Die heutigen Leserbriefe
"Dümmer geht es nimmer"
Heftige Leser-Debatte zum geplanten Radfahren auf dem Leipziger Innenstadtring
Kaum ein anderes Thema regt die Leipziger derzeit so sehr auf wie die Pläne des städtischen Verkehrs- und Tiefbauamtes für den Innenstadtring. Teile der mehrspurigen City-Trasse will die Behörde schon im Herbst für den Radverkehr öffnen (die LVZ berichtete). Selbst bei Radfahrern kommt die Idee nicht sonderlich an. Statt sie auf eine der von Autos meistbefahrensten Straßen Leipzigs zu schicken, fordern sie den Ausbau des Radwegenetzes. Hier die große LVZ-Leser-Debatte zum Radfahren auf dem Innenstadtring:
Radfahrer gehören nicht auf den Ring, sondern auf Radwege. Leider ist hier schon vieles versäumt worden. Das Radfahren war früher ein schönes Freizeitvergnügen beziehungseise das bevorzugte Verkehrsmittel für Studenten, wenn es die Entfernung zuließ. Heute wird es als Fortbewegungsmittel Nummer eins betrachtet, und der Radfahrer ist der kleine König der Straße und der Fußwege, und wehe dem, der anders denkt. Kürzlich mussten wir uns im Ostseeurlaub den Fußweg mit den Radfahrern teilen, die dort möglicherweise "millionenfach" unterwegs waren. Letztlich befanden sich die Radfahrer auf dem Fußweg im Gegenverkehr und wir, als Fußgänger, liefen neben dem Fußweg auf der Fahrbahn. Dafür wird man dann auch noch verhöhnt.
Ich denke, dass es hier auch so werden könnte, denn die Benutzung des Fußweges durch die Radfahrer (nicht nur Kinder) wird bereits in der ganzen Stadt geduldet.
MB, 04159 Leipzig
Entsprechend den gültigen verkehrsplanerischen "Empfehlungen für Radverkehrsanlagen ERA" soll ab bestimmten höheren KFZ-Verkehrsbelastungen der Radverkehr vom KFZ-Verkehr getrennt, also nicht gemeinsam mit diesem auf der Fahrbahn, geführt werden. Das sollte auch für den Leipziger Innenstadtring gelten!
Übrigens hat sich auch jetzt nochmals der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) deutlich für den Bau und die Instandhaltung von Radwegen ausgesprochen. So heißt es zum Beispiel in einem Interview mit der Sprecherin des ADFC mit Sitz in Bremen vom 16. Juni 2010 in der Rostocker Ostsee-Zeitung unter anderem: "Es lohnt sich also, für Radwege Geld auszugeben."
AR, 04179 Leipzig
Das Thema "Auto" ist für die Lokalredaktion der LVZ wie ein unbedingter Pawlowscher Reflex, der sie zur Produktion von ungehemmt parteiischen Texten antreibt, die einen würdigen Platz in ganz anderen Zeitschriften finden würden, mit moderner Verkehrspolitik aber rein gar nichts zu tun haben.
SN, 04109 Leipzig
Ausbau der Radwege? Als Rad-Vielfahrer kann ich nur sagen - toll! Aber doch nicht auf dem Ring! Der Name sagt es doch schon, dass der kürzeste Weg von A nach B, den man als Radfahrer immer nimmt, selten über einen Ring führt. Und für die relativ kurzen Geraden des Ringes gibt es doch nun wirklich genügend Alternativen.
Hat die Stadt das mal zu Ende gedacht - was soll denn mit den Ampelschaltungen werden? Stehe ich als Radfahrer dann an jeder Ampel und fahren manche vielleicht bei Rot über die großen Kreuzungen? Oder will die Stadt etwa auch in die hier noch flüssigen Ampelphasen eingreifen und die Autofahrer mit nicht funktionierenden oder übertriebenen Vorrangschaltungen weiter ausbremsen, wie dies an der Peripherie nicht selten der Fall ist?
Als Radfahrer meide ich tunlichst Autostraßen, auch weil es viele idiotische Autofahrer gibt, die sehr dicht an den Lenkern selbst von Kindern vorbeirasen.
Liebe Entscheidungsträger, setzt euch aufs Rad, fahrt von Süd nach Nord, von Ost nach West, und testet, wie oft ihr dazu wirklich auch den Ring benötigt, und erfahrt auch das Gefühl des Radfahrens auf vielbefahrenen Straßen! Entscheidet erst dann, und nicht jetzt vom sicheren Schreibtisch aus! Und wenn ihr wirklich was für die Radfahrer und deren Sicherheit tun wollt, dann geht endlich mal konsequent und massiv gegen die vielen "Radweg-Zuparker", aber auch gegen die "Ohne-Licht-Radfahrer" vor. HR, 04416 Markkleeberg
Eigentlich sagt man "dümmer geht es nimmer", aber eine städtische Verwaltung schafft es immer, noch eins draufzusetzen. Radfahrer, über deren mehrheitliche Verkehrsdisziplin ich hier nicht referieren mag, teilen sich in zwei Gruppen ein: in die einen, die zwar dem Verkehrsfluss tempomäßig standhalten, dann aber Unfälle zum Beispiel durch Nichtgabe von Handzeichen beim Spurwechsel schaffen, wie es weit verbreitet ist, und solche, die gemütlich (nebeneinander) radelnd den Verkehrsfluss ausbremsen und sich über nah überholende Autos mokieren.
Fahrräder gehören auf Sonderstreifen, die nicht zu Lasten bisheriger Fahrspuren gehen dürfen, auf ausreichend breite Fußwege mit markierter Teilung oder auf andere Straßen. Die Undiszi- plinierten werden es zu schätzen wissen, dass wieder mal ein Verbot endlich legalisiert wird.
PS, 04155 Leipzig
Die Fahrbahnen des gesamten Promenadenrings wurden für Autos gebaut und zwar schon zu einer Zeit, als es noch nicht so viele Fahrzeuge dafür gab. Weitsicht nennt man so etwas. Unsere "Altvorderen" handelten vorausschauend.
Statt in die Nebenstraßen den Radverkehr zu lenken, verhunzte man schon die Karl-Liebknecht-Straße. Auf dem Ring sollte Mindesttempo "40" bleiben, egal mit welchen Schildern. Fahrräder sind tempomäßig nirgends als Autoersatz gedacht. Überall, wo Fußgänger mit auf dem Weg sind oder diesen kreuzen könnten, sind Radfahrer gut beraten, wenn sie nicht mehr als zehn Kilometer pro Stunde fahren. Das ist dreifaches Fußgängertempo und so schon ein beachtlicher Vorteil. Dafür gibt es dann auch Möglichkeiten am Ring, aber nicht auf den Fahrbahnen für den motorisierten Verkehr.
H-GR, 04105 Leipzig