Alpencross 2010

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pappie
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Alpencross 2010

Beitrag von pappie » Fr 13. Aug 2010, 15:34

1. Etappe - Tag der Platten

Es ist 2 Uhr und mein Wecker meldet sich lautstark zu Wort. Nun geht es also endlich los. Am vorherigen Abend konnte ich vor Aufregung kaum einschlafen, deshalb mussten 2h Alibi-Schlaf ausreichen.
3 Uhr steht Franz mit dem Auto vor der Tür, also Fahrrad aufs Dach, Rucksack und Tasche in den Kofferraum und ab zu Julia. Gegen 9 Uhr kommen wir nach einer ruhigen und störungsfreien Fahrt bei meiner Tante in Murnau an. Dort erwartet uns ein frisch gedeckter Frühstückstisch, über welchen wir direkt herfallen. Nach der Mahlzeit heißt es Umziehen, Rucksack entgültig packen und Rad fahrbereit machen.
Nachdem diese Vorbereitungen abgeschlossen und alles im, auf dem Hof geparkten, Auto verstaut ist, verlassen wir nun also endlich auf 2 dünnen Reifen rollend das Grundstück und bewegen uns in Richtung Garmisch. Es sind übrigens etwa 23°C und herrliche Sonne bei klarem Himmel. Alles ist Perfekt und wir sind bei guter Laune!

Dieses Hochgefühl wärt allerdings nicht lange, denn bereits nach ca 1000m ist mein Hinterrad platt...Was ist denn da los?
Nach kurzer Fehler-Analyse komme ich zu dem Ergebnis, dass der Reifen mit der Tubeless-Milch scheinbar doch nicht dicht hält (dazu muss ich sagen, dass ich letztere erst einen Tag vor der Abreise montiert habe, dazu noch zum allerersten Mal und ausschließlich mit den Videos von notubes. Eventuell war das doch etwas töricht :pfeif: aber die Schuld liegt nicht ausschließlich bei mir...). Also bewege ich mich gehend zurück zu meiner Tante. Toller Beginn, aber die gute Laune bricht noch nicht ab. Wir sind weiterhin guten Mutes.

Bild

Dort stecke ich einfach einen Schlauch über die Milch und pumpe auf, was anderers blieb mir ja eh nicht übrig.
Mittlerweile ist es 11 Uhr, als wir uns wieder aufmachen. Diesmal komme ich immerhin ca 5km weit, bis der Reifen wieder platt ist. Die Frage war, wie zum Teufel ist der Platten jetzt wieder passiert?!
Die Stimmung sank allmählich doch.
In meiner Hilflosigkeit rief ich dann meinen Dad an, welcher mich dann mit dem Auto nach Garmisch in den Radladen fuhr (Meine Eltern waren gerade glücklicherweise auf der Durchreise bei meiner Tante zu gast, wollten einen Tag später nach Hause fahren). Dort stellte sich dann heraus, dass das Notubes-Felgenband wohl nicht für Schläuche geeignet ist und ich einen Fehler bei der Notubes-Montage Hinterradreifen gemacht hatte (zu wenig geschüttelt, keine Flocken). Typischer Anfängerfehler. Naja war dann auch nicht mehr zu ändern.

Also orderte ich noch fix 2 Ersatzschläuche und ein zusätzliches Felgenband für das Vorderrad (falls dort das selbe passiert). Meine zwei Mitstreiter traf ich dann am Garmischer Bahnhof, wo sich heraus stellte, dass die kurz vor Garmisch nochmal umgedreht sind, weil Julia ihre Regenjacke verloren hatte.
Letztendlich starteten wir also mit 2,5h Verspätung von Garmisch aus Richtung Landeck. Erste Demotivation zeigten sich.

Nach diversen Navigationsschwierigkeiten und Umwegen fanden wir dann den Radweg in Richtung Ehrwald, welcher uns in erste Abstecker auf asphaltlosen Untergrund schickte. In Ehrwald plünderten wir ersteinmal den Supermarkt, denn seit dem Frühstück hatten wir eine Banane gegessen und es war bereits nach 15 Uhr.
Nach Ehrwald erwartete uns nach pausenlosen Verfahrern im Wald der Aufstieg zum Fernpass über einen alten Römerweg, vorbei an Bieberwier. Inzwischen war es 16.30 Uhr, nachdem Franz auf dem besagten Weg einen Platten durch einen Siptzen Stein hatte. Uns dämmerte bezüglich seiner Reifenwahl schlimmes (Speedking Supersonic). Mehr dazu im Verlauf der Etappen ;)

Langsam standen wir vor einem echten Zeitproblem, denn unser Hotel in Landeck hatte unseren Zimmerschlüssen in einem Nachbarsgeschäft platziert welches machte 18 Uhr zumachte (Mittwoch ist in dem Hotel Ruhetag, also kein Personal anwesend). Per Rad würden wir das Niemals mehr schaffen, was uns zu der Entscheidung drängte, noch vor dem Fernpass den Bus zu nehmen... erste Zweifel an unserer Alpencrosstauglichkeit kamen auf.
Wie sollten wir das schaffen, wenn wir am ersten Tag schon den Bus nehmen?! Aber es war nichts zu machen, wir waren dazu gezwungen.
Die Busse in Österreich sind übrigens sehr "lustig", Fahrräder sind auf einer Art Senkrechtem Fahrradträger am Heck zu platzieren und die Busfahrer nehmen das Festschrauben der Träger auch nicht sonderlich ernst ... was hatten wir Angst um unsere Schätze :o

Bild

Aber alles ging einigermaßen gut, die verschiedenen Busse kosteten halt blos insgesamt etwa 10 eur. Trotz der motorisierten Unterstützung kamen wir erst 19 Uhr am Hotel an. In dem Geschäft war alles dunkel, das Hotel abgeschlossen. Was nun?

