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Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: Sa 15. Feb 2014, 12:19
von Falcon
:cool:

Re: Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: Sa 15. Feb 2014, 12:20
von Falcon
Die Alpen bieten immer noch viele Stellen, die ich noch nicht befahren habe, und so stand das Ziel für die Radtour im September 2013 schnell fest, zumal mein Mitfahrer ebenfalls von diesen Bergen begeistert ist.
Als Startpunkt wählten wir uns das verkehrsgünstig gelegene Memmingen im Allgäu, auch um den ersten Tag im überwiegend flachen Gelände zum Einrollen nutzen zu können.
Die Anfahrt war unkompliziert per Auto erledigt und abends gab es in der schmuck hergerichteten Altstadt eine Stärkung in einem Imbiss mit asiatischen Speiseangebot.

Re: Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: Sa 15. Feb 2014, 12:35
von Falcon
1. Tag -Einrollen
Irgendwer hatte für heute Regen angesagt, und so waren wir froh, dass am Morgen trotz düsteren Wolken und bedeckten Himmels erst mal keine Tropfen fielen. Die erste Hälfte des Tages durch das schöne Allgäu konnten wir in sonntäglicher Ruhe auf welligem Terrain und auf vielen gut ausgebauten Radwegen genießen. Ab und zu schaute auch die Sonne heraus. Die Ruhe wurde nur zwei Mal gestört: Einmal ein deftiger Frühschoppen mit Blasmusik vor einer Dorfkirche. Das zweite Mal brüllte mich aus einem Auto heraus ein „Hilfssherriff“ an, ich solle mich auf den Radweg scheren. Dabei war weit und breit kein anderes Auto zu sehen und ich hatte nur ca. 100 m vorher mal den Abzweig auf den Radweg verpasst...
Rund um Wangen fand eine RTF statt, bei der wir die zahlreichen Teilnehmer in der Gegenrichtung passierten. Einen ersten kurzen Regenschauer überstanden wir schadlos unter einer Brücke. Dann kam eine ziemlich lange Abfahrt zum Bodensee. In Lindau machten wir in der auf einer Insel gelegenen Altstadt mit Kaffee und Kuchen eine Pause.
Von hier fuhren wir den Bodensee-Radweg im Uhrzeigersinn entlang. Wenige km außerhalb von Lindau kündigte sich am Himmel ein Unwetter an: dunkle, strukturlose Wolken drängten aus Nordwesten gegen die Alpen. Eine halbe Stunde später ging es dann mit heftigen Windboen richtig los und wir konnten unter dem Vordach einer Imbissbude Schutz finden. So nach 'ner dreiviertel Stunde ließ der heftige Regen nach und wir hatten keine Lust mehr herumzustehen und fuhren im leichten Regen weiter.
Wir durchfuhren das Gebiet des Zuflusses des Rheins in den Bodensee in einem absolut flachen Delta mit alten und neuen Flussläufen und schon waren wir am Ziel im schweizerischen Rorschach angekommen.
Die Herberge im Strandbad (zum Baden war es leider war etwas zu kühl) hatten wir schon vorab gebucht (ca. 47€ pro Person). Unser Zimmer war mit ca. 10 m2 und Doppelstockbett auf das notwendigste reduziert. Handtücher konnte man zusätzlich „mieten“. Einen weiteren Vorgeschmack auf das Schweizer Preisniveau gab das Abendessen in einer Pizzeria. Das anschließende Eis war sehr lecker, aber mit umgerechnet 3 € pro Kugel für unsere Verhältnisse in der Edelklasse angesiedelt.

