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LVM Waldenburg

Verfasst: So 5. Mai 2013, 21:22
von mi67
Hügel pur, dafür steht das Waldenburger Bergrennen. In der Elite mörderisch, bei den Senioren "nur" hart, aber überlebbar reihen sich die Durchläufe aneinander. Man hat kaum den Eindruck, etwas verschnauft zu haben, dann steht man schon wieder in dem 1,2 km langen Berg, der mit Steigungsspitzen von bis zu 15% aufwartet. Die holprige Abfahrt mit einer Angstkurve und ein kurzer Gegenanstieg, der über eine kurze Abfahrt zu einem Bahnübergang gen Start/Ziel zurückführt, halten die Fahrer auch in den anderen Streckenpassagen in Atem.

Vergangenes Jahr war ich nach dem Einzelzeitfahren des Vortages noch nicht wieder erholt. Damals konnte in der vorletzten von 8 zu bewältigenden Runden der am Berg vorgetragenen Tempoverschärfung des damaligen Siegers Ralf Keller nicht mehr folgen. Dieses Jahr war also noch eine Rechnung offen. Der Rennverlauf war aber von Anfang an anders als im Vorjahr. Gleich im ersten Durchlauf des Berges attackiert Enrico Viohl (Magdeburg), der leichtgewichtige Sprinter, der im Leipziger Kriterium an der Red Bull Arena auch in der Spitze mitfuhr. Also gleich mal hinterher. Andreas Huth verlängerte noch leicht, aber die Attacken waren schnell wieder kontrolliert und das Feld blieb zumindest mit den weiteren heißen Kandidaten Keller, Ruhmer, Küllig, Arndt, Grünig, ... beisammen. Die Abfahrt suchte ich von vorn zu nehmen, um nicht von unangenehmen Manövern vorausfahrender Fahrer überrascht zu werden. Zum Glück hatten wir uns am Mittwoch gemeinsam mit vantage84 und jopa die Abfahrt nochmals eingeprägt gehabt, denn weiter hinten wurde einem Fahrer die Kurve dann doch zu eng! Direkt nach der Abfahrt zog Huth am Gegenanstieg wuchtig vorn heraus. Die große Unbekannte - der Cyclocross/MTB-Dauergewinner Ronald Weser vom SC Riesa - setzte nach, brach aber kurz vor der Kuppe im Tempo ein, so dass ich vorbeisprang und zu Huth vorfuhr. Kurze Umschau: alle gefährlichen Mitkonkurrenten und Bergfahrer fehlten, dafür waren aber zwei weitere Speichlinge, Dirk Gerstäcker und Jens Matzel mit von der Partie - eine für mich überraschende Konstellation, in der sich ein Weiterdrücken aber unbedingt lohnte. Anfangs der 2. Runde konnten Dirk und Jens am Berg dem hohen Tempo leider doch nicht folgen. So blieben Huth und ich übrig - und wir stapften weiter. Nachfolgende Fahrer kamen zunehmend außer Sicht und die Fuhre versprach, erfolgreich zu werden. Bis zum Ende der 6. Runde ging unser Duo sehr harmonisch, aber irgendwo musste ich die Entscheidung suchen ... und das besser nicht im Zielsprint.

Daher wartete ich an der vorletzten Bergfahrt auf einen günstigen Moment und fand ihn an der letzten und härtesten Aufsteilung. Schnell durchbeschleunigend ging ich an Huth vorbei und setzte Meter um Meter zwischen mich und Huth, der in diesem Steilstück nicht ganz so schnell Schwung aufnehmen konnte. Die geöffnete Lücke genügte, um ihm nach dem Ende des Anstiegs in der Tempoaufnahme keinen Windschatten mehr zu spenden. Mit rasendem Herz und fliegender Lunge kommt dann die Phase, in der man keine Schwächesignale aussenden darf, die dem Mitkonkurrenten andeuten könnten, dass sich ein Gegenhalten noch lohne. Bald wurde klar, dass der Widerstand tatsächlich gebrochen werden könnte. Also würde sich ab jetzt jedes investierte Körnchen lohnen. Nach jeder Kurve nochmals ein frühes Hochbeschleunigen in möglichst flüssigem Gang, dann die Zitterkurven der Abfahrt mit gutem Tempo durchrollend in den Gegenanstieg, dort nochmals auf der Scheibe durchdrücken und weiter, weiter, weiter ...

Ein finaler Durchlauf stand mir zwar noch bevor, aber bis zum Berg war mein Vorsprung schon recht klar, so dass auch hier wieder jedes Investment lohnte und meine fliegende Lunge das Begleitkonzert pfiff. Links um die Kurve kippend wiederum die möglichst rasche Hochbeschleunigung, erst dann ist der Huspel gemeistert. Nun konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Die Schlussabfahrt verlief dann schon in Vorfreude, der Gegenanstieg flog mir von alleine entgegen und die Zielanfahrt war purer Genuss. Ein Landesmeistertitel und die Revanche zum Vorjahr waren also geschafft.

Nachmittags wollte sich die Freude nochmals eine Bahn suchen. Mit Ryoko fuhr ich per Auto nach Machern (sie zum Golfplatz). Dort startend durfte ich noch eine feine Landschaftstour zum Collm fahren, Dauergrinsen inclusive. Die Passanten am Collm-Schlussanstieg wunderten sich vielleicht auch, dass ein Radfahrer lacht, während er ein Hinterrad mit zerschnittener Seitenflanke unter Zuhilfenahme eines um den Schlauch gewickelten Gefrierbeutels wieder notdürftig lauffähig macht ... :D

Re: LVM Waldenburg

Verfasst: So 5. Mai 2013, 21:33
von SXHC
Glückwunsch! :anbetung:

Und schöner epischer Bericht!

Re: LVM Waldenburg

Verfasst: So 5. Mai 2013, 21:35
von vantage84
Ein schöner Rennbericht und natürlich ein tolles Rennen. Herzlichen Glückwunsch Michael! :)

Re: LVM Waldenburg

Verfasst: Mo 6. Mai 2013, 07:31
von cl
Das mit dem Glückwunsch-Abo ist wohl eine gute Investition - GLÜCKWUNSCH Micha!

Re: LVM Waldenburg

Verfasst: Mo 6. Mai 2013, 07:42
von fischi
Da biste ja mal wieder ordentlich geritten. :)

Ich mach mir nur langsam Sorgen, wer denn das ganze Bier und alles andere trinken soll, was du immer gewinnst :lol:

Re: LVM Waldenburg

Verfasst: Mo 6. Mai 2013, 08:34
von Erdnah
Supergenial Michael! Herzlichen Glühstrumpf!
Erdnah

Re: LVM Waldenburg

Verfasst: Mo 6. Mai 2013, 17:08
von Kerniger
Glückwunsch!

Und vorallem ein guter Bericht! ;)

Re: LVM Waldenburg

Verfasst: Mi 15. Mai 2013, 09:44
von sippe
Top! Glückwunsch!

Re: LVM Waldenburg

Verfasst: Mi 15. Mai 2013, 10:02
von thomas
jetzt erst gelesen. Schönst geschrieben und nicht nur das ;-)

:hut:
Thomas

Re: LVM Waldenburg

Verfasst: So 4. Mai 2014, 18:20
von Karbe
Glückwunsch zur (doppelten) Titelverteidigung !
:daumen: