Sonntagsausfahrt (GP Schwarzwald)

Hier kannst du reinschreiben, was du auf deinen Touren alles erlebt hast
Benutzeravatar
mikel
Beiträge:739
Registriert:Mi 7. Sep 2005, 13:46
Wohnort:Markranstädt
Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von mikel » Mo 11. Jun 2007, 17:17

Was für einen Grund hat die Teilnehmerbegrenzung auf 250 Starter?

Benutzeravatar
Barus
Plappermaul
Beiträge:5168
Registriert:Sa 7. Mai 2005, 15:35
Name:Enrico Friedrich
Wohnort:Leipzig
Kontaktdaten:

Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von Barus » Mo 11. Jun 2007, 17:46

Das hatte vermutlich logistische Gründe. Immerhin gab es auf der großen Runde sechs Verpflegungsstellen, die vornehmlich auf den Gipfeln positioniert waren. Dort gab es ausreichend Getränke (stilles Wasser, Apfelsaftschorle, isotonisches Gebräu, Cola...) und auch etwas für die Zähne/Zahnlosen (Hefezöpfe, Mohnkuchen, Riegel, Gulaschsuppe, Brot, Bananen, Aprikosen...). Einfach unglaublich.
Außerdem wurde an den Kontrollpunkten nicht 'gestempelt', da jeder Teilnehmer einen Transponder hatte.
Auch hatte man nicht einen Starterbeutel voller Werbung, sondern auch mit nützlich Sachen. Der Kulturbeutel ist wirklich gut und kostet allein schon 23 Euro...
Dann waren auch noch zwei Riegel und zwei Gels dabei.

Benutzeravatar
peso
Übungsleiter
Beiträge:6641
Registriert:Fr 13. Mai 2005, 11:00
Name:Peter
Wohnort:Sonneberg
Kontaktdaten:

Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von peso » Mo 11. Jun 2007, 21:42

Belchen

Die Abfahrt vom Schauinsland ist aus der Gegenrichtung ein gefürchtetes schmales und sehr steiles Sträßchen: der Stohren. Durch den dazu recht schlechten Belag war sie eher kein Genuß. Denselben behinderten auch zwei Kraftfahrschleicher, von denen der eine immerhin auf einem geraden Stück kurz hielt und uns passieren, der andere allerdings nur sinnlos sein Horn tröten ließ, als Wilfried in einer Spitzkehre innen vorbeirauschte. Als auch von unten ein PKW in einer Kuve auftauchte, verzögerte unser "Führungsfahrzeug" so stark, daß ich es vor lauter Schreck etwas zu gut mit meiner Vorderradbremse meinte und sich das Hinterrad schon ein gutes Stück vom Boden hob.

Unvermittel folgte der nächste Anstieg. Von den "Großen Vier" der leichteste. Von 600 m geht es erneut auf > 1000 m, allerdings mit lediglich 5,1% im Schnitt. Im unteren Teil fuhren wir ein sehr moderates Tempo, quatschen munter drauf los, und ich ließ mir von Wilfried "seinen" Schwarzwald zeigen. Etwa dieses Schmankerl, mit welchem man drei Kehren zum Gipfel abkürzen kann - das 23%-Schildchen sollte man dabei aber nicht übersehen. Als uns nach und nach doch einige Fahrer überholen, packt erneut der Ehrgeiz seine Krallen aus und läßt uns bei < 6% abwechelnd in der Führung deutlich an Tempo aufnehmen. Und zum ersten Mal geht es mir nicht besonders gut, ganz oben habe ich Probleme, das Rad von Wilfried zu halten. Die paar Meter sind aber bis zur Abfahrt schnell wieder zugefahren.

Erneut sind wir bergab sehr schnell unterwegs, sammeln hier und in der Anfahrt zum Feldberg ein paar Leutchen ein und blasen mit Rückenwind ins Dach der Tour.

