Transalp 2011

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mi67
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Re: Transalp 2011

Beitrag von mi67 » Sa 2. Jul 2011, 12:56

Zielankunft in Arco ... Vantage84 hat´s geschafft!

https://picasaweb.google.com/1029695634 ... 7697227714

... und da er im Vordergrund der führenden Masters abgebildet ist, vermutlich auch in einer Bombenzeit!
Freund der vertieften Atmung

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vantage84
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Re: Transalp 2011

Beitrag von vantage84 » So 3. Jul 2011, 21:48

So,

frisch angekommen ein paar kurze Berichte.

Etappe 4: Naturns - Livigno - "Zäh.."

Die langsamste Etappe überhaupt. Vom tiefen Naturns bis zum hohen Livigno fährt man schließlich mehr bergauf als bergab. Der spätere Sieger sollte einen Schnitt von 26 km/h haben. Wie mit meinem Teampartner abgesprochen, fuhr dieses mal jeder seinen Stiefel. Zuerst gab es mit 37 km die längste neutralisierte Phase der gesamten Tour. Erst am Ortsausgang von Prad sollte es richtig losgehen und das gleich zum Stilfser Joch. Da die ersten Kilometer sehr flach sind war Windschattenfahren angesagt. Zu Beginn hielt ich mich dabei in der Spitzengruppe auf. Der Gedanke, dass noch 3 Tage folgen sollten und ich so sinnlos Pulver verschieße (mein Partner wird ja gewertet und ist hinten dran) ließen mich jedoch nach einer Weile reißen und ich fiel in eine 2. Gruppe zurück. Von da an hatte ich den ganzen Aufstieg über das grüne Leadertrikot der Grandmasters im Blick und orientierte mich an ihrer Geschwindigkeit. Mein Körper hätte zu dem Zeitpunkt sicher mehr gekonnt, aber der Kopf wollte nicht. Die Abfahrt nach Bormio gestaltete sich sehr technisch und war mir völlig unbekannt. Ich ließ zwei erfahrene Kameraden vom RSV Forchheim vor und konnte mir so die Ideallinie abschauen und zügig abfahren. Im anschließenden Flachstück machten wir mit 4 Mann Tempo und kamen so in den Anstieg zum Foscano. Dieser war so ziemlich das zäheste überhaupt. Besonders steil gestaltet er sich nicht. Doch die Kilometer wollen und wollen nicht mehr werden. nach einer kurzen Abfahrt kam dann der Schlussanstieg zum Passo D'Eira. Hier fehlte mir die Motivation vollends und so ließ ich sogar die späteren Gesamtsieger bei den Grandmasters ziehen. In Livigno angekommen fuhr ich dann 8 Minuten vor meinem Teamkollegen ins Ziel und fühlte mich nicht so recht wohl, als hätte ich mich auf den Abfahrten verkühlt... :bibber:

Etappe 5: Livigno - Ponte di Legno - "Pleiten, Pech und Pannen"

Am Donnerstag kam die kürzeste Etappe dran. Allerdings hatte sie mit dem Mortirolo einen berüchtigten Pass im Programm. Der Beginn bestand jedoch gleich nach dem Start im Anstieg zu Passo D'Eira und Foscano. Wir nahmen also zu Beginn die umgekehrte Strecke vom Vortag. Tollerweise stand ich mit einem dicken schmerzenden Hals am Start. Dazu gesellte sich natürlich Unwohlsein, was das ganze nicht ganz einfach gestaltet. In den ersten beiden Anstiegen bildeten sich mehrere Gruppen. Die Führungsgruppe umfasste ca. 20 Mann, genauso wie die zweite, in der ich mich befand. Mit dieser ging es dann den Foscano runter. Eine gefährliche Abfahrt, da die Gallerien (also zur Seite offene Tunnel) übelste Schlaglöcher besitzen. Zudem wurde der Pass nicht einmal annähernd für das Feld gesperrt (was meinem Partner noch zum Verhängnis werden sollte). So schossen wir hinab, wobei einige viele Schutzengel dabei hatten. Danach folgte eine flache Abfahrt bis zum Fuße des Mortirolo. In Erwartung meines Teampartners nahm ich etwas Gas raus und wuchtete das Rad den Pass auf der originalen Strecke des Giro D'Italia hoch. Ganz so ein Horror wie gedacht ist er nicht, aber die 39-27 Übersetzung war schon das Limit. Anschließend folgte eine ebenso steile Abfahrt, welche viele mit Defekten an den Reifen büßten. Nach einem leicht ansteigenden Flachstück von ca. 15 Kilometern war dann auch schon das Ziel erreicht. Die entspannteste Etappe überhaupt, obwohl ich mich nicht wohl fühlte. Trotzdem musste ich mich wundern, warum mein Partner einfach nicht im Ziel auftauchen wollte. Erst da erfuhr ich, dass er hinter mir in der Abfahrt vom Foscano in ein Auto knallte und sich leichte Verletzungen zuzog. Nichts schlimmes aber er entschied sich daraufhin für eine Aufgabe. Ich gondelte derweil noch 600 extra Höhenmeter, da unser Hotel auf dem Passo Tonale lag und ich nicht das Rad im Bike Parc lassen wollte.

