber da wäre es schon besser gewesen, man hätte mit Landis einen Sieger der neuen, "sauberen" Ära des Radsports präsentieren können. L'Equipe, ARD und Co. hatten doch drei Wochen lang bemerkenswert sicher die Köpfe entweder im Sand oder im Phonakhintern. Der Floyd war so nett, super stark und hatte sogar ein dramatisches Hüftleiden - eigentlich doch der perfekte Sieger. Wen zum Teufel interessiert eigentlich Pereiro?

Jetzt - nach der Landis-Geschichte - "drohen" ARD und ZDF die Berichterstattung einzustellen, sollte es zu einem neuen "Zwischenfall" kommen. Die Verantwortlichen bei der UCI werden schon wissen, welche Anweisung sie jetzt an ihre Laborchefs geben.
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sidsch
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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von sidsch » Di 1. Aug 2006, 09:26

Mettwurstmädel hat geschrieben:Und im Ziel rumbrüllen und aggressiv die Fotografen wegboxen...

Höhere Testosteronwerte führen als psychische Nebenwirkung sehr häufig zu Aggresivität...

Der Dopingkreislauf besteht für mich aus den Elementen "verbotene Substanzen", "Bestechung" und "Intrige"! Laut ZDF-Fax hat Ulle auch schon 2005 mit Testosteron gedopt - ist ja im Urin nachweisbar - aber niemand hat was gefunden; d.h. Bestechung, Doping hat funktioniert und Intrigen gabs keine. 3 Tage vor der Tour 2006 findet man auf einmal bei einem spanischen Arzt Blutkonserven von 2 Topfavoriten auf den Sieg. Ich vermute das Ulle, Basso & Co. verraten wurden, also Opfer einer "Intrige" wurden, die von einem anderen Team (vielleicht Phonak) ausging.

Durch das Element "Bestechung" werden auch die ausgefeiltesten Dopingtests nutzlos; von nicht nachweisbaren Stoffen mal abgesehen. Ich kann mich nicht der Illusion hingeben, Radsport bzw. Ausdauersport generell werde irgendwann Dopingfrei sein.

Ich persönlich habe den Profiradsport bisher nur sehr spartanisch in Funk und Fernsehen verfolgt und das wird auch so bleiben. In der Zeit, die ich verschwende, um gedopte Männerbeine im Fernsehen zu sehen, kann ich auch selber pedalieren! Die Medien sehen lediglich ihre Einschaltquoten und Gewinne flöten und wollen den Radsport aus CashFlow-Gründen retten und imagemäßig sanieren und das wird in der Radsportentwicklungszone Deutschland nicht funktionieren...Mangels Medieninteresse wird Nachwuchs hierzulande aussterben und Radsport wird mit Bodybuilding gleichgesetzt.
Das hat mir grad alles meine Kristallkugel geflüstert... :meise:

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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von Barus » Di 1. Aug 2006, 09:52

Mettwurstmädel hat geschrieben:Die Veranstalter hätten gerne eine "saubere" Tour, darum gehts. Und das "sauber" ist die Politik. Die Tour verliert ihren Wert als sportlicher Wettkampf, weil nur noch Doping-Geschichten in die Presse kommen. Ist ja auch klar, denn Skandale verkaufen sich prima. Und weil die Sponsoren langsam die Skandal-Geschichten satt haben, weil das eben kein gutes Marketing ist, muss die Tour für die Öffentlichkeit sauber werden. Damit das Geld wieder fliesst...
Der Bayer-Konzern wäre doch auch ein toller Sponsor. :rotfl:

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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von peso » Di 1. Aug 2006, 09:58

Barus hat geschrieben:Der Bayer-Konzern wäre doch auch ein toller Sponsor. :rotfl:
AMGEN Tour of California. Jetzt darfst du mal raten, was die herstellen.

Ach ja, und dann noch mal bitte den Sieger dieser netten Rundfahrt tippen!
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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von Frank » Di 1. Aug 2006, 10:04

da sind ja nun viele Aspekte betrachtet worden, da kann man gar nicht auf alles eingehen...

sollten die Medien aussteigen?
natürlich nicht! sie sollten im Gegenteil alles noch viel genauer unter die Lupe nehmen und die richtigen Fragen stellen. aber da kann man wohl von den Herren Experten (Wüst, Aldag usw.) nicht mehr erwarten. schließlich sind sie mit den Leuten, denen sie die Fragen nach der Doping-Praxis stellen müssten ja zum Teil noch selbst umhergefahren. Schließlich könnten sie ja selbst genug dazu erzählen (schon wieder dieser Generalverdacht, ich weiß).