Die Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fexlexgrsvnaxllj

Re: Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: Sa 15. Feb 2014, 12:49
von Falcon
2. Tag - Erste Hügel
Die Wetterprognosen sehen in der Lokalpresse, die auf den Frühstückstischen der Herberge auslag, für die nächsten Tage alle sehr gut aus und so stiegen wir gut gelaunt in den ersten Anstieg des Tages auf nach St. Gallen. Wir gewannen schnell an Höhe und konnten rückwärtig einen großen Teil des Bodensees überblicken. An St. Gallen selbst konnten wir keinen Gefallen finden: viel Verkehr, viel Industrie aber doch auch viele Radwege. Der starke Verkehr hielt leider auch hinter St. Gallen weiter an. Es ging weiter bergauf und erst hinter Waldstatt wurde es endlich ruhiger. Die 900 hm Marke konnten wir knapp reißen, die Sonne schien und das erste Gefühl, dass wir uns in den Alpen befanden, stellte sich auch mit dem ersten Blick auf die höheren Berge ein. Und der erste ausgeschilderte Pass wollte bewältigt werden! Immerhin stieg die Straße deutlich an und man muss einige Kehren überwinden, aber ehe man sich versieht, ist man hier auch schon oben auf der Wasserfluh. Aber das war genau richtig, um sich einzufahren und auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten. Es folgte eine schöne Abfahrt und in Lichtensteig eine Rast. Gestärkt ging es dann in den zweiten Pass des Tages. Auf der Nebenstrecke, die auf einer kleinen, feinen, gut asphaltierter Straße und fast ohne Verkehr auskommt, befuhren wir den Ricken-Pass. Der Einstieg, deutlich im zweistelligen Prozent-Bereich, forderte uns schon, aber im oberen Bereich ging es sanft weiter nach oben. Oben wählten wir wieder eine weniger befahrene Strecke Richtung Gommiswald, von der man einen herrlichen Blick einerseits über den Züricher See, andererseits auf die hohen Berge genießen kann. Wir genossen die lange Abfahrt über Gommiswald bis Uznach und rollten locker im Sonnenschein weiter am Nordufer des Züricher See entlang. Wir entschieden uns nach einem Eis in Rapperswil, hier eine Übernachtung zu finden. Für ca. 115 € wurde uns im Toursimus-Büro eine Pension ohne Frühstück angeboten. Nach einigem Suchen fanden wir diese „Pension“: es war ein Zimmer in einer privaten Wohnung in einem ganz normalen Mietshaus. Die sehr freundliche Dame vermietet offenbar regulär einen Teil ihrer Wohnung, und so konnten wir das Gefühl haben, mittendrin unter den Schweizern zu sein. Und unsere Räder waren im Fahrradkeller bestens aufgehoben.
Abends wieder beim Italiener. Ich hatte eine Lasagne mit richtig großen Fleisch-Stücken, wie ich es vorher noch nie gegessen hatte – sehr lecker!