Etappe 6: Ponte di Legno - Kaltern - "Der Knoten ist geplatzt"

Laut Tour Leitung die Königsetappe. Etwas über 140 km und über 3000 Höhenmeter. Keine richtig hohen Pässe aber halt in hoher Anzahl. Zum Glück konnte sich mein Körper durch den nicht so anstrengenden Vortag erholen und die drohende Erkältung war abgewendet. Dieses mal eine Etappe ohne Partner aber dafür auch mit dem Gedanken im Kopf, nur für sich zu fahren. Gleich zu Beginn stand der Anstieg zum Tonale an. Hier konnte ich mich endlich einmal im Spitzenfeld auch wenn ich wusste, dass ich sicher bald rausfallen sollte. Nach einer Abfahrt ging es dann auch gleich wieder aufwärts zum Brezener Joch. Eigentlich hatte ich hier erwartet, hinten rauszufallen. Fast geschah dies auch, doch als Jörg Ludewig dieses mal an mir vorbeizog konnte ich den Schalter umlegen, auf ein kleineres Ritzel schalten und noch einmal ordentlich Gas geben. Von dort an konnte ich mich nun auch am Gampenpass bis hin zur Kalterer Höhe ganz vorne halten. Geschuldet war dies sicher auch dem Aufwand der Leader an den Vortagen. Frisch waren da nur noch die Führenden der Herrenklasse. Einzig in die Quere sollte mir dabei in der letzten Abfahrt ein unerwarteter Rechtsknick kommen. Diesen konnte ich nicht mehr nehmen und so landete ich mit relativ hoher Geschwindigkeit in einer Mauer. Zum Glück war diese jedoch mit Wein bewachsen und so hatte der Zusammeprall keine wirklichen Folgen. Der letztjährige Sieger der Transalp war zum Schauen gerade an dieser Stelle unterwegs und half mir wieder aufs Rad. Zudem gab er mir mit seinem MTB (!) bis zum Zielstrich auf den letzten beiden Kilometern Windschatten. So verlor ich auf den Tagessieger lediglich zwei Minuten und konnte mein bestes Ergebnis einfahren. Ein super Tag, auch wenn die Schulter "aua" sagte. :D

Etappe 7: Kaltern - Arco - "Schon Schluss? Jetzt ging es doch gerade erst los..."

Mit dem Erlebnis vom Vortag ging es vom schönen Kaltern gleich den Mendelpass hinauf. An diesem Tag wurde an den Pässen noch einmal ordentlich Tempo gemacht. Am Mendelpass wurde gleich aussortiert. Dieses mal fiel fast schon das führende Master Team hinten raus. Ich konnte derweil relativ locker mitgehen. Im zweiten Anstieg nach Andalo zeigten dann die Leader bei den Herren ihre Dominanz und zogen relativ locker weg. Wenig später folgte ein Holländer Team (Veltec) sowie Jörg Ludewig mit seinem Partner. Die mussten wir ziehen lassen. Im Verfolgerfeld fühlte ich mich richtig wohl und kam auch über den Ballino als Schlusspass mit drüber. Im Ziel dann das Glücksgefühl, die letzten zwei Tage noch einmal richtig vorne mitgefahren zu sein.

