Es hat zwar etwas länger gedauert (das Schreiben), dennoch möchte ich Euch diese schöne Strecke nicht vorenthalten.
Jedes Jahr im Sommer fahren wir zu dritt zu einem alten Sportfreund nach München, um uns gemeinsam mit den Fahrrädern in den Alpen auszutoben. Für 2007 stand nun erstmals eine Tour mit den Rennrädern an. Also wurde am Freitag, den 06.07.2007 nach langer Planung voller Vorfreude das Auto beladen und gegen 18.00 Uhr ging es im ICE-Tempo auf der Autobahn gen Süden.
Nach kurzer Pause und einer glücklichen Parkplatzsuche wurde beim späten Abendbrot über mögliche Streckenverläufe diskutiert. Nach dem Argument, dass man ?doch nicht so weit fahre, um sich über Mittelgebirgshügel zu kämpfen, die man bestimmt auch im Erzgebirge finden kann?? fiel die Entscheidung auf Arlbergpass und Bieler Höhe. Da wurde es plötzlich ruhig und der Erste meinte: ?Ich gehe jetzt Zähneputzen!?. Fünf Minuten später war das Licht aus.
6.30 Uhr klingelte wie gewöhnlich der Wecker und nach einem reichlichen Frühstück wurde Punkt 8.00 Uhr im Plusmarkt um die Ecke noch mal bei Bananen, Cola und Fruchtriegeln zugeschlagen. Leider zog sich die Anfahrt bis Landeck dann doch bis 11.00 Uhr hin, da in Garmisch BMW- Motorradwochenende war und einige Biker meinten, ihr Seitenwagengespann mit 45 km/h durch die Gegend tragen zu müssen. Bei uns stieg jedenfalls vor Ungeduld der Testosteronspiegel in kritische Höhen. Beim Ausladen in Landeck ging es dann umso schneller und 11.15 Uhr saßen wir endlich in den Sätteln.
Rechtzeitig gesellte sich die Sonne zu uns und bei aufheiterndem Himmel ging es noch zügig mit leichten Steigungswerten in Richtung Arlberg. Dies sollte sich aber kurz vor dem Ortsende von St. Anton ändern, als die Steigungen steiler und der Atem kürzer wurde. Schnell sprengte sich die Gruppe auf und es dauerte eine Weile, bis ich meinen Rhythmus gefunden hatte. Da habe ich das erste Mal meinen Stolz und den daraus folgenden Verzicht auf das 27er Ritzel verflucht. Zum Glück hielt sich der Autoverkehr im Rahmen, nur in den Tunneln wurde es laut. Schließlich kam ich als Dritter oben an und hatte endlich Zeit zum Verschnaufen + Stärken + Fotografieren. Die Flaschen waren zum Ersten Mal an diesem Tag leer. Die Abfahrt war dann eine Sache von wenigen Minuten und nur in den Tunneln kam leichter Angstschweiß auf. Also ließ man es in der Hoffnung - bei 75km/h nicht überholt zu werden- rollen. Im Tal lief es sehr gut auf der alten Landstraße in Richtung Montafon. In einem kleinen Ort wurden an einem Brunnen die Flaschen wieder gefüllt und man einigte sich auf eine Proviantpause in Schruns. Beim LIDL gingen dann 12 Bananen über den Tresen und die Mitstreiter konnten in einem unbeobachteten Moment neue Sonnencrem‚ auflegen.
Wissend, was nun auf uns zukommt, kurbelten wir die nächsten Kilometer bis Partenen in der Gruppe die leichten Steigungen gemütlich hinauf. Doch sofort hinter der Mautstelle wiederholte sich das Spiel vom Mittag, die Straße wurde steiler und es hieß wieder allein bergan kämpfen. Da erinnerte ich mich an meine Pflichten als Fotograf und legte erstmal eine kurze Pause ein, um die wunderschöne Landschaft für spätere Erinnerungen festzuhalten. Da die Sonne nun schon etwas tiefer stand, fand ich sogar ein schattiges Plätzchen. Und weil die Landschaft sooo schön ist, habe ich diese Pausen dann noch mehrmals auf dem Weg zur Bieler Höhe - quasi zwangsweise - einlegen müssen. Meine Beine haben es mir gedankt.
Just an diesem Wochenende fanden in Schruns die ?Silvretta Classics? statt, und wir wurden von zahlreichen Oldtimern überholt. Auch die Insassen der Fahrzeuge schienen von der Landschaft überwältigt und man sah sich an exponierten Stellen mehrmals wieder. Leider konnte ich mir auf die Frage eines älteren Herrn ?Warum tust Du Dir das an, Jung?? nur ein müdes Lächeln abquälen. Da lagen noch gut 300 hm vor mir. Zum Glück konnten sich die Beine entlang des ersten Stauseeufers etwas erholen, bevor es die letzen der 33 Kehren wiederum steil bergauf ging. Oben angekommen, wurde ich schon von den zwei Bergspezialisten unserer Gruppe erwartet, welche auf dem Freisitz ihr verdientes Weizen in der Sonne genossen. Nach einer Weile kam dann auch unser Freund aus München an und wir saßen uns endorphintrunken gegenüber und grinsten um die Wette. Nun lagen nur noch 45km Abfahrt vor uns. Also hieß es rauf auf den Sattel und abwärts. Nachdem die ersten Serpentinen genommen wurden, ging es fast nur noch auf gerader oder leicht kurviger Strecke bergab und wir staunten nicht schlecht, als nach einer Kurve plötzlich 3 Ponys mitten auf der Fahrbahn der Tempobolzerei Einhalt geboten. Es dauerte ein paar Meter, bis wir aus über 70km/h in Geschwindigkeitsregionen kamen, die ein Ausweichen ermöglichten. Nach diesem Schreck verlief die weitere Abfahrt über Galtür und Ischgl ohne Komplikationen und mit müden Beinen kamen wir gegen 19.15 Uhr wieder in Landeck an.
Fazit:
160km,
2500hm,
6:35h reine Fahrzeit
verbrannte Kalorien: ???
Erholungsphase: für mich mind. 3 Tage ?
Wir haben diese Tour http://www.alpenrennradtouren.de/ttnalpd.html für uns etwas abgewandelt...
Udo
. Die hatten irgendwann "echtes" Mitleid mit mir.