Ronde van Vlaanderen 2010

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Frank
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Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von Frank » Mo 5. Apr 2010, 11:23

zunächst ein paar Bilder, Bericht folgt später
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ich war da.jpg
der Beweis
Flanders Tech.jpg
Härtetest für's Material
intensive Vorbereitung.jpg
intensive Vorbereitung
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peso
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Re: Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von peso » Di 6. Apr 2010, 10:53

Du bist an der Kappelmur abgestiegen? :o

Ok...Chronistenpflicht...bin auf den Bericht ja sowas von gespannt. :)

* Welche Reifen bis du gefahren?
Reißbrett 2016

"Ich bin in diesem Jahr auf noch keiner Ausfahrt schneller als 24 km/h im Schnitt gewesen." (Anonymer Radfahrer, 2005)

"Treffpunkt ist jedenfalls 05:30 an der Uniklinik." (Good old Times)

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Re: Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von Frank » Di 6. Apr 2010, 12:30

peso hat geschrieben:Du bist an der Kappelmur abgestiegen? :o

Ok...Chronistenpflicht...bin auf den Bericht ja sowas von gespannt. :)

* Welche Reifen bis du gefahren?
Peter, dort sind alle abgestiegen
ich sage mal so: die Muur-Kappelmuur lässt sich eigentlich ganz gut fahren, die Straße ist im Ort eigentlich schon relativ steil, problematisch ist eher, dass es extrem schmal ist, hatte ich so nicht erwartet; es gab Stau, und dann musste ich absteigen; bevor aber der richtig steile Abschnitt an der Kapelle kommt, war es kurzzeitig flacher, da haben einem die Zuschauer beim aufsteigen geholfen
also wenn man alleine dort wäre, könnte man ohne Weiteres hochfahren
edit: das Bild ist ja praktisch hinter der Kapelle aufgenommen, wenn man schon wieder in der Abfahrt ist

nachdem ich mir nun auch das Profirennen auf Video angesehen habe, musste ich bei den Kommentaren ein wenig schmunzeln, am besten fand ich den hier: "liebe Zuschauer, das Kopfsteinpflaster hier ist nicht das, was sie aus ihrer Fußgängerzone kennen" :lol:
dem ist nichts hinzuzufügen :pfeif:

vom Material her war ich perfekt ausgestattet: 25 mm Tufo-Schlauchreifen (vorne 6 bar, hinten 7 bar) auf den exzellenten Ambrosio-Nemesis-Felgen :daumen: :daumen:
als Übersetzung hatte ich 34/25, was ausreichend war, ein paar Zähne hinten mehr hätten am Paterberg oder Koppenberg auch nichts genützt, da waren einfach zu viele Leute, außerdem ziemlich matschig durch den Regen

gefallen haben mir der Oude Kwaremont und der Molenberg
der erste ist nicht steil, zieht sich aber eklig in die Länge, bei abartigem Pflaster (s. Eurosport-Kommentar), der zweite nicht sehr lang, schönes Pflaster, nicht ganz so steil wie der Paterberg, aber doch ganz ordentlich, schöne Anfahrt, sehr idyllisch :liebe:


später mehr
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Re: Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von sippe » Di 6. Apr 2010, 21:43

Schöne Aktion. :daumen:
Hört sich so an, als ob die Petersbergrunde bzw. Abstecher nach Sachsen-Anhalt die ideale Vorbereitung auf dieses Rennen sind.
Nachdem es ein "Amstel-Gold im Muldental" gibt, wäre es doch einen veregneten Nachmittag wert, eine "Flandernrunde in Anhalt" zusammenzuklicken! ;-)
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Re: Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von bejar » Di 6. Apr 2010, 22:11

@sippe: Als würde es dazu nicht bereits Projekte in diversen Schubladen geben ;) --hat sich nur noch nie jemand ernsthaft getraut, das auch umzusetzen :)

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Re: Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von Winni » Di 6. Apr 2010, 22:18

Ich würde mitkommen - jetzt wo ich neue Flaschenhalterhülsen im Rahmen habe.
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Re: Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von Frank » Mi 7. Apr 2010, 08:24