Da standen wir nun: total kaputt, demotiviert und übermüdet (immerhin waren wir seit 17h auf den Beinen). Unsere Fragen in den Nachbargeschäften brachten nix produktives hervor. Wir verzweifelten.
Immerhin kam zwischendurch ein Hotelgast, der uns schonmal in das Haus hineinlies. Das brachte uns aber auch nicht weiter, da wir ja trotzdem keinen Zugang zu unserem Zimmer hatten.
Wir fanden uns mit dem Gedanken ab, ein anderes Hotel suchen zu müssen.
Doch dann geschah ein Wunder: Wir hatten doch noch wenigstens einmal Glück an diesem Tag!!! Die Hotelbesitzerin kam just in dem Moment, wo wir unsere Rucksäcke aufsetzten um von Dannen zu fahren. Die Nacht war gerettet!

Also bezogen wir unser Dreibett-Zimmer, duschten im Eiltempo und schlangen eine Pizza in der benachbarten Pizzeria hinter (wärenddessen es übrigens zu Regnen begann :augenreib:).
Irgendwann gegen 22 Uhr fielen wir dann völlig Entkräftet in unsere Betten, schauten noch Nachrichten und schliefen ein.

Im späteren Verlauf sollte ich allerdings herausstellen, dass das bei weitem nicht die härteste Etappe war. Sie war halt eigentlich zum Einrollen gedacht :lol:

...Nur warscheinlich die mental anstrengenste... :cool:

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=yhbkrzyqttsfqbuh
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Re: Alpencross 2010

Beitrag von pappie » Fr 13. Aug 2010, 15:35

2. Etappe - feucht fröhlich, mit steilem Ende

Es regnet. Das ergibt der erste Blick aus dem Fenster, nachdem 8 Uhr der Wecker klingelte.
Vor dem Frühstück gehen wir erstmal in den Supermarkt und kaufen uns Saft und Bananen. Ersteren gab es übrigens auch beim Frühstück, nur "leicht" verdünnt und echtes Nutella war auch nicht vorhanden. Aber wir wollten ja nicht ningeln, das Hotel war halt günstig und die Zimmer in Ordnung :daumen:.

Der Regen stellte uns vor die Frage: Was nun?
Nach der Beratung mit dem Herr des Hauses, der über das Wetter in den Alpen gut bescheid wusste, entschieden wir uns für die Milchmädchen-Variante, welche uns durch das Paznauntal nach Ischgl führte. Die normale Route befanden wir bei dem Wetter als unschaffbar und viel zu gefährlich.

Nachdem wir nun zum ersten Mal unsere Sachen wieder eingepackt hatten, traten wir in Regenklamotten bei leichtem Nieselregen (ja er nahm glücklicherweise ab, als wir losfuhren) den Weg zum Zielort Bodenalpe an.
Noch in Landeck hörte es komplett auf zu regnen, sodass das meiste Nasse von unten kam. Leider fuhren wir in Landeck ungelogen drei Mal im Kreis, bis wir den richtigen Weg mit Hilfe eines sehr netten Herren fanden, der uns gleich noch ein paar Tips für unsere weitere Route gab. Er war selber mehrfacher Transalpler.

Endlich ging es voran und wir machten uns auf, den ersten "Berg" den Tages zu überwinden. Hinter diesem mussten wir aufpassen, den Abzweig in das besagte Paznauntal nicht zu verfehlen. Sonst wären wir, entgegen unseres Plans, doch auf die längere Route geraten. Nach einer kurzen Abfahrt, die uns die Kälte ordentlich bis auf die Knochen hereinwehte, führte uns die Talstraße durch eine lange Tunnelfahrt. Drei Kilometer lang rasten Autos dicht an unseren Lenkern vorbei. Es war laut und muffig, nicht sehr toll für Radfahrer. Aber: es war WARM und das war für uns das Entscheidende :lol:. Ich hätte niemals gedacht, dass ich das mal sagen würde: aber ich war froh, dass es in den Tunneln wieder Bergauf ging, da wir dadurch nicht frieren mussten und etwas abtrockneten.

Doch alles nützte nichts, irgendwann ging unser Tunnelabenteur zu Ende und wir strampelten wieder unter freiem Himmel. Oh Wunder, es begann just in dem Moment den Verlassens mit Regnen. Uns blieb aber auch garnichts erspart.
Mit der Zeit wurde der Regen dann immer stärker, die Straßen waren teilweise überflutet. Überall her kam Wasser und bereits nach 5 Min waren wir trotz Regenklamotten komplett durchnässt. Unsere Handschuhe konnten wir aller 2 Min auswringen, sodass sie wieder ein Kilo leichter wurden (je Handschuh :pfeif:). Wir schwammen quasi mehr, als wir fuhren...

Immerhin ging es weiter stetig leicht bergauf, was uns die Kälte nicht so extrem spüren lies. Franz steckte die Bedingungen am besten weg, er machte die ganze Zeit das Tempo. Julia und ich hingen hinten dran, unsere Beine schriehen nach einer Pause, unsere Körper nach wärme. Doch Anhalten kam nicht in Frage, denn aus Erfahrung kühlte man aus und der Tritt ist weg. Auch Hunger bekam ich langsam, doch Essen wollte ich irgendwie nicht. Jede Bewegung erschien mir überflüssig.

