Wunstorfer Steinhuder Meer-RTF / Marathon

Hier kannst du reinschreiben, was du auf deinen Touren alles erlebt hast
Antworten
Benutzeravatar
Floeri
hyperaktiv¹
Beiträge:6596
Registriert:Mi 9. Mai 2007, 01:00
Wohnort:Hannover
Kontaktdaten:
Wunstorfer Steinhuder Meer-RTF / Marathon

Beitrag von Floeri » Mo 29. Jun 2009, 11:00

Der Steinhuder Weserbergland Marathondes RSC Wunstorfoder wie blackdevil Bergefahren lernt

Dieses Wochenende gab es in Niedersachsen wieder einen Leckerbissen-Marathon mit etwas mehr hm, als in der Heide. Morgens um 04.30 klingelte am Sonntag bei Blackdevil und Floeri der Wecker und ich war, na klar, sofort hellwach und freute mir Hummeln in Bauch, nicht nur wegen der imposanten Natur, die wir heute zu sehen bekommen werden, sondern auch ob der vorausgesagten Temperaturen und trockenem Wetter mit Sonneneinwirkung.
Ich hatte den Marathon fest im Visier und Blackdevil wollte sich an den 110km probieren. Gilt es doch langsam aus den Flachetappen mal einen längeren Berganstieg zu meistern für meine Frau.

In Wunstorf eingeschrieben, wurden die Räder fahrbereit gemacht. Ich habe mich mal wieder mit den Celler Bergfahrern verabredet, so dass wir uns pünktlich um 07.00 Uhr auf den über 200km langen Weg um das Steinhuder Meer in das Weserbergland und zurück nach Wunstorf machten. Wieder dabei war Conny, der 69jährige Marathonspezialist aus Bad Harzburg, 6facher Weltmeister im Skilanglauf (der Senioren?), der nebenbei die Strecke mit uns begann und abschloss.

Knapp 30km bliebe uns bis zu den ersten hm zum Warmfahren, wobei wir schon um die frühe Uhrzeit 18 Grad auf die Strasse bekamen. Mit 8 Männern starteten wir in 2er-Reihe, wobei jedes Paar am Anfang freiwillig mind. 5km vorne fuhr. Keine 20 Minuten vergangen, dann brauste der Marathonexpres mit den „profis“ der Region an uns vorbei : „Fahrt rechts ran, sofort !“ „Achtung, packt Euch an die Seite!“...Das Geschrei verebte und diese langezogene Linie an stampfenden Füßen und Männern verklumpe schnell nach dem Überholvorgang wieder zu einer Masse...ja ja, Überholvorgänge liegnen in der Natur der Sache jenseits der 40km/h und werden danach wieder stilvoll runtergebremst, damit noch Kraft für den Rest der 200km vorhanden bleibt.
Diese Truppe hatte leider einen Schwarm von weiteren Marathonis an unsere Fahrgemeinschaft herangeführt. Knapp 20 Menschen hingen nun hinten dran. Leider waren auch 4 Triathleten dabei, die sich dem Lutscherdasein nicht anfreunden konnten und uns überholten. Mein rechts fahrender Nachbar grinste und meinte nur: „Jetzt geht es rund, denn die können naturgemäß nicht Gruppe fahren und allein zu viert haben sie gegen unsere Gruppe nie eine Chance weg zu kommen.“ Recht hatte er: Vorbei kommen ist die eine Sache bei einer Gruppe, aber dann die Geschwindigkeit halten und die gesamte Gruppe nicht aufhalten, die zweite.
So musste es kommen, das die 4 bei jeder Geraden (!) wieder aufgefahren wurde, allerdings gingen wir da nicht in den Windschatten und nur an Hügeln kamen die wieder weg. Diese 4er-Gruppe verleitete nun immer mehr Pedaleure sich denen anzuschließen. Ein wilder Haufen (de)formierte sich; keine Zweierreihe, sondern ein Hauen und Stechen wie bei einem Radrennen kurz vor dem Ende. Wir hatten mittlerweile Rückenwind und es wurde immer schwieriger dieser Truppe nicht hinten rein zu fahren. In einem Dorf ging es bergab und in 2erreiher mit 50 hinunter. Plötzlich fuhr neben mir eine dritte Reihe und ein Auto kam entgegen. Der Typ neben mir flehte mich verzweifelt an, dass ich ihn reinlassen solle. Ich schrie ihn an, dass er die gesamte Gruppe in große Gefahr bringt mit seiner asozialen Fahrweise und er lieber ganz hinten sich platzieren möge.
....wir sind übrigens in Dreierreihe an dem Fahrzeug vorbeigekommen.... Vor uns war immer noch das Triathlonpelethon, das plötzlich auseinanderstob, da 2 sich angerempelt haben. Ein Geschrei war die Folge mit Kraftausdrücken, die mir in dieser Gruppe jedes Weiterfahren unmöglich gemacht hätte. Aber radfahrer sind ja einiges gewohnt anscheinend.Bei einer weiteren Abfahrt in einem Dorf verlor dann ein Triathelt eine Flasche, die er ausnahmslos hinten am Sattel befestigt hat. Nun wurde es den Cellern zu viel und die deftigen Worte bekam der Sportler deutlich zu hören. An der Labestelle warteten nun alle, bis wir wieder starteten, da wir vorne für das Tempo gesorgt haben. Wir hielten aber sogleich am Wegesrand und beratschlagten, wie wir ohne den Haufen weiterfahren können. Allein diese Pause reichte aus, dass aus den 30 Fahrern nur noch 10 übrig blieben, so dass wir weiterfahren konnten, ohne uns dieser undisziplinierten Horde unterwerfen mussten. Bis ca. km 120 dauerte diese anstrengende Fahrt.

Hier ging es nach Goldbeck hoch, kontinuierlich 14km mit über 350hm. Irgendwie sah es im Weserbergland aus wie im Schwarzwald auf der Alm. Saftige Wiesen, dunkle kühle Wälder, große Kühe, kleine Schafe...das macht den Reiz einer RTF aus und dabei so gut wie kein Autoverkehr. Unsere Gruppe zerplatzte natürlich und die schnellen fuhren schnell einen Vorsprung heraus. Letztes Jahr wurden hier die Fotos der Marathonteilnehmer gemacht, so dass wir natürlich akkurat gestylt den heißen Bereg empor fuhren. Leider wurde hier nicht geknipst. Dafür waren wir von der heißen, schwülen Luft so was von durchgeschwitzt, das ein Sprung in einen Bergsee, dasselbe Ergebnis gebracht hätte. Oben gab es eine Verpflegung und nach weiteren 50hm wurden wir mit einer spektakulären Abfahrt belohnt.
Es wurde wärmer an der Weser, wir hatten sogar Glück, dass der Gegenwind auf Null sich reduzierte, so dass wir flott Richtung Schaumburg vorankamen. Die Papenburg war zu Zeiten der Niedersachsenrundfahrt immer wieder eins der spektakulären Berganfahrten, da in der Länge und Steilheit selbst der Harz nichts vergleichbares zu bieten hat.
Wir wurden in unserer Konzentrations-, vielleicht auch Mediationsphase rüde von einem rücksichtslosen Autofahrer gestört. Er überholte die Zweierreihe in einem Abstand, der ausgereicht hatte, dass er nie wieder Auto hätte fahren dürfen, wenn die Polizei Zeuge gewesen wäre. Mich touchierte sein Rückspiegel und alle anderen vor mir bekamen den Luftzug der keine 10 cm entfernten Karosserie zu spüren. Unser linker Flügelmann wurde noch mal ordentlich geschnitten, so dass er fast mit seinem Vorderrad das Heck des KFZ abbekommen hatte. Ich denke, das es schwer geworden wäre, die Radfahrer zu bändigen, wenn er angehalten hätte.
Naja, ist nichts passiert und evtl Latkatwerte waren verpufft, so dass nun die Paschenburg erobert werden konnte. Kurz vor dem Berg sammelten wir wieder 3 Radfahrer aus der Trümmertruppe ein, u.a. einen Jungspund, der schon das nds. Marathontrikot in XXS trug. Der rollt also schon länger diese langen Touren, ließ es sich aber nicht nehmen, als wir kurz vor dem Anstieg aufgrund eines entgegenkommenden Autos an einer Kreuzung „Stop“ gerufen haben, zwischen der 2er-Reihe durchzupreschen, um zuerst an den Berg zu gelangen. Ein Grund mehr, nur mit bekannten Gesichtern solche Strecken zu fahren.
Die Papenburg bin ich bei der Lauenauer RTF letztes Jahr schon gefahren. Da hatte ich dann 150km gefahren, wobei ich danach tot war. Also war der Respekt vorhanden. Blue Endorfin blieb ruhig, während ich langsam die Ritzel 14, 15 bis 24 hochsschaltete. Ich fuhr fast den gesamten Berg im Stehen mit einer TF von max 70. Irgendwie klappte alles wunderbar, zwar glühten die Oberschenkel ein wenig, aber das Krampfen und die Kraftlosigkeit waren einfach nicht vorhanden. Der Weg bohrt sich förmlich in diesen Berg, schlangenmäßig windet er sich am Abhang empor und der Radfahrer kann, wenn er noch einen Blick bei 180+ Puls hat, eine wunderschöne Aussicht auf Weser und Umgebung erleben und genießen. Erst wollte ich an den 3 vorderen Fahrern dran bleiben, aber dann habe ich mich auf diese schöne Fleck Erde konzentriert und bin gleichmäßig hochgestapft. Dann kommt das Highlight: 19%-Schild. Die, die den Berg das erste Mal fahren, steigen hier ganz gerne mal ab, vor allem nach 160km in den Beinen. Blue Endorfin war total sanft zum Bergmops, gab ruhig das Zeichen, jetzt in den Rettungsanker 27 zu schalten und Ruhe zu bewahren. Ok, 184 Puls heißt bei mir wahrlich noch Ruhe, allerdings haben die letzten hm höllisch geschmerzt.
Wie müssen sich die Radrennfahrer der Nds.-Rundfahrt fühlen, wenn die hier 3mal hochfahren müssen. Grischa Niermann trainiert hier regelmäßig mit dem großen Kettenblatt, der alte Hannoveraner.
Ein kleines Stück ging es runter, dann hatten wir die letzte Kontrollstelle erreicht.

