Hunsrück-Mosel-Donnersberg

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bejar
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Hunsrück-Mosel-Donnersberg

Beitrag von bejar » Mi 11. Okt 2006, 11:00

Montag

Auf das Dach des Hunsrücks


Los ging es von meiner Rast - und Schlafstätte in Weierbach. Die ersten nassen und windigen Kilometer, vorbei an der einstmals größten Kupfermine Europas in Fischbach, dürfen meine Laufräder noch auf flachen Terrain absolvieren ( angesichts einer Vorwoche mit Marathonsightseeing in Paris wohl auch ganz gut so ) ehe es wenig später die ersten Serpentinen nach Berschweiler zu verkraften gibt ( 2,14 Km->6% ). Nach der Schussfahrt hinunter nach Kirn vorbei an der Kyrburg ( Whiskymuseum!!!) folge ich der Straße entlang dem Hahnenbachtal. Der geplante Weg zum Atzelkopf wird in Griebelschied ( nach 2,27 KM-> 6,6% ) von Baumaschinen und einem löchrigen, matschigen Etwas ( a.k.a. die Ortsdurchfahrt ) unterbunden, sodass die Sonnschiedalternative ( 3,11Km->6,18%) gewählt wird. Nach ein paar abschweifenden Blicken in die umliegenden Dörfer gelange ich auch schon nach Herrstein, der angeblichen Fachwerkperle. Zwei Minuten Verweildauer reichen aus, um zu merken, dass man es hier nicht mit dem Quedlinburg von Rheinland-Pfalz zu tun hat. Von hier fahre ich auf der Deutschen Edelsteinstraße bis Kempfeld bei gemütlichen 2-6%. Nach kurzem Durchatmen und einer misslungenen Verortung meines Tagesziels geht es hinab nach Katzenloch, hier beginnt auch schon der Ansttieg zum höchsten Berg des Bundeslandes, dem Erbeskopf. Nach einigen false flats überlege ich hinter Allenbach kurz, ob man mich desavouieren will, angesichts eines die Straße begleitenden Radweges auf 3,5 Km Länge ( man stelle sich das mal am Fichtelberg vor ). Nachdem der Schock überwunden war, setzte auch schon die Langeweile ein, naja, breite Straßen, geradeaus ohne wirkliche Schwierigkeiten. Irgendwann ist man oben (818 M.ü.NN; 7,63 Km->4,3%), und weiß eigentlich auch nicht, was man hier verloren hat. Keine wirkliche Aussicht, eine ARD-Wetterstation und eine G.I.Joe-Radaranlage, nicht unbedingt Impressionen, die man braucht.
Daher lieber gleich denselben Weg bergab, in Katzenloch diesmal Richtung Idar-Oberstein, der Edelsteinmetropole und Vorreiterin hinsichlich infrastruktureller Maßnahmen ( die Nahe zubetonieren und eine Stadtautobahn darüber bauen - einzigartig und vorbildhaft ). Die Baustellensituation lässt mich zum Stadtteilhopper werden, vorbei an der Edelsteinbörse ( wer kann schon dem Charme 60er-Jahre Funktionsbauten widerstehen ) über Vollmersbach ( 1,98Km->5,8%), Regulshausen und Göttschied ( 2,07 Km-> 7,63%), bei beträchtlichem Verkehr, zurück nach Weierbach.

93 Km -> 1668Hm

Bildfolge:

1 - Hunsrückhäufchen
2 - strahlender Sonnenschein
erbeskopf.GIF Montag_01.jpg Montag_02.jpg

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Re: Hunsrück-Mosel-Donnersberg

