Westsachsenklassiker - 54. Sachsenringradrennen
- mi67
- Weltmeister der Herzen
- Beiträge:2304
- Registriert:Fr 10. Apr 2009, 22:07
- Name:Michael
- Wohnort:Leipzig - Gohlis
Schneeschauer, 2°C, böig auffrischender Nordwestwind - alle Zeichen standen auf eine Zitterpartie am Wellenritt des Sachsenrings. Zum Glück war meine Erkältung auch in der Nacht nicht durchgebrochen und es blieb bei gelegentlichem Niesen und einer verstopften Nase, also fuhr ich nach Hohenstein-Ernstthal, wo der Blick auf die ersten verschneiten Erzgebirgshänge fiel ... . Ich kannte den Kurs noch nicht. Üble Erfahrungsberichte von auszehrenden Wellen, Abfahrten mit bis zu 90 km/h, im "Omega" abspringendem Reifen drangen zu mir vor und steigerten nicht gerade mein Selbstvertrauen. Meinem etwas flatterhaft steuernden Giant gab ich daher zum ersten Mal den Laufpass und vertraute auf die dicke bayerische Corratec-Carbonmöhre, die - sorgsam von allzu schrillen Farbwagnissen befreit - gar nicht mal so schlecht anzusehen ist. Ein feiner, leichter Laufradsatz, den ich mir als Belohnung für einen geleisteten Eigenanteil an der Gewichtsoptimierung als Zugabe gegönnt hatte, wurde ebenfalls eingeweiht, wie auch die neue Vereinklamotte, die nun endlich den Weg über den Alpenhauptkamm gefunden hatte.
Im Fahrerlager pfiff der Wind, es war richtig kalt. Mein Kleidungskonzept war nach den Zitterorgien der Spreewaldmasters denkbar einfach: "nur nicht frieren", also legte ich Schicht um Schicht an, einschließlich einer Regenjacke und ganz zum Schluß darüber einen Zeitfahranzug, in dem ich mir dann zwar vorkam wie eine Presswurst, der aber alle Schichten wieder so eng an den Korper schmiegte, dass ich zumindest keine Ausrede mehr hatte, der Wind könne sich darin verheddern.
Mittlerweile waren auch wieder alle "alte Bekannte" aufgekreuzt, Keller, die Grünigs, Karrasch, die Jenatec-ler (bis 2011 DKV Neff Masters), Univega und auch der Köpenicker Appelt, der schon bei den Spreewald-Masters als starker und angriffslustiges Leichtgewicht hervortrat. Als einziger Speichen-Halbgreis kam ich mir zwar etwas verlassen vor, aber eigentlich war ja dieses erste Hügelrennen mein heimliches "A-Priorität-Rennen", also Sorgen weggewischt und hinein mit Mathias Grünig und Thoralf Baumgarten in eine Proberunde. Hui, ging das pfeffrig ums Omega! Der starke Wind und die nun schon länger ausbleibenden Schauer brachten die Fahrbahn zum abtrocknen. Fein, denn wie gut oder schlecht meine Tufos auf dem Asphalt kleben, wollte ich lieber nicht in schmerzhafter Weise lernen.
Als es endlich losgeht, rauscht das Feld los wie von der Tarantel gestochen. Ich fast am hintersten Ende. Also schufte ich mich im ersten Anstieg hinterm Omega wieder nach vorn. Sofort gingen die Attacken los. Erst Appelt, dann hechtet Kalz nach vorn, in seinem Schatten Mathias Grünig - ein ernst zu nehmendes Paar, also hinterher. Die eigentliche Speedabfahrt liegt im direkten Gegenwind, verläuft dadurch langsamer, aber man muss den Lenker schon fest greifen! Um den Linksbogen herum eine kurze Gerade vor dem Stich hoch zu Start/Ziel. Nun geht Andreas Huth, mein "Lieblings-Wegspringpartner", und stiefelt die scharf ansteigende Kurve zur Zielgeraden auf der Scheibe hoch - also unbedingt ran!