Die Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vondndliiqkywdun

Re: Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: Sa 15. Feb 2014, 13:06
von Falcon
3. Tag – Unfall, Reparatur und Aufholjagd
Für das selbst organisierte Frühstück aus dem Supermarkt nebenan besorgten wir uns landestypische Ovomaltine-Produkte bis zum Abwinken. Heute sollten ja auch einige Höhenmeter absolviert werden.
Bei herrlichem Sonnenschein rollten wir uns locker auf der Brücke über den Züricher See ein. Nichts Böses ahnend, rollten wir hintereinander auf dem Radweg, der an der rechten Seite durch ein hohes Gitter zu den Bahngleisen hin begrenzt war. Für mich aus dem Nichts tauchte rechts plötzlich ein Rad auf. Ich konnte nur noch ein, zwei Meter nach links ziehen, dort stand dann aber auch schon die Leitplanke zur Fahrbahn hin. Ehe ich mich versah, krachten wir auch schon bei mäßiger Fahrt zusammen. Ich rappelte mich schnell wieder auf und durch die Gepäcktaschen hatte mein Körper kaum schmerzhaften Kontakt mit Rad oder Straße bekommen. Ich war ziemlich erstaunt, denn eine ältere, schon ergraute Dame ist mir reingefahren. Die Arme war durch den Schock ziemlich aufgeregt und plapperte in einer Tour im schönsten Schweizer Dialekt. Mein Mitfahrer musste ihr drei Pflaster übereinander auf eine blutende Wunde an der Hand kleben und dann war sie schon viel ruhiger. Wir einigten uns, dass wir beide nicht richtig aufgepasst haben. Sie kam aus einem Radweg, der von rechts in den unseren mündete und von mir durch das Gitter nur sehr schwer zu sehen war. Noch erstaunter war ich aber, als ich bei der Dame in dem Fahrrad ein MBK „Biarritz“ im schönsten, damals peppigen 90-er Jahre-violett erkannte. Genau das Modell besaß ich früher auch (nur in der Ausfertigung als Herrenrad)!!! Welche Wahrscheinlichkeit besteht denn dafür? War da etwas Höheres im Spiel? Die Dame versicherte mir, dass das Rad sehr zuverlässig sei, was ich nur bestätigen konnte und wir verabschieden und freundlich. Nun betrachtete ich erst mein Rad näher. Es schien erst mal nichts abbekommen zu haben, nur die Vorderbremse schliff an der Felge. Ich untersuchte das noch weiter und fand heraus, dass die Gabel deutlich verbogen war. So konnte ich nicht weiter fahren! Wir fuhren vorsichtig zurück nach Rapperswil und suchten einen Fahrradladen, den wir relativ schnell fanden. Nach etwas gutem Zureden (wir sind auf der Durchreise nach Italien...) war der Meister bereit, die Reparatur meines Rades in seinem Plan nach vorn zu schieben. Wir vertraten uns die Füße in der schönen Altstadt von Rapperswil mit herrlichem Blick über den See. Nebenbei verdienten wir uns durch die Teilnahme an einer Umfrage unter Touristen noch eine Tafel Schweizer Schokolade, sehr lecker!!! Ca. 3 Stunden später und um ca. 80 € erleichtert und nicht zuletzt dank des Materials Stahl war die Gabel wieder gerichtet und unsere Fahrt konnte weiter gehen. Der Tag war nun schon ziemlich fortgeschritten und wir mussten uns sputen, wenn wir unser geplantes Tagespensum noch schaffen wollten. Doch zunächst wartete am Südufer der Züricher Sees mit dem Anstieg zum Etzelsberg (http://www.quaeldich.de/paesse/etzelpass/) ein echter Scharfrichter auf uns und den sollte man nicht zu überhastet angehen.
Schon der Einstieg in Pfäffikon muss im zweistelligen Prozentbereich absolviert werden. Im Mittelstück wartet dann ein richtiger Hammer: die Steigung muss irgendwo über 18% liegen, in der Straßenkarte war nur „>20%“ eingezeichnet. An dieser Stelle war ich jedenfalls heilfroh, zu Hause noch einen neuen Ritzelblock mit 28 Zähnen montiert zu haben, der mir in Verbindung mit der Dreifach-Kurbel sogar eine leichte Untersetzung ermöglichte. Und so konnte ich mich so richtig schön hochquälen. Nach diesem Hammer kommt man auf einer Weide mit milder Steigung und mit herrlichem Blick über den Züricher See an, wo wir nach Luft japsen und uns den Schweiß aus dem Gesicht wischen. Aber noch sind wir nicht oben: Die Straße verschwindet gnädigerweise im schattigen Wald und ein Stück weiter zieht das letzte Stück wieder heftig an. Hier oben findet man eine Kapelle und hat einen herrlichen Blick Richtung Alpen-Haupt-Kamm. Wir hügeln uns erst mal auf etwa gleicher Höhe weiter und kommen an der (vermutlichen) Geburtsstätte des Paracelsus vorbei (für mich eine Überraschung und für jeden Naturwissenschaftler ein Höhepunkt!). Etwas später tut sich ein weiter Blick über den Sihlsee auf. In Biberbrugg fahren wir auf die Hauptstraße Richtung Schwyz, die durch den Verkehr leidlich befahrbar ist. Ab Rothenturm geht es bis zum Vierwaldstätter See fast nur bergab und so stören die KfZ nicht sonderlich. In Brunnen am Viewaldstätter See genießen wir am Seeufer, umrahmt von Bergen, die Atmosphäre: Strahlend blauer Himmel, über den See fährt ein Schaufelrad-Dampfer, am Ufer gegenüber soll der Rütli-Schwur geleistet worden sein – Schweizerischer geht es nicht mehr!
Nach einer kurzen Rast gehen wir das nächste Teilstück an. Am Ufer des Vierwaldstätter Sees soll es gen Süden nach Flüelen rollen. An der Straße, die stark befahren ist, steht ein Schild, das Radfahrer vor Gefahren warnt und man solle doch lieber ein Schiff benutzen. Nun, wir haben keine alternative Strecke und keine Lust auf eine (sicherlich kostenintensive) Dampferfahrt und probieren es einfach mal weiterzufahren. Und ehrlich gesagt, war die Warnung etwas überzogen. In den etlichen Tunneln gibt es entweder am Rande einen separaten Rad- bzw. Fußweg, den man bequem benutzen konnte, oder man wurde, auf einem wahrscheinlich früheren Straßenverlauf, um den Tunnel herumgeführt.
Die letzte Teilstrecke des Tages verläuft im Tal der Reuss und so weit bergan wie möglich wollen wir heute noch kommen. In dem Ort Altorf kommen wir in einen Feierabend-Stau, etwas, was man hier nicht gerade erwartet. Von hier an geht es dann stetig, aber gemäßigt bergan. Der Verkehr lässt nach und so klettern wir noch etliche Höhenmeter in der Abendstimmung. Die Dämmerung hat sich schon breit gemacht, ehe wir in Wassen, dem geplanten Tagesziel, in einem urigen Hotel Einzug halten. Die Fahrräder können die Nacht im Waschhaus im Hinterhof verstaut werden und wir probieren im Gastraum die lokale warme Küche.

