Donnerstag 21.9.2006
Heute sollte nun also unser persönlicher Stelviotag sein. Natürlich war unser Quartier auch bewusst in Prad gewählt, denn dieser Anstieg hatte es uns irgendwie angetan und die 48 Kehren mussten einfach sein. Die Befahrung von der lombardischen Seite sprich Bormio haben wir uns für dieses Jahr vorgenommen, aber berufsbedingt ist das momentan leider noch zeitlich eine sehr wackelige Geschichte.
Die Anstrengungen der ersten 3 Tage wurden von der Vorfreude kaschiert aber ein Gedanke, dass es nicht schaffbar sein würde kam eigentlich niemals auf.
Ohne große Einrollphase ging es also gleich hinein. Bis Gomagoi war die Strecke ja vom Weg nach Sulden bekannt, doch nun begann zumindest radmässiges Terra incognita.
Da wir die ganze Sache auch aus Respekt vor dem Anstieg piano angehen wollten, wurde gar nicht erst versucht dicker zu treten sondern gleich 30x25 aufgelegt.
Bis Trafoi sahen aber einige Gleichgesinnte trotzdem schon mal unser Hinterrad. Manche waren natürlich auch tourilike bepackt. Hut ab wenn die so gut oben angekommen sind.
Andere hatten sich aber wohl schon im ersten Drittel übernommen, es war doch ziemlich warm, und fielen, nachdem sie anfangs mit locker 5 km/h Geschwindigkeitsüberschuss und grimmigen Gesicht vorbeizogen ohne mal zu grüßen, später keuchend wieder hinter uns zurück.
Ein erhebendes Gefühl.
Wir hatten uns vorgenommen nicht abzusteigen unterwegs. Die Versorgung während der Fahrt aus Sattel- bzw. Trikottasche wurde dafür u.a. auch schon perfektioniert.
Es lief auch ganz gut, der Puls pegelte sich nach den kurz hinter Trafoi folgenden Rampen auf ein erträgliches Maß ein.
Selbstverständlich war es anstrengend aber solche gleichmäßigen Berge liegen mir einfach.
Da dies allerdings der längste Anstieg des Urlaubs war spulten sich natürlich auch wieder paar Lieder im Kopf ab.
Meine Freundin mag das außerdem nicht so wenn man sich beim Bergauffahren unterhält.
Die Franzenshöhe kam in Sicht und mit das berühmteste Panorama dieser Gegend in Form der Wand mit den Kehren tat sich vor uns auf.
Hach manchmal ist man aber auch so leicht zu begeistern.
Anhalten kam aber nicht in Frage, der Willen wurde nun aber in Gedanken an die fehlenden 500Hm bis zur Passhöhe noch mal richtig beansprucht.
Auch das letzte Stück wurde geschafft, den Bergwertungssprint musste ich nach einem hinterhältigen Angriff auf den letzten Metern an
abgeben.
Damit war unsere längste Steigung ever am Stück ohne Abzusteigen mit 1.840Hm nach knapp 2,5h geschafft.
Ein Trubel hier oben bei dem schönen Wetter. Locker 70-80 Motorräder in verschiedenen Reihen waren da aufgestellt.
Und da war er. Der berühmte ?Magst a Wurscht? Mann.
Jedoch hatte er von 2 Anderen Konkurrenz bekommen und so entwickelte sich ein lautstarkes Buhlen um die anwesende Kundschaft.
Irgendwo stolz auf das Erreichte wurden die Speicher aufgefüllt, das Passschild fotografiert (im Nirvana) und kurz mal die Souvenirshops begutachtet.
Um zum Ausgangspunkt zurückzukommen wurde der Weg über den Umbrail in Angriff genommen. Dieser war kaum befahren und kam bis zum Erreichen der Baumgrenze sehr urig daher. Die 200Hm Naturstraße waren ein Erlebnis. Wenn auch kein entspanntes, denn wie durch ein Wunder blieben die Reifen trotz ausgewaschenen Rinnen, spitzen Steinen und allerlei anderem Geröll heil.
Mit den uns zwischendurch überholenden Mountainbikern hätte ich gern das Material kurz getauscht aber das war bald vergessen und nach weiterer Abfahrt durch wunderbare Landschaft wurde Sta. Maria in der Schweiz erreicht. Ok da waren wir ja schon die ganze Zeit, denn die Grenze ist ja an der Passhöhe des Umbrail.
Nun machten sich aber doch die Anstrengungen des Tages bemerkbar und so wurden die restlichen km ohne große Attacken absolviert.
Nach kurzer Regeneration im Liegestuhl vor der Ferienhütte war klar, dass die folgenden Tage bei vernünftiger Herangehensweise schaffbar sein müssten.
An diesem Tag blieben 64km und 1.863Hm auf dem Tacho stehen.
Die folgenden Bilder passen, wenn auch nicht vom gleichen Tag, thematisch dazu.