Als wir zu Start-Ziel kommen haben wir bereits ca. 30 m vor dem Feld, die Runde 1 ist gerade mal bewältigt ... und ich bin mit fliegender Lunge am Limit! Huth führt unser Duo souverän durchs Omega, danach habe auch ich mich wieder eingefangen und wir wechseln in fast schon "gewohnter Manier" gut durch, gewinnen dabei an Vorsprung. Als vergleichsweise schwere Fahrer haben wir den Vorteil, nicht nur an den Rampen, sondern vor allem auch in Gegenwindpassagen und Abfahrten durch konstruktives Fahren weiter weg zu kommen. Nun reiht sich über Runde 2-4 Wechsel an Wechsel, dann bemerke ich, das Huth an den Anstiegen doch Probleme hat, setze mich öfter und länger nach vorn, nehme ihn oben weiter mit, aber unser Tempo und vor allem auch unser Vorsprung sinkt, denn von hinten hat sich ein Quartett aus Grünig, Kunath, Keller und Sinske aufgemacht, um uns einzuholen. In Runde 5 und 6 geht der Führungsanteil immer mehr an mich über und wir liegen quasi auf dem Präsentierteller vor den Verfolgern. Also entschliesse ich mich, kurz vor Ende der 6. Runde, alleine mein Glück zu versuchen, allerdings versetzt mir der Rundenzähler von 4 restlichen Runden auch ziemlichen Respekt. Eine Runde gebe ich mir, in der ich sehen will, ob ich Distanz gewinnen kann, ohne mich komplett abzuschießen, oder ob ich gegenüber einem heranstürmenden Verfolgerfeld alleine rasch verhungern würde und dann auch in einer Schlussattacke nichts mehr leisten könnte. Nach einer "solide gefahrenen" 7. Runde hat sich mein Abstand tatsächlich wieder deutlich vergrößert. Also setze ich zu Beginn der 8. Runde alles auf eine Karte und drücke in die Pedale, was ich über die Restkilometer glaube noch leisten zu können. Zu Beginn der Runde 9 setzt sich ein Streckenfahrzeug neben mich und mir wird ein Abstand von 1:30 min zugerufen ... nein, jetzt noch nicht rechnen, sondern solide weiterdrücken! Ich komme zur Schlußglocke, und im Rückblick an der steilen Rampe zuvor war keine Verfolgergruppe auszumachen - das motiviert weiter. Wieder eine Zeitdurchgabe anfangs der Schlußrunde: 1:25 min. Das musste für die verbleibenden 3 km reichen, aber gerade dann, wenn man weiß, dass es sich lohnen wird, macht die Quälerei ja so richtig Spass. Also weiter was Lungen und Beine hergeben. Nur nicht im Omega oder in der Gegenwindabfahrt noch versteuern, trotz Gegenwind nach den Steigungen das Tempo möglichst rasch wieder nach oben bringen, dann freudig der letzte Anstieg hoch zu Start-Ziel. Allein im Mitwind dem Ziel entgegensegelnd kommt mir doch das Fäustchen nach oben - tatsächlich, ich habe hier mein erstes Lizenzrennen gewinnen können.
Ryoko konnte nicht dabei sein, Bilder gibt es daher leider nur später aus fremder Quelle ...
Im Fahrerlager pfiff der Wind, es war richtig kalt. Mein Kleidungskonzept war nach den Zitterorgien der Spreewaldmasters denkbar einfach: "nur nicht frieren", also legte ich Schicht um Schicht an, einschließlich einer Regenjacke und ganz zum Schluß darüber einen Zeitfahranzug, in dem ich mir dann zwar vorkam wie eine Presswurst, der aber alle Schichten wieder so eng an den Korper schmiegte, dass ich zumindest keine Ausrede mehr hatte, der Wind könne sich darin verheddern.