Die Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=kkrcbvxkxyzfzpoj

Re: Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: Sa 15. Feb 2014, 19:13
von Uhle
Der jährliche feine Reisebericht, freue mich schon auf die Fortsetzung :)

Re: Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: So 16. Feb 2014, 00:31
von Rudy
Schöne Lektüre hab sofort auch Lust los zu radeln.

Re: Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: So 16. Feb 2014, 14:12
von Falcon
4. Tag – Der erste große Pass
Am Morgen bestaunen wir die lokale Kunst des Eisenbahntrassen-Baus: von der Dorfkirche Wassen aus sieht man, wie sich die Bahnstrecke mehrfach über Brücken und durch Tunnel um das Dorf herumwindet.
Wir müssen uns heute auch nach oben winden und fangen in der Schöllenenschlucht (http://www.quaeldich.de/paesse/schoellenenschlucht/) an. Hinter Göschenen steigt es erst richtig an. Es kommen ein paar hübsche Windungen, zwei Galerien und zum Schluss fährt man an einer etwas spektakulären Stelle durch einen kurzen Tunnel durch eine Felswand und danach gleich über die Teufelsbrücke. Parallel dazu verläuft wieder die Eisenbahntrasse.
Wir erreichen kurz darauf ein Plateau, lassen Andermatt links liegen und biegen in Hospental rechts gen Realp ab. Hier im Furka-Reuss-Tal können wir unsere Beine ausschütteln und auf die eigentliche Herausforderung des Tages vorbereiten. Von weitem sieht man schon die herrlichen Serpentinen im unteren Drittel des Furka-Passes (http://www.quaeldich.de/paesse/furkapass/). Am Ortsausgang Realp gönnen wir uns noch eine ausgiebige Rast auf der grünen Wiese, bevor wir bei herrlichstem Wetter in den Pass einfahren. Das untere Drittel glänzt mit den schon beschriebenen Serpentinen, die einen tollen Blick zurück durch das Furka-Reuss Tal gen Andermatt und in dessen Hintergrund den Oberalp-Pass bieten. An dem Hotel Galenstock entwirrt sich die Straße, die dann in einem großen Bogen mehr oder weniger gerade entlang eines Hanges nicht steil, aber beständig weiter nach oben führt. Da auch noch die Sonne direkt auf die Straße knallt, ist es ordentlich warm und wir lassen das kühle Schmelzwasser, dass hier in zahlreichen Bächen oder Rinnsalen vorhanden ist, über die erhitzten Köpfe und in unsere Trinkflaschen fließen. Im letzten Teilstück sind noch ein paar Kurven zu bewältigen, ehe wir oben sind. Ein hartes Stück Arbeit ist geschafft! Den Blick zurück kennen wir schon und der Blick nach vorn ist einfach atemberaubend! Ein Panorama von etlichen schneebedeckten 4000-er Gipfeln steht vor uns und davor sieht man die Serpentinen des Grimsel-Passes aus dem Rhone-Tal aufsteigen. Wir legen uns ermattet auf die Wiese und genießen den Ausblick, aber nicht allzu lange, denn hier oben hat man das Gefühl, von der Sonne über kurz oder lang geröstet zu werden. Locker fahren wir in die Abfahrt bis zum Hotel Bellevue, legen eine Pause ein und sehen und die Reste des Rhone-Gletschers an, der sich immer weiter zurückzieht. Immerhin tost hier noch genügend Schmelzwasser ins Tal. Weiter geht es erst den Furka hinab, dann am Abzweig zum Grimsel-Pass vorbei und immer weiter im Rhone-Tal entlang. In Brig suchen wir eine Unterkunft und werden schnell fündig.
In der Abendsonne sehen wir am Hang im Süden eine größere Straße, die an den Hang geklebt ist – das muss wohl der Anfang vom Simplon sein, den wir morgen auf dem Plan haben. Na ja, sieht nicht gerade einfach aus, aber wir werden sehen.

Die Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=famlwuokkgrracdx

Re: Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: So 16. Feb 2014, 16:04
von Falcon
5. Tag – Der zweite große Pass
Nachdem wir das Buffet im Hotel dezimiert haben, schwingen wir uns schon wieder bei herrlichstem Wetter auf die Räder. Ich versuche meinen Mitstreiter zu überzeugen, dass wir im unteren Teil des Simplon-Passes die kleine Nebenstraße durch Ried-Brig wählen müssen. Er hat ob der angegebenen zweistelligen Steigungsprozente so sein Zweifel, dass es das richtige für ihn ist und möchte lieber auf der Hauptstraße fahren, die deutlich gemächlicher ansteigt. Aber dort will ich nun wiederum überhaupt nicht hoch. Ein Verbotsschild für Radfahrer auf der Hauptstraße macht schließlich der Diskussion ein Ende. Wir fahren die steilere, kleine, nach der Ortschaft einsame Nebenstraße – einfach herrlich! An einer winzigen Kapelle ergibt sich ein schöner Blick zurück ins Tal. Dann mündet die Nebenstraße aber auch schon auf die Hauptstraße. Der Verkehr (hier fahren auch richtig große Brummis hoch) hält sich aber in Grenzen bzw. wird durch eine Baustellen-Ampel, die hinter uns liegt, nur in Wellen durchgelassen. Also gibt es zwischendurch immer wieder einige sehr ruhige Minuten. Serpentinen gibt es hier keine, die breite Straße zieht mäßig, aber beständig nach oben. Ordentlich durchgeschwitzt kommen wir im oberen Teil an einer sehr langen Galerie an, in der gebaut wird. Wir fahren mit der grünen Ampelphase in den einspurigen Bereich ein und irgendwann merken wir, dass die Welle des Gegenverkehrs auf uns zurollt. Wir stehen zum Glück an einer Stelle, wo wir bequem ausweichen können und lassen den dröhnenden Gegenverkehr passieren. Weiter geht es und nach der elenden Galerie sind wir rasch oben. Hier ist es nicht so schön wie gestern auf dem Furka. Der Ausblick auf den nahegelegenen 4000-er Gipfel ist leider durch Wolken ziemlich verdeckt, in der Nähe steht ein ca. 10 m hoher Adler aus Stein, ein Hotel und sonst gibt es nicht viel zu sehen. Wir machen Rast, bis uns direkt neben uns der Lärm von Bauarbeitern mit ihren Presslufthämmern verscheucht. Es folgt eine sehr, sehr, sehr lange Abfahrt. All die mühsam erkämpften Höhenmeter vernichten wir jetzt so locker... Wir fahren erst durch weites Gelände, später durch die enge Gondo-Schlucht, huschen über die Grenze und irgendwann sind wir „unten“ auf nur noch ca. 300 m Höhe gelandet. „Ordentlich geheizt hier“ sagt mein Mitfahrer – ja, wir sind jetzt auf der Südseite der Alpen und Italien begrüßt uns mit ca. 30°C. Unsere erster Weg geht in ein Cafe und wir genießen einen "echten" Cappuccino zu einem uns gewohnten Preis.
Die folgenden Kilometer ab Domodossola sind zwar flach, aber es weht ein beständiger Gegenwind, der uns noch etwas ärgert und unsere Reserven mobilisieren lässt. In Mergozzo müssen wir aufgrund der Hitze und des Gegenwindes noch mal für die letzten Kilometer des Tages in einem winzigen Laden nachtanken, dann sind wir auch schon am Lago Maggiore angekommen. Malerisch liegen unweit des Ufers zwei Inseln in der Abendsonne und in Stresa finden wir schnell ein passendes kleines Hotel.
Abends gibt es endlich wieder mal ein leckeres, ausführliches Drei-Gänge Menü zu einem wieder vertretbaren Preis.