Ich ließ mich stempeln und checkte mal einfach so das Handy, ob blackdevil schon etwas von sich gegeben hat, wie „mir ist langweilig, beil Dich bitte“, oder „ich bin schon nach Hannover zurück, ruf mich an, ich hole Dich dann ab“. Eine sms war zu erkennen, auch von ihr war sie: „Bin verrückt und fahre 155km. Habe noch 40km vor mir. Crazy blackdevil :).
Nun ja, ich kam wieder zu mir, als die Celler mich geschüttelt haben, warum ich solche Anbetungsversuche am Starssenrand Richtung mein Handy mache. Ich erzählte ihnen von der sms und die Jungs von der Kontrollstelle hörten nicht mehr auf zu lachen, denn sie meinten, dass sie erst vor einer halben Stunde hier losgefahren wäre und gebeten hat, mir nichts zu sagen. Sie war im übrigen nur eine von 3 Frauen, die diese Tour gefahren ist und wenn man bedenkt, dass sie erst vor 4 Wochen das erstem Mal in ihrem Leben mehr als 100km am Stück gefahren ist, dann ist das schon mal ein besonders starkes Stück. Ich rechnete schnell durch 30 Minuten Vorsprung, 40km Länge, d.h. sie hat 10km geschafft. Man sieht ganz gut, wie ich alle dazu animiert habe, mit Druck zu fahren, denn 5km vor dem Ziel sind wir blackdevil aufgefahren. Ich habe sie natürlich bis ins Ziel begleitet und ihr mehrmals auf den Rücken geklopft :liebe: .

Das ist die eigentliche Geschichte dieser RTF, denn nun kann ich immer Marathon fahren, denn meiner Frau steht es seit gestern frei, welche Strecke sie wählt....oder anders ausgedrückt: Will sie am Startort warten, oder nicht!?


Bilder folgen, sind noch nicht online, Veranstalter hat auch welche gemacht.
Dateianhänge
GPS_20090629_Steinhuder Meer-Weserbergland Radmarathon.png

Benutzeravatar
sippe
Pain Face
Beiträge:3369
Registriert:Mi 18. Mai 2005, 13:17
Name:Sebastian Staeubert
Wohnort:Leipzig, Bitterfeld

Re: Wunstorfer Steinhuder Meer-RTF / Marathon

Beitrag von sippe » Mo 29. Jun 2009, 13:03

Gut geschrieben! Und Glückwunsch an Blackdevil! :daumen:
"will halt auch dabeigewesen sein"-Fahrer :-D

Benutzeravatar
Eckehard
Beiträge:329
Registriert:So 22. Mai 2005, 20:33
Wohnort:Leipzig
Kontaktdaten:

Re: Wunstorfer Steinhuder Meer-RTF / Marathon

Beitrag von Eckehard » Mo 29. Jun 2009, 19:16

Die RRL entwickelt sich zur Kaderschmiede!

Benutzeravatar
Floeri
hyperaktiv¹
Beiträge:6596
Registriert:Mi 9. Mai 2007, 01:00
Wohnort:Hannover
Kontaktdaten:

Re: Wunstorfer Steinhuder Meer-RTF / Marathon

Beitrag von Floeri » Di 30. Jun 2009, 09:00

Hier ist nun der Bericht der Celler Fortunen und die Bilder dazu.

Bild
blackdevil ist noch ein wenig in den Träumen, morgens um 06.15 :schnarch:
Bild
Die Männer in rot nebst dem 69jg. Conny ganz rechts waren meine Begleiter auf diesem Marathon. Der Hoilländer entschloss sich die 110km zu absolvieren.
Bild
Bei solchen Zügen sollte man die Zweierreihe beherrschen, was leider hier nicht jeder konnte :(
Bild
...daher habe ich mal ein wenig Druck gemacht und bin vorne gefahren, denn da ist das Risiko am geringsten. Ok, die Celler hatten vorher den Zug angeführt :pfeif:
Bild
Ich glaube, hier sagte man mir, dass es noch 160km bis zum Ziel sind :meise:
Bild
Fans jubelten uns zu. Oder Opa musste diesen Sonntag aufs Enkelkind aufpassen und wurde von Oma aus dem Haus verbannt :rotfl:
Bild
Das Weserbergland ist schon schön :liebe:
Bild
Die Paschenburg :o ist in Sicht
Bild
...und wir haben alle Respekt :keks:
Bild
grandiose Aussicht für die anstrengende Bergbesteigung
Bild
ob da blackdevil schon an die 150km gedacht hatte? :keks:

Antworten