16. Tag Überführungsetappe
Morgens sind die Gänge auf dem Schiff mit Leuten vollgestopft, die auf dem Deck übernachten wollten, dann aber vor dem einsetzenden Regen geflüchtet sind. REGEN!??!?! Was war das noch mal? Seit meiner Abfahrt in Triest ist kein Regentropfen auf mir gelandet und ich habe gute zwei Wochen kaum mal eine Wolke am Himmel gesehen. Derartig verwöhnt ich stecke ich meine Nase auf das Deck und schaue ungläubig auf das Nass. Ein Gewitter tobt sich in der Kvarner Bucht aus. Nachdem mich die Fähre in Rijeka dann ausgespuckt hat, suche ich mir schnell einen Unterstand und krame in meinen Taschen die Regenbekleidung hervor und ziehe sie über. Ich warte erst mal, bis es richtig hell wird (soweit es eben unter Gewitterwolken hell werden kann) und hoffe natürlich, dass das Gewitter sich verzieht. Ich habe es nicht eilig, denn die heutige Etappe ist überschaubar und ich habe genügend Zeit. Nach über einer Stunde wird mir die Warterei zu blöd, das Gewitter kommt nicht über die Berge. Ich fahre los, als es nicht mehr so heftig regnet, in der Hoffnung... Na ja, nach 10 min geht es wieder richtig los. Es gießt wie aus Eimern, es schüttet wie aus Kübeln, eine Sintflut kommt über mich als ob die fehlenden Niederschläge der letzten zwei Wochen heute ersetzt werden müssten. Die Straße führt mittlerweile stetig bergan. Am rechten Fahrbahnrand, wo ich eigentlich fahren möchte, fließt mir ein Fluss entgegen. Mal fahre ich dort durch und hoffe, dass da noch fester Untergrund vorhanden ist. Mit einem Tretboot würde ich jetzt hier auch vorankommen. Manchmal fahre ich auf dem Fussweg und bekomme von vorbeifahrenden Autos noch eine zusätzliche Dusche ab. Irgendwann bin ich dann total durchgeweicht und dann ist mir auch alles egal. Wenn ich länger stehen bleibe, wird mir kalt und so fahre ich nur mit kurzen Pausen (mal an der Tanke eine heiße Schokolade getrunken – wie herrlich!) weiter. Irgendwann ist das Gewitter vorbei und es stellt sich ein stetiger Landregen ein. Ich fahre durch die Grenzregion zwischen Kroatien und Slowenien. Eine recht einsame Gegend, voller Wälder, nur ab und zu ein verlassenes Gehöft, fast kein Verkehr und es geht immer weiter bergan. Auf ca. 700 m frage ich mich langsam, wohin die Straße mit mir noch hin will. Ein paar Kurven weiter bin ich dann wohl oben. Weiter führt die Straße durch ein menschenleeres Hochplateu, landschaftlich sicher reizvoll, aber es regnet immer noch und die Wolken hängen tief.
Der Grenzübergang ist fast schon kurios. Von jedem Grenzverkehr verlassen stehen auf kroatischer Seite zwei Wohncontainer am Straßenrand. Ich halte ordnungsgemäß und die quitschende Bremse lockt den Beamten aus seiner Behausung. Sichtlich missmutig wegen der Störung steckt er seinen Kopf aus dem Container, wird aber bei meinem Anblick Typ „nasser Pudel“ doch freundlich und winkt mich durch die nicht vorhandene Absperrung. Der slowenische Grenzer hat immerhin eine kleine, überdachte (!) Schranke, die mich am Weiterfahren etwas hindert, die er dann aber auch brav hochschraubt.
Ich husche wieder schnell durch Slowenien und schwupps bin ich wieder in Italien. Der Regen hat nun aufgehört und in der Abfahrt in das Zentrum von Triest beginne ich langsam zu trocknen.
Das wars eigentlich, die Runde ist beendet, Ziel erreicht!
Es folgen das Warten auf den Zug nach Venedig, die Zugfahrt und dann in Venedig weiter warten auf den Nachtzug nach München. Rad verstauen, Abteil beziehen, alles kein Problem und dann Gute Fahrt und Gute Nacht.
Die Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=tng ... =trackList