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15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 19:25
von mi67
Der Harzer RSC Wernigerode lud wieder mit seiner sehr schön organisierten Veranstaltung zu einem der wenigen langen Rennkurse der Saison in den Harz ein. Zunächst war es noch recht frisch mit 8°C, aber zum Glück erzeugte wenig später die durchbrechende Sonne fast ideale Bedingungen, um ein Rennen auszutragen. Auf dieses Rennen freute ich mich fast ebenso, wie ich mich vor ihm fürchtete, denn die Senioren 2 wurden gemeinsam mit 120 Startern des B/C-Rennens der Elite auf die Reise geschickt. Zunächst ging es neutralisiert aus dem Städtchen hinaus zu einer Parkposition, an der alles nochmals angehalten wurde. Dann erfolgte der scharfe Start, der auch gleich von verschiedenen Gruppenattacken geprägt war. Ich wollte mich im Flachanteil des Rennens heraushalten - zumindest so lange kein starkes Seniorenfeld vorn lospreschen würde. Also schwamm ich immer so um die Positionen 20-30 mit und äugte nach den Startnummern der Hauptkontrahenten. In einer der folgenden Attacken sprang etwa 10 km nach dem Start auch Charlie vorn weg. OK, dachte ich, dann darf ich hier ab nun das Tempo verwalten, wobei auch das Feld selbst noch keine Anstalten machte, sich extrem zu engagieren. So kam es, dass ich die erste knappe Rennstunde mit durchschnittlichen 200 Watt eine vergleichsweise lockere Zeit geniessen durfte, denn der Wind war für eine kräftesaugende Kante zu schwach und schob ab km 15 auch noch von hinten. Vielen Dank Charlie! :hut:

Ab Blankenburg begann bei km 35 die Hügelei und es wurde natürlich das Rennen erneut scharf gestellt. Die Gruppe um Charlie wurde rasch vom Feld eingefangen, und die erste Bergwertung in Hüttenrode wurde angepeilt. Dennoch wirkte das Tempo eher verhalten, so dass ich einen ersten Angriff gut 2 km vor der Bergwertung lancierte. Niemand ging mit und ich konnte mich etwas wegstehlen. Zur Bergwertung selbst allerdings beschleunigte das Feld und darin auch Keller wieder enorm und ich kam "nur" als zweiter Senior zu Punkten. Nach nur kurzer Abfahrt gen Talsperre Wendefurth kam gleich der nächste, schon deutlich steiler emporziehende Stich. Hier schaltete die Elite auf Krawall, die Atemzüge wurden tiefer und es waren für mich 4 min bei 430 Watt zu treten, um das steile Stück des Scheusals in Elefantenmanier niederzuringen. Im flacheren Anteil wieder zu Atem gekommen, sehe ich bei km 50, dass Keller wegspringt. Mist, ich bin eingebaut ... also wurde der Weg zu einer freien Beschleunigungsstrecke freigebettelt und -erfahren, bis ich 2,5 km später auch durchstarten konnte, Kelli nachsetzte und nach 3 km zu Beginn der Abfahrt nach Hasselfelde auch auf ihn aufschloß. Sein Plan war: "bis Sophienhof ..." (die Bergwertung Nr. 2). Ich sagte dazu erst mal nichts.

Gemeinsame Sache zu machen, war ab Hasselfelde klar. Also wurde in wechselnder Führungsarbeit der Weg zum oberen Einstieg in das Eisfelder Tal erkämpft. Kurz vor Beginn der Abfahrt kam hinten ein einzelner Fahrer in Sicht - wer mochte das denn sein? Nun kam die herrliche Abfahrt hinab zur Eisfelder Talmühle, die in phantastisch zu steuernden Schwüngen leider dennoch deutliches Mittreten erforderte, um dem Feld nicht gleich wieder anheim zu fallen. Im unteren Teil der Abfahrt schloß der dritte Fahrer auf: ein Elite-Fahrer, der mit verzerrtem Gesicht nach unten hämmerte. Das Eck hinein in den Anstieg kehrte allerdings die Karten rasch um. Die Halbgreise spulten empor und der dritte Kollege im Bunde, Florian Stosius, war wohl eher ein Zeitfahrspezialist und hing bald zurück. Nun war Ruhe zum Reden. Ich ermuntere Ralf Keller, dass wir das Ding durchziehen könnten, worauf er sagte, dass Fluchtgruppen hinter Sophienhof immer eingeholt würden. Darauf entgegnete ich halb keck, halb in Galgenhumor: "dann ist jetzt das erste Jahr, in dem das nicht so passiert." Nun ja, er wies noch darauf hin, dass wir den dritten Mitstreiter bräuchten und nicht abhängen sollten, so dass für mich die Fahrt hoch nach Sophienhof zum Glück nicht am oder gar über dem Anschlag verlaufen sollte.