Am Ende wurde ich 4. der Individualfinisher und wäre mit der Zeit auf Platz 12 der Herren und Platz 15 Gesamt gelandet. Mit der Erfahrung, dem richtigen Training und mit einem geeigneten Partner dürfte 2012 noch einiges an Potential drin sein. Kontakte zu schnellen Fahrern gibt es jetzt jedenfalls genug. Es war eine super Woche, wobei man auch feststellen muss, wie halsbrecherisch die Abfahrten sind, möchte man vorne landen. Ich habe viele Geschichten von Verunfallten gehört, die sicher noch lange im Krankenhaus liegen werden. Viele Leute sind auch einfach am nächsten Tag nicht mehr im Startblock aufgetaucht.

Trotzdem steht für mich nächstes Jahr wieder eine Teilnahme als Ziel und Saisonhöhepunkt. Süchtig macht so eine Woche in jedem Fall.

So und jetzt ab ins Bett, denn das Schlimmste an der ganzen Tour waren die über 6 Stunden Bus und 5 Stunden Autofahrt zurück! :schnarch:

Viele Grüße und bis Gröditz

Frank
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Re: Transalp 2011

Beitrag von peso » So 3. Jul 2011, 22:14

vantage84 hat geschrieben: Im anschließenden Flachstück machten wir mit 4 Mann Tempo und kamen so in den Anstieg zum Foscano. Dieser war so ziemlich das zäheste überhaupt. Besonders steil gestaltet er sich nicht. Doch die Kilometer wollen und wollen nicht mehr werden.
:D


Ist das überhaupt ein Paß? Da geht es doch länger bergab als bergan...? :raetsel: Kurz...den mag ich auch nicht. :noe:

Danach folgte eine flache Abfahrt bis zum Fuße des Mortirolo. In Erwartung meines Teampartners nahm ich etwas Gas raus und wuchtete das Rad den Pass auf der originalen Strecke des Giro D'Italia hoch. Ganz so ein Horror wie gedacht ist er nicht, aber die 39-27 Übersetzung war schon das Limit.
Der schönste Anstieg überhaupt :liebe:


Respekt :anbetung: :hut:

Irgendwann mal...ganz sicher... :)
Reißbrett 2016

"Ich bin in diesem Jahr auf noch keiner Ausfahrt schneller als 24 km/h im Schnitt gewesen." (Anonymer Radfahrer, 2005)

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Re: Transalp 2011

Beitrag von sippe » Di 5. Jul 2011, 22:27

Schöner Bericht, schöne Veranstaltung und Top-Platzierung! :daumen:
"will halt auch dabeigewesen sein"-Fahrer :-D

Cotopaxi
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Re: Transalp 2011

Beitrag von Cotopaxi » Mi 6. Jul 2011, 13:17

Eigentlich hat vantage84 alles gesagt und ich brauch mich nicht weiter abzumühen mit meinem Bericht, oder?

Dennoch ein paar Ergänzungen aus Sicht des Genussteams.
Wir waren bereits 2010 dabei und weil es uns so gut gefallen hatte, beschlossen wir noch einmal die Herausforderung anzugehen und die West-Variante der TT mitzufahren.

Meines Erachtens ist der anstrengendste Teil des Projekts die Anmeldung am 1.12. Punkt 12:00. Die Startplätze sind innerhalb weniger Minuten weg, somit bedarf es einiger Vorbereitung und Tricks, um den ersten Schritt überhaupt erfolgreich zu bewältigen.

Letztes Jahr waren wir im BikeCamp untergebracht, das kann je nach Etappenort eine Eishockey-, Turn- oder Tennishalle sein, oder sogar ein kleines Klassenzimmer in einer Schule.
Vorteil, man kommt eher mit anderen Fahrern in Kontakt und es kann recht spaßig sein. Nachteil, sanitären Einrichtungen! Wenn gegen Wochenmitte die Verdauungsprobleme auf Grund der permanenten Überlastung zunehmen, bilden sich unruhige Schlangen vor dem stillen Örtchen.
Weil wir schon älter sind und etwas mehr Ruhe für die Rekonvaleszenz benötigen, wurde die Option BikeCamp abgewählt und der Hotelübernachtung zugestimmt.

