Mittwoch 27.9.2006
Der Belastungstest gestern war erfolgreich und so wurden noch 2 Hammerteile für die beiden letzten Tage angepeilt.
Durch den Bericht von KetteLinks neugierig geworden machten wir uns auf den Weg nach Prutz.
Es waren um die 15øC bei allerdings Nieselregen als wir zur Mittagszeit am Ortsausgang die Räder bereitmachten. An die ganzen Zipperlein hatte ich mich gewöhnt und so waren wir frohen Mutes jedoch unwissend was die kommende Herausforderung angehen würde.
Auf den ersten 15km ging es mit ein paar steileren Abschnitten knapp 600 Hm bergan.
Dabei rollt man durch kleinere Ortschaften immer in Südrichtung durch ein langgezogenes Tal der Sonne entgegen. Theoretisch zumindest denn es nieselte ja.
Auch hier folgte wieder eine Mautstation. Oben auf dem Gletscher war ja schließlich ein Skigebiet wie wir später noch hautnah erleben sollten.
Es war doch trotzdem ziemlich idyllisch. Bis vielleicht auf die 5-Tonner der Forstgesellschaft die wohl nicht mit unserer Anwesenheit gerechnet hatten.
Links und rechts schöne Almwiesen rollten wir auf zu erkennende Staumauer zu.
Hier türmten sich nun ziemlich heftige Serpentinen auf und die auf der Straße stehenden Kühe schauten uns ungläubig an was das wohl für Bekloppte sind die sich da beim Bergauffahren verbiegen.
Na jedenfalls oben angekommen kam sogar zum ersten Mal an diesem Tag die Sonne zum Vorschein. Die nächsten 7-8 km zogen sich nun minimal wellig auf der linken Seite des Sees entlang; die rechte war gesperrt.
Bis hierher waren 27km und über Hm zurückgelegt.
Wir fühlten uns recht gut. Doch Übermut tut selten gut und so kam die Bescherung auf den nächsten 12-13km.
Die waren hammerhart und zwischendurch hatte ich doch mal ne echte Krise mit kurzen Gedanken abzusteigen. Nach einem Gel gingïs dann wieder besser aber so was schweres waren wir bis dahin noch nicht gefahren.
Ok wir kannten ja den Mortirolo noch nicht.
Es ging immer höher und auf 2.100m tauchten wir sogar in die Wolken ein und es wurde immer kälter. Mittlerweile warïs eine reine Willensfrage. Die Ereignisse der letzten Tage foderten auch nun langsam ihren Tribut. Ein Lied in Endlosschleife auf den Lippen kämpften wir uns vorwärts.
Die Geschwindigkeit war schon lange im einstelligen Bereich.
Auf dem ganzen Hinweg begegneten wir vielleicht max. 10 Autos und an einer Steilstelle kam uns ein anderes Pärchen mit Mountainbikes und dem Ausruf: ?Mit dem Rennrad. Bravo und weiter so!? entgegen.
Das motivierte noch mal doch auch hier waren insgesamt glaube ich über 20 Kehren zu überwinden. Der Weg zog sich und mit dem letzten Quäntchen Saft kamen wir schließlich um die letzte Kurve von Kehre 1 auf knapp 2.750m an.
Die Pistenraupe die den Hang schon mit Naturschnee präparierte verstärkte noch das schnell reinziehende Kältegefühl. Zwei halbgefrorene Riegel und eine Banane sowie ein ?Kaltgetränk? später waren wir bereits so ausgekühlt, dass trotz aller Thermosachen nach ein paar Fotos schnellstmöglich der Rückweg angetreten wurde.
Eine Anzeige am Gletscherrestaurant zeigte 3øC war aber auch sehr windgeschützt.
Nun also fix in die Abfahrt aber bei diesen Temperaturen war das eine Tortur.
Trotz 2 Paar Handschuhe übereinander konnten wir kaum den Lenker halten.
Aller 1-2km mussten wir erst mal anhalten und die Hände reiben und aufwärmen. Richtig laufen lassen ging bei dieser Kälte dann beileibe auch nicht.
Apropos laufen lassen am liebsten hätte ich es so gemacht wie von Paul Kimmage in seinem Buch ?Raubeine rasiert? auf einer Giroetappe bei der Abfahrt von ein Pass nach dem Wintereinbruch beschrieben.
Das hab ich mich dann aber doch nicht getraut.
Auf knapp 2.000m durchstießen wir nun endlich wieder die Wolkendecke und es wurde schlagartig wärmer. Kurze Zeit später waren es wieder fast 15øC und Sonne und nun konnte noch mal eine kurze Verschnaufpause eingelegt werden.
Wieder sehr schönes Ambiente ringsherum und so gingïs ganz entspannt zurück zum Stausee.
Die Serpentinen von da aus hinunter waren noch mal etwas tricky. Die kühe standen nun mitten auf der Straße und wer weiß schon ob die auch stehen bleiben wenn man da angerauscht kommt.
Nach 76km und 1.974Hm war der Parkplatz wieder erreicht und nach der Ankunft in Prad waren die dann eingenommenen Vitamina in Form von 5-jährigem dominikanischen Rum wohl mehr als verdient.