Naivität, Dreistigkeit der Rennfahrer:
dazu heute dieses Interview mit Voigte: http://www.faz.net/s/RubAEA2EF5995314224B44A0426A77BD700/Doc~EB52CDAF5727F4B1994BA7718EC942857~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Frage: Sie sagten, Sie seien ein "Guter" - wie geht das in dieser Branche?
dazu Voigtes Antwort:
In meinen Augen ist das recht einfach. Alles, was du benötigst, ist ein Nein. Und wenn du sehr höflich bist, sagst du noch: nein, danke. Mir ist auch noch nicht vorgekommen, daß jemand zu mir gesagt hätte: Hey, Jens, hör mal zu, gib mir 10.000 Dollar, ich gebe dir die Pille, und damit gewinnst du. Wenn du geradeaus deinen Sport machst, trainierst, deine Rennen fährst, bist du auch nicht so sehr in Gefahr. Ich stelle mir das immer so vor: Man muß aktiv auf die Suche gehen nach so was. Daß der Fahrer sagt, ich möchte besser werden, ich möchte die Tour oder Rund um den Kirchturm gewinnen, und der dann von sich aus ein Signal aussendet, ich wäre bereit, dies oder jenes zu machen - ist da jemand, der mir helfen will? Wenn es Opfer gibt in der ganzen Geschichte, dann ist es unser Image, und es sind die ehrlichen Fahrer, denen der Sieg geklaut wird. "

Wie lange ist der schon im Geschäft??? Vor der Tour hätte ich gesagt: "guter Mann", aber jetzt klingt das alles etwas weltfremd.


Was hat Floyd falsch gemacht?

Wahrscheinlich hat man sich einfach bei der Dosis verrechnet. Als Sieger wäre er doch wohl 100%ig kontrolliert worden. Insofern wäre es naiv von ihm und seinen Betreuern gewesen, zu glauben, man kann nichts nachweisen. Vorsorglich hat er dann am Abend vorher ein paar Bier getrunken, damit man die hohen Werte auf den Alk schieben kann. Und wenn das keiner glaubt, dann ist es eben die Hüfte, und überhaupt hat er ja eine Schilddrüsenerkrankung und wer weiß was noch alles. Die haben sich das alles schon vorher genau überlegt. Das Schlimme ist, dass die Sportler mit solchen Märchen (fast) immer durchgekommen sind. Zumindest für Floyd dürfte es eng werden, denn da müssten sich seine Anwälte schon mal ganz neue Geschichten ausdenken, wie denn die Hüfterkrankung zu einer Zufuhr von synthetischem Testosteron führt. Ja entweder ist er jetzt das bauernopfer für eine saubere Tour und eine Erneuerung im Radsport oder es werden die Testverfahren angezweifelt, wie dies seine Ärztin in der BILD ja schon angedeutet hat.
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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von peso » Di 1. Aug 2006, 10:12

Frank hat geschrieben:da sind ja nun viele Aspekte betrachtet worden, da kann man gar nicht auf alles eingehen...

sollten die Medien aussteigen?
natürlich nicht! sie sollten im Gegenteil alles noch viel genauer unter die Lupe nehmen und die richtigen Fragen stellen. aber da kann man wohl von den Herren Experten (Wüst, Aldag usw.) nicht mehr erwarten. schließlich sind sie mit den Leuten, denen sie die Fragen nach der Doping-Praxis stellen müssten ja zum Teil noch selbst umhergefahren. Schließlich könnten sie ja selbst genug dazu erzählen (schon wieder dieser Generalverdacht, ich weiß).
Stimmt. Dazu auch eine gute Kolumne aus dem C4Fans-Forums: Klick

Naivität, Dreistigkeit der Rennfahrer:
dazu heute dieses Interview mit Voigte:
...
Wie lange ist der schon im Geschäft??? Vor der Tour hätte ich gesagt: "guter Mann", aber jetzt klingt das alles etwas weltfremd.
An Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Wieso um Gottes Willen fragt da nicht mal ein Journalist nach: "Herr Voigt, das mag ja alles stimmen, aber jetzt sind die Herren Klöden und Landis schneller nach L'Alpe hochgefahren als Ullrich 2001 und dabei war der gute Andreas auch noch schneller als beim EZF 2004. Die müssen ja ordentlich trainiert haben?"

