Berchtesgadener Radmarathon 2010
Verfasst: Sa 19. Jun 2010, 20:27
Hallo miteinander,
nach den freundlichen Mitleidsbekundungen zu meinem halbrunden Erinnerungstag, möchte ich euch mit einem kleinen Bericht Dank sagen.
Nachdem eine Familienfeier nicht auf dem Programm stand und auch möglichst vermieden werden sollte, kam der Berchtesgadener Radmarathon an diesem Tag gerade recht.
Also Freitag Abend Freundin und Cotopaxi eingeladen, dazu für jeden ein Rad und mit 160 Richtung Alpen gedüst. Kurz nach Mitternacht Ankunft auf einem sehr schönen Campingplatz bei Bad Reichenhall, noch ne Flasche Wein geöffnet und dann endlich Augen zu.
Wir waren alle ziemlich breit von einer stressigen Arbeitswoche, also hieß es ausschlafen. Samstag dann gemütlich gefrühstückt, in die Stadt geradelt, um die Startunterlagen zu holen und Mittagschlaf auf der Wiese vorm Zelt. Die Sonne schien, als war bestens. Wanderung am Nachmittag? Ja, aber bitte nur ne kleine. Es wurde eine sehr kleine, die bald schon bei Café und Kuchen endete. Über uns brauten sich schon dicke Gewitterwolken zusammen, gerade rechtzeitig erreichten wir wieder das Auto.
Abends stand natürlich die Pastaparty in der Kurhalle auf dem Programm, allein das Ambiente dieser Veranstaltung macht den Radmarathon einzigartig. In meiner Erinnerung waren die Nudeln und Soßen 2007 noch um einiges besser. Offenbar muss aber auch im reichen Bayern gespart werden.
Mit Regen gingen wir in die Nacht und träumten von trockenen Straßen…
Sie wurden sogar Realität, denn bis auf die ganz hohen Streckenabschnitte sollte es am Sonntag trocken bleiben, zumindest bis wir das Ziel erreichten.
5:30 wecken, 6:45 zum Start gerollt, 7:30 Start in vier Blöcken im Abstand von 5min. Vorn die Favoriten, dann die Alpencupteilnehmer und dann die anderen je nach selbstgewählter Richtzeit. Mein Ziel: unter 7h bleiben auf 191km und rund 3600Hm.
Zügig ging es los, zunächst flach, schnell bildeten sich Gruppen und bald war der erste ernsthafte Anstieg in die Ramsau mit bis zu 12% erreicht. Hier hieß das Motto: Ruhe bewahren und Rhythmus finden. Ziemlich locker wurden die 500Hm weggedrückt. Watzmann und Hochkalter zum Greifen nah, nur leider im Nebel, umkurvten wir den Hintersee und rollten mehr oder wenig fix Richtung Berchtesgaden und Rossfeldpanoramastraße. Dafür mussten in der Gruppe Kräfte gespart werden, was bei 35 bis 50kmh mehr oder weniger gelang. Einige Experten mussten unbedingt Attacken fahren, nicht zufällig waren sie dann aber die ersten, die am Rossfeld Stehversuche veranstalteten.
Das Rossfeld fuhr sich besser als erwartet. 13km, 1150Hm, bis 13% - nach 58min war es bezwungen. Schnell Flaschen gefüllt, Blase geleert, Weste übergestreift und in die Abfahrt „gestürzt“. Zunächst breite Straße, später eine Art Hohlweg, meist grober aber guter Belag, Vmax 77kmh. Mehr hab ich mich nicht getraut. Cotopaxi hatte ne 92 auf der Uhr stehen. Wahnsinniger!
Nach der Abfahrt rollte eine Gruppe von etwa 30 Fahrern zusammen, die ganz gut harmonierte. Gemeinsam erreichten wir den nächsten größeren Hügel, das Schwarzeck. Klickklickklick machte es um mich herum. Bei effektiv 12% sahen wir die ersten 300m schnurgerade vor uns aufsteigen, gefühlt waren das dadurch eher 15%. Nach einiger Zeit fuhr ich vorn aus der Gruppe raus und erreichte die nächste. Labe rechts liegen gelassen und ab in die Abfahrt. Leider verlor ich hier gleich zu Beginn meine volle Trinkflasche. Die nächsten 30km trocken zu fahren, war mir zu heiß. Also abgestiegen und Flasche gesucht. Die schnellere Gruppe war natürlich weg und hat mich vielleicht am Ende 10 bis 15min gekostet, vielleicht. Denn vielleicht war es auch ein Wink des Himmels. Zwei aus der verpassten Gruppe wählten nämlich in der Abfahrt den Weg über die Leitplanke…
Noch 5km lang versuchte ich die Gruppe einzuholen, aber keine Chance. Also Beine hoch, Geschwindigkeit von 35 auf 25 gedrosselt und 20km allein gerollt. In Bad Reichenhall nach 110km kam endlich von hinten die nächste Gruppe und nahm mich mit. Uff. Zwar lagen jetzt die größten Anstiege und 2000Hm hinter uns, aber es folgten noch Hügel, Hügel, Hügel… Die Addition machts. 2007 war ich hier mächtig eingebrochen, diesmal ging es gut.
Irgendwann wähnt man sich schon im Ziel, da folgt noch ein Highlight: hinter einer Kurve ein versteckter Anstieg zu einem Dorf. Nur 100m lang, dafür etwa 16% steil – hier ist Volksfest. Riesige Kuhglocken hauen dir hier fast die Ohren weg, verdrängen aber kurz das Brennen in den Beinen. Das ist kurz darauf auch egal. Nur noch 10km, alle geben ihr letztes, zu zehnt fliegen wir mit 40 bis 50 Sachen Richtung Ziel. Es geht um die goldene Ananas – also wird auch ins Ziel gesprintet. Geiles Gefühl. Eine Tafel Schokolade hilft mir die Augen wieder gerade zu biegen, ein Hungerast drohte, ich hatte wohl ein Gel zu wenig zu mir genommen.
Am Ende steht eine Zeit von 6:35 auf der Uhr, 29er Schnitt. Nur 15min langsamer ist Cotopaxi, dafür sieht er um einiges entspannter aus. Wir sind sehr zufrieden. Es folgen ne ausgiebige Dusche, ein Sektchen auf den Ehrentag, ein Radler auf das Rennen und Erdbeertorte und Bratwurst für den leeren Magen!!! Gegen 16 Uhr öffnet der Himmel wieder seine Schleußen – Glück gehabt.
Den Abend geben wir uns in einem bayerischen Bierzelt zum ersten WM-Spiel der Deutschen. Draußen geht weiter die Welt unter.
Nicht viel besser beginnt der Montag, so dass die geplante Watzmannbesteigung leider ausfallen muss. Richtung Heimat wird es dann immer besser, nachmittags zurück in LE scheint die Sonne. Mit erstaunlich lockeren Beinen gelingt uns abends noch eine Cossi-Umrundung. Ein gelungener Ausflug.
Bis bald
nach den freundlichen Mitleidsbekundungen zu meinem halbrunden Erinnerungstag, möchte ich euch mit einem kleinen Bericht Dank sagen.
Nachdem eine Familienfeier nicht auf dem Programm stand und auch möglichst vermieden werden sollte, kam der Berchtesgadener Radmarathon an diesem Tag gerade recht.
Also Freitag Abend Freundin und Cotopaxi eingeladen, dazu für jeden ein Rad und mit 160 Richtung Alpen gedüst. Kurz nach Mitternacht Ankunft auf einem sehr schönen Campingplatz bei Bad Reichenhall, noch ne Flasche Wein geöffnet und dann endlich Augen zu.
Wir waren alle ziemlich breit von einer stressigen Arbeitswoche, also hieß es ausschlafen. Samstag dann gemütlich gefrühstückt, in die Stadt geradelt, um die Startunterlagen zu holen und Mittagschlaf auf der Wiese vorm Zelt. Die Sonne schien, als war bestens. Wanderung am Nachmittag? Ja, aber bitte nur ne kleine. Es wurde eine sehr kleine, die bald schon bei Café und Kuchen endete. Über uns brauten sich schon dicke Gewitterwolken zusammen, gerade rechtzeitig erreichten wir wieder das Auto.
Abends stand natürlich die Pastaparty in der Kurhalle auf dem Programm, allein das Ambiente dieser Veranstaltung macht den Radmarathon einzigartig. In meiner Erinnerung waren die Nudeln und Soßen 2007 noch um einiges besser. Offenbar muss aber auch im reichen Bayern gespart werden.
Mit Regen gingen wir in die Nacht und träumten von trockenen Straßen…
Sie wurden sogar Realität, denn bis auf die ganz hohen Streckenabschnitte sollte es am Sonntag trocken bleiben, zumindest bis wir das Ziel erreichten.
5:30 wecken, 6:45 zum Start gerollt, 7:30 Start in vier Blöcken im Abstand von 5min. Vorn die Favoriten, dann die Alpencupteilnehmer und dann die anderen je nach selbstgewählter Richtzeit. Mein Ziel: unter 7h bleiben auf 191km und rund 3600Hm.
Zügig ging es los, zunächst flach, schnell bildeten sich Gruppen und bald war der erste ernsthafte Anstieg in die Ramsau mit bis zu 12% erreicht. Hier hieß das Motto: Ruhe bewahren und Rhythmus finden. Ziemlich locker wurden die 500Hm weggedrückt. Watzmann und Hochkalter zum Greifen nah, nur leider im Nebel, umkurvten wir den Hintersee und rollten mehr oder wenig fix Richtung Berchtesgaden und Rossfeldpanoramastraße. Dafür mussten in der Gruppe Kräfte gespart werden, was bei 35 bis 50kmh mehr oder weniger gelang. Einige Experten mussten unbedingt Attacken fahren, nicht zufällig waren sie dann aber die ersten, die am Rossfeld Stehversuche veranstalteten.
Das Rossfeld fuhr sich besser als erwartet. 13km, 1150Hm, bis 13% - nach 58min war es bezwungen. Schnell Flaschen gefüllt, Blase geleert, Weste übergestreift und in die Abfahrt „gestürzt“. Zunächst breite Straße, später eine Art Hohlweg, meist grober aber guter Belag, Vmax 77kmh. Mehr hab ich mich nicht getraut. Cotopaxi hatte ne 92 auf der Uhr stehen. Wahnsinniger!
Nach der Abfahrt rollte eine Gruppe von etwa 30 Fahrern zusammen, die ganz gut harmonierte. Gemeinsam erreichten wir den nächsten größeren Hügel, das Schwarzeck. Klickklickklick machte es um mich herum. Bei effektiv 12% sahen wir die ersten 300m schnurgerade vor uns aufsteigen, gefühlt waren das dadurch eher 15%. Nach einiger Zeit fuhr ich vorn aus der Gruppe raus und erreichte die nächste. Labe rechts liegen gelassen und ab in die Abfahrt. Leider verlor ich hier gleich zu Beginn meine volle Trinkflasche. Die nächsten 30km trocken zu fahren, war mir zu heiß. Also abgestiegen und Flasche gesucht. Die schnellere Gruppe war natürlich weg und hat mich vielleicht am Ende 10 bis 15min gekostet, vielleicht. Denn vielleicht war es auch ein Wink des Himmels. Zwei aus der verpassten Gruppe wählten nämlich in der Abfahrt den Weg über die Leitplanke…
Noch 5km lang versuchte ich die Gruppe einzuholen, aber keine Chance. Also Beine hoch, Geschwindigkeit von 35 auf 25 gedrosselt und 20km allein gerollt. In Bad Reichenhall nach 110km kam endlich von hinten die nächste Gruppe und nahm mich mit. Uff. Zwar lagen jetzt die größten Anstiege und 2000Hm hinter uns, aber es folgten noch Hügel, Hügel, Hügel… Die Addition machts. 2007 war ich hier mächtig eingebrochen, diesmal ging es gut.
Irgendwann wähnt man sich schon im Ziel, da folgt noch ein Highlight: hinter einer Kurve ein versteckter Anstieg zu einem Dorf. Nur 100m lang, dafür etwa 16% steil – hier ist Volksfest. Riesige Kuhglocken hauen dir hier fast die Ohren weg, verdrängen aber kurz das Brennen in den Beinen. Das ist kurz darauf auch egal. Nur noch 10km, alle geben ihr letztes, zu zehnt fliegen wir mit 40 bis 50 Sachen Richtung Ziel. Es geht um die goldene Ananas – also wird auch ins Ziel gesprintet. Geiles Gefühl. Eine Tafel Schokolade hilft mir die Augen wieder gerade zu biegen, ein Hungerast drohte, ich hatte wohl ein Gel zu wenig zu mir genommen.
Am Ende steht eine Zeit von 6:35 auf der Uhr, 29er Schnitt. Nur 15min langsamer ist Cotopaxi, dafür sieht er um einiges entspannter aus. Wir sind sehr zufrieden. Es folgen ne ausgiebige Dusche, ein Sektchen auf den Ehrentag, ein Radler auf das Rennen und Erdbeertorte und Bratwurst für den leeren Magen!!! Gegen 16 Uhr öffnet der Himmel wieder seine Schleußen – Glück gehabt.
Den Abend geben wir uns in einem bayerischen Bierzelt zum ersten WM-Spiel der Deutschen. Draußen geht weiter die Welt unter.
Nicht viel besser beginnt der Montag, so dass die geplante Watzmannbesteigung leider ausfallen muss. Richtung Heimat wird es dann immer besser, nachmittags zurück in LE scheint die Sonne. Mit erstaunlich lockeren Beinen gelingt uns abends noch eine Cossi-Umrundung. Ein gelungener Ausflug.
Bis bald
