RuK - oder mein Waterloo

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vantage84
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RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von vantage84 » Di 10. Apr 2012, 07:35

Am Montag fand mein erstes GCC Rennen unter Univega Flagge statt.
Die Ziele waren hoch gesteckt aber es sollte meine bislang größte Pleite werde (nicht nur von mir... das Pech meiner Teamkollegen steht bald auf unserer off. Seite).
Am Vortag angereist, fuhren wir die ersten und letzten Kilometer der Strecke ab. Da noch bei 13 °C und Sonne - wunderschön. Uns war aber allen klar, dass das Wetter umschlagen sollte.
Am Montag morgen dann wurden wir wie erwartet bei starkem Regenfall geweckt. Die Straßen klitschnass und ordentlich Nachschub von oben.
Also 7 bar in die Reifen (perfekt, vor allem auf grobem Kopfsteinpflaster) und entsprechend kleiden.
Ok, letzter Punkt wurde nicht so sonderlich gut erfüllt. Kurze Hose sowie Trikot+Armlinge+Weste waren im Nachhinein wohl "etwas" zu luftig für diese Bedingungen. :D

Start war im Block A und so konnten wir uns gleich zu Beginn an die Spitze des Feldes setzen und dieses zusammen mit den bekannten Rivalen (DKV, Merkur) kontrollieren. Durch den starken Niederschlag und das eher lasche Tempo setzte bei mir jedoch schon ab Kilometer 20 das Unterkühlen ein. Die Beine wurden von Minute zu Minute fester und ich hatte so ein heftiges Zittern im Oberkörper, dass ich mein Rad kaum noch im Griff hatte. Die kurzen Anstiege waren dann wie Balsam. Endlich warm, auch wenn die Beine schon langsam versagten. Auf den folgenden Abfahrten war es dann umso schlimmer und ich fragte mich schon vor der Hälfte des Rennens, wie das überhaupt durchzuziehen ist.

Konnte ich in der ersten Rennhälfte ohne Probleme an der Spitze fahren, fiel ich nun zusehends zurück. Weniger wegen der Berge - da ging es trotz der Betonbeine besser hoch als bei den meisten anderen - vielmehr verlor ich aufgrund der Zitterattacken auf den Abfahrten Zeit und konnte in dem Zustand nur unter Mühe im Flachen wieder vorkommen.

Nun ging es ein zweites und letztes mal über den berüchtigten Bensberg. Bei der vorherigen Abfahrt hatte es mich aufgrund der Probleme wieder nach hinten gespült und so musste ich dort viele Leute überholen. Oben angekommen war ich noch im Spitzenfeld und alles schien gut. Leider fuhren wir in der letzten Abfahrt auf die kleine 67 km Runde auf und die nötigten zum Bremsen und Ausweichen, was bei mir nun fast gar nicht mehr ging. Dadurch stand mit einem mal ein 100 m Loch und das nach dem letzten Berg! :wand: Vor mir nun das Loch und hinter mir haben auch alle reißen lassen. So probierte ich 15 km lang noch an die Spitzengruppe heranzufahren. Zweimal wäre das fast gelungen aber Attacken an der Spitze beschleunigten zu sehr, so dass der Abstand wieder größer wurde. Zudem konnte ich meiner P2M entnehmen, dass die Kälte jede Kraft genommen hat und im Flachen fast nichts mehr ging. Ich war nur noch tot. 4 km vor dem Ziel holte mich dann die Verfolgergruppe ein mit der ich letztendlich ins Ziel kam. Völlig durchgefroren dauerte es noch ca. 1 Stunde im Hotelzimmer, bis das Zittern nachlies.
laut Teamkollegen sah ich aus wie "eine Mumie". :bibber:
Für mich persönlich eine totale Pleite. Ich konnte auch das ganze Rennen über nichts essen - ich kam nicht mehr an die Trikotasche ran.

Jetzt heißt es Wunden lecken. Mittwoch auf der Bahn (wenn es trocken bleibt?) und in jedem Fall am Sonntag bei Berlin - Bad Freienwalde - Berlin wieder Kräfte und Selbstvertrauen tanken und dann geht es zur Revanche nach Göttingen. Dort wartet ein längerer Berg und dort möchte ich zeigen, was ich wirklich kann!
Vielleicht ist es auch ganz gut, mal so ein Rennen erlebt zu haben. Da weiß man gute Rennverläufe zu schätzen.

