5. Tag
Heute Morgen scheint deutlich für längere Abschnitte die Sonne, was meine Stimmung gleich enorm hebt und ich kann die Umgebung bestaunen: was für ein herrlicher Blick vom Balkon!
Ich radle weiter meist entlang der Küste, von einem Fjord in den nächsten. Ab und zu kommt ein Regenschauer, aber was soll mir ein Regenschauer noch anhaben können. Dazwischen scheint wieder die Sonne und so geht es den ganzen Tag. So kenne ich Norwegen, aber ein bissl wärmer als 13°C könnte es hier schon noch sein.
Ab und zu kann ich Berge weiter im Landesinneren sehen, die alle schneebedeckt sind. Das sieht alles sehr hübsch aus, aber in ein paar Tagen müssen da oben bitteschön wenigstens die Straßen frei sein, wenn ich da lang fahren will.
Irgendwo unterwegs halte ich kurz und da sticht mich doch nicht etwa eine fiese Mücke. Wie hat die die letzten Tage überlebt???
Alles in allem genieße ich zum ersten Mal auf dieser Tour das Unterwegs-Sein. Das satte Grün, die bunten Holzhäuser, die abwechslungsreichen Ausblicke und das alles auf ruhigen, sehr gut ausgebauten Straßen.
Irgendwo rennt ein Mann auf mich zu und gibt mir zu verstehen, dass ich doch anhalten möge. Bereitwillig bleibe ich stehen und höre etwas erstaunt, dass er mich mit stark akzenturiertem Englisch nach dem Weg fragt. Der Mann scheint aus Südasien zu kommen. Ich sehe ja eigentlich nicht unbedingt aus, als ob ich hier heimisch bin bzw. sehe ich wie ein typischer Tourist aus, aber meine bescheidenen Ortskenntnisse zusammen mit meiner Karte reichen aus, um ihm den Weg zu weisen. In unorthodoxer Art und Weise lenkt er sein Auto in die gewiesene Richtung...
Auf der Insel Hareidlandet wird der Verkehr ziemlich lästig. Hinter Ulsteinsvik überholt mich ein Bus derartig knapp, dass er mich fast umgefahren hätte. Das bin ich nicht mehr gewohnt!
Hinter Hareid mache ich einen Abstecher nach Hjørungavåg, um einen auf der Karte verzeichneten Campingplatz zu finden, der aber nicht (mehr?) exisitert. In Hareid gibt es nur ein trauriges, verlassenes Hotel, das schon lange keinen Gast mehr gesehen hat. So muss ich dann doch noch mit der Fähre nach Ålesund übersetzen. Das wollte ich vermeiden, da ich befürchte, jetzt in der Saison keine passende Unterkunft zu finden. Aber was soll's.
Die Fähre ist ein extrem schnelles Gerät, das mit knapp 60 km/h (eigene Messung per Handy) über den Fjord brettert. Sehr beeindruckend! Das scheint hier ein Fortbewegungsmittel zu sein, wie bei uns die S-Bahn mit vielen berufstätigen Pendlern. Nach einem Zwischenhalt in Nordstrand rasen wir der Stadt Ålesund entgegen, die vor uns im schönsten Sonnenschein liegt. Einfach toll! Nach einer Übernachtungsanfrage in der lokalen Jugendherberge (ausgebucht, was mich nicht wirklich überrascht) finde ich auf dem städtischen Campingplatz sogar noch ein Zimmer. Das ist mir wichtig, denn für morgen ist wieder mal Dauerregen angesagt.
Schnell lade ich mein Gepäck vom Rad ins Zimmer ab, denn die schöne Abendsonne muss ich unbedingt noch nutzen, um auf den Hausberg Aksla zu kommen. Nach steilem Anstieg (ganz ohne Gepäck aber ungewohnt einfach) oben angekommen, überwältigt mich die Aussicht. Hier bin ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Auf dem Heimweg möchte ich mich im Supermarkt mit einem Bier belohnen (bei den Preisen ist das eine Belohnung!), aber wie mir der Chef zu verstehen gibt: Nach 20:00 Uhr kein Verkauf von alkoholischen Getränken in Norwegen
Die Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ixgcekcdoezmtgzj