Masters Cycling Classic 2012 in St. Johann
Verfasst: So 2. Sep 2012, 21:30
Dieses Jahr stand für mich erstmals die „ex-WM“, die Masters Cycling Classic als international sehr gut besetzte Radsportveranstaltung auf dem Speiseplan. Die Ziele waren leicht formuliert: top-10 beim Einzelzeitfahren und top-15 beim Straßenrennen war meine persönliche Vorgabe. Was dabei am Ende herauskam, ist ja schon durchgesickert, daher sei mir verziehen, wenn hier nur noch die Langversion des Berichts kommt.
Meine Holde war auf Chorreise, so dass ich mich alleine nach Tirol aufmachte und dort als Reminiszenz an meine Studentenzeit ein kleines Bergsteiger-Kuppelzelt auf dem Campingplatz in Waidring aufstellte. Wenigstens die ersten beiden Tage sollten ja auch noch schön bleiben. Nachdem ich Stunden benötigte, um alle Sachen zusammenzusammeln und ins Auto zu verfrachten, fuhr ich erst am späten Vormittag in Leipzig los. Durch einige Staus gebremst kam ich erst gegen 18 Uhr in St. Johann an – genau rechtzeitig, um noch die Organisatoren zu begrüßen, die gerade die Türe zur Startnummernausgabe zusperrten. OK, also gibt es die Startnummer erst morgen am Start des Zeitfahrens. Zeit, die Strecke einmal abzufahren blieb nun nicht mehr, denn ich musste noch mein Zelt bei Helligkeit aufbauen. Immerhin kam ich durch die frühe Dunkelheit auch zeitig ins Bett … oder eben nicht in ein Bett, sondern zu Schlafsack und Isomatte. Eine Impression meines Basislagers und dessen wilder Wirtschaft hängt an.
Mittwoch – Einzelzeitfahren.
Da die Strecke bereits ab 9 Uhr im Rennbetrieb befahren wurde, war zum Warmfahren eine Alternative zu suchen. Die Bundesstraße nach Waidring ging zwar leicht bergan und wäre vom Profil geeignet gewesen, aber die 40-Tonner, die mit einem knappen Meter Abstand vorbeidonnerten, führten im Auflieger zu Kaltschweiss-Attacken beim Aussteuern des immer wieder in den Windstößen verhedderten Vorderrades. Also fuhr ich in Gegenrichtung, suchte und fand den Durchschlupf zur Huberhöhe, dem „Treppenberg“, den es im Straßenrennen mehrfach zu bewältigen gilt. Danach war ich dann auch warm und legte mir den Plan für das EZF nochmals im Hinterkopf bereit: die Hinfahrt bis zum Wendehammer sei mit etwa 350 Watt zu treten, um bei der Rückfahrt aus den Tiefen meines Stammhirns Motivationsmantren zu suchen, die das langsame Absterben übertönen sollten. Da ich am Start die „Lap“-Taste des Garmin nicht traf, waren einige 0-Watt-Werte vor dem Start mit eingerechnet. Egal – ich versuchte einfach den Schnitt in Richtung der 350-er Marke zu hieven. Dabei waren 3 Vorausfahrende schnell geschnupft, aber der direkt vor mir gestartete Jens Spitzbart – im Vorjahr 9. der Altersklasse war auf dem vorwiegend flachen Kurs schon eine klarere Marke. Kurz vor der kleinen Welle 1,5 km vor dem Wendehammer dachte ich schon, ihn stellen zu können, aber er drückte das Ding brachial hoch, während ich meinen Leistungskonto an dieser Stelle nicht allzu sehr überziehen wollte. Also entschwand er wieder etwas, kam dafür nach der Wende nicht mehr recht in Schwung, so dass ich ihn dort rasch einholen konnte. Nun wurde es kurios, denn er hängte sich in meinen Windschatten, um jedes Mal, wenn er von einem Kontrolleurs-Motorrad angepfiffen wurde, mich wieder zu überholen. Damit ich nun nicht meinerseits in einen unzulässigen Windschatten gerate und Gefahr laufe, disqualifiziert zu werden, musste ich immer wieder die Fahrlinie wechseln und mich wieder an ihm vorbeidrücken. Dabei drohte mein System und Rhythmus aus den Fugen zu geraten und ich beschloss, beim kommenden Versuch von ihm, wieder an mir vorbeizufahren, einfach seine Höhe zu halten, damit er im Wind abstirbt. So kam es dann auch und als er sich wieder zurückfallen ließ, investierte ich eine kleine zusätzliche Intensitätswelle, mit der ich mich dann endlich von ihm trennen konnte. Ab etwa km 4 vor dem Ziel kam ich dann in den Genuss der vorausgesagten Absterbe-Konstellation. Darauf vorbereitet wurde nun das Kommando mental immer intensiver und bewusster eingesetzt, damit der schon längst aufgebrandete Schmerz nicht die Entscheidungs-Oberhand gewinnt. Im Zieldurchlauf vernehme ich irgendetwas von einer 25er-Zeit, ich hatte mir doch nur eine 26er vorgenommen … die Nachanalyse zeigt warum: bei der Hinfahrt hatte ich eher 360 Watt gehalten und war so über die Gesamtdistanz mit mittleren 347 Watt unterwegs gewesen – gegenüber dem gleich langen Zeitfahren der Europameisterschaften ein Zugewinn von 10 Watt.