Als bekennender Liebhaber der klassischen Eintagesrennen hatte ich mir vorgenommen, nach dem Amstel Gold Race auch mal die Strecke der Flandern-Rundfahrt zu befahren. Nachdem es 2008 und 2009 aus gesundheitlichen Gründen nicht geklappt hatte, sollte es dieses Jahr nun so weit sein. Voller Übermut meldete ich mich Anfang Januar für die 150 km Strecke an, in der Hoffnung auf einen milden Winter und viele Trainingskilometer. Daraus wurde ja dann nichts....
Ein wenig aufgeregt war ich dann schon, als ich mich Karfreitag auf den Weg nach Flandern machte - bei strahlendem Sonnenschein. Die Wetterprognosen verhießen aber für den Samstag nichts Gutes - 95% Regenwahrscheinlichkeit und starker Wind. Nun ja, perfekte Bedingungen für einen Klassiker. im Hotel wurde die Vorfreude dann noch weiter gesteigert, denn 13 der 14 Zimmer waren mit Radfahrern belegt, der Konferenzraum wurde daher kurzerhand zur Fahrradwerkstatt umfunktioniert. Es folgten die üblichen Gespräche, welche Strecke fährst du, ist die Muur wirklich so steil usw. Die Engländer hatten sich vorgenommen, die lange Strecke zu fahren - Respekt!
Über Nacht setzte dann auch der Regen ein, hörte dann aber auf und es kam sogar die Sonne raus. So ging es dann um 8.00 Uhr auf die Strecke. Damit auch gleich richtiges Klassikerfeeling aufkommt, fing dann aber nach ca. 10 km der Regen an, natürlich frischte der Wind auf. Zum Warmwerden gab es dann auch gleich zwei schöne lange Plasterabschnitte. In Oudenarde war die erste Verpflegungsstelle. Dort ist man praktisch durch eine riesige Lagerhalle durch und wurde mit Essen und Isostar versorgt. Problematisch war, dass es dort schön warm war, man aber dann mit den nassen Klamotten wieder in die Kälte rausmusste :bibber: Danach folgte ein etwa 10 km langer Radweg - schnurgerade, schmal, der Wind immer schön von schräg vorn :ohnmacht: Keine Chance, sich im Feld zu verstecken.
Nach ca. 50 km ging es dann aber richtig los, der erste Anstieg stand auf dem Programm: der Kluisberg. Nichts besonderes, wird nach hinten raus aber immer steiler. Es folgte eine schöne Abfahrt und dann gleich der Knokteberg (schon schwieriger zu fahren) und schließlich der Oude Kwaremont. Das ist nun wirklich ein Anstieg, der die Ronde zu etwas Besonderem macht. Er zieht sich ewig in die Länge, ist nicht besonders steil (4% im Schnitt), aber das Plaster. Überall saßen sie am Straßenrand und haben ihre Schläuche gewechselt, Trinkflaschen flogen aus den Halterungen... Wenn man denkt, man hat es überstanden, geht es noch mal 1 km so weiter. Herrlich! Damit es nicht langweilig wird, kam gleich danach der Paterberg. Hier war dann schieben angesagt, erstens war es wirklich steil, zweitens war es nass und drittens waren einfach zu viele Radfahrer da. Einige Verrückte haben es tatsächlich versucht, bis hoch zu fahren, mussten aber dann doch irgendwann aufgeben - die sind einfach umgekippt. Zum Glück hatten sie schon Absperrgitter aufgestellt, denn da konnte man sich dran festhalten beim Hochlaufen. Ist nämlich gar nicht so einfach mit Radschuhen :lol:
Der Paterberg war überstanden, gleich danach dann so etwas wie der Höhepunkt - der berühmte Koppenberg. Man sieht schon sehr lange die VIP-Zelte, man kennt das aus dem Fernsehen. Unten am Fuß des Berges hatten sich schon genügend Zuschauer postiert, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollten. Nach einer scharfen Rechtskurve geht es auch gleich zur Sache :ohnmacht: Es folgte das gleiche Spiel wie am Paterberg, absteigen und schieben. Immer wieder hörte man die Rufe der Verrückten, die sich durch die schiebenden Radfahrer kämpten. Man müsste mal allein bei gutem Wetter einen Versuch unternehmen, ohne Absteigen hochzufahren. Unter den Bedingungen am Samstag war es nicht möglich.
Der Kurs schlängelte sich dann durch die nähere Umgebung von Oudenarde. Plattenwege wechselten sich mit Plasterpassagen ab. Einmal ging es so mit ca. 2% ein paar Kilometer bergan, wind immer schön von vorn. Dann folgte eine Linkskurve, aber Zeit zum Ausruhen bei Rückenwind gab es nicht, weil wieder eine schöne lange Plasterpassage eingebaut wurde. Am Taaienberg (mit Plaster) musste ich auch wieder absteigen, aber nur weil ich das falsche Hinterrad erwischt hatte. Der Typ vor mir eierte ziemlich herum, so dass ich dann aus dem Pedal musste. Aufsteigen ist aber dann nur noch schwer möglich. Erstaunlich gut fahren ließ sich der Molenberg. Hier ging es ohne Absteigen. Berendries und Tenbosse waren eher unspektakulär, nicht so richtig steil und mit Asphalt. Gut, anstrengend war es durchaus nach nunmehr 130 km. Schließlich dann Geraardsbergen. Hier sind wir an einer Kreuzugn vor dem Ort gesammelt worden, es wurden für einige Zeit die größeren Kreuzungen entweder für die Radfahrer oder für die Autos freigegeben. Dadurch ist eine Gruppe bestehend aus ca. 500 Radfahrern auf die Muur zugefahren. Man hat uns etwas anders geleitet als die Profis, also nicht über den Marktplatz. Erstaunlicherweise geht es im Ort schon sehr steil zur Sache. Ich habe versucht, das Tempo der Gruppe mitzugehen, bekam aber leichte Krämpfe im Oberschenkel. Die Muur selbst erwies sich als ziemlich schmal, wieder wahnsinnig viele Zuschauer :augenreib: Durch den Flaschenhalseffekt kam es unweigerlich zum Stau - also wieder absteigen und schieben. Die Zuschauer halfen aber beim Aufsteigen, so dass ich den letzen Abschnitt fahren konnte. Das war schon ein erhebender Moment :anbetung: . Das war in meinem Radfahrerleben überhaupt die längste Tour - da war ich schon etwas stolz, es soweit geschafft zu haben. Hier ist eigentlich die Ronde entschieden. Es geht dann nur noch bergab, über dn Bosberg, der aber kein großes Hindernis mehr darstellt. Also nun doch mit Rückenwind nach Ninove ins Ziel. Nachdem es zwischenzeitlich sogar mit Regnen aufgehört hatte, setzte nach der Zieldurchfahrt ein Wolkenbruch ein, der bis in den späten Abend nicht aufhörte. Daher habe ich dann darauf verzichtet, mir die üblichen Werbegeschenke und das Finisher-T-Shirt zu holen. Ich wollte nur noch ins Hotel unter die Dusche. Also wieder zum Auto (das Thermometer zeigte 5 °C an :bibber: ), ins Hotel und als Belohnung eine riesige Portion Nudeln und ein kühles Leffe. :prost:

Fazit:
Direkt danach dachte ich, wer sich wohl so einen kranken Sch..ß antut, aber heute würde sofort wieder hinfahren. Es war alles perfekt, das Material (kein Defekt), das Wetter, die Strecke - einfach alles! Beim nächsten Mal mit besserer Form :pfeif:

Strecke mit An-/und Abfahrt: ca. 170 km
Schnitt: ca. 22 km/h
Zuletzt geändert von Frank am Mi 7. Apr 2010, 09:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von Frank » Mi 7. Apr 2010, 09:05

bejar hat geschrieben:@sippe: Als würde es dazu nicht bereits Projekte in diversen Schubladen geben ;) --
davon habe ich auch schon gehört ;)
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Re: Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von Chelm » Mi 7. Apr 2010, 15:55

Super Bericht. Ich konnte es mir den "Spaß" richtig vorstellen ;)
Frank hat geschrieben:aber heute würde sofort wieder hinfahren. Es war alles perfekt, das Material (kein Defekt), das Wetter, die Strecke - einfach alles! Beim nächsten Mal mit besserer Form :pfeif:
Naja, es gibt doch noch andere nette Klassiker: Mailand-San Remo; Paris-Roubaix; Liege-Bastogne-Liege; Lombardei-Rundfahrt. ;)
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Re: Ronde van Vlaanderen 2010

Beitrag von peso » Mi 7. Apr 2010, 16:09

Da hattest du wirklich Glück mit dem Wetter. :)

Hach, ich würde auch sehr gerne...aber eben die Anstiege auch auf dem Rad und nicht zu Fuß erklettern. Da wird man wohl mal außerhalb des flandrischen Wochenendes die Strecke abfahren müssen.
Reißbrett 2016

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"Treffpunkt ist jedenfalls 05:30 an der Uniklinik." (Good old Times)

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