Mitteldeutscher Marathon

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atajh
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Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von atajh » So 28. Aug 2005, 18:35

Hallöchen,
auch wenn das hier ein Rennradforum ist bin ich mal so frech hier meinen Bericht von meinem ersten Marathon (Leipzig nach Halle) reinzuposten, schließlich sind wir ja offen für neues und vielleicht bekommt ja auch jemand Lust sich über die 42,195km zu quälen... :roll:

Der Tag begann (für meine Verhältnisse) mit 6:15 ziemlich früh, aber ich habe die Nacht sowieso nicht sehr gut schlafen können. um 9:00 gings dann los mitm Auto in die Innenstadt zur Arena, was doch länger als erwartet gedauert hat, da ja ziemlich viel gesperrt war. Dort angekommen erstmal Läuferkluft angelegt und der erste Schock: Puls 140 :o, naja Nervosität eben. Dann noch ne halbe Stunde da rumgestanden und sich gegenseitig Mut gemacht, dann der zweite Schock: Pulsuhr gibt den Geist auf! Auch als nicht-Läufer kann man sich leicht vorstellen, wie bitter sowas ist (Lehre No.1: Kauf dir ne gescheite pulsuhr), zumal es mir letzten Sonntag bei der Olbernauer-Radtour schonmal passiert ist. Hier dachte ich mir schon: "heute wird wohl noch einiges nicht nach Plan laufen" (was sich leider schon bald bewahrheiten sollte). 10:10 war dann schliesslich Start, nachdem er wegen eines Unfalls schon um 10 Minuten verschoben worden war. Okay - keine Panik, einfach gaaanz langsam loslaufen. So wurde ich erstmal von allen überholt, und das obwohl ich mich doch extra-weit hinten aufgestellt hatte. Und als dann der Zugläufer für 4:30h an mir vorbei lief, geschah was geschehen musste: bin ziemlich bald ziemlich schnell geworden (so schnell kam es mir zwar nicht vor, aber ohne puls liegt man damit oft weit daneben). Bis Kilometer 25 lief das auch Richtig gut doch dann kam doch dieser kerl mit seiner herzzerreißenden Geschichte zu mir, der eigentlich nur einen 1km laufen sollte (42x 1km Staffel), und nun bei Kilometer 19 immernoch keinen seiner Leute erwischt hat (das längste, was dieser arme Mann bis da gelaufen war, waren 5km!!!). Da muss wohl irgendwas gewaltig schief gegangen sein. Dann bat er mich, das wir uns gegenseitig mal die Beine massieren sollten, da er wohl schon ziemliche Krämpfe haben musste, was ja auch verständlich ist. Erst fand ich das gar nicht so toll, wollte ja nicht meinen Rhythmus verlieren usw., aber dann hab ich netter Kerl es ebend doch getan ;). Zugegeben: ne gute Massage kann echt Wunder wirken, auch wenn ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht so nötig hatte. Aber als wir dann nach dieser Pause wieder loswollten ging gar nichts mehr, erst zu schnell gelaufen, dann bissl gegangen, dann kam ein anstieg, wieder gegangen. Das Ende vom lied war das meine Beine total tot waren und ich die letzten 15km nur noch gehender Weise erledigt habe (Lehre No.2: Um Gottes Willen lass dich nicht aus deinem Rhythmus bringen!!!). Und selbst das tat mitunter richtig weh, nicht vom Puls her, der war da wahrscheinlich bei komfortablen 140 oder so, aber die Beine waren einfach wie Blei. Ich sage euch, auch wenn ihr es vielleicht schon hundert mal gehört habe, ein Marathon beginnt ab Kilometer 30, die km wollen einfach nicht vergehen und auch wenn es nur noch 12 bis zum Ziel sind, man fängt doch an zu zweifeln... Wenn dann auch noch die Mittagssonne auf deinen Schädel prasselt (Lehre No.3: Mütze hilft ;)) kommt schnell noch Übelkeit dazu (mein frühstück musste ich mir zum Glück nicht nochmal ansehen).
Mittlerweile war natürlich die angepeilte zeit von 4:20h - 4h weit außer Reichweite (Lehre No.4: Auch wenns schwer fällt, aber setz dich nicht unter Druck, und habe Respekt vor dieser Strecke. Marathon ist eben doch viel mehr als 2x Halbmarathon). Irgendwie habe ich es dann doch bis Kilometer 38 geschafft, auch wenn ich eigentlich keine Kraft mehr hatte und der Besenwagen zusehends seine Schatten voraus warf. Dort bin ich dann einen echt tollen Typen und seine Frau geraten, die mich noch das letzte Stück begleitet und mir Mut gemacht haben. Wenn man erstmal soweit gekommen ist, denkt man auch nicht mehr ans Aufgeben. Wie erwartet zog es sich am Ende nochmal richtig lang hin, aber nach 5:33h überquerte ich dann laufender Weise (auch wenn nichts mehr geht - ein bisschen Würde muss schon sein) die Ziellinie. Das war wirklich das schönste was mir so bisher in meinem kurzen leben passiert ist, da floss auch mal ne Träne, nicht nur bei mir. Der Rest danach ist auch nicht weiter interessant.
Nun sitz ich hier und meine Beine tun richtig richtig weh, was die nächsten zwei Tage wohl auch nich besser (eher schlimmer) werden wird.

