Crossrennen Waldenburg

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Chelm
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Crossrennen Waldenburg

Beitrag von Chelm » So 9. Nov 2008, 20:37

Um meine Erfahrungswerte vom ersten Crossrennen dem breiten Publikum zu offenbaren, will ich mal meinen Kulturschock offenbaren ...

Zu allererst will ich anmerken, dass man für ein Crossrennen den Begriff Vernunft weglassen sollte und körperliche Koordination mit einem Rauschzustand der Besinnungslosigkeit verknüpfen müsste ... oder man lässt es sein :p
Das Crossrennen fand in einer schönen Talsenke im Nordwesten von Waldenburg im dortigen Freibad statt. Landschaftlich sehr schön und auch das Wetter beschenkte die Fahrer und Zuschauer mit etwas Sonnenschein.

Zu allererst hole ich mir wie vor jedem Rennen meine Startnummer und informiere mich bei bekannten Gesichtern über den Zustand der Strecke und mögliche Gefahrenpunkte. Hier ist noch kein Unterschied zum Straßenrennen zu erkennen, allerdings gibt es nun philosophische Beiträge zum Thema: Luftdruck im Reifen und welcher Reifen überhaupt?
Dies ist für einen Laien wie mich natürlich irrelevant, weil man ja eh nur einen Satz Wettkampflaufräder hat und was dort drauf ist wird wohl reichen müssen. Meine Besichtigungstour ließ mich böses Ahnen und so ließ ich von meinen Vittoria XG - Schlauchreifen auch ordentlich Luft ab, womit ich letztendlich mit 2,5 bar im Vorderrad und 3 bar im Hinterrad startete.
Mein Ziel war nicht überrundet zu werden und mir nichts zu brechen, aber am Start sah ich schon einen Karsten Volkmann stehen und da war mir schon klar, dass das Ziel lauten müsste: „eine Überrundung ist okay“.

Der Start des Männerfeldes beginnt 13.00 Uhr ich stehe weit hinten, was mich eigentlich nicht stört, weil ich schon vermute, dass ich es mir lieber einmal anschauen sollte wie die Anderen fahren. Dieser Umstand führt mich zu dem „Glück“, dass ich nach dem schnellen Start, als Vorletzter des 42-mannstarken Feldes in die Singletrail-ähnliche Passage im Wald einbiege. Dort gibt es sofort einen Stau, weil hier 2 Baumstämme als Hindernisse vorhanden sind und schon sammelt man richtig viel Rückstand ein. Zu meinem Pech packe ich noch das Unvermögen dazu, nach der Laufpassage nicht in die Pedale zu kommen und schon bin ich Letzter und nach dem Teilstück habe ich bestimmt 100 m Abstand zum nächsten Fahrer.
Also bin ich mein Rennen gefahren und ich war für meine Verhältnisse echt schnell, dachte ich zumindest … :roll:
Bis jetzt ging es nur bergauf und das mehr oder weniger steil, aber doch extrem Kräfte zerrend. Nach der Passage durch den Wald ging es endlich auf einer Abfahrt bergab, welche durch tiefen Waldboden und danach auf Asphalt mit geschätzten 7-8% Gefälle führte, dummerweise muss man in diesem Gefälle rechts auf eine Wiese springen und das im 90° Winkel, welcher mit einer 10-15 cm hohen Stufe gespickt ist und am Ende dieser Kurve steht ein Baum … also wirklich vom feinsten, besonders, wenn man bedenkt, dass beim Einfahren die Stelle mit 15 km/h kein großes Problem war, nun hat man aber 30-35 km/h drauf …
Am Ende der Wiese fährt man eine Kehre, welche mich über den Parkplatz zurück zum Asphaltgefälle führt und am Eingang des Freibades endet. Doch vom Asphalt biegt man jetzt auf eine leicht schlammige Wiese ein. Die besseren Fahrer habe das ohne Bremsen mit bestimmt 40-50 km/h geschafft. Ich mache das natürlich „etwas“ langsamer … ich bin doch nicht geistesgestört. Was sich dann später ändert. :D
Nach der Wiese kommt eine kurze Rampe, welche ich problemlos nehme um mich in eine nach links abfallende Wiesenabfahrt zu stürzen, welche mich schon wieder zu einer Rampe führt. Danach schlängelt man sich über ein Weg-Wiesen-System zu Start und Ziel.

Das war meine erste Runde und ehrlich gesagt, habe ich nicht wirklich darauf geachtet, wie viele Runde jetzt noch folgen werden, weil ich bin mein Rennen gefahren und rechnete nicht mit Glücksmomenten. Meine katastrophale Technik gepaart mit guter Ausdauer ließ mich doch einige Leute einholen und das hauptsächlich in den bergauf Passagen. Mit zunehmender Renndauer wurde ich auch mutiger und so bremste ich auch weniger und versuchte mehr und mehr Hindernisse zu überspringen, was mich in der 90°-Kurve in der Abfahrt zu einer fast Kollision mit dem Baum führte. 5 Runden vor Ende überrundeten mich auch endlich ein paar Fahrer, und die waren nicht nur schnell … gegen die war ich eine Schnecke mit 3 Flaschen Wodka in der Blutbahn … wie ein Volkmann bzw. Wettig die Kurven genommen haben, da konnte ich nur Staunen … lange habe ich Sie auch nie gesehen. Bei einer Überrundung durch einen nachfolgenden Fahrer stürzt dieser genau vor mir in der Kehre vor dem Parkplatz und ich falle über
ihn, zumindest fällt man bei Stürzen weich war so einer kurzer Gedanke während des Rennens. Mittlerweile habe ich einige Fahrer überholt und werde zunehmend mutiger und begreife wie ich schneller durch manche Passagen komme. Am Ende komme ich sogar zu dem „Vergnügen“ einen Fahrer zu überrunden, aber in der für mich letzten Runde holt mich die Spitze ein zweites Mal ein. Ich bin am Ende bester Fahrer aus der Leipziger Umgebung und vielleicht unter die ersten 30 gekommen, aber genau weiß ich es nicht.