Kelli holte sich auch die zweite Bergwertung vor mir. Danach begann dann die eigentliche Zitterpartie. Wir hatten laut Streckeninformation knapp 2 min Vorsprung vor einem 20-30 Mann starken Feld. Das Rennen war aber noch 60 km lang ...
Zum Glück war Stosius ebenso wie ich an einem hohen Reisetempo interessiert, so dass auch Kelli mittlerweile in Betracht gezogen hatte, das Wagnis in Richtung Ziel zu verlängern. Leider kam ab nun der Wind auf freien Passagen vorwiegend von vorn. Zudem dürfte das Feld durch die Anwesenheit des Elite-Fahrers in unserer Fluchtgruppe eine höhere Motivation zum Nachführen haben. Daher verwunderte es nur wenig, dass unser Vorsprung wie festgenagelt bei den 2 min stehen blieb. Es folgte eine an sich sehr schön zu fahrende Fuhre im Dreierpack, bei der jeder nach seinem Vermögen am Horn zog und die Verpflegungsstelle am Anstieg zwischen Sorge und Elend von uns ignoriert wurde. Bei der ersten der beiden verbleibenden Wellen (hinter Königshütte), kam die Durchsage, dass ein Verfolger(feld?) bis auf 1 min an uns herangekommen sei, während der Rest des Feldes - kleiner werdend - immer noch um 2 min distanziert sei.

Also wurde wiederum forciert, bis die Durchsagen präzisierten: etwa 10 Fahrer in der Verfolgung mit 1:30 min, später wieder 2:00 min. Die allerletzte Welle nach Elbingerode zur dritten Bergwertung ging ich von vorn an und holte mir diese Wertung vor Keller. Nun ging es hinunter nach Heimburg. Die Straße zwar schlechter, und in welchselndem Mittreten ist die "Ruhephase" leider schon nach 10 min vorbei. Es wartete nun noch der laut Marschtabelle 9,5 km lange Rückweg nach Wernigerode. Das Jury-Auto meldete aber, dass die 10er-Gruppe nur noch 1:40, wenig später 1:30 und dann 0:50 zurückliege. Unser Elite-Kompagnon war fast platt und auch Kelli führte nicht mehr längere Strecken. So wurden die letzten 20 min für mich zur härtesten Teilstrecke, die mit durchschnittlichen 325 Watt niedergeknüppelt wurde. Ein freiwilliges Herankommen-lassen der Verfolger kam für mich nicht in Frage, zumal keine Information zur Beteiligung von Senioren in dieser Gruppe verfügbar war. Es war - wie sich später herausstellen sollte - mit dem Vorjahressieger Jos Wolfkamp nur noch ein einziger! Der Abstand der 10 Verfolger betrug in Benzingerode nur noch 40 s und sie sahen uns nun. Luft zum Taktieren blieb also nicht, so dass ich halb verzweifelt alle Restkörner auf die Straße warf, um den drohenden Zusammenschluß zu vermeiden. Gedachte 2 km vor dem Ziel aber knickte das Führungsfahrzeug plötzlich statt hinein in die Stadt nach rechts und wir fuhren aus Wernigerode wieder heraus. :o

Wegen vielerlei Bauarbeiten war ein Zusatzschlenker von 3,5 km Länge eingebaut worden. Nun versuchte ich nun noch weitere Beschleunigungen hinter den Richtungswechseln - teils um die Gruppe (oder zumindest mich selbst) durchzubringen, teils im Versuch, meine Mitfahrer abzuschütteln. Jedes Mal wenn ich im Halbdelir war, sprach zumindest die Leistungsanzeige Trost in Form von 400+ Watt aus. Aber das Duo, welches oft genug schon eine Lücke hatte, kämpfte sich trotz mehrerer 1-km-Kraftakte jedes Mal wieder heran. Eine letzte Abstandsdurchsage bestätigte konstante 40 s, also würden wir nun zumindest durchkommen. So kam es nach der Tunneldurchfahrt zum Showdown mit Keller, während Stosius einerseits platt war, sich andererseits seines Sieges in der Elite ja bereits sicher sein durfte. Im Zielsprint zog ich dann den Kürzeren und kam mit einer Radlänge Abstand auf Platz 2 über die Linie ...

Ein Paar Bilder (vielen Dank Charlie!) werden folgen.