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Erste Anzeichen des berühmten Hungerasts machten sich allerdings breit und ich zwang mich doch etwas zu essen und Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Ich wollte dem Mann mit dem Hammer keine Chance geben, was im Anblick dessen, was uns noch erwarten sollte, eine gute Idee war.

Scheinbar endlose Kilometer ging es weiter Richtung Ischgl durch diverse Talorte und weitere kurze Tunnel. In einem der Tunnel machten wir dann doch den Fehler anzuhalten, um kurz den Rücken zu entspannen und etwas Trockenes anzuziehen. Dafür bestrafte man uns anschließend mit grenzenloser Kälte. Glücklicherweise stellte er sich als letztes Tunnelstück vor Ischgl heraus, also waren wir bald an unserem Tagesziel. Ischgl besteht übrigens scheinbar zu 100% nur aus Hotels und Einkaufsläden. Wo da noch Einwohner leben sollen ist mir schleierhaft. Doch an den Gedanken hielt ich mich nicht lange auf, denn wir mussten den Abzweig zur Timberstraße suchen. Wir waren wiedermal gezwungen, Ortsansässige um Hilfe zu fragen, welche uns auf den richtigen Weg wiesen.

Noch in Ischgl standen wir vor einer steilen Rampe, die uns denken lies, dass so nur das Anfangsstück hinauf führte. Nach der nächsten Kurve nahm die Steigung allerdings immernoch nicht ab, also dachten wir, das führt so nur aus Ischgl heraus und wird dann flacher. Drei Serpentinen später wurde es allerdings immernoch nicht leichter...uns erschlich eine böse Vorahnung.
Wir drückten trotz 24-32 mit quälend wenig Trifffrequenz die gefühlten 100% Steigung hoch (es waren übrigens ca 25%). Mich strafte die Kälte und fehlende Form durch meinen Handbruch, ich fiel weit zurück. Selbst Julia hing mich scheinbar locker ab. Es war einfach nur niederschmetternd, die Kälte zerfraß, der Rucksack zerdrückte und die Steigung bremste mich. Dann kam doch noch der berühmte Mann mit dem Hammer und meine Beine machten entgültig zu. Ich gebe es zu: ich habe 200m geschoben...

Zwei Riegel und einen Schluck aus der Trinkblase später saß ich wieder auf dem Rad und versuchte mein Scheinehund zu überhören. Kurz nach der Seilbahnstation wartete Franz, knippste Julia und mich und hielt so unser Leiden fest. Zu dem Zeitpunkt war etwa die Hälfte geschafft, ich war bereits über mein Limit hinaus. Doch Aufgeben kam nicht in Frage, wie auch? Zurück ging es nicht und Ziehen würden die beiden mich wohl kaum. Also quälte ich mich weiter. 5 Min später waren erst Franz, dann auch Julia wieder außer Sichtweite. Vor allem die Langen geraden zermürbten einen, da man die ganze Zeit vor Augen hatte, was da noch so kommen mochte.

Bild

Oben wurde es etwas kurviger und auch leicht flacher, was ich allerdings kaum spürte. Steigung war Steigung, egal wie steil. Vor jeder Kurve hoffte ich: "lass bitte dieses verdammte Hotel erscheinen"...doch es kam und kam einfach nicht. Es war zum Verzweifeln.
Plötzlich ging es Bergab, ich fasste neue Hoffnung und Tritt beschleunigte sich. Meine Vorahnung wurde bestätigt, nach einer Kurve erschien unser Hotel. Wir waren endlich auf der Bodenalpe angekommen. Ihr glaubt garnicht, was für ein fenomenales Gefühl das war. :D
Die letzten 200m rollte ich Richtung Hotel und stellte schließlich mein Rad zum wartenden Franz in die Garage. Zusammen nehmen wir stapfend (Füße hatten wir nicht mehr, nur noch Eisklumpen) die letzten Höhenmeter in Angriff, die uns auf unser Hotelzimmer führen. Als wir ankommen ist Julia schon unter der Dusche, ihr war wohl heute mit Abstand am kaltesten. Sie zittert noch später unter der Bettdecke.

Das Hotel ist übrigens eine absolute Empfehlung wert: neu renoviert, sehr gut ausgestattet (Trockenraum, Fahrstuhl, Sauna, Fahrradgarage etc) . Die Zimmer sind einfach, das Bad recht klein. Essen wird selber gekocht, abends gibt es ein sehr leckeres 3-Gänge-Menü, früh normales Frühstück. Das wichtigste aber: der Preis ist für die Lage und HP sehr günstig!

Wärend des Abendbrot treffen wir mehrere Albrecht-Route-Gruppen, die am selben Tag gestartet sind. Unter anderem die beiden sächsischen Jungs, deren Namen ich immernoch nicht kenne...aber das ist unter Leidensgenossen wohl eh nicht so wichtig. Sie werden uns noch im weiteren Verlauf unserer Tour begegnen und begleiten. ;)

Wir dachten übrigens, Wettermäßig hatten wir mit der Etappe das Schlimmste hinter uns...wir sollten eines bessern belehrt werden. Dazu später mehr.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=nqiahzplhmugjcfy
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Re: Alpencross 2010

Beitrag von pappie » Fr 13. Aug 2010, 15:35

3. Etappe - Crash-Day oder auch: Hölle...blos kalt

Wir wachen auf und unser erster Blick geht in Richtung Fenster. Julia opfert sich, macht die Gardinen auf und bekommt große Augen: Schnee! Die böse Vorahnung vom Abend zuvor hat sich also bestätigt. Knapp 200 hm über unserer Behausung ist die Schneefallgrenze zu sehen, darüber ist alles weiß. Auf unserer Höhe regnet es immernoch.

Was nun?
Wir überlegen uns, welche Möglichkeiten wir haben: Zurück in Tal kommt für uns nicht in Frage und würde auch keinen Sinn ergeben, da wir über irgendeinen Pass müssen, um weiterzukommen. Weiter hoch fahren und über den Pass war zu dem Zeitpunkt ebenfalls noch sinnfrei...bis wir an der Hütte ankommen, sind wir aufgrund des Regens durchnässt, frieren uns den Ars.. ab, holen uns mit einer Warscheinlichkeit von 99,999% eine Erkältung und können die Tour per Zug fortsetzen (wenn wir überhaupt ankommen...da kann man ja auch schnell mal die Bergwacht rufen müssen). Als einzig sinnvoll erscheint uns ein ungeplanter Ruhetag.
Allerdings wollen wir ersteinmal frühstücken und die anderen Gruppen befragen, wie ihre Pläne aussehen.

Also schnell ne Hose angezogen, Beinlinge drunter (wir hatten ja nur kurze Hosen mit uns Heizung geht da im Sommer nicht :lol: ) und runter zum Speiseraum. Auf dem Weg kommt uns schon ein Radfahrer in Radsachen entgegen: er wolle es versuchen. Meiner Meinung nach ist das ein sehr gefährliches Unterfangen, alleine eine Transalp zu unternehmen und dann noch über einen schneebedeckten Pass fahren zu wollen. Aber er ist voller Tatendrang und will los.
Als wir in den Essraum kommen, sind die beiden jungen Sachsen gerade beim erheben. Sie wollen es auch versuchen, sagen sie uns im gehen. Ok, wir bleiben vorerst bei unserer Meinung, dass es ein sinnloses Unterfangen ist. Die älteren Herren am Nachbartisch grübeln ebenfalls, bis sie sich nach 30 Min gemeinsamer Beratung gemeinsam mit uns für den Versuch entscheiden, den Pass in Angriff zu nehmen. Zumindest wollen wir erstmal zur Heidelberger Hütte. Julia ist immernoch pesimistisch...warscheinlich hat sie noch die Kälte des Vortages in Erinnerung, doch unser Chefmotivator Franz leistet ganze Arbeit. Einen großen Anteil daran hat aber auch der Regen, der sich glücklicherweise wärend des Frühstücks fast komplett zurückzieht.

Wir erstellen also einen Schlachtplan, wie wir dieses Monstrum von Berg bewältigen wollen.
Zuerst erwartet uns der Anstieg hoch zur Heidelberger Hütte, nicht ganz so steil wie zur Bodenalpe. Trotzdem deutlich erschwert durch den Fakt, dass er 100m hinter dem Hotel beginnt und wir uns so quasi im Anstieg mit 150-160 Puls warmfahren "dürfen" :augenreib:. Wir entscheiden, dass wir uns bis zur Hütte dünn anziehen (Knielinge/dünne Jacke) und dort warme Sachen überziehen (oder zumindest so anziehen, dass wir am Gipfel max 60 sek stehen müssen). Sollten wir bis zur Hütte doch von oben nass werden, können wir dort auch trockene Sachen anziehen. Ausreichend Klamotten für einen kompletten Wechsel haben wir mit.

Vorm Start ölen wir alle noch unsere Kette und legen los. Anfangs schön gemächlich...wenn man das bei der Steigung überhaupt irgendwie kann :pfeif:. Schnell erreichen wir die Schneefallgrenze, nur unsere Schotterstraße ist noch schneefrei. Viele Schmelzwasserbäche queren unseren Weg...diese bilden teilweise größere Pfützen, die wir fahrend durchqueren müssen. Ein paar sind sogar so tief, dass wir nasse Füße bekommen :x. Das ist natürlich alles andre als Ideal bei dem Wetter, aber es nützt nix, irgendwie müssen wir ja vorbei kommen. Der Anstieg ist sehr wellig: mal flach, mal so steil, dass wir teilweise echt zu kämpfen haben, nicht absteigen zu müssen. Insgesamt fährt er sich aber doch relativ gut und nach etwa einer Stunde erreichen wir die Hütte, wo wir uns kurz in dem Vorraum umziehen. Ich ziehe meine Beinlinge über die Schienbeine, sodass ich sie später dannnur noch hochziehen brauch und stecke mir die Winterjacke unter das Trikot. Eine Gute Idee, wie sich am Gipfel zeigt.