Beitrag von bejar » Mi 11. Okt 2006, 11:04

Dienstag

Auf Dionysos`-Spuren - Über den Hunsrück zur Mosel und zurück

Am Morgen ein deja-vu, dass ich nicht unbedingt hätte haben müssen, Nieselregen, Wind im Dreiklang mit Nebel, wer hätte da nicht Lust.
Auf schnellstem Wege von Fischbach über Herrstein nach Kempfeld, da nimmt man auch schon mal Langeweile ergo breite Straßen und viel Verkehr in Kauf. Ab Kempfeld führt der Weg durch den Morbacher Forst über den höchsten Punkt der Tour ( 714 M. ü.NN) nach Morbach, unverkennbar an den Rauchschwaden der Holzindustrie ( und wer Edgar Reitz-'Heimat'-Trilogie kennt, wird sich zuhause fühlen ), über die Hunsrückhöhenstraße hinweg ( die no-go-area für Räder, schlechthin ) mit einigen false flats nach Longkamp. Den Straßenbaumaßnahmen Abbitte leistend geht es nicht direkt zur Mosel, sondern erst einmal hinauf nach Monzelfeld (2,93Km->5,87%). Ab hier heißt es, nur noch tapfer zu sein und den Lenker schön festzuhalten, wenn man in rasanter Abfahrt zur Mosel den ebenfalls umgeleiteten Schwerlastverkehr vor, neben und hinter sich weiß.
Nachdem das Herz wieder aus der Hose hinauf gerutscht ist, wandelt man von nun an entweder auf Dionysos`-Spuren oder widmet sich der Gerontologieforschung. Auf dem Moselradweg ( der oft keine Wurzel auslässt ) geht die Fahrt nach Graach und später auf der Panoramastraße zur Graacher Schäferei ( 3,2 Km->7,8%), die mit einem Ausblick verwöhnt, der jede Schinderei vergessen lässt.
Vorbei an niederländischen Campingkolonien und Horden von Radtouristen führt mich mein Weg nach Traben-Trarbach. Mit mittlerweile knurrenden Magen ( warum müssen Bäcker mittags schließen? ), vorbei an ungenutzten Bundeswehrstandorten führt mich mein Rückweg diesmal hinauf nach Longkamp (3,3Km->5,6%) und den Morbacher Forst
( 4,76Km->5,6%) back to Weierbach.

138 Km -> 2126 Hm

Bildfolge

1 - Mosel
2 - Graacher Panoramastraße
3 - Steil
4 - Weinberge
5 - gerontologische Paradiese
mosel.GIF Dienstag_01.jpg Dienstag_04.jpg Dienstag_05.jpg Dienstag_03.jpg Dienstag_02.jpg

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Re: Hunsrück-Mosel-Donnersberg

Beitrag von bejar » Mi 11. Okt 2006, 11:07

Donnerstag

Durch das Nordpfälzer Bergland zum Donnersberg

Führte mich mein Weg bisher nur in den Nordwesten, so durfte es diesmal der Südosten sein, sofort begleitet von schönem Wetter und komplett anderer Streckencharakteristik.
Nach kurzem Abstecher auf dem Nahe-Radweg geht es flugs auf Nebenstraßen. Von Bären- über Becher-, Hunds- und Jeckenbach hügelt sich der Weg von Örtlichkeit zu Örtlichkeit nach Meisenheim. Nach kurzem Altstadtabstecher führt mich mein Weg aus dem Glantal hinaus. 2 Km mit 8,75% sprechen für sich und lassen den Schweiß von meiner Vladimir Karpets-Gedächtnisfrisur nur so rinnen. Über Reiffelbach, Gangloff, Ransweiler, Schönborn vorbei an bellenden Hunden und mürrischen Einheimischen ist bald Rockenhausen erreicht.
Den Koffeinspiegel wieder auf Normalmaß gebracht, durch sonnendurchflutete Täler folgt der Anstieg nach Falkenstein. Nach anfänglichem Geplänkel im niedrigen Promillebereich erwartet mich im Ort ein pfälzisches Dlouha Louka: 1,08Km mit 12,5%, doch siehe da, eine Baustelle mitten im 20+%-Steilstück. Der sehr, sehr frische Asphalt und ein halber Steinbruch auf der Straße lassen mich schon bald in den Lenker beißen, was angesichts des mir eh schon sekündlich entgegegenkommenden Vorderrades kein Problem darstellt. Anfeuerungsrufe der hiesigen Bauarbeiter bleiben im Zuge reichlichen Bier- und Wurstbrotkonsums leider aus, sodass ich mit meinem Keuschen vorlieb nehmen muss.
Am 'Gipfel' ein Ereignis der besonderen Art: Massageölgeruch und Leute in Wurstpellenhosen lassen keinen Zweifel aufkommen, Radsportler in der pfälzischen Provinz. Nach kurzem Plausch ( und vielen Fragezeichen über ihren Köpfen, was ich denn hier verloren habe ) steht der Höhepunkt der Tour auf dem Tagesplan: der mythische Donnersberg. Nach einigen false flats wird der klassische Donnersberganstieg in Angriff genommen. Der Charakter des Anstiegs muss schließlich gewahrt bleiben (peso). Steil, halbwegs guter Asphalt und absolute Stille...so gelangt man schließlich zum Plateau. Eine konstruierte Türmchensymbiose von Wilhelminischer Žra zu Bonner Republik ist zu bestaunen, ehe ich wieder hinab nach Rockenhausen rolle, ein Zug wartet und der Rheinland-Pfalz-Takt muss ausprobiert werden....

Sodass am Ende 97 Km mit 1814 Hm zu Buche stehen


Bildfolge:

1 - Nordpfälzer Bergland
2 - Donnersberg in der Ferne
3 - Donnerberg mit Puls 180
4 - Vorfreude
donnersberg.GIF Donnerstag_01.jpg dONNERSTAG_02.jpg Donnerstag_06.jpg Donnerstag_03.jpg

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