Number-Cruncher finden Ergebnisse hier: http://www.herzog-sport.de/dok_erg/2012 ... 51_erg.pdf
Fieberkurven dort: http://app.strava.com/rides/8449734
... und erste "offizielle Bilder" kommen hier: http://www.radsportonline.com/

Re: 15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 19:36
von Chelm
Krass :anbetung: :D

Re: 15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 19:45
von peso
Mich zwackt es schon beim Lesen in die Waden...das hat meine eigene Ausfahrt heute nicht geschafft. :D

Klasse gemacht. Und interessante Konstellation mit Keller und dem B/C-Fahrer. Spannend.

:hut: :anbetung:

Re: 15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 20:37
von fischi
da haste ja wieder nen schönes ding gemacht :anbetung:

Re: 15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 20:38
von SXHC
mi67 hat geschrieben:
Danach das Übliche;
Das Podium wird schon zum "üblichen". :anbetung: :ohnmacht: :anbetung: :ohnmacht:

Glückwunsch!

Re: 15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 20:43
von Charlie
na dann stell ich meinen kurzen Beitrag mal hier rein
ich bin mit Micha je heute Wernigerode gefahren...

nach 20min fahre ich nach vorne zu einem einsam fahrenden BikePalast-Fahrer, 3 Fahrer kommen nach, zu 5 haben wir bis Blankenburg 1:30 Vorsprung, es war sehr hart und als ich im Anstieg die Autos des Feldes sehe, fahren wir Plaudernd hoch. Ok, ich würde mal sagen, es war bis dahin sehr anstrengend, die 30 min. Dann oben rast das Feld vorbei und ich reihe mich recht weit vorne ein. In der kurzen Abfahrt springt mir die Kette immer über das Blatt beim Schalten, da gerade richtig gedrückt wird, ist das Feld erst einmal weg. Ursache, mein Umwerfer kippt weg (das hatte ich schon mal in Coschütz) mit der Hand bei der Fahrt gerichtet und hinter her. Das Feld ist erst einmal weg und so geht es alleine in den zweiten Anstieg. Ein paar Fahrer konnte ich auffahren und das Feld ist oben geschätzte 40-60 s weg. in der kleinen Abfahrt etwas erholen und mit einem anderen Fahrer versuche ich wieder ins Feld zu kommen. Im Moment der geringsten Motivation ist das Feld nur noch 20 s vor uns und recht breit. Es will nicht fahren, also hinein in den wolligen Windschatten. Micha und Ralf Keller sehe ich nicht mehr. Da das Feld so langsam ist, denke ich, es müssen 10 Fahrer weg sein. Ich fragte aber auch nicht nach. In der Abfahrt zur letzten wirklichen Steigung (Sophienhof) sind wir so lahm, das von hinten Fahrer kommen. Es hatte einen Grund, parallel zu uns eine Bahn. Schnell fahren ergibt keinen Sinn, den die Schranken sind unten. Ich springe vom Rad, will den Umwerfer richten, schaffe es aber nicht wirklich bis das Feld wieder los rast. Viel zu verhalten, wohl auch total breit von dem was schon war, geht es hoch nach Sophienhof. Erst gegen ende finde ich einen guten Rhythmus, das Feld ist hier nur noch eine Perlenkette. Es folgt eine ganz kurze Abfahrt, bevor es noch weiter hoch geht. Die Kette fliegt wieder herunter und der Umwerfer schleift jetzt am Kettenblatt. Das war es dann auch schon, bis ich das gerichtet hatte war so ziemlich jeder vorbei und bei Gegenwind und dann noch Berg hoch fehlt mir nach dem was davor kam noch die Klasse. Ich hab dann wie letztes Jahr abgekürzt, aber hey, 30min Fluchtgruppe und ab da irgendwie immer fast alleine ist ja auch was.

So stelle ich mir die Rennen vor. Ihr immer mit dem "im Feld herum fahren" (Das war auf die Schleizer Fraktion bezogen)

Re: 15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 20:47
von mi67

Re: 15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 20:49
von Charlie
mi67 hat geschrieben:Lohn der Mühen 2
und was gab es nach der Vorspeise?

Re: 15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 20:51
von SXHC
WAS? Keine Elektrolytlösung fürs Podium? Das Rennen solltest du nächstes Jahr aus dem Terminkalender streichen. :rotfl:

Re: 15. Wernigeröder Radsporttag - 64. Harz-Rundfahrt 2012

Verfasst: So 13. Mai 2012, 22:07
von mi67
Charlie hat geschrieben:und was gab es nach der Vorspeise?
`ne Flasche Roten und passenden Hartkäse. ;)
WAS? Keine Elektrolytlösung fürs Podium? Das Rennen solltest du nächstes Jahr aus dem Terminkalender streichen. :rotfl:
Hasseröder war zwar einer der Sponsoren, aber ... Vase und Plümchen gefielen Frau auch besser, also möchte ich nicht daran herumkriteln! :D