Feldberg

Schon oben am Belchen ärgerten sich schwarze Wolken vor die Sonne und verbreiteten plötzlich Nachmittagsstimmung am Berg. Jetzt, am Fuße des Feldbergs, wird es richtig finster, ein paar einsame Regentropfen fallen mir schon fett ins Auge und hinter dem Horizont kracht es gewaltig. Keine fünf Minuten später fahren wir durch ein veritables Sommergewitter. Ein Segen! Hier unten ist der Feldberg nur mäßig steil und als würde mir der Regen osmotisch Kraft zuführen, jage ich die Autobahn hinauf. Dabei zerlege ich vor lauter Ungeschick die Gruppe, als ich mich kurz umsehe, bin ich schon allein. Beinahe erschrocken halte ich ein und klettere dann gemeinsam mit Wilfried weiter. Es wiederholte sich das Spielchen vom Belchen. Erst kann ich noch gut folgen, dann hänge ich mit starren Blick am Hinterrad in zweiter Position. Wir holen ein Zweigespann ein, das von einer Frau beschlossen wird, bei der ich mich frage, wo zum Teufel hier Kraft bzw. Leistung herkommen. Am Ende fährt mir die Gute auch noch (ein Stückchen, immerhin) davon. Über 4 km im oberen Drittel ist der Feldberg allerdings sehr schwer, dazu nervt der Verkehr auf der gefährlich ausgebauten Fahrbahn.

Auf dem Gipfel wird sich diesmal mit guter Gulaschsuppe verpflegt, einem Schweizer, der mit Urvertrauen in die Werbeversprechen von Continental in den Schwarzwald aufgebrochen war, meine Pumpe geliehen und dann, nach bestimmt 20 Minuten, der letzte Riese des Tages verlassen.

150 km und ca. 3500 hm liegen bereits hinter uns.

Über die Hügel

Was jetzt folgt, läßt sich aus der Erinnerung nur schwer differenzieren. Immer wieder sind es 150 - 200 hm, die mal in giftigen Stichen, mal als langezogenes Bergtal auf das Höhenmeterkonto klettern. Hier folgt jetzt endgültig meine Metmorphose vom Bergfahrer zum Flachlandtier. Am Anstieg habe ich echte Probleme, kann mich nicht mehr zwingen, mich zu quälen. Sobald es bergab geht oder auf flacher Strecke ziehe ich an den Bügeln, daß Jan ganz stolz auf mich wäre. Einem sehr starken Bergfahrer begegnen wir auf 100 km bestimmt fünfmal. Er zieht jeweils am Berg davon und wird dann von uns im Tal mit 45 km/h überrollt, während er mit 25 km/h dahinschleicht. Besonders in den 20 km im Urachtal läuft es phantastisch. Unser Flachlandexpress bekommt dann dauerhaften hanseatischen Zuwachs, mit dem wir auch an schnellen Gruppen zu dritt nur so vorbeifliegen.

Irgendwann bemerkt Wilfried, daß mein Hinterreifen schon einen platten Eindruck mache (Im ersten Moment glaubte ich, es sei von mir persönlich die Rede...) und der Hamburger schloß sich an. Ja, das sei schon die ganze Zeit so. Also hielt ich und befühlte das Elend. Da waren vielleicht noch 2,5 Bar auf dem Reifen. Keine Ahnung, wie lange ich schon so durch die Gegend fuhr. Ich sparte mir kurz vor dem Ziel den Reifenwechsel und pumpe lediglich nach, was mich kaum weniger erschöpfte als der nächste Anstieg.

Die auf der Streckenskizze verzeichnete Schleife kurz vor dem Ziel wurde uns dann doch erspart. Nach Triberg setzten wir uns noch einmal von unserem 6-7-Mann-Grüppchen ab und flogen in Ziel.

Der Garmin verzeichnete 258 km und knapp 4800 hm. Deutlich weniger, als man versprochen hatte. Aber ich war, dieses eine Mal, auch nicht böse. Vor allem, weil wir doch noch deutlich unter 10 h Nettofahrzeit blieben.

Fazit

Die dumme Panne und mein viel zu schneller Ritt am Kandel hatten mir den Marathon sehr schwer gemacht. Am Ende war ich völlig erledigt, obwohl ich sicher genug gegessen und getrunken hatte.