Die Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ouycclqizfnfoyia

Re: Vier-Länder-Tour durch die Alpen

Verfasst: So 16. Feb 2014, 16:18
von Falcon
6. Tag – Von See zu See
Das Frühstück ist in Italien traditionell ja nicht so der kulinarische Höhepunkt des Tages, und so ist es auch in unserem Hotel. Am schlimmsten sind die total künstlich erzeugten Fruchtsäfte aus den Automaten. Na ja, man kann eben nicht alles haben.
Heute steht nur eine Übergangsetappe im Plan. Im ersten Stück des Tages fahren wir locker weiter am Lago Maggiore entlang und genießen die Ausblicke, die Häuser usw.
Am Südende des Sees durchfahren wir ein größeres Gewerbegebiet und der Verkehr nimmt auch deutlich zu. Bis Vergiate wird das auch nicht besser, danach biegen wir auf kleinere Nebenstraßen ab und es wird deutlich ruhiger. Ohne größere Höhepunkte geht es weiter Richtung Varese. Vor der Stadt kommt ein unerwarteter, heftiger Anstieg. Die Stadt selbst bietet für uns nichts Sehenswertes. Wir gehen in einen Laden, glauben uns in einem Supermarkt, aber es handelt sich offenbar um eine Apotheke, die als merkwürdiges Geschäftsmodell zur Hälfte Lebensmittel in den Regalen stehen hat. Egal, wir haben Hunger und in dem etwas merkwürdigen Angebot findet sich auch was für uns, das wir auf dem schönen kurz gehaltenen Rasen eines zentralen Platzes verspachteln. Die Ausfahrt aus der Stadt geht ebenfalls über einen unerwartet steilen Anstieg. Es folgen einige unspektakuläre Kilometer. Wir überqueren wieder die Grenze, sind in der Schweiz, durchfahren Ciasso, das alles ist nicht besonders anziehend.
Erst als wir uns die Straße nach Como herunterfallen lassen, gibt es wieder herrliche Landschaft zu sehen: der Comer See inmitten steiler Berge. Wir durchlaufen das hübsche Zentrum der Kleinstadt und finden das Tourismus-Büro. Dort wird uns erzählt, dass aufgrund eines Kongresses alle Hotelzimmer in der näheren Umgebung ausgebucht sind, besonders am linken See-Ufer. Na toll! Also fahren wir am rechten See-Ufer weiter auf der Suche nach einer Unterkunft. Auf den ersten Kilometern finden wir nichts, entweder öffnet uns keiner oder es ist voll. Erst in Torno werden wir fündig. Aber dann bekommen wir gleich etwas ganz tolles! Ein kleines Hotel direkt am See, davor liegt ein winziger Hafen mit Anlegestelle für den öffentlichen Fähr-Verkehr, daneben die Kirche,. Dahinter geht es so steil innerhalb der Ortschaft den Berg hoch, dass Treppenstufen in der Straße angelegt sind und damit den Autoverkehr auf ein Minimum reduzieren – nur Einheimische wagen sich, hier zu fahren. Außerdem wird hausgemachte Küche incl. Eis präsentiert. Wir beziehen ein riesengroßes Zimmer und hier können wir unseren Ruhetag verbringen!

Die Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fpa ... =trackList