Etwas später schaffte dann die mitnotierende Partnerin von Jens Klarheit: es war bislang die drittschnellste Zeit meiner Klasse und auch die noch folgenden Fahrer unterboten sie nicht mehr. Sieger wäre ein mit einer Fabelzeit von 24:10 und 50er Schnitt gemessener Italiener vor dem Vorjahressieger Jesper Nielsen mit einer 24:48 und mir mit 25:36 min. Wahnsinn – erste Teilnahme und gleich ein Podestplatz bei der WMCC! Mit dieser Freude im Bauch montierte ich schnell die Kurbel auf das RR um und drehte noch zum Abschluss des Radtages eine Genussrunde um den Straßenrennkurs.
Sie Siegerehrungen fanden dann abends am Rathaus von St. Johann vor großer Kulisse statt. Videoleinwand, Siegertrikots, große Pokale, Medaillen mit schmucken Trägerinnen, Flaggenaufzug, Nationalhymnen – es war schon ein großes Theater, was die Orga hier bot …
Was ich aber erst kurz vor der Ehrung erfuhr: Nielsen aber hatte eine Unregelmäßigkeit beim Italiener bemerkt, Einspruch eingelegt und damit recht behalten, denn der Italiener war offensichtlich nie am Wendehammer angekommen. Also wurde Nielsen zum Sieger und ich rutschte noch auf den Silberrang nach oben. Das Podest wurde durch den Slovaken Valasek abgerundet, der bei der EM als Vizemeister noch viele Plätze vor mir lag. Die Leistungsziele, Wünsche und Hoffnungen waren so schon am ersten Tag weit übererfüllt worden.
Der restliche Bericht folgt morgen ...
Meine Holde war auf Chorreise, so dass ich mich alleine nach Tirol aufmachte und dort als Reminiszenz an meine Studentenzeit ein kleines Bergsteiger-Kuppelzelt auf dem Campingplatz in Waidring aufstellte. Wenigstens die ersten beiden Tage sollten ja auch noch schön bleiben. Nachdem ich Stunden benötigte, um alle Sachen zusammenzusammeln und ins Auto zu verfrachten, fuhr ich erst am späten Vormittag in Leipzig los. Durch einige Staus gebremst kam ich erst gegen 18 Uhr in St. Johann an – genau rechtzeitig, um noch die Organisatoren zu begrüßen, die gerade die Türe zur Startnummernausgabe zusperrten. OK, also gibt es die Startnummer erst morgen am Start des Zeitfahrens. Zeit, die Strecke einmal abzufahren blieb nun nicht mehr, denn ich musste noch mein Zelt bei Helligkeit aufbauen. Immerhin kam ich durch die frühe Dunkelheit auch zeitig ins Bett … oder eben nicht in ein Bett, sondern zu Schlafsack und Isomatte. Eine Impression meines Basislagers und dessen wilder Wirtschaft hängt an.
Mittwoch – Einzelzeitfahren.