Also, nach der Anmeldebestätigung begann das Buchen der Hotels. Ich hab das schon Anfang Dezember getätigt. In manchen Zielorten klappte es ganz easy, in anderen brauchten wir ca. 20 Versuche. Ich kann manche Hoteliers verstehen, wenn sie unser Anliegen ablehnten, schließlich ist Ferienzeit und man kann die Zimmer auch locker für eine Woche vermieten.
Irgendwann im Februar war dann organisatorisch alles in Sack und Tüten.

Zur Vorbereitung der Tour nutzte ein Trainingslager auf Malle im Frühjahr, begab mich mit Bergfloh auf IntensivCamps am Kyffhäuser und Elbi, absolvierte den Amade, ließ es im Allgäu krachen und nutzte natürlich meine heimatlichen Gegebenheiten (Zschopau- und Muldental).

In für mich perfekter körperlicher Verfassung ging es dann zum Start Richtung Sonthofen. Die Spannung steigt! Jedes mal vor solch großen Events ertappe ich mich dabei, bereits auf der Autobahn potentielle Konkurenten ausfindig zu machen. Man sucht nach Rennmaschinen in den anderen Fahrzeugen und mustert die Insassen.
Bei der Startnummernausgabe geht das Gepose weiter, da gibt es beeindruckende Typen: klein, drahtig, ausgemergelt, mit tiefbraunen Waden, auffälliger Teambekleidung (u.a. Merkur, Sonosan)
Und dann gibt es andere, Bierbauchträger und Radler mit Wolle an den Beinen, also der ruhiger Teil der Horde.

Nun zum Start, es gibt 4 Startblöcke, A bis D, je nach Gesamtplatzierung darf man aus dem entsprechenden Block starten.
Außer auf der ersten Etappe, da wird nach Startnummer einsortiert. Wir mit 291 durften erst aus Block C starten, was bedeutete, während Vantage84 übers Oberjoch rollte, standen wir noch am Start in Sonthofen ;)
Das war insofern ungünstig, da ich gerne die ersten 3 Flachetappen körnersparend aber dennoch schnell hinter mich gebracht hätte, also am besten irgendwo im großen Feld versteckt.
Als wir das Tannheimer Tal erreichten, war das Feld total zerpflückt und wir mussten in kleineren Gruppen unsere Weiterreise antreten.
Das Hahntennjoch war für einige Radsportler bereits das KO, manche schoben ihr Rad, andere lagen mit Krämpfen am Straßenrand und mussten medizinisch versorgt werden.
Leider hatte Teampartner keinen so guten Tag wie ich, auf der Passhöhe hab ich 15Minuten auf ihn warten müssen.
Dennoch haben wir eine sehr gute Platzierung erreicht, welche uns am folgenden Tag den Start aus dem leistungsgerechten Block B ermöglichte.

Wenn man im Hotel ankommt, stehen bereits die Taschen in der Rezeption. Man muss sie nur noch aufs Zimmer schleppen und gut ist.
Am nächsten Morgen stellt man die gepackte Tasche wieder an der Hotelrezeption ab und auf wundersame Weise taucht sie im Hotel des nächsten Zielortes wieder auf.

Der Verlauf der 2. Etappe war leider prägend für das gesamte Projekt Transalp.
Kurz vor der Passhöhe am Arlbergpass zog sich mein Teampartner einen Platten zu, eigentlich eine Sache von wenigen Minuten. Neuer Schlauch und Luft drauf, fertig!
Noch vor dem großen Hauptfeld waren wir fertig und bestiegen gutgelaunt unsere Räder.
Keine 20 Meter später, Peng! Wieder platt. Zum Glück kam gerade das Schwalbe Service Fahrzeug vorbei, zu dritt begutachteten wir intensiv Mantel und Felge, alles i.O.
Es wurde ein neuer Schlauch montiert, frische Alpenluft eingepresst, der SchwalbeMann fuhr weiter und wir sattelten auf. Sekunden später in der Gallerie vernahm ich wieder dieses Geräusch von schnell entweichender Luft und ein resignierendes "Scheiße!"
Das große Peloton war schon lange vorbeigezogen, nun rollten kleinere Gruppen vorbei, später sollten es nur noch vereinzelte 2er Teams werden.