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Zum weiteren Verlauf steht im Roadbook: "Fimberpass: ab hier links steil bergauf schieben, teilweise fahrbar, grandioser Übergang (ca 1h). Wir ahnten nichtmal in unseren schlimmsten Alpträumen, was uns dort erwarten sollte...
Direkt nach der Hütte war ein kurzer Steg über einen Bach und dann ging es wirklich steil berauf. Das Problem bei der ganzen Sache war, dass es quasi keinen Weg mehr gab, zumindest keinen offensichtlichen. Das, was wohl mal der Weg war, hatte sich eher zu einem Gebirgsbach entwickelt. Wir mussten also mit unseren Rädern steil bergauf durch ein kaltes Gemisch aus Schnee und Schlamm schieben und klettern. Dauernd waren die Füße nass und kalt, man war pausenlos am rutschen. Grip fand man auf dem Untergrund selten. Weiter oben wurde es zwar kurz flacher, aber an Fahren war einfach nicht zu denken. Der Schnee war einfach zu tief, was mit zunehmender Höhe noch schlimmer wurde. Von der Hütte aus waren es ca 2,6km (was im Buch ja mit 1h gekennzeichnet war). Wir brauchten letztendlich knapp 2,5h für die 350hm.
Ich muss sagen, mir für meinen Teil war garnicht unbedingt extrem kalt, aber dieses dauernde Einsinken in den Schnee war doch eine große Belastung. Oft machte man einen Schritt, zog das Rad hinterher und setzte dann den nächsten Fuß weiter. So kamen wir natürlich nur sehr langsam voran. Franz merkte man seinen Vorsprung an Fitness nun deutlich an, oft kam er ohne Rad zurück und erleichterte Julia den Aufstieg. Ich ging die ganze Zeit hinter ihr, um sie auch etwas unterstützen zu können (obwohl ich auch nah am Limit war und nicht viel schneller konnte). Ihr machte die Kälte das Aufsteigen doch sehr schwer.
Kurz vor dem höchsten Punkt des Passes wurde es dann etwas flacher, was uns die Sache aber nicht wirklich erleichterte, da wir so kaum mehr windgeschützt gingen. Nun war selbst Franz und mir hundekalt. Oben angekommen hielten wir garnich erst an, Franz machte nur kurz ein Foto. Erst ein paar Meter weiter unten, wo der Weg etwas geschützter verlief, stoppten wir.
Ich ziehe schnell meine Beinlinge hoch und die Winterjacke drüber...lange rasteten wir nicht, denn bereits nach einer Minute kroch die Kälte in unsere schweis-nassen Sachen.

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Die folgende Abfahrt gestaltete sich sehr wechselhaft. Ganz oben fuhren wir noch im Schnee, später erkannten wir wieder einen Weg. Dieser war allerdings so aufgeweicht und schlammig, dass wir oben den größten Teil schieben mussten. Erst später, als wir dann auch unsere Sattelstützen reingeschoben hatten, konnten wir wenigstens ein wenig rollen, auch wenn wir meistens mind. ein Bein am Boden hatten. Dauernd rutschte man auf irgendeinem Stein aus. Franz machte zwei Mal die Erfahrung, warum man runterwärts den Sattel runterschraubt...sein Rad warf ihn zwei Mal über den Lenker ab. Es war aber auch nicht einfach, mit dem schweren Rucksack die Balance zu halten.
Nach ca. 20 Min wurde der Trail dann mehr und mehr trockender und fahrbarer. Er entwickelte sich zu einem sehr schönen, technisch anspruchsvollen Single-Trail. Weiter unten in Richtung der Alp Chöglias mussten wir dann 3 Mal den Fluss überqueren, der parallel zu unserem Weg verlief. Der Weg verbreiterte sich etwas und wurde eher zu einer Schotterstraße. Inzwischen war es übrigens wieder etwas wärmer geworden, sodass wir unsere Winterklamotten ausziehen konnten. Uns kreuzten wieder ein paar Schmelzwasserbäche, die wir teilweise nicht durchfahren könnten, sondern mit Rad möglichst trocken über-"hüpften". Das sah sicher sehr elegant aus :D (hauptsache wir wurden nicht wieder nass).
Leider legte sich Julia auf diesem Teilstück auch lang. Ihr Sturz war aber sehr glimpflich ausgegangen: sie rutschte auf einem Stein aus und schaffte es mit einer sehr akrobatischen Einlage, sich aus voller Fahrt so abzufangen, dass fast nix passierte. Eine kleine Schramme gehört auch einfach zu so einer Tour dazu.
Direkt danach mussten wir eh anhalten, da Franz wohl einen spitzen Stein in einer Pfütze mitgenommen hatte: Vorne + Hinten Platten. Das schoben wir aber nicht auf die Reifen, da das wohl mit jedem passiert wäre.