Da die Strecke bereits ab 9 Uhr im Rennbetrieb befahren wurde, war zum Warmfahren eine Alternative zu suchen. Die Bundesstraße nach Waidring ging zwar leicht bergan und wäre vom Profil geeignet gewesen, aber die 40-Tonner, die mit einem knappen Meter Abstand vorbeidonnerten, führten im Auflieger zu Kaltschweiss-Attacken beim Aussteuern des immer wieder in den Windstößen verhedderten Vorderrades. Also fuhr ich in Gegenrichtung, suchte und fand den Durchschlupf zur Huberhöhe, dem „Treppenberg“, den es im Straßenrennen mehrfach zu bewältigen gilt. Danach war ich dann auch warm und legte mir den Plan für das EZF nochmals im Hinterkopf bereit: die Hinfahrt bis zum Wendehammer sei mit etwa 350 Watt zu treten, um bei der Rückfahrt aus den Tiefen meines Stammhirns Motivationsmantren zu suchen, die das langsame Absterben übertönen sollten. Da ich am Start die „Lap“-Taste des Garmin nicht traf, waren einige 0-Watt-Werte vor dem Start mit eingerechnet. Egal – ich versuchte einfach den Schnitt in Richtung der 350-er Marke zu hieven. Dabei waren 3 Vorausfahrende schnell geschnupft, aber der direkt vor mir gestartete Jens Spitzbart – im Vorjahr 9. der Altersklasse war auf dem vorwiegend flachen Kurs schon eine klarere Marke. Kurz vor der kleinen Welle 1,5 km vor dem Wendehammer dachte ich schon, ihn stellen zu können, aber er drückte das Ding brachial hoch, während ich meinen Leistungskonto an dieser Stelle nicht allzu sehr überziehen wollte. Also entschwand er wieder etwas, kam dafür nach der Wende nicht mehr recht in Schwung, so dass ich ihn dort rasch einholen konnte. Nun wurde es kurios, denn er hängte sich in meinen Windschatten, um jedes Mal, wenn er von einem Kontrolleurs-Motorrad angepfiffen wurde, mich wieder zu überholen. Damit ich nun nicht meinerseits in einen unzulässigen Windschatten gerate und Gefahr laufe, disqualifiziert zu werden, musste ich immer wieder die Fahrlinie wechseln und mich wieder an ihm vorbeidrücken. Dabei drohte mein System und Rhythmus aus den Fugen zu geraten und ich beschloss, beim kommenden Versuch von ihm, wieder an mir vorbeizufahren, einfach seine Höhe zu halten, damit er im Wind abstirbt. So kam es dann auch und als er sich wieder zurückfallen ließ, investierte ich eine kleine zusätzliche Intensitätswelle, mit der ich mich dann endlich von ihm trennen konnte. Ab etwa km 4 vor dem Ziel kam ich dann in den Genuss der vorausgesagten Absterbe-Konstellation. Darauf vorbereitet wurde nun das Kommando mental immer intensiver und bewusster eingesetzt, damit der schon längst aufgebrandete Schmerz nicht die Entscheidungs-Oberhand gewinnt. Im Zieldurchlauf vernehme ich irgendetwas von einer 25er-Zeit, ich hatte mir doch nur eine 26er vorgenommen … die Nachanalyse zeigt warum: bei der Hinfahrt hatte ich eher 360 Watt gehalten und war so über die Gesamtdistanz mit mittleren 347 Watt unterwegs gewesen – gegenüber dem gleich langen Zeitfahren der Europameisterschaften ein Zugewinn von 10 Watt.
Etwas später schaffte dann die mitnotierende Partnerin von Jens Klarheit: es war bislang die drittschnellste Zeit meiner Klasse und auch die noch folgenden Fahrer unterboten sie nicht mehr. Sieger wäre ein mit einer Fabelzeit von 24:10 und 50er Schnitt gemessener Italiener vor dem Vorjahressieger Jesper Nielsen mit einer 24:48 und mir mit 25:36 min. Wahnsinn – erste Teilnahme und gleich ein Podestplatz bei der WMCC! Mit dieser Freude im Bauch montierte ich schnell die Kurbel auf das RR um und drehte noch zum Abschluss des Radtages eine Genussrunde um den Straßenrennkurs.
Sie Siegerehrungen fanden dann abends am Rathaus von St. Johann vor großer Kulisse statt. Videoleinwand, Siegertrikots, große Pokale, Medaillen mit schmucken Trägerinnen, Flaggenaufzug, Nationalhymnen – es war schon ein großes Theater, was die Orga hier bot …
Was ich aber erst kurz vor der Ehrung erfuhr: Nielsen aber hatte eine Unregelmäßigkeit beim Italiener bemerkt, Einspruch eingelegt und damit recht behalten, denn der Italiener war offensichtlich nie am Wendehammer angekommen. Also wurde Nielsen zum Sieger und ich rutschte noch auf den Silberrang nach oben. Das Podest wurde durch den Slovaken Valasek abgerundet, der bei der EM als Vizemeister noch viele Plätze vor mir lag. Die Leistungsziele, Wünsche und Hoffnungen waren so schon am ersten Tag weit übererfüllt worden.
Der restliche Bericht folgt morgen ...