Da der Bonbon eh gelutscht war, konnten wir uns nun Zeit lassen und in aller Ruhe das Problem angehen. Wir hatten nochmal Glück, das Rose-Service-Fahrzeug kam zur Hilfe.
Auch dieser Techniker prüfte Mantel und Felge intensive, Ergebniss i.O.
Zaghaft meldete ich Bedenken bzgl des Felgenbandes an. Antwort, das ist alles okay so. Also, neuer Schlauch und Luft, losfahren, Peng! Ich war kurz vorm Wahnsinnig werden. :augenreib:
Wir beschlossen zusammen mit dem Service-Techniker die Tunnelgallerie zu verlassen und eine ruhig Stelle zu finden, um nun wirklich-wirklich die Ursache zu finden.
Die 500Meter aus dem Tunnel rauszulaufen war keine schöne Sache. Mit Nachdruck deutete ich wieder auf das Felgenband. Am Schlauch waren eindeutig die inversen Abdrücke der Speichenlöcher zu erkennen.
Eine dieser Beulen war geplatzt, Reste von Talkuum in der kleinen Senke des Felgenbandes zu finden, da wo die Speichenlöcher sind. Das Felgenband selber war wie neu und bedeckte das komplette Felgenbett der Citecs 3000 S Aero.
Es war nichts ungewöhnliches zu erkennen. Dennoch kamen wir zu der Meinung lieber einige Lagen Spezialtape über das Felgenband zu kleben.
Mit ungeahnter Sauberkeit und Professionalität wickelte der Rose-Techniker 2 unterschiedliche Tapes um die Felge, das dauerte nochmal ewig. Aber wir wussten auch, hinter uns kommt niemand mehr, den wir um Hilfe bitten konnten.
Es waren noch ca. 100km zu fahren und es durfte nix mehr passieren. Am Ende haben wir über eine Stunde für diese Dreckspanne gelassen.
Ruhig aber bestimmt ging es weiter auf unserer Reise, eine gewisse Einsamkeit machte sich bereits breit. Ganz vereinzelt waren noch Radler anzutreffen. Ab der Silvretta Hochalpenstrasse nahm die Dichte der Radfahrer wieder zu.
Ich hatte ausgezeichnete Beine und bin recht zügig die Bieler Höhe emporgeklettert, keine 5 Minuten musste ich auf meinem Teampartner warten, dann legte ich die Kette komplett rechts auf 52x11 und ich zog uns mit Vollgas nach Ischgl.
Wahrscheinlich hätte ich das nicht so intensiv tun sollen, wenige Momente vor dem Ziel vernahm ich plötzlich mir unbekannte Schmerzen aus dem linken Bereich von Hüfte-Rücken.
Jede Kurbelumdrehung tat höllisch weh. Als wir im Ziel ankamen war der Schmerz plötzlich weg. Genauso wie unser Startplatz aus dem Block B, ich war schon sauer.

Die 3. Etappe wurde wieder aus dem Startblock C begonnen. Bis zum Anstieg nach Nauders verlief alles sehr entspannt und ohne große Probleme. Dann plötzlich meldete sich wieder dieser mir unbekannte Rücken-Hüfte-Schmerz zurück.
Ständig wechselte ich die Position auf dem Rad, 3 Minuten Wiegetritt, 5 Minuten sitzen, enger Oberlenkergriff, Bremsgriff, Füße mal nach innen mal nach außen gedreht. Der Schmerz war permanent da, mal weniger mal stärker.
Bei über 40Grad in der Sonne was es kein angenehmes fahren, dennoch konnte ich etwas von der Schönheit der Landschaft aufnehmen. In besonderer Erinnerung bleibt wohl der Aufstieg auf der Vinschgauer Höhenstrasse, ein Traum.
In Naturns angekommen begab ich mich sofort in die Hände der medizinischen Betreuer. Die Ärztin diagnostizierte eine klassische Überlastung. Ich erhielt Voltaren- und Ibuprofen-Tabletten für die nächsten Tage.

Und so ging es dann bis zum Schluss weiter, ca. 1-2h Stunden konnte ich relativ schmerzfrei fahren. Dann musste ich die Zähne zusammenbeißen.

Peu a peu arbeiteten wir uns in der Gesamtwertung der Masters wieder nach vorne.
Zum Finale in Arco erreichten wir den 88. Platz.
Mein Fazit, Ziel "Uhu" erreicht, mit etwas mehr Glück wäre sogar eine 40er Platzierung drin gewesen.

Und, