Trainingslager Italien April 2011

Hier kannst du reinschreiben, was du auf deinen Touren alles erlebt hast
Antworten
Benutzeravatar
Falcon
Beiträge:606
Registriert:Fr 16. Mai 2008, 01:00
Wohnort:Leipzig-Ost
Trainingslager Italien April 2011

Beitrag von Falcon » Sa 30. Apr 2011, 21:54

Mittlerweile war ich zum vierten Mal da und finde es immer wieder schön.

1. Tag
Wir kommen leicht übermüdet am Nachmittag, aber glücklich und direkt im Sommer (20+x°C) an. Also schnell die Zimmer bezogen, Rad zusammengebaut und die Zeit reicht noch für eine kleine Runde in den Nachbarort. Dort tobt eine Fahrradmesse und fast jede Firma, die im Radsport einen Namen hat, ist mit einem Stand vertreten. Es gibt jede Menge leckere Dinge zu sehen, bei denen man sich selbst sehr schäbig ausgestattet vorkommt... Morgen soll hier auch noch ein Rennen mit angeblich über 6 000 Teilnehmern über die Bühne gehen. Wir müssen aber erst mal unsere bleichen, angedickten Körper wieder halbwegs in Form bringen.
Dateianhänge
01 Anfahrt.jpg
Anfahrt: Die Alpen im Morgenlicht

Benutzeravatar
Falcon
Beiträge:606
Registriert:Fr 16. Mai 2008, 01:00
Wohnort:Leipzig-Ost

Re: Trainingslager Italien April 2011

Beitrag von Falcon » Sa 30. Apr 2011, 21:57

2. Tag: Ein Hügel
So wie diese Tour läuft es eigentlich dann jeden Tag: Anfahrt flach zum einrollen, Berg(e) erklimmen, Abfahrt genießen und flach wieder zurück ins Hotel ausrollen. Eigentlich vom Profil her optimal. Heute gibt es als Anfang nur den Gorollo. Ruhig anfangen, nicht schon am ersten Tag überziehen! Unterwegs scheint halb Italien auf dem Rennrad unterwegs zu sein. Es sind unglaubliche Massen, die sich auf den Landstraßen entlang wälzen. Die scheinen das Rennen zu fahren, von dem uns erzählt wurde, aber die Straßen sind nicht abgesperrt... Na ja, ist vielleicht nur ´ne Art RTF. Nach den ersten klitzekleinen Höhenmetern steht unsere kleine Gruppe praktisch vor dem Nichts: Die Straße ist einfach mal auf ca. 100 Meter weg. Erdrutsch. Wir schicken einen unerschrockenen Scout auf die ebenfalls mit Kratern geschmückte Wiese, der uns den Weg weist und dann geht`s mit den Rädern über den Acker. Der Rest des Hügels ist eigentlich harmlos und einfach zu befahren, aber nach der Winterpause doch schon beschwerlich für mich. Oben ein Erinnerungsfoto und ab geht’s wieder nach unten. Im Flachen manchen wir noch die 100 km voll und das war’s schon für heute.

Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=pbw ... =trackList
Dateianhänge
02 Erdrutsch.jpg
Erdrutsch - Straße weg
022 erster Berg.jpg
Mein erster Berg 2011
Zuletzt geändert von Falcon am Sa 30. Apr 2011, 22:16, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Falcon
Beiträge:606
Registriert:Fr 16. Mai 2008, 01:00
Wohnort:Leipzig-Ost

Re: Trainingslager Italien April 2011

Beitrag von Falcon » Sa 30. Apr 2011, 22:01

3. Tag: Zwei Hügel
Der Hügel Finoccio wird uns heute als landschaftlich besonders schön beschrieben und so machen wir uns auf den Weg. In Cesena, der nächsten größeren Stadt, weist uns ein netter älterer Herr den Weg, nachdem wir hilflos am Straßenrand anhalten mussten. Er ist auch auf dem Rad unterwegs, alledings auf einem alten Modell aber immerhin mit Kettenschaltung. Sein Englisch ist auch ganz passabel. Ich glaube, er wäre am liebsten mit uns mitgekommen... Im Tale stehen nach einer langen flachen Anfahrt ein paar kurze, harte Rampen auf uns, die unser Grüppchen schon sprengen. Aber oben wird natürlich immer gewartet. Dann geht`s den ersten Hügel hoch. Und schon wieder müssen wir die Räder tragen. Diesmal hat der Erdrutsch nicht die Asphaltdecke weggerissen, sondern die Straße mit Erde überhäuft. Darauf haben sich schon Löwenzahn und Gänseblümchen angesiedelt und es sieht nicht so aus, als ob die Itlaiener Eile hätten, die Straße wieder befahrbar machen zu wollen. Egal, dafür gehört der Hügel uns denn es sind keine Autos unterwegs! Der Anstieg hält sich in Grenzen und es geht so leidlich vorwärts. Oben gibt’s wieder einen schönen Ausblick. Nach der Abfahrt entscheiden sich eine Mitfahrerin und ich, dass wir noch einen Hügel dranhängen. Der ist etwas länger und hat einige Rampen, an denen ich meinen Puls dann doch nicht mehr unter Kontrolle halten kann. Egal, dafür gibt’s kurz nach dem Gipfel DIE Szene-Bar für Radfahrer. Auf dem Gipfel des Barbotto machen wir Cappucino-Pause und schauen ehrfürchtig auf Zeitungsausschnitte mit Coppi und all den anderen, die hier schon mal vorbeigefahren sind. Der Rest des Tages ist ein kleines Auf- und Ab, Abfahrt und dann Ausrollen bis ins Hotel.

Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=mti ... =trackList
Dateianhänge
077 leckere Serpentinen.jpg
leckere Serpentinen
03 Erdrutsch.jpg
Schon wieder Erdrutsch
023 Menu.jpg
Menu in der Szene-Bar
Zuletzt geändert von Falcon am Sa 30. Apr 2011, 22:17, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Falcon
Beiträge:606
Registriert:Fr 16. Mai 2008, 01:00
Wohnort:Leipzig-Ost

Re: Trainingslager Italien April 2011

Beitrag von Falcon » Sa 30. Apr 2011, 22:05

4. Tag: Schon Ruhetag
Morgens ist die Straße doch tatsächlich etwas nass und der Himmel wolkenverhangen. So `ne Frechheit! Wir gehen in einer Halle Schwimmen und nehmen natürlich die extra dafür ausgeschilderte langsame Bahn „corso lento“. Auf der Nebenbahn werden drei kräftige Damen im Schmetterlingsstil durch einen Trainer durch die Halle gejagt. So viel Anstrengung tut schon beim Zusehen weh und kann nicht gut sein! Also schwingen wir uns am Nachmittag bei wieder aufgeklartem Himmel auf die Räder und verplempern 38 km ganz locker im Flachen bei Sonnenschein.
Dateianhänge
033 Ruhetag.jpg
Ruhetag

Benutzeravatar
Falcon
Beiträge:606
Registriert:Fr 16. Mai 2008, 01:00
Wohnort:Leipzig-Ost

Re: Trainingslager Italien April 2011

Beitrag von Falcon » Sa 30. Apr 2011, 22:10

5. Tag: Drei Hügel
Mann muss sich langsam steigern! Wir sind in einer Gruppe mit ca. 20 Leuten unterwegs, die schon zu groß ist und die es schon am ersten Hügel nach Verrucchiuo ordentlich zerlegt. Im malerischen Verrucchio mache ich ein paar Fotos und warte auf die Nachzügler. Dann kommt ein Übergangsstück mit einigem Auf und Ab zum eigentlichen Höhepunkt: San Marino. Die Marinesen (oder wie sie auch immer heißen wollen) haben sich schon vor Jahrhunderten auf einem sehr markanten, weit sichtbaren Hügel eingeigelt, den es zu bezwingen gilt. Die Steigung ist eher gleichmäßig und nicht zu steil, aber relativ lang. Nach zahlreichen Serpentinen sind wir an einer Art Aussichtsterasse mit grandiosem Blick ins Landesinnere und einigen Caffees angekommen. Der Cappucino ist hier doppelt so teuer wie im Umland. Die Touristenmassen versauen die Preise! Aber vorher machen wir noch ein paar Höhenmeter mehr in die Altstadt. Wie uns aber ein Carabinieri lautstark auf Italiensich zu verstehen gibt, ist Fahrradfahren in der Altstadt aber nicht erlaubt. Na gut, ich muss die 18 oder 20%ige Steigung nicht unbedingt mehr haben, aber mein Mitfahrer kämpft sich, kaum das der Carabinieri wieder außer Sicht ist, im Wiegetritt durch die Gassen nach oben. Noch ein schönerer Platz mit noch atemberaubender Fernsicht ist der Lohn. In diesem seltsamen Land werden übrigens auch allerlei Waffen zum Kauf angeboten, nur deren Ausfuhr / Einfuhr ist wohl verboten...
Nach dem Cappucino geht’s in die Abfahrt, in der es die Gruppe gleich wieder zersprengt. Ein Mitfahrer muss anhalten, klagt über komische Geräusche am Rad (tatsächlich klingt sein Freilauf zeitweise wie eine alte verrostete Kettensäge), mit mir warten noch zwei weitere Leute solidarisch und schon ist der Rest der Truppe weg. In der Abfahrt verirren wir uns etwas, nehmen aufgrund einer Baustelle eine andere Strecke bergab und finden und auf einem winzigen Sträßchen wieder, das erst mit unglaublichen steilen Serpentinen nach unten geht, um dann leider genauso steil aus einem engen Tal wieder bergan zu führen. Na gut, gibt es heute eben ein paar ungeplante Höhenmeter mehr. Aber es zieht schon ordentlich in den Beinen. Wir finden die übliche Strecke wieder und rollen gen Ende noch eine Runde im Flachen, um für heute 120 km voll zu machen.

Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vii ... =trackList
Dateianhänge
05 Da geht's nauf San Marino.jpg
Da müssen wir nauf - San Marino
06 Altstadt San Marino.jpg
Altstadt San Marino
07 San Marino.jpg
Regierungspalast San Marino
078 San Marino.jpg
Blick von San Marino
Zuletzt geändert von Falcon am Sa 30. Apr 2011, 22:18, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Falcon
Beiträge:606
Registriert:Fr 16. Mai 2008, 01:00
Wohnort:Leipzig-Ost

Re: Trainingslager Italien April 2011

Beitrag von Falcon » Sa 30. Apr 2011, 22:11

6. Tag: Ein Hügel
Heute wird ein Bergzeitfahren duchgeführt. Die meisten Leute nehmen dran teil oder schauen einfach zu. Meine Kletterkünste sind nach den wenigen Übungen der letzten Tage noch so unterentwickelt, dass ich über eine Teilnahme gar nicht nachdenken mag, aber zuschauen möchte ich auch nicht. Also fahre ich heute allein. Den Spinello kenne ich noch nicht. Er führt nach einigen steileren Rampen im Anfang des Tals sehr, sehr gemächlich und sehr, sehr lange nach oben. Im Anstieg bin ich ziemlich allein; kaum ein Auto und gerade mal zwei ältere italienische Radfahrer begegnen mir. Im Anstieg brät mir die Sonne schon ganz schön von oben auf den Helm. Auch als ich nach dem Ort Spinello den nächsten Hügel noch erklimme und auf über 900m rauskomme, ist es dort auch noch ziemlich warm. An der Dorfkirche gibt es zum Glück so eine typische Wasserstelle wo ein Wasserhahn aus der Wand herausschaut. Ich überlege nicht lange und fülle meine Trinkflasche auf und lasse das kühle Nass über meinen Kopf strömen. Danach geht es etwas hügelig weiter, bevor ich in einer nicht enden wollenden Abfahrt alle Höhenmeter wieder vernichten kann. Es erwischt mich aber dann doch wieder: Irgendwo in einem kleinen Kaff ist die Straße nass. Ich denke mir nichts weiter dabei und merke zu spät, dass in dem Wasser auch noch Zement drin steckt und so saue ich mir innerhalb von wenigen Sekunden mein Rad mit dem Zeug zu. Das trocknet dann noch an der Sonne schön schnell und dann habe ich einen herrlichen dreckigen Belag am Rad, an meinen Beinen und den Klamotten. Genau die gleiche Sauerei wie voriges Jahr in Slowenien!

Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=smt ... =trackList
Dateianhänge
08 unterwegs.jpg
unterwegs
Zuletzt geändert von Falcon am Sa 30. Apr 2011, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Falcon
Beiträge:606
Registriert:Fr 16. Mai 2008, 01:00
Wohnort:Leipzig-Ost

Re: Trainingslager Italien April 2011

Beitrag von Falcon » Sa 30. Apr 2011, 22:13

7. Tag: Zwei Hügel
Heute soll die 1000-Meter Marke fallen! Wir ziehen als kleine Truppe von nur vier Leuten los. Die anderen fahren auf für uns ausgetreteten Pfaden lang und wir wollen mal was anderes sehen. Schon nach den ersten flachen 20 km wird deutlich, dass wir uns auf drei Leute verkleinern müssen. Der vierte Mann hat einen schlechten Tag erwischt. Egal, wir restlichen drei sind motiviert! Der erste Anstieg des Tages wird uns mehr oder weniger direkt auf den Pass von über 1000 Meter bringen. Die Sonne knallt schon wieder ganz schön von oben und so steuern wir bald eine Wasserstelle an einer winzigen Kapelle am Wegesrande an: Kopf drunter halten, tut das gut! Nächster Stopp ist Fototermin mit der Burg San Leo im Hintergrund. Weiter geht es kilometerlang bergauf und irgenwann sind wir endlich oben: Serra S. Marco (1006 m). Ein weiter Blick in das bergige Landesinnere öffnet sich. Man glaubt, bis Rom schauen zu können. Nach der Abfahrt überfallen wir eine Tankstelle und erbeuten Speis und Trank. Nach einer Hucke fahren wir durch Carpegna. Von hier soll eine sagenhafte Militärstraße auf den Gipfel des gleichnamigen Berges auf über 1400 Meter führen. Gar gruselige Geschichten wurden uns von anderen Truppenteilen über diesen Anstieg erzählt: Man habe vergessen, Serpentinen in die Straße zu hauen und diese deswegen mit durchschnittlichen 15% geradewegs bergauf geführt. Außerdem soll die Straße ungeräumt sein und allerlei Unrat wie Blattwerk, Kiefernzapfen und Schnee soll noch herumliegen. Wir gedenken einen kurzen Augenblick lang der radsportlichen Opfer dieses Anstieges und fahren locker unseren zweiten Pass des Tage entgegen: Passo Cantoniera (1007 m). In der obligatorischen Bar am Gipfel nehmen wir festes und flüssiges Zuckerwerk zu uns und erfahren, dass der Giro, wie auf so vielen Hügeln der Umgebung, auch mal hier vorbeikam. Die anschließende Abfahrt ist eine der schönsten, die man in dieser Gegend machen kann. Das Foto spricht für sich. Die Rückfahrt wird etwas flott gestaltet, da ein Mitfahrere seinen Massagetermin im Hotel einhalten möchte. Soweit ich noch treten kann, helfe ich ihm, aber ich habe an den Bergen bereits zu viel Energie gelassen, so dass wir ihn (ohne Karte und nur mit einer groben Wegbeschreibung ausgestattet) ziehen lassen. Er erreicht aber zum Glück mühelos und rechtzeitig unser Hotel.

Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=dvt ... =trackList
Dateianhänge
09 San Leo.jpg
San Leo
10 Serra San Marco.jpg
Serra S. Marco
11 Abfahrt.jpg
Abfahrt

Antworten