Erfahrungsbericht Münsterland Giro 2016

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AlexD.
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Erfahrungsbericht Münsterland Giro 2016

Beitrag von AlexD. » Do 6. Okt 2016, 17:22

Erfahrungsbericht Münsterland Giro 2016

Gesamt: 206. (1488)
AK: 71. (272)

https://www.strava.com/activities/732919012/overview

Es war mein drittes und letztes Rennen dieses Jahr. Im März gab's den ersten Eindruck am Sachsenring gefolgt von den Neuseenclassics im Juni. Nun im Oktober, zum Tag der deutschen Einheit, ging's nach Münster zum Giro über 110km.

Nachdem ich im Juli letzten Jahres angefangen habe mich wieder mehr auf's RR zu setzen, sollte dieses Jahr das ganze von ein paar persönlichen Highlights aufgewertet werden. Ernüchternd ging es also mit wenig Kilometern in den Beinen mit dem Sachsenring Radrennen los. Es war ein herber Dämpfer und gleichzeitig gute Motivation, mich für die zwei anstehenden Rennen besser vor zu bereiten. Die Neuseenclassics liefen für meine Verhältnisse sensationell gut, denn nie im Leben hätte ich damit gerechnet einen 40er Schnitt auf diese Distanz hin zu legen. Somit war der persönliche Druck für das letzte Rennen meiner Saison doch recht hoch.

Die Vorbereitungen liefen soweit gut, im September nutzte ich die Gelegenheit des Urlaubs, um Kroatien auf dem Rennrad etwas unsicher zu machen. Besonderes "Schmankerl" war die Fahrt zum Vojak, mein bisher größter Anstieg mit 1200Hm und Oberschenkel-zermürbender 11-23 Übersetzung. Es war die letzte lange Belastung vor dem Rennen in Münster. Leider. Ungünstiger Weise schlich sich, ganz jahrestypisch, eine Erkältung ein, die mir im Rennen nun scheinbar doch etwas den Wind aus den Segeln nahm...

Also ging es nun letzten Samstag Vormittag los. Fahrt nach Münster mit dem Auto, Freundin und Bike an meiner Seite. Sonntag nutzten wir (mein Chef und ich) für eine kurze Ausfahrt und holten unsere Startunterlagen ab. Wir kamen natürlich genau zu dem Zeitpunkt an, als gefühlt alle Anderen auch ihre Unterlagen abholen wollten. Es staute sich, die Organisation war im Vergleich zu den NSC schlecht. Sinnvoll wäre gewesen, wenn man den Aufbau kreisförmig angelegt hätte, aber das Organisationsteam hat sich wohl einen kleinen Spaß erlaubt und den kompletten Ablauf in Form einer Acht angelegt, was zwangsläufig zu viel Verwirrung und unnötigen Rückstau führte. Nach einigem Durcheinander konnten wir dann unsere Startunterlagen aufnehmen und wir bekamen einen Beutel mit den üblichen Give-aways, Gutscheinen und einer Trinkflasche. Abschließend musste der separate Transponder noch aktiviert werden. Dazu gab es vier Stationen mit vier Lesegeräten. Genau vier. Für über 3000 Starter. Mehr brauche ich dazu glaube ich nicht sagen...Das hat in Leipzig wesentlich besser funktioniert, zumal in Leipzig der Transponder im Startnummernschild untergebracht war und man sich dadurch doch etwas Gefummel ersparte. Egal, dachte ich mir.

Montag startete der Tag um 7:30 Uhr, die Kollegen und den Chef eingesammelt und nach einer frischen 17km Fahrt waren wir im Startbereich. Die Blöcke waren gut unterteilt und wir fanden schnell einen Platz in der Mitte. Zwanzig Minuten blieben übrig. Es folgte das Übliche: Toilette, Foto, Fachsimpeln über die Technik der anderen Starter, Gel verputzen und etwas trinken. Dann ging es endlich los.