Wahrscheinlich hat man sich einfach bei der Dosis verrechnet.
Das kann sein. Ich glaube ja eher, er hat sich in der Reaktion von UCI/WADA verrechnet, die offensichtlich mal keine Skrupel (oder zu wenig Bakschisch) hatten, den Toursieger positiv zu testen.
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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von Frank » Di 1. Aug 2006, 10:38

peso hat geschrieben:
Wahrscheinlich hat man sich einfach bei der Dosis verrechnet.
Das kann sein. Ich glaube ja eher, er hat sich in der Reaktion von UCI/WADA verrechnet, die offensichtlich mal keine Skrupel (oder zu wenig Bakschisch) hatten, den Toursieger positiv zu testen.
na, wahrscheinlich beides, wir werden es nie erfahren. Ja aus irgendeinem Grund haben sie alle sonst so penibel ausgerechneten Dosierungspläne vergessen und ihm die volle Ladung verpasst. Hätte man im Peleton früher reagiert, dann wäre das alles gar nicht aufgeflogen, zumindest wäre dann nicht der Toursieger Landis positiv gewesen, sondern nur der Etappensieger Landis. Aber vielleicht wollte man ihn ja so weit wegfahren lassen, damit er als Toursieger elimiert wird... Fragen über Fragen....hätte hätte hätte

und dann immer diese Argumente, im Radsport wird so viel kontrolliert und (fast) alles ist negativ - da soll ein Beleg für sauberen Radsport sein.

ach noch was zum Thema: da gab es vor einem Jahr mal ein großes Interview während der D-Tour mit allen deutschen Teamchefs (t-mobile, gerolsteiner usw.) in der Procycling. Da wurde auch nach Doping, Dopingkontrollen gefragt. Plötzlich wurde die sonst so redseligen Teamchefs ganz leise und haben die Fragen des Reporters recht unwirsch abgeblockt.
Vielleicht finde ich die Zeitung noch, dann schaue ich mal genau nach, was die gesagt haben. Na, jedenfalls kam mir das damals schon komisch vor.
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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von Gebirgsrenner » Di 1. Aug 2006, 11:14

Frank hat geschrieben: Ja aus irgendeinem Grund haben sie alle sonst so penibel ausgerechneten Dosierungspläne vergessen und ihm die volle Ladung verpasst.
nochmal: hier spielt auch die psychologische Komponente eine wichtige Rolle. Landis weiss, er braucht eine neue Hüfte und damit ist es eventuell vorbei mit dem Radfahren. Er selbst hatte den Anspruch, die Tour gewinnen zu wollen. Er war verzweifelt nach seinem Zusammenbruch, hatte aber noch eine Chance. Und das trieb ihn eben "zur mexican bean", die stark wirkt, "im Training gern genommen wird" und einem "Flügel verleiht" - wie nachzulesen steht im aktuellen Spiegel. Da steht übrigens auch - dass verzweifelte Sportler durchaus zu Affekthandlungen der Höherdosierung neigen...

Nebenbei: Dass das Feld ihn fahren liess auf der 17. Etappe - warum auch nicht. Er hatte ja 8 min Rückstand. Sie wussten eben nur nicht, dass beim guten Floyd ein Pflaster auf dem Gemächt klebte und er randvoll war mit Testosteron.

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peso
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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von peso » Di 1. Aug 2006, 11:30

Gebirgsrenner hat geschrieben:Nebenbei: Dass das Feld ihn fahren liess auf der 17. Etappe - warum auch nicht. Er hatte ja 8 min Rückstand. Sie wussten eben nur nicht, dass beim guten Floyd ein Pflaster auf dem Gemächt klebte und er randvoll war mit Testosteron.
Das Testosteronniveau von Floyd war sogar ausgesprochen niedrig, lediglich das Testo/Epitesto-Verhältnis lief völlig aus dem Ruder.

Nur durch Testosterongaben ist diese vermeintliche Leistungsexplosion auch nicht erklärbar. Landis war auch schon vor Etappe 17 der klar stärkste im Peloton. Nicht sein Ritt nach Morzine sticht da heraus, sondern der Einbruch auf der Etappe davor. Hungerast, kann passieren.
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Re: Die Tour de Farce...

Beitrag von anno1980 » Di 1. Aug 2006, 12:23

Laß Unsulin oder eine Transfusion mit dem eigenen Lebenssaft noch mit im Spiel sein - schon ist es erklärlich. ;)
Wie kommst Du auf den äußerst niedrigen Testosteronstand? Wo ist das nachzulesen?

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