Mittlerweile waren auch wieder alle "alte Bekannte" aufgekreuzt, Keller, die Grünigs, Karrasch, die Jenatec-ler (bis 2011 DKV Neff Masters), Univega und auch der Köpenicker Appelt, der schon bei den Spreewald-Masters als starker und angriffslustiges Leichtgewicht hervortrat. Als einziger Speichen-Halbgreis kam ich mir zwar etwas verlassen vor, aber eigentlich war ja dieses erste Hügelrennen mein heimliches "A-Priorität-Rennen", also Sorgen weggewischt und hinein mit Mathias Grünig und Thoralf Baumgarten in eine Proberunde. Hui, ging das pfeffrig ums Omega! Der starke Wind und die nun schon länger ausbleibenden Schauer brachten die Fahrbahn zum abtrocknen. Fein, denn wie gut oder schlecht meine Tufos auf dem Asphalt kleben, wollte ich lieber nicht in schmerzhafter Weise lernen.
Als es endlich losgeht, rauscht das Feld los wie von der Tarantel gestochen. Ich fast am hintersten Ende. Also schufte ich mich im ersten Anstieg hinterm Omega wieder nach vorn. Sofort gingen die Attacken los. Erst Appelt, dann hechtet Kalz nach vorn, in seinem Schatten Mathias Grünig - ein ernst zu nehmendes Paar, also hinterher. Die eigentliche Speedabfahrt liegt im direkten Gegenwind, verläuft dadurch langsamer, aber man muss den Lenker schon fest greifen! Um den Linksbogen herum eine kurze Gerade vor dem Stich hoch zu Start/Ziel. Nun geht Andreas Huth, mein "Lieblings-Wegspringpartner", und stiefelt die scharf ansteigende Kurve zur Zielgeraden auf der Scheibe hoch - also unbedingt ran!
Als wir zu Start-Ziel kommen haben wir bereits ca. 30 m vor dem Feld, die Runde 1 ist gerade mal bewältigt ... und ich bin mit fliegender Lunge am Limit! Huth führt unser Duo souverän durchs Omega, danach habe auch ich mich wieder eingefangen und wir wechseln in fast schon "gewohnter Manier" gut durch, gewinnen dabei an Vorsprung. Als vergleichsweise schwere Fahrer haben wir den Vorteil, nicht nur an den Rampen, sondern vor allem auch in Gegenwindpassagen und Abfahrten durch konstruktives Fahren weiter weg zu kommen. Nun reiht sich über Runde 2-4 Wechsel an Wechsel, dann bemerke ich, das Huth an den Anstiegen doch Probleme hat, setze mich öfter und länger nach vorn, nehme ihn oben weiter mit, aber unser Tempo und vor allem auch unser Vorsprung sinkt, denn von hinten hat sich ein Quartett aus Grünig, Kunath, Keller und Sinske aufgemacht, um uns einzuholen. In Runde 5 und 6 geht der Führungsanteil immer mehr an mich über und wir liegen quasi auf dem Präsentierteller vor den Verfolgern. Also entschliesse ich mich, kurz vor Ende der 6. Runde, alleine mein Glück zu versuchen, allerdings versetzt mir der Rundenzähler von 4 restlichen Runden auch ziemlichen Respekt. Eine Runde gebe ich mir, in der ich sehen will, ob ich Distanz gewinnen kann, ohne mich komplett abzuschießen, oder ob ich gegenüber einem heranstürmenden Verfolgerfeld alleine rasch verhungern würde und dann auch in einer Schlussattacke nichts mehr leisten könnte. Nach einer "solide gefahrenen" 7. Runde hat sich mein Abstand tatsächlich wieder deutlich vergrößert. Also setze ich zu Beginn der 8. Runde alles auf eine Karte und drücke in die Pedale, was ich über die Restkilometer glaube noch leisten zu können. Zu Beginn der Runde 9 setzt sich ein Streckenfahrzeug neben mich und mir wird ein Abstand von 1:30 min zugerufen ... nein, jetzt noch nicht rechnen, sondern solide weiterdrücken! Ich komme zur Schlußglocke, und im Rückblick an der steilen Rampe zuvor war keine Verfolgergruppe auszumachen - das motiviert weiter. Wieder eine Zeitdurchgabe anfangs der Schlußrunde: 1:25 min. Das musste für die verbleibenden 3 km reichen, aber gerade dann, wenn man weiß, dass es sich lohnen wird, macht die Quälerei ja so richtig Spass. Also weiter was Lungen und Beine hergeben. Nur nicht im Omega oder in der Gegenwindabfahrt noch versteuern, trotz Gegenwind nach den Steigungen das Tempo möglichst rasch wieder nach oben bringen, dann freudig der letzte Anstieg hoch zu Start-Ziel. Allein im Mitwind dem Ziel entgegensegelnd kommt mir doch das Fäustchen nach oben - tatsächlich, ich habe hier mein erstes Lizenzrennen gewinnen können.