Nach der ungeplanten Pause folgte eine sehr geile, schnelle Abfahrt über einen präparierten Forstweg. Hier konnten wir es mal so richtig rollen lassen und mit High-Speed richtung Tal rasen. In Vna angekommen wechselt unsere Route auf Asphalt...wir haben übrigens bis dahin knapp 4,5h für 21km gebraucht. Das grenzt an einem Rekord.
Von Vna aus führt eine lange Asphalt-Abfahrt nach Scoul. Diese wird mir zum Verhängnis, womit dann auch ich meinen Sturz an dem Tag weg hatte. Nach einer langen Geraden, auf der man es schön rollen lassen konnte, war eine leichte Rechtskurve zu sehen. Leider unterschätzte ich diese, da sie sehr schwer einsehbar war. Ich geriet etwas zu weit raus und auf die Gegenspur...natürlich kam ausgerechnet in dem Augenblick ein Auto um die Ecke. Also reagierte ich blitzartig und suchte den Weg links am Auto vorbei. Das konnte aber aufgrund meiner überschüssigen Geschwindigkeit niicht gut gehen, weswegen ich mich voll gegen so einen schwarz-weißen Boller setzte und mein Rad mich über den Lenker abwarf. Das Doofe war, links ging es einen steilen Abhang hinab, welcher mich nun erwartete.
Ich hatte das Glück, dass ich direkt in einen Busch geflogen bin, der mich etwas abbremste. Trotzdem rollte ich noch weitere 4-5m bergab, bis ich mich an einem Baumstumpf festhalten konnte (zum Glück bin ich da nicht drauf geflogen! :o ). Langsam fasste ich wieder klare Gedanken...ich blickte nach oben, wo die Fahrerin des Autos stand und nach mir rief. Ich gab mein OK, dass ich noch lebe und begann, übersäht von den Samen des Busches, den Aufstieg. Das war garnicht so einfach mit dem schweren Rucksack.
Als ich wieder oben auf der Straße stand, ging mein erster Blick zu meinem Rad. Franz, der direkt hinter mir fuhr, hat es inzwischen aufgehoben und durchgecheckt...größere Schäden waren nicht zu erkennen. Nur der Reifen eierte... war warscheinlich bei dem Aufprall auf den Boller von der Felge gerutscht. Langsam rollten wir gemeinsam Richtung Tal, wo Julia auf uns wartete.
Im Nachhinein ist es eigentlich Schade, dass Franz keine Helmkamera hat. Der Sturz sah bestimmt seeehr spektakulär aus :D. Aber ich sollte ja eigentl. froh sein, dass ich noch lebe...

Nach ein paar weiteren Höhenmetern bergab erreichten wir den schweizer Ort Scoul, was unser heutiges Etappenziel sein sollte. Wir hatten also 35km in knapp 6h geschafft. Eine Weiterfahrt war sinnlos geworden, da die nächste Übernachtungsmöglichkeit noch 3h Fahrzeit entfernt war.
Direkt am Ortseingang fanden wir ein kleines ansprechendes Hotel, was nicht allzuteuer war. Wir hatten mal 2 Zimmer, statt ein Dreibettzimmer, konnten sogar kostenlos unsere Sachen waschen und der Fehrnseher enthielt alle deutschen Sender. Vor dem Abendbrot gingen Franz und ich noch in den einen Fahrradladen, den es in Scoul gibt. Er brauchte nach den zwei Platten neue Schläuche und ich wollte nach einer Standpumpe wegen meinem Reifen fragen. Dort stellte sich allerdings heraus, dass er fest auf der Felge saß, aber an sich eierte. Als mir der Verkäufer aber einen Schwalbe Nobby Nic für 80 Eur (?!?!) anbot, lehnte ich dankend ab und wollte es mit dem schiefen Reifen versuchen. Immerhin saß er ja fest auf der Felge, es sollte also nix passieren.

An dem Abend besuchten wir dann noch in ein sehr gutes Restaurant...das brauchten wir nach so einem Tag einfach. Schlafen gingen wir früher als an den vorangegangenen Tagen, denn es ging am nächsten Morgen eher los. Wir mussten ja etwas Strecke aufholen. Doch dazu mehr im Bericht zur 4. Etappe ;) .

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=tddmriluicwtojkr
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Re: Alpencross 2010

Beitrag von pappie » Fr 13. Aug 2010, 15:35

4. Etappe - (vorerst) Königsetappe

Diesen Morgen klingelt der Wecker eher, schon um 7.15 Uhr. Als erstes geht es zum Frühstück, welches sehr lecker ist. Frische Croissants, heiße Schokolade und Nutella gibt’s, also alles was das Herz begehrt. Nach dem Frühstück holen wir unseren frisch gewaschenen Sachen und machen uns an die Routenplanung. Vor uns liegen 27 Restkilometer der 3. Etappe inkl. eines Passes und 80 km der 4. Etappe inkl. zweier Pässe. Ein absolutes Mammutprogramm also, welches uns als viel zu hart für einen Tag erscheint.

Wir beschließen also, mal wieder den Bus zu nehmen und uns den ersten halben Anstieg zu sparen. Dann wollten wir sehn, wie weit wir kommen, eventuell ab Bormio nochmal den Bus nehmen oder dort schlafen. Also standen wir pünktlich 9.30 Uhr an der Haltestelle und warten auf den Schweizer Linienbus, der 9.35 Uhr erscheinen sollte. Dreiviertel Zehn war immer noch kein Bus in Sicht, weshalb uns das Gefühl erschlich, dass der Busfahrplan entweder nicht aktuell war oder für Samstag andere Zeiten galten. Mit 15 Min Verspätung kam er dann doch noch, der Busfahrer schien schon sichtlich genervt. Unfreundlich und ruppig schmiss er regelrecht unsere Räder auf seine Fahrradträger am Bus-Heck und hastete wieder hinter sein Steuer. Beim Eintreten traf uns dann der Blitz: die Fahrt hoch nach S-Charl kostete pP. inkl. Räder 21 Euro (!!!) und das für knapp 15km. Eine Frechheit, wenn ihr mich fragt!
Mit knirschenden Zähnen bezahlten wir und setzten uns auf die Treppe des überfüllten Busses. Die beeindruckende Landschaft konnten wir dann, während den 35 Min Fahrt, nicht so richtig genießen. Schade eigentlich.

In dem kleinen Bergdorf S-charl angekommen, trafen wir alte Bekannte wieder: einer der älteren Herren vom Nachbartisch auf der Bodenalpe saß dort auf einer Bank und wartete. Wenig später kamen auch die beiden anderen an. Wir erfuhren, dass sie ebenfalls in Scoul übernachtet hatten und nun schauten, wie weit sie kommen würden. Nach einem kurzen Austausch über unsere Fimberpass-Erfahrungen verabschiedeten und schwangen wir uns auf die Räder. Uns erwartete nun erst der Aufstieg zur Alp Astras und dann der Pass da Constainas.
Wärend der ersten zwei Kilometer waren wir gezwungen, 2 Mal anzuhalten. Erst zogen wir Beinlinge, Winterjacke aus und Knielinge, dünne Jacke an. Später legten wir beides wieder ab und fuhren kurz. Innerhalb von 5 Min steigerte sich die Temperatur von kalten 10 Grad auf knapp 20 Grad, die hervorkommende Sonne tat ihr übriges.
Während des komfortabel zu fahrenden Anstiegs zur besagten Alp Astras bot sich uns eine traumhafte Kulisse. Links waren zwei 3000er mit weißen Zipfeln zu sehen, rechts ein 2800er. Über uns war der Himmel total klar, die Wolken hatten sich fast komplett verzogen. Der Anstieg fuhr sich gut, nur an wenigen Stellen war er steil. Wir folgten der schönen Naturstraße, auf der uns ein paar Wanderer und Mountainbiker entgegen kamen. Hinter der Alp begann der gut fahrbare Trail zum Pass da Constainas. Er führte uns durch einen Krüppelkieferwald, immer auf und ab. Nach dem Pass ging es steil bergab, teilweise so extrem, dass wir absteigen mussten. Mit dem schweren Rucksack ist es doch ziemlich gefährlich, so steile Abschnitte zu fahren.

Bild

Mein Reifen hatte übrigens bis hierhin alles gut überstanden, erst auf der schnellen Waldabfahrt nach Lü bremste ich doch etwas mehr, sodass die beiden Andren auf mich warten mussten.

Von Lü aus waren wir endlich auf Etappe 4. Uns führte eine schöne Asphaltabfahrt nach Fuldera, wo wir eine Weile suchte, bis wir unsere MTB-Route 444 wieder gefunden wieder hatten (die Asphaltabfahrt war eine leichte Abkürzung). Diese führte uns zum zweiten Pass an diesem Tag: dem Aufstieg zum Döss Radond. Landschaftlich war er ebenfalls ganz großes Kino, aber sehr schwer zu fahren. Durch die drückende Hitze fühlten sich die 700hm auf knapp 7,5 km einfach nur mörderisch an. Vielleicht erwischte ich auch einfach nur einen schlechten Tag, denn die andren beiden schienen ihn besser zu verkraften. Ich war wirklich voll am Limit und am höchsten Punkt dementsprechend dunkelgrau. Trotzdem blieb nur kurz Zeit, etwas zu sich zu nehmen, Knielinge und Jacke anzuziehen und dann ging es auch schon weiter.

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Das Val Mora ist ein leicht abfallendes Hochtal, welches wohl für Mountainbiker bekannt ist. Es kamen uns sehr viele Gruppen entgegen (sowohl gegen unsere Fahrtrichtung als auch mit :D). Ich lies wieder laufen, vertraute meinem Reifen wieder vollends.
Nach 4 Kilometern Schotterpiste nahmen wir den Abzweig weg vom Hauptweg zum Passo Val Mora, einem anspruchsvollen Schottertrail. Es folge eine der schwersten Passagen unserer Tour: der eigentliche Weg bestand aus sehr losem, groben Schotter. Rechts ging es direkt zwischen 2 und 20 Metern bergab in einen wilden Gebirgsfluss und Links direkt einen Hang hoch. Man hatte also keinen wirklichen Spielraum für Fehler, weshalb wir äußerst konzentriert fuhren. Wärend des gesamten Trails ging es ständig steil bergauf und bergab, tendenziell fuhren wir aber auf einer Höhe.
Mittendrin hatten wir plötzlich Julia verloren, uns fuhr ein Schreck durch die Glieder. Ich lies sofort mein Rad fallen und sprintete zurück, in der Hoffnung dass nix passiert war. Plötzlich erschien sie dann auch hinter einer Kurve...stehend. Ihre Satteltasche war mal wieder aufgegangen. Glück gehabt!
Kurz vor der Grenze Schweiz-Italien wurde der Weg wieder zu einer breiten Forststraße, die uns wieder beständig leicht bergab führte. An der Grenze machten wir eine kleine Pause und zogen unsere überflüssigen Klamotten wieder aus. Die Hitze drückte unermüdlich, Schutz vor der Sonne gab es keinen. Wir waren schon sehr geschafft, doch wirkten die anderen Beiden noch frischer als ich. Ich kroch schon mit dem Zahnfleisch über den Boden, doch etwas ging noch bzw. musste es. Wir waren ja noch nicht einmal in Bormio, vor uns lagen noch 45 km.

Um die Stauseen im Vall di Fraele fuhren wir ganz entspannt. Trotzdem schmerzte jeder noch so kleine Anstieg. Längst hatten wir uns entschieden, entgegen der normalen Route runter nach Bormio und dann durch das Tal nach Sondalo zu fahren. Den dritten Pass wollten wir uns dann sparen, es wäre einfach zu viel an diesem Tag gewesen. Wir wollten aber unbedingt wieder auf unsere normale Route, da am nächsten Tag der Gavia-Pass anstand. Dieser sollte in Kombination mit dem Passo dell Alpe allein schon locker einen Tag füllen.

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Hinter den Stauseen erwartete uns eine wunderbare Serpentinen-Abfahrt hinunter Richtung Bormio. Sie war optimal, um unsere Speicher wieder etwas zu füllen. Mitten in der Abfahrt trafen wir plötzlich wieder unsere beiden Bodenalpe-Bekanntschaften: die beiden jungen Sachsen, die vor uns über den Fimberpass gefahren sind. Wir erfuhren, dass sie in S-Charl genächtigt hatten und nach diversen technischen Problemen im Münstertal den Radladen aufsuchen mussten. Dort sie auch mal den Bus. Wir waren also nicht die einzigen, die auf motorisierte Hilfe angewiesen waren.

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Kurz vor Bormio plünderten wir gemeinsam den Supermarkt und traten dann gemeinsam den weiteren Weg durch das Tal über Cepina, Tola und le Prese an. Wir wussten durch unser Roadbook, dass uns nochmal ein kurzer Gegenanstieg erwartete. Leider war der Weg sehr grob beschrieben, sodass wir uns mal wieder mehrmals verfuhren. Nach Tola hatten wir den richtigen Weg wieder gefunden und führen parallel zur Hauptstraße weiter. Später verschwindet diese in einem langen Tunnel, die Route für Radfahrer führte auf der alten Talstraße weiter. Dort erwartete uns auch der erwähnte letzte Gegenanstieg: ca. 3 km lang. An sich ist das Pipifax, aber wenn man das Programm betrachtet, was wir schon hinter uns hatten, gab er uns den absoluten Rest. Meine aufgefüllten Speicher waren bereits nach 100m leer und ich quälte mich zusammen mit Julia weiter hoch. Ihr glaubt gar nicht, wie lang 3 Kilometer werden können, wenn man nach jeder Kurve das Ende des Anstieges erwartet! Es war einfach zermürbend.
Irgendwann ging es dann tatsächlich wieder bergab, wir durchfuhren 2 Tunnel. Kein einziges Auto querte uns, der Weg war tatsächlich nur noch für Radfahrer befahrbar. Nach den Tunneln ging es weiter steil bergab, ich bremste wieder etwas, da ich nicht die Kontrolle über mein Rad verlieren wollte. Durch die "Welle", die mein Reifen machte, fuhr sich mein MTB sehr unruhig und sehr konzentriert war ich auch nicht mehr. Deshalb ging ich auf Nummer sicher, die anderen konnten ja auch mich warten. Nach la Prese war es dann nur noch ein Katzensprung nach Sondalo, diesen schleppten wir uns noch weiter.

In Sondalo mussten wir nur noch eine letzte Hürde überwinden: die Suche nach einem Hotel. Der Ort war in die Altstadt und die höher gelegene "Hotelsiedlung" zweigeteilt. Preislich wäre es wohl günstiger gewesen, noch hoch zu fahren und dort zu schauen. Doch wir waren einfach zu fertig, nochmal 100hm hoch zu treten. Deshalb schauten wir im unteren Teil und fanden nach kurzer Zeit ein ansprechendes. Die Zimmer konnte man als sehr einfach betiteln: 3 Betten nebeneinander und relativ eng. Aber es war annehmbar sauber, das Bad ok. Es gab sogar einen Flatscreen (ok...er war nur knapp 15 Zoll groß und mit italienischem TV gefüllt, aber immerhin :lol:). Abendbrot aßen wir dann in der örtlichen Pizzeria. Es war zwar ein Schnellimbiss und die Pizza schmeckte nicht überragend, aber das war uns egal. Hauptsache was essbares.
Sehr alt sind wir an dem Abend nicht mehr geworden...konnte ich auch nicht. Irgendwie musste ich mich ja wieder regenerieren. Aus diversen Erfahrungen aus dem Trainingslager wusste ich, wenn man sich an einem Tag mal richtig leer fährt, geht es bei guter Regeneration am nächsten Tag besonders gut. Darauf hoffte ich und konnte so beruhigt schlafen. :)

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=nbqcllbqlilfqkqd
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Re: Alpencross 2010

Beitrag von pappie » Fr 13. Aug 2010, 15:35

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Re: Alpencross 2010

Beitrag von pappie » Fr 13. Aug 2010, 15:35

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Re: Alpencross 2010

Beitrag von pappie » Fr 13. Aug 2010, 15:36

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Re: Alpencross 2010

Beitrag von pappie » Fr 13. Aug 2010, 15:36

Strandtag
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Re: Alpencross 2010

Beitrag von pappie » Fr 13. Aug 2010, 15:36

Rückreise
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Re: Alpencross 2010

Beitrag von peso » Sa 14. Aug 2010, 13:00

Leute, bei denen immer alles klappt, haben auch nichts zu erzählen. :)

Ich kenne das - Platten quasi bei Kilometer Null. Das ist schon ein gehöriger Dämpfer für die Motivation.

Hat jemand von euch die Strecke mit einem GPS-Gerät aufgezeichnet? Würde mich interessieren und auch das Nachverfolgen einfacher gestalten.
Reißbrett 2016

"Ich bin in diesem Jahr auf noch keiner Ausfahrt schneller als 24 km/h im Schnitt gewesen." (Anonymer Radfahrer, 2005)

"Treffpunkt ist jedenfalls 05:30 an der Uniklinik." (Good old Times)

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