Letztendlich ein krasse Erfahrung: Die guten Leute fahren Querfeldein … ich habe eher eine touristische Waldbesichtigung absolviert, aber die 50-55 Minuten sind echt intensiv, wie kaum etwas anderes. Die rutschenden Reifen und die interessanten Froglegs-Bremsmanöver sind im Renntempo echtes Neuland gewesen. An die Haftgrenze meiner Reifen bin ich nicht gekommen, dazu passt auch der Spruch vom Steffen:„Stefan fährt die Kurve wirklich am langsamsten von allen.“ Hier noch ein paar Bilder.
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Re: Crossrennen Waldenburg

Beitrag von peso » So 9. Nov 2008, 21:58

Inspirierend. :anbetung:

Volkmann...? :anbetung: :anbetung:
Reißbrett 2016

"Ich bin in diesem Jahr auf noch keiner Ausfahrt schneller als 24 km/h im Schnitt gewesen." (Anonymer Radfahrer, 2005)

"Treffpunkt ist jedenfalls 05:30 an der Uniklinik." (Good old Times)

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Re: Crossrennen Waldenburg

Beitrag von Charlie » Mo 10. Nov 2008, 00:14

will auch!!!!

so ist es bei den MTB rennen, die ich gefahren bin auch, ok, runden gab es nur bei dem EBM, aber dieses gefühl, wie ein bekloppter durch die gegend zu rasen, sich wundern wie andere das machen, die bremsen glühen lassen, bei scheibe ja möglich, obwohl die profis rollen lassen. einfach nur geil. ich denke die plazierung ist da doch nebensächlich, oder?

:anbetung:

wenn ich da schon an die Mad East denke, mit nem satz über die grenze, auf wiesen voll am anschlag in der bafahrt, mehr in der luft als am boden :liebe: (ok, ist alles MTB, aber beim crosser ist das bestimmt auch so)

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Re: Crossrennen Waldenburg

Beitrag von Uhle » Mo 10. Nov 2008, 08:14

:hut: :hut: :hut:
c.

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Re: Crossrennen Waldenburg

Beitrag von Chelm » Mo 10. Nov 2008, 08:28

Charlie hat geschrieben:Ich denke die plazierung ist da doch nebensächlich, oder?


Naja ... Letzter werden will ich nun nicht :roll:

Aber ich muss ehrlich sagen, dass man als Straßenfahrer flexibel wie eine Bahnschranke ist, denn ich hatte in den engen, technischen Passagen echte Probleme, aber ich wollte ja crossen um meine Fahrtechnik zu verbessern. Ohne das berühmte Popometer ist es echt schwierig, weil man keine Erfahrungswerte hat, wo es mit der Haftung zu Ende ist.
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Sebastian
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Re: Crossrennen Waldenburg

Beitrag von Sebastian » Mo 10. Nov 2008, 11:58

bild 9947:
chelm du tier ;)
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Re: Crossrennen Waldenburg

Beitrag von Floeri » Mo 10. Nov 2008, 12:06

:anbetung: Hervorragend berichtet Chelm :anbetung:

Du gibst es Dir also auch im Winter :D , wobei es ja so warm war, dass Du Deine Armlinge ausgezogen hast :cool: . Hast Du die dem Volkmann gegeben? ;)

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Re: Crossrennen Waldenburg

Beitrag von Winni » Mo 10. Nov 2008, 13:14

Super Bericht. Einiges davon kommt mir aus den MTB Rennen schon bekannt vor. Allerdings stimmt es mich für nächsten Sonntag nicht sonderlich euphorisch. Mal sehen, wie es in der Hobbyklasse abgeht. :rolleyes:

Hab in den Tragetest der letzten Tage auch gemerkt, dass man da den Puls ordentlich hochtreiben kann :pfeif:
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Re: Crossrennen Waldenburg

Beitrag von peso » Mo 10. Nov 2008, 14:00

Sind das die "EA70 X Tubular" ?

Wie fährt sich der Schlauchreifen im Vergleich zur Drahtvariante?
Reißbrett 2016

"Ich bin in diesem Jahr auf noch keiner Ausfahrt schneller als 24 km/h im Schnitt gewesen." (Anonymer Radfahrer, 2005)

"Treffpunkt ist jedenfalls 05:30 an der Uniklinik." (Good old Times)

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Re: Crossrennen Waldenburg

Beitrag von Chelm » Mo 10. Nov 2008, 17:38

peso hat geschrieben:Sind das die "EA70 X Tubular" ?

Wie fährt sich der Schlauchreifen im Vergleich zur Drahtvariante?

Ja es sind die EA 70 X tubular. Durch den Latex-Schlauch in den Vittorias fahren sie sich unglaublich angenehm. Das Abrollverhalten ist bei gleichem Luftdruck weicher als bei den Drahtreifen.
Wobei die eigentlichen Vorzüge der Schlauchreifen merkt man erst bei schwierigen Passagen wie den Rampen und den schrägabfallenden Abfahrten. Auf Waldwegen oder Straße ist der Unterschied nicht vorhanden.


@Floeri: Wir hatten dort 14-15°C. Ich kann garnicht verstehen, dass dort manche "lang-lang" gefahren sind ... mir war eigentlich schnell warm.
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