Das Tempo war, wie in Leipzig auch, anfangs sofort hoch. Nur in den Kurven haben sich alle deutlich zurück genommen und Hinweise gegeben, da der Asphalt noch nass war vom nächtlichen Starkregen. Also hieß es auf der Geraden Vollgas und in den Kurven schleichen. Die Strecke war vom Ortskern bis zum Ausgang mit vielen Schaulustigen gespickt, was die Stimmung doch sehr hob! Das kannte ich von den NSC nur in abgeschwächter Form. Alles andere hätte mich aber in der Fahrrad-Hauptstadt aber auch gewundert! Wir verließen also Münster ziemlich flott mit leichtem Gegenwind und welligen Straßen Richtung Billerbeck. Die erste "Hürde" war der Westerberg mit dem Longinusturm. 100Hm galt es zügig zu erklimmen. Da wir uns teilweise auf ausgebauten Landwirtschaftswegen bewegten, waren die Straßenverhältnisse gerade beim Anstieg teilweise doch sehr grenzwertig. Kleine Schlaglöcher, ausgefahrene Fahrbahnränder und eine geringe Straßenbreite. Gerade letzteres führte dazu, dass man doch des öfteren ausgebremst wurde, da einfach zu wenig Platz war. Danach ging's flott, leicht bergab Richtung Billerbeck. Der Wind stand immer noch etwas ungünstig aus West-Nord-West. Wir bogen dann am Ortseingang Billerbeck Richtung Nottuln nach Süden ab. Es ging sanft bergab, teilweise eben und mit leichtem Rückenwind. Unterbrochen wurde dieser recht angenehme Teil der Strecke durch einen großen Sturz im Mittelfeld des Blocks, circa 20m hinter mir auf gerader Strecke. Das Geräusch der quitschenden Carbonfelgen, das laute Fluchen der involvierten Fahrer und das Krachen der Rahmen auf den Asphalt und gegeneinander werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Ich vermute, dass einer der Fahrer unachtsam war und so Jemanden in die Menge gedrängt hat. Der Streckenverlauf an dieser Stelle war zumindest unkritisch. So ging es weiter nach Darup und dem "Daruper Berg". Ein kurzer knackiger 70Hm Sprung mit Gegenwind. Hier bemerkte ich das erste Mal die fehlende Spritzigkeit in den Beinen durch die Erkältung. Das Hauptfeld spaltete sich in mehrere kleine Gruppen auf und so musste ich in den folgenden 15 Kilometern versuchen, das Spitzenfeld des Blocks wieder einzuholen. Ich fuhr nun in einer kleinen Gruppe mit vielleicht einem Dutzend Fahrern die sich gegen den Wind stemmten. Leider war der Kampfgeist nur bei einigen Fahrern vorhanden und so wechselte ich mich an der Spitze der kleinen Gruppe mit vier Mann regelmäßig ab, den Rest der Windschattenschnorrer hinten dran. Die "Aufholjagd" dauerte gefühlt eine Stunde. Leider konnten wir den Abstand zur Spitze nur geringfügig verringern und so nutze ich eine kurze, steile Abfahrt vor Coesfeld um mich aus der Gruppe los zu reißen und auf das Ende der Spitzengruppe des Block B wieder auf zu fahren. Das Abfahrtstraining in Kroatien hatte sich also bezahlt gemacht! In Coesfeld durchquerten wir die Altstadt mit ordentlich Kopfsteinpflaster und einer riesigen Horde an Menschen, die uns allen zu jubelte und kräftig anfeuerte. Die Stimmung war einfach super! Die folgenden 30 Kilometer waren größtenteils flach, gute Straßen gesäumt von einigen kleinen Dörfern und mitfiebernden Zuschauern. Der Wind hatte etwas nach Norden gedreht und so ging es darum, ein paar Körner im Peloton zu sparen, bevor es nach Schöppingen und dem letzten Anstieg ging. Von Bergen möchte ich hier eigentlich gar nicht sprechen, vielmehr wenig steile Hügel, ähnlich wie der Rochlitzer. In Schöppingen kam es dann wieder zu einem Sturz, diesmal gut 30m vor mir. Das Feld und die Fahrer reagierten schnell und so kam es nur zu wenig Ausfällen. Trotzdem musste ich während der Fahrt immer wieder mit dem Kopf schütteln, weil einige Fahrer doch sehr unaufmerksam waren oder einfach nur unüberlegt handelten. Was der ein oder andere dort auf seinem Rennrad für "Turnübungen" zur Entspannung machte, war schon fast manegereif! Nach dem letzten Anstieg der flüssig abgespult wurde, ging es fast permanent die letzten 25 Kilometer bergab Richtung Münster mit leichtem Rückenwind. Vorn wurde teilweise gut Druck gemacht, es gab ein paar Ausreißer die wir nach wenigen Minuten schnell wieder aufgesammelt haben. Hier und da gab es ein kleines Pläuschchen mit dem ein oder anderen Mitstreiter. Ich habe mich dann unter den ersten 20 Fahrern an der Spitze positioniert, um bei größeren Antritten schnell reagieren zu können und vor allem um den Stürzen aus dem Weg zu gehen, denn viele Fahrer wurden zusehends nervöser. Daher hatte die Rennleitung die Einfahrt nach Münster und in den Zielbereich auch etwas entschärft und ein paar zusätzliche Abbiegungen eingebaut, um dem Feld einfach etwas Geschwindigkeit zu nehmen. Ab Ortseingang Münster waren die Zuschauer wieder zahlreich und laut vertreten, was der Stimmung und der Motivation nochmal einen letzten Anschub gab. Den Zielsprint, unter den ersten Dutzend Fahrern aus dem Block B, habe ich etwas zu früh begonnen und wurde daher auf der Geraden doch noch von ein paar Fahrern abgehängt. Das muss ich also beim nächsten Mal besser abpassen. Letztendlich kam ich unversehrt und mit einer passablen Zeit im Ziel, fast zeitgleich mit dem Chef im Ziel an. Wir waren zufrieden, holten kurz Luft und rollten dann Richtung Erdinger Verpflegungszelt. Die Jungs aus der Gruppe verschlangen die Nudeln so, als gäbe es kein Morgen. Ich hingegen, brauchte für die Portion Nudeln fast 30 Minuten. Mir war nicht schlecht, aber mein Magen wollte noch nicht so recht etwas festes aufnehmen.

Mein Fazit: ein tolles Rennen mit mäßiger Organisation, dafür eine tolle Stimmung. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei ;)

2017
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Re: Erfahrungsbericht Münsterland Giro 2016

Beitrag von 2017 » Mo 24. Okt 2016, 19:24

Weißt du ich bin das vierte mal mitgefahren. In Sachen Radmesse und dem Rummel drumherum hat Münster viel Vorsprung auf NSC. Auch steht dort eine ganze Stadt dahinter.
Außerdem wechselt jedes Jahr die Streckenführung, wodurch es nie langweilig wird[SMILING FACE WITH OPEN MOUTH]

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