Zusammenfassend muss ich schon sagen, mann kann soviel lesen und Leute fragen wie man will - die typischen Anfängerfehler bleiben einem sicher nie erspart, egal ob man radfährt, läuft oder Mensch-Ärger-dich-Nicht spiet, das gehört eben dazu. Auch wenn es insgesamt weitaus schlimmer war, als ich es mir vorgestellt habe und meine Zielzeit weit verfehlt habe, bin ich nun doch richtig stolz, es geschafft zu haben. Vor einem Jahr war ich noch das, was man gemeinhin als "Kellerkind" bezeichnen würde und jetzt das. In dem vergangenen Jahr habe ich soviel gelernt, vor allem, was man mit ein bisschen Mut und Durchhaltevermögen alles Erreichen kann. Ich kann euch sowas nur ans Herz legen, auch wenn einige von euch das schon lange wissen: Tut es selbst, und ihr werdet wachsen.

Der Arme Staffelläufer ist übrigends über die vollen 42km gelaufen, was dieser Kerl heute geleistet hat ist echt Hammer und verdient bald mehr als bloßen Respekt.

schöne Grüße, Robert.


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Re: Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von ThoHei » So 28. Aug 2005, 18:42

Super Robert!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich beglückwünsche Dich zu deinem Marathon und Chapeau.

Ich könnte keine 42 km laufen. Ich würd mir glaube die Seele aus dem leib kotzen.

Aber Respekt und Hochachtung vor so einer Leistung.

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Re: Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von Gebirgsrenner » So 28. Aug 2005, 18:45

super leistung. respekt. wäre nach 5 km schon tot und alle....



Ich fahre...

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Re: Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von Mario » So 28. Aug 2005, 18:47

Gebirgsrenner hat geschrieben:

super leistung. respekt. wäre nach 5 km schon tot und alle....

Dem schließe ich mich an. Tolle Sache aber nichts für mich, ich laufe nicht gern, fahre lieber Rad.

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Re: Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von peso » So 28. Aug 2005, 22:00

Mario hat geschrieben:...ich laufe nicht gern, fahre lieber Rad.
Ach was, das fällt gar nicht auf. :D

Robert,

wir hatten heute unterwegs mal auf die Uhr geschaut und uns gefragt, ob du schon im Ziel sein könntest...manche Leute brauchen offensichtlich etwas Dramatik im Leben. Schön, daß du dich "durchgebissen" hast.

Respekt!
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Re: Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von Gebirgsrenner » Di 30. Aug 2005, 07:58

wie geht es dir denn eigentlich heute - zwei tage danach? tot oder doch wieder lebend - und hast du dich schon ein stückchen bewegt?

Ich fahre...

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Re: Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von atajh » Di 30. Aug 2005, 14:32

Es wird wieder besser, d.h. ich muss nicht mehr "humpeln" und kann ganz gut Treppen hoch und runter. :)
An Sport kann ich momentan noch nicht denken (obwohl ich im Moment richtig motiviert bin), aber am Wochenende kann ich vielleicht schon ne vorsichtige Runde auf dem Rad wagen.

Überlege aber schon wann ich es das nächste mal tue. ;)

Gruß, Robert

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Re: Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von Gebirgsrenner » Di 30. Aug 2005, 17:37

was meinst du? einen marathon laufen? na ja gibt es im herbst noch den dresden-marathon oder den mallorca-marathon?

Ich fahre...

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Re: Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von atajh » Di 30. Aug 2005, 19:16

Ich dachte eher an den Stadtwerkelauf... der ist im Frühling da hab ich noch genug Zeit ordentlich zu trainieren :)

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Re: Mitteldeutscher Marathon

Beitrag von toledo » Di 30. Aug 2005, 19:19

Herzlichen Glückwunsch auch von mir, Robert! Schöner Bericht.

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