Viele Grüße

Frank
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mi67
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Re: RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von mi67 » Di 10. Apr 2012, 07:47

vantage84 hat geschrieben:Am Montag fand mein erstes GCC Rennen unter Univega Flagge statt.
...
:bibber: Mein Beileid! :bibber:

Bei solchen Bedingungen ist halt ein Gardemaß günstiger, als das Bergziegen-Format. Wenigstens den Oberkörper hätte man durch entsprechende Schichten unter der Windjacke warm halten müssen! Selbst wenn sich Dinge vollsaugen, dann können sie trotzdem noch einen gewissen Teil des Windchills abhalten. Für die Beine fehlt mir aber auch irgendwie die Phantasie. Vielleicht müsste man sich mal die Fettcremes der Kanalschwimmer ansehen ... :D
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Re: RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von SXHC » Di 10. Apr 2012, 09:08

Habe mit den Teilnehmern gestern mitgezittert. :bibber:

Hoffe die Nah-Tod-Erfahrung wirkt sich nicht noch negativ aus. :krank:

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Re: RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von SchmidtsKatze » Di 10. Apr 2012, 09:53

... Melkfett als Kälteschutz steht wohl auch bei den Schwimmern ganz oben. Durchblutungsfördernde Salben und Öle bringen nicht viel wenn eine entsprechende Deckschicht fehlt.
Dass sich so was auch mal nachhaltig auswirken kann, weiß ich jetzt seit kurzem - laboriere schon seit anderthalb Wochen wegen optimistisch freigelegter Knie an einer Oberschenkelsehnenreizung herum ...
ich habe ein Motivationsproblem - bis ich ein Zeitproblem habe...

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Re: RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von sippe » Di 10. Apr 2012, 14:30

Abhaken, Frank - am WE sieht es bisher nicht nach Regen aus. Dafür ist Windstärke 3-4 angesagt ...
"will halt auch dabeigewesen sein"-Fahrer :-D

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vantage84
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Re: RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von vantage84 » Di 10. Apr 2012, 14:38

Windkante - mein Ding! :D
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Cotopaxi
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Re: RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von Cotopaxi » Di 10. Apr 2012, 15:33

Mensch Frank, haette ich gewusst, das du dabei bist, hatte man mal Hallo sagen koennen ;)

Nun hier mein Regenschlachtbericht,

Was mich am meisten beeindruckte, und deswegen wollte ich unbedingt das Koelner Rennen fahren, ist die besondere Radsportkultur/Athmosphaere im Rheinlaendischen. Leider unvergleichbar mit hier. Da stehen eine halbe Million Menschen bei uebelstem Scheissregen an der Strecke und feuern die Sportler an. Auch das Drumherum im Start/Zielbereich war eine andere Liga als z.b. NSC, und trotz des Regens waren angeblich 3500 Jedermaenner dabei.

Nun zum Rennen, ich hatte mich nach dem Sachsenringrennen gut erholt, die Erkaeltung zog sich langsam zurueck, der Hals wurde freier und der Gesamtwohlfuehleindruck war wesentlich besser. Komplett in Regenmontur gehuellt (Unterhemd + Regenjacke + 3/4 Hose + duenne lange Regenhose) ging es aus Block A auf die Piste. Gut fand ich, dass es kaum kritische Situationen gab, die Rennfahrer waren sehr defensiv eingestellt und meines erachtens teilweise sogar uebervorsichtig. Nur sehr wenige Rempeleien und glimpfliche Ausrutscher waren zu beobachten. Ich hielt mich mehr oder weniger immer in der Mitte des grossen fuehrenden Hauptfeldes auf und liess mich locker mitziehen. Den ersten Huegel nach Bechem ging es recht moderat hinauf. Da brauchte man sich keine Sorgen machen, das konnte man locker auf dem grossen Blatt bewaeltigen, da ist Golzern haerter ;-)
Ich hatte wirklich gute Beine und das Rennen bereitete mir bis dato keine Schwierigkeiten. Bis, ja bis zum beruehmten Anstieg zum Bensberger Schloss. Ich haette es wissen muessen! Der Pulk musste sich durch eine Verengung auf einer schmierigen Kopfsteinpflasterpassage berghoch durchquaelen. Zwangslaeufig kam es zum Stillstand, einerseits war es zu eng, andererseits waren viele ueberfordert den Arsch auf das Hinterrad zu druecken und gleichmaessig zu treten. Es kam wie es kommen musste, unter dem Jubel der frenetisch feiernden Zuschauer schoben wir die Raeder den Anstieg hinauf. Das schoene Hauptfeld war zum erstenmal total zerpflueckt.
Die folgenden Kilometer wurden mit Vollgas bewaeltigt, so dass wir wieder an die Spitze zurueckkammen. Bei km 62 ging es den langen Anstieg nach Overath/Heiligenhaus hoch. Unten schoen lecker steil, flachte der Huegel spaeter ab. Oben auf freiem Feld bliess der Wind gar heftig und ich befand mich voll auf der Windkante. Ploetzlich ging nix mehr.
Der Mann mit dem Hammer schaute vorbei. Ich hab die Kurbel einfach nicht mehr rumbekommen und musste reissen lassen. Ich war sowas von leer und mausetot :-(
Hab dann komplett rausgenommen, was gegessen und mal tief durchgeatmet. Minuten spaeter kam der Druck langsam zurueck und mit ein paar einheimischen Nachzueglern wurde der Rest des Rennens in Angriff genommen. Natuerlich war das Tempo in der Gruppe etwas geringer als zuvor in der Spitze. Ich konnte mich dafuer relativ gut erholen. Die folgenden Rampen wurden stressfrei ueberwunden. Die nochmalige Passage am Schloss Bensberg war nur dann nur noch geil, mit Gaensehaut die schmierige Kopfsteinpflasterstrecke hoch, oben gefuehlte hunderte Presseleute, ein Geschrei der Massen... Wahnsinn pur! Was folgte war risikoloses Zurueckrollen nach Koeln.