Ryoko konnte nicht dabei sein, Bilder gibt es daher leider nur später aus fremder Quelle ...
Zuletzt geändert von mi67 am So 8. Apr 2012, 04:14, insgesamt 2-mal geändert.
Freund der vertieften Atmung
Re: Westsachsenklassiker - 54. Sachsenringradrennen
Wahnsinn und dicken Glückwunsch!
Viele Grüße
René
René
Re: Westsachsenklassiker - 54. Sachsenringradrennen
Sehr gelungener Saisonstart!
Re: Westsachsenklassiker - 54. Sachsenringradrennen
Hammertyp Micha!
Zuletzt geändert von vantage84 am So 8. Apr 2012, 12:53, insgesamt 1-mal geändert.
If it's not on Strava, it didn't happen.
- sippe
- Pain Face
- Beiträge:3369
- Registriert:Mi 18. Mai 2005, 13:17
- Name:Sebastian Staeubert
- Wohnort:Leipzig, Bitterfeld
Re: Westsachsenklassiker - 54. Sachsenringradrennen
Spitzenklasse!
"will halt auch dabeigewesen sein"-Fahrer
Re: Westsachsenklassiker - 54. Sachsenringradrennen
Mensch, Micha,
große Klasse! Das Ding ist schon in einer 5/6-Mann-Gruppe schwer zu fahren! Der Wind steht eigentlich immer irgendwo "ungerecht". Ich schätze, wenn die Jungs nicht allzu verblendet sind, war das Dein letztes Rennen, bei dem man Dich wegen der Fehleinschätzung ziehen ließ "Der kommt von alleine zurück ins Feld!"
Hütchen muß man auch erstmal an seine Grenzen fahren, denn der hat viel drauf!
Echt gut! Meinen Glückwunsch!
Erdnah
große Klasse! Das Ding ist schon in einer 5/6-Mann-Gruppe schwer zu fahren! Der Wind steht eigentlich immer irgendwo "ungerecht". Ich schätze, wenn die Jungs nicht allzu verblendet sind, war das Dein letztes Rennen, bei dem man Dich wegen der Fehleinschätzung ziehen ließ "Der kommt von alleine zurück ins Feld!"
Hütchen muß man auch erstmal an seine Grenzen fahren, denn der hat viel drauf!
Echt gut! Meinen Glückwunsch!
Erdnah
Fahn ma mal schneller!
Re: Westsachsenklassiker - 54. Sachsenringradrennen
dein Wintertraining würde ich gern mal kopieren...
- salamander_f
- Ausbilder
- Beiträge:1539
- Registriert:Mo 11. Mai 2009, 14:30
- Name:Oliver
- Wohnort:Borsdorf OT Panitzsch
- Kontaktdaten:
Re: Westsachsenklassiker - 54. Sachsenringradrennen
Herzlichen Glückwunsch. Du stehst schon auf meinem Zettel für die nächste Saison.
HE FACEBOOK ............. Schicke Bilder auf Instagram