Um den Reiz der Streckenführung vergleichen zu können, muß ich schon das Allgäu aus der Erinnerung kramen. Bis auf die Autobahn zum Feldberg hätte die Zunge viel zum frohlockenden Schnalzen gehabt, wenn sie nicht am vertrockneten Gaumen geklebt hätte. 39 EUR (+ 10 EUR Nachmeldung) ist die Veranstaltung auf jeden Fall wert. Ob es auch die 600 km Anfahrt sind, muß jeder persönlich mit ein paar Gläsern Wodka ausmachen
Reißbrett 2016

"Ich bin in diesem Jahr auf noch keiner Ausfahrt schneller als 24 km/h im Schnitt gewesen." (Anonymer Radfahrer, 2005)

"Treffpunkt ist jedenfalls 05:30 an der Uniklinik." (Good old Times)

Benutzeravatar
Winni
kasachische Wurstpelle
Beiträge:4738
Registriert:Fr 22. Jul 2005, 19:40
Wohnort:Connewitz

Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von Winni » Di 12. Jun 2007, 09:29

Holla die Waldfee. Was für ein Ritt.
Für mich wäre es schon am ersten Anstieg ums nackte Überleben gegangen und Peso macht sich nach einem Platten Sorgen um die Platzierung.

Bild

Benutzeravatar
peso
Übungsleiter
Beiträge:6641
Registriert:Fr 13. Mai 2005, 11:00
Name:Peter
Wohnort:Sonneberg
Kontaktdaten:

Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von peso » Di 12. Jun 2007, 17:20

Die Streckenaufzeichnung für Google Earth.
Dateianlage: gps.kml
Reißbrett 2016

"Ich bin in diesem Jahr auf noch keiner Ausfahrt schneller als 24 km/h im Schnitt gewesen." (Anonymer Radfahrer, 2005)

"Treffpunkt ist jedenfalls 05:30 an der Uniklinik." (Good old Times)

Benutzeravatar
lobo
Beiträge:237
Registriert:So 10. Jun 2007, 01:00
Wohnort:Leipzig

Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von lobo » Di 12. Jun 2007, 19:10

Respekt vor dieser Leistung, ich hätte sicherlich auch nach dem ersten Berg im Koma gelegen! Wie lange habt ihr euch darauf vorbereitet?


Benutzeravatar
peso
Übungsleiter
Beiträge:6641
Registriert:Fr 13. Mai 2005, 11:00
Name:Peter
Wohnort:Sonneberg
Kontaktdaten:

Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von peso » Di 12. Jun 2007, 20:05

lobo hat geschrieben:Wie lange habt ihr euch darauf vorbereitet?
Speziell vorbereitet eigentlich überhaupt nicht. Die Entscheidung fiel ja auch sehr kurzfristig.

Aber es waren dieses Jahr bei mir auch schon 51.000 hm. Von den topographischen Anforderungen bin ich auch schon schwierigere Strecken gefahren. Es ist - in meinem Fall - dann die Geschwindigkeit, die "tötet".
Reißbrett 2016

"Ich bin in diesem Jahr auf noch keiner Ausfahrt schneller als 24 km/h im Schnitt gewesen." (Anonymer Radfahrer, 2005)

"Treffpunkt ist jedenfalls 05:30 an der Uniklinik." (Good old Times)

Benutzeravatar
lobo
Beiträge:237
Registriert:So 10. Jun 2007, 01:00
Wohnort:Leipzig

Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von lobo » Di 12. Jun 2007, 20:13

peso hat geschrieben:...Aber es waren dieses Jahr bei mir auch schon 51.000 hm
:o ich weiß garnicht, wie lange ich dafür brauchen würde. Ich muss sagen, Deine sportlichen Leistungen sind schon beeindruckend. Für Deine beschriebene Tour hätte ich früher mit dem MTB sicher 3 Tage gebraucht, schon wegen der Höhenmeter.

Schafft man sowas eigentlich neben dem Beruf(sleben)?


Benutzeravatar
Barus
Plappermaul
Beiträge:5168
Registriert:Sa 7. Mai 2005, 15:35
Name:Enrico Friedrich
Wohnort:Leipzig
Kontaktdaten:

Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von Barus » Di 12. Jun 2007, 20:20

Man lässt Frau und Kinder weg... :roll:

Benutzeravatar
lobo
Beiträge:237
Registriert:So 10. Jun 2007, 01:00
Wohnort:Leipzig

Re: Sonntagsausfahrt

Beitrag von lobo » Di 12. Jun 2007, 20:27

ok, das könnte helfen...


Antworten