Ich bin direkt zu meinem Bus geradelt, hab frische, warme Sachen gegen meine vollkommen durchnaessten und verdreckten Radklamotten getauscht, den Kuehlschrank gepluendert und bin dann nochmal zum Start/Zielbereich gewandert. Man, da war grosser Trubel angesagt, teils bestimmt auch darin begruendet, dass so mancher einheimischer Finisher direkt die eine oder andere Flasche mit alkoholischem Inhalt leerte. War halt Freibier eines der Hauptsponosoren...

Gegen 1500 trollte ich mich dann Richtung Heimat.

Heute fuehle ich mich krank, die Erkaeltung will nochmal durchbrechen ;-(

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Re: RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von sippe » Di 10. Apr 2012, 15:34

vantage84 hat geschrieben:Windkante - mein Ding! :D
sippe@62kg - ich werde mir auch einen Anker mitnehmen ;-)

@Cotopaxi: Schöner Bericht!
"will halt auch dabeigewesen sein"-Fahrer :-D

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Re: RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von salamander_f » Di 10. Apr 2012, 17:26

Nabend. Wir waren auch in Köln. Natürlich auf der Püppi-Runde. War ganz cool bei dem Wetter. :bibber: Die haben da ja extra Hubbels eingebaut. :o :meise: Ich war komplett durcheinander. In meinem Kopf war nur Sand und Bensberg, da geht das vorher auch schon mal hoch. Trotzdem konnte ich meine Vorjahresplatzierung (129) auf 83 verbessern. Obwohl es um ca. 3 km/h langsamer war. :nixweiss: Die hohen Zuschauerzahlen erhöhen den Spaßfaktor immens. Da kommt Vorfreude auf Göttingen auf. :)

So oder ähnlich werden wir über die Homepage berichten:
Letztes Jahr noch als Trio, gingen wir dieses Jahr erstmals als komplettes Team mit 6 Jungs und einem Mädel auf die 69 km Strecke. Als Unterstützer hatten wir 4 „Radler-Frauen“ sowie 2 x Nachkommenschaft an der Strecke, auf der Strecke einen Papa und den besten Freund dazu. Da konnte ja nichts mehr schief gehen…
Am Abend vor dem Rennen konnten wir bei feinem Frühlings-Wetter die Kölner Innenstadt erkunden, gemeinsam essen und das eine oder andere Kölsch genießen. Die Damen fingen an, Pläne über einen Besuch im Schokoladen-Museum zu schmieden, bei den RennRadlern beschränkte sich die Diskussion mehr und mehr auf die richtige Klamottenwahl für die über alle Kanäle angekündigte Regenschlacht rund um Köln (die dann auch wirklich folgte).
Beide Diskussionsrunden waren von Erfolg gekrönt, die Damen gaben sich am nächsten Tag der süßen Versuchung hin, während dem die Teilnehmer des Rennens warm genug eingepackt starteten.
Leider hatte Marko nach fünf Kilometern einen Plattfuß. Kurz darauf (bei km 8) rutschte Thomas in einem Kreisverkehr so unglücklich weg, dass sein Arbeitsgerät den Dienst quittierte. Ihm selber blieben zum Glück nur die üblichen Schleifspuren am Körper als Erinnerung. So früh schon zwei Ausfälle. Auf fünf Mitglieder dezimiert wurde weiter gekurbelt. Leider getrennt, die Rennleitung hatte uns auf 3 verschiedene Startblöcke verteilt.
Weitere Probleme folgten nicht mehr, alle kamen ins Ziel und fuhren dem HALLZIG EXPRESS das erste Ergebnis im Kölner Rennen ins Haus. Platz 17 in der Team-Wertung freut uns sehr! Hier sind die Einzelergebnisse:
Jennifer Dengler AK 11 / Gesamt 35
Oliver Polz AK 25 / Gesamt 83
André Hartig AK 57 / Gesamt 164
Sven Lotz AK 58 / Gesamt 168
Marco Richter AK 88 / Gesamt 271
Alles in allem war es mal wieder „Richtig schön“, trotz Regen. Radrennen, Städtetour und Familienausflug. So kann es weiter gehen. Nun freuen wir uns auf die RTF in Leipzig, den Spreewaldmarathon und natürlich das nächste Rennen in Göttingen.

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Re: RuK - oder mein Waterloo

Beitrag von SXHC » Di 10. Apr 2012, 18:10

Tolle Ergebnisse und tolle Berichte! Da könnte sich der WDR so einiges abschauen. :D

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