11. Tag
Morgens strahlt schon wieder die Sonne ungehindert vom wolkenlosen Himmel, bis sie auch mein Zelt direkt erreicht und die Feuchtigkeit der Nacht trocknet.
Das Frühstück ist wie das Abendessen direkt am Fluss sehr schön.
Zuerst fahre ich weiter sanft abfallend im Tal des Flusses Jølstra und bin nicht mehr weit von Førde entfernt, wo ich vor ein paar Tagen schon mal war. Aber es soll ja mir noch unbekanntes Gelände entdeckt werden.
Ich biege auf eine kleine, kaum befahrene Straße ab, fahre durch Wald und eine Weile entlang des Sees Holstavatnet, in dem sich umgebende Landschaft spiegelt.
Am Ende des Sees steigt die Straße zum ersten kleinen Pass des Tages an. Es geht überwiegend im Wald bergan und ich bin mittlerweile dankbar für den Schatten. Nach 450 Höhenmetern bin ich schon oben und mache Rast und genieße die Stille und den Blick in die sonnige Landschaft. Mit ein paar Schwüngen geht es wieder bergab und wieder geht es an Fluss und Seen entlang. In dem winzigen Dörfchen Vik kann ich sogar noch meine Lebensmittelvorräte auffrischen. So bin ich gut für den zweite Anstieg das Tages gerüstet. Diese Straße über das Gaularfjell zieht sich immerhin mit 600 Höhenmetern am Stück bergan, aber es geht in mehreren Etappen und Rampen mit flachen Abschnitten eher gemütlich nach oben. Ich genieße die Stille der Straße und rolle entspannt durch die wunderschöne Landschaft wieder entlang von eine Fluss und mehreren Seen. Auf den letzten Höhenmetern zum Pass scheuche ich ein paar Schafe auf, die in ein paar Metern vor mir her trotten und mich auch oben auf dem Pass noch Rast beobachten.
In diese Idylle hinein platzt ein Auto, das unweit von mir abrupt anhält ein Fahrer asiatischen Ursprungs herausguckt und mich nach dem Weg fragt. Danach stürzt er in ein mobiles Toilettenhäuschen, das Bauarbeiter hierher geschafft haben und verschafft sich Erleichterung. Mit quietschenden Reifen fährt er wieder in die Richtung, aus der er gekommen ist…
Weiter führt die Straße entlang des letzten Sees, bevor die überragende Abfahrt beginnt. Ganz oben haben die Norweger wieder mal einen etwas architektonisch ausgefallene Aussichtspunkt hingebaut, der im ersten Moment wie ein Gestell einer fliegende Untertasse aussieht, das auf dem Kopf gelandet ist. Von hier hat man einen gigantischen Ausblick in das Tal und die Straße, die sich in etlichen Serpentinen den Berg hinabwindet.
Die Abfahrt wird zur reinen Genussfahrt und ich rolle weiter bis an einen der zahlreichen Seitenarme des Sognefjords, dem Vetlefjord. Hier, am längsten Fjord Norwegens, fahre ich noch ein paar Kilometer und erreiche Dragsvik. Ich rolle auf die Fähre und bin überrascht, dass ich nicht abkassiert werde. Auf Nachfrage sagt man mir, dass Radfahrer kostenlos mitgenommen werden. Das ist überraschend, dauert doch die Überfahrt mit Zwischenstopp in Hella ziemlich lange und wird das erste und letzte Mal auf meiner Tour so sein.
Nachdem ich in Vangsness von der Fähre gehe, suche ich gleich eine Übernachtungsmöglichkeit und finde nach wenigen hundert Metern ein sagenhaft idyllischen, winzigen Zeltplatz. Ich kann mein Zelt direkt am Ufer des Fjordes aufschlagen und genieße beim Essenkochen vor dem Zelt die Abendstimmung. Da nur noch zwei weitere Zelte hier stehen, ist es ausgesprochen ruhig und man sich ganz dem Naturschauspiel hingeben.
Das Geräusch von den kleine Wellen, die an des Ufer klatschen, begleitet mich in den Schlaf.
Die Strecke:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=gxntymqffhfzxkba