15.8.-24.8. Alpen

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Chelm
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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von Chelm » Di 24. Aug 2010, 17:38

Gut, dass ihr heil geblieben seit! Das Verkehsaufkommen in Tirol/Südtirol war bei mir auch enorm, wenn ich am Fernpass schneller als die Autos hochfahre, weil die sich dort stauen, dann sagt das eine Menge. Ich denke bei euch war es dann ähnlich.

Das schlimmste sind für mich die Wohnmobile, auch wenn ich weiß, dass ihr auch mit einem solchen dort wart, aber mal ehrlich für Stelvio usw. sind diese Fahrzeuge nicht gebaut.

Freue mich auf weitere Berichte!
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Charlie
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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von Charlie » Di 24. Aug 2010, 17:44

also wir wurden von autos ausgebremst ;), als wir womo gefahren sind zumindest berg hoch

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Chelm
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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von Chelm » Di 24. Aug 2010, 18:02

Charlie hat geschrieben:also wir wurden von autos ausgebremst ;)
Glaube ich dir gerne, es gibt viele die das Fahren im Gebirge eben nicht so beherrschen, ich denke, dass kann man auch nicht verübeln.
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sippe
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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von sippe » Mi 25. Aug 2010, 00:44

Tag 7:

Nach dem wir am Vortag 5x die 2000er-Marke durchbrochen haben inkl. des speziellen "Höhe"-punktes in Form der 3 Zinnen, sollte der heutige Tag etwas ruhiger verlaufen. Also modifizierten wir flux die ursprüngliche Tag-7-Tour, sodass nur noch 2 Pässe zu befahren sind: San Pellegrino und Fedaia.

Charlie ist am morgen "fit wie ein Turnschuh", während bei mir zum Ziehen im rechten Knie sich ein Ziehen im linken Knie gesellte. Wahrscheinlich aus Symmetrie-gründen ...
Zum Glück geht es zunächst ca. 20km und 200hm bergab nach Moena. Das Wetter ist schön warm und die Sonne scheint - super, zumindest in der Abfahrt. Von Moena geht es malerisch durch den Wald und entlang eines Baches nach San Pellegrino. Ob hier dieses Mineralwasser her kommt? Nun zeigen sich langsam aber sicher die Nachteile der hochsommerlichen Hitze. Ich bin über jeden Baum dankbar. Besonders wenn ab und an über 10% auf dem Edge zu lesen sind. Das letzte Stück geht schnur-gerade aus ohne Bäume am Wegesrand zur Passhöhe auf 1918m ü. NN, wo Charlie bereits auf einer Bank auf mich wartet. Das erste Drittel dieser Bergstrecke bin ich sehr vorsichtig angetreten, aber die Beine hielten und als der Tritt gefunden war, verschwanden auch die Zipperlein.

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See bei Moena.

Charlie ahnte wohl, dass Pässe fahren bei diesen Temperaturen und aufgrund der Belastung vom Vortag nicht mehr taufrischen Beine für den weiteren Verlauf der Tour problematisch sein könnten. Er schlug vor, den Pass wieder Richtung Moena herunter zu fahren und sich 2h an den malerischen Bergsee zu legen mit anschließender Heimfahrt. Da ich aber unbedingt den Marmolada-Gletscher sehen wollte und auch sonst guter Dinge war, setzten wir unsere Tour fort. Bevor wir uns in die Abfahrt stürzten, unterhielten wir uns noch mit ein paar Einheimischen. Diese schwärmten vom Giro der auch über diesen Pass führte und meinten, dass wir die schwerere Seite des Pellegrino gemeistert hätten. Noch ein paar Grüße und etwas Smalltalk auf Englisch und los ging es die vermeintlich einfachere Abfahrt hinunter nach Falcade. Der Rentner muss wohl gescherzt haben! Jedenfalls sind wir bei stellenweise 20% beim Bremsen in den Tornante fast über'n Lenker geflogen! :o Bis fast 800m ü. NN ging es hinab. Im Tal gab es Cola, Kaffee und die Flaschen wurden gefüllt.
Eins war nach der Abfahrt und einem Blick auf das zu absolvierende Höhenprofil zum Passo Fedaia klar: aus dieser Senke kommt man nicht so schnell wieder hinaus! Was soll's, wir mussten so oder so auf die andere Seite! Das Thermometer zeigte mittlerweile 36°...

Ca. 1250hm liegen vor uns und das Höhenprofil gleicht einer e-Funktion. Zum Fedaia geht es gemächlich aufwärts und anfangs flach an Seen entlang. Das bedeutete nichts Gutes, da immer weniger km/hm übrig blieben. :gruebel: Im letzten Dorf bevor es "los" geht, sind viele hübsche Metallskulpturen ausgestellt, die ich leider nicht fotografiert habe. Nach ein paar Kehren im Wald folgt ein Tunnel - alles noch mit moderaten Gradienten. Danach wird es brutal: keine Bäume mehr, keine Serpentinen - dafür 2-stellige Neigungsprozente und Gluthitze. Ich schwitze mehr als ich Trinken kann. Meine 2 Trinkflaschen waren im Nu alle und die Trittfrequenz unter 50 gesunken. Nach ca. 2/3 der Strecke kam eine Seilbahnstation mit Kneipe - Pause! Das war kurz vorm Hitzschlag. Ich murmelte verwirrt etwas in meinen Bart und laufe an der Bedienung vorbei in Richtung Bad. Nach ein paar Schluck Wasser und Erfrischung aus dem Hahn zeige ich auf die Karte mit dem Wassereis - Sorte egal, Hauptsache kühl und keine Zeit mit der Auswahl vergeuden... also bekomme ich auf einem Teller ein Wassereis am Stil mit Minzgeschmack serviert. Ekelhaft! Aber kühl!
Charlie habe ich per SMS von der Pause informiert, damit er sich keine Sorgen macht. Und dann geht es weiter. Mit Mühe und der Hilfe der Hauswand in die Pedalen geschlüpft und von einem 15%-Schild begrüßt. Immerhin hat man sich ab jetzt die Mühe gemacht und ein paar Kurven in den Berg geschnitzt.

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15%! :augenreib:

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Serpentinen.

Noch ein 15%-Schild und einer Fotopause später ist der Passo Fedaia und mit ihm Charlie erreicht. Wir sind beide ziemlich k.o. und haben für heute und diesen Alpenurlaub unseren Hunger nach Bergen, Pässen oder sonstigen Anstiegen gestillt! Zur Belohnung gab es noch den Blick auf den Gletscher, den Stausee auf Passhöhe und von der Staumauer ins Tal.

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Passo Fedaia - endlich!

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Marmolada-Gletscher und Stausee.

Es folgte die Abfahrt nach Penia und Canazei durch Tunnel und nur etwas gebremst durch Autofahrer. Heute bis dahin alles ohne Stunts! ;-) 3km vor dem Campingplatz drückt mich dann doch noch fast ein Auto, was mich gerade überholt hatte gegen die Bordsteinkante. Charlie hinter mir sieht das und schreit nur noch: "Hau gegen die Scheibe!" - Ich folge brav seinem Rat und springe dann den Bordstein hoch ... :meise:
Dann ist der Zeltplatz erreicht und sonnen angesagt! :-)

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Neeeeiiin! - Kein Bier im Kühlschrank! :D

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Sonnen.

Am Abend genießen wir noch das Flair von Canazei, stoßen mit einem Glas Wein zur Pizza an und essen leckeres Gelato.

Alle Bilder von Tag 7

Am nächsten morgen geht es mit dem Wohnmobil über das Sellajoch nach Hause Richtung Brenner.

Bilder von Tag 8 - Abreise

Was für ein Urlaub! :daumen: :liebe:
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Joseph
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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von Joseph » Mi 25. Aug 2010, 08:49

Tolle Touren, tolle Fotos. Da möchte man sofort wieder zurück fahren. Aber habt ihr am Stelvio ne Abkürzung gefunden? Eigentlich sind das doch 48 Kehren...:-)

Und wie sieht die Zahlen-Bilanz aus?
j.

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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von Charlie » Mi 25. Aug 2010, 10:34

bilanz, ich bin genau so fett wie vorher...

aber sonst 700km und nach neuster rechnung ~18000hm

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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von sippe » Mi 25. Aug 2010, 12:47

Joseph hat geschrieben:Tolle Touren, tolle Fotos. Da möchte man sofort wieder zurück fahren. Aber habt ihr am Stelvio ne Abkürzung gefunden? Eigentlich sind das doch 48 Kehren...:-)
Mir war auch immer nach 48 Kehren - und das stimmt auch!
Joseph hat geschrieben: Und wie sieht die Zahlen-Bilanz aus?
Bei mir ist es genauso: nix abgenommen, aber dafür hab ich zur Zeit einen Appetit! ;-)
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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von mi67 » Mi 25. Aug 2010, 17:26

sippe hat geschrieben:Bei mir ist es genauso: nix abgenommen, aber dafür hab ich zur Zeit einen Appetit! ;-)
Kenne ich! Beim Bergsteigen hatte ich schon gefühlte 1-2 kg Speck liegen lassen. Der war aber wieder drauf, bevor ich meine häusliche Waage erreichen konnte. ;)

Für die Folgejahre: morgendlicher Start vor dem Hauptfrühstück (Riegel-Überbrückung) hat den Vorteil, dass man auch im Tal vor dem 2. Pass noch nicht die volle Mittagshitze abbekommt. Es geht dabei nichts über ein spätes/zweites Frühstück in einer auf halber Höhe gelegenen Sommerfrische. ;)


A-propos Mittagshitze in den Dolomiten:
Touren mit drei oder mehr Pässen sind halt eine rechte Schinderei, besonders wenn die Talorte sehr tief liegen und die Sonne unbarmherzig brennt. Die hoch gelegenen Schnittpunkte zwischen den Pässen der Sellaronda machen ja gerade diese klassische Runde zu einer vergleichsweise leicht zu bewältigenden Sache. Anders sieht das aus, wenn man richtig in die Talkessel hinabgeschickt wird. Als ich etwa 1990 die selbe große Dolomitenrunde fuhr, die Ihr auch als letzten Tourentag vorgesehen hattet, war morgens Start bei Moena, aber in der anderen Drehrichtung über Canazei zum Fedaia von dessen leichterer Seite. Mein Partner hatte wiederholt Durchfall und kehrte notgedrungen um. Ich also mit Verspätung alleine hinab über Alleghe in den Kessel von Agordo. Die Forc. Aurine hochgeschwitzt, zum Cereda hinübergeschwitzt und nach Transaqua heruntergeschwitzt hatte ich nicht genug Geld dabei, um mich danach noch sinnvoll zu versorgen. Der Weg nach San Martino di Castrozza kam mir wie eine Monatsreise vor. Die letzten Silberlinge in wenige weitere Kalorien eingetauscht standen jetzt noch der Dreizack aus Rollepass, Passo di Ra Valles und Pellegrino an. Mit meditativer Kraft und 30:25 gekettet rettete ich mich noch über die ersten Beiden, aber am Pellegrino kam der Hungerast dafür um so gewaltiger! Die Passhöhe nur wenige hundert Meter entfernt und die Häuser an der Passhöhe schon im Blick kippte ich schlichtweg vom (Stahl)Rad und musste die Beine hochlegen, damit der Kreislauf sich wieder stabilisiert und ich die letzten Meter zehn Minuten später zittrig und im Schleichtempo bewältigen konnte. Die 4700 Höhenmeter hatten mir weniger den Zahn gezogen, als die 2 Rampen, die mittags/nachmittags aus den brennend heissen Talkesseln emporzogen. Das war in diesen Jahren eine der härtesten Tagesetappen, die ich je gefahren war.
Freund der vertieften Atmung

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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von blue64 » Do 26. Aug 2010, 07:24

...sehr schöne sympathische Berichte und Bilder :daumen:

Einer solchen Bergetappenfahrt fehlt nach meiner Vorstellung bzw. nach dem Lesen der Berichte nur eines: ein Begleitfahrzeug (geht bei 2 Leuten natürlich schlecht ;) )

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Speedy
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Re: 15.8.-24.8. Alpen

Beitrag von Speedy » Sa 28. Aug 2010, 20:57

01_Sass_Pordoi_Piz_Boe.jpg
Sass Pordoi, Piz Boè.
02_Sasso_Piatto_Sasso_Lungo.jpg
Sasso Piatto, Sasso Lungo.
03_Lago_di_Fédaia.JPG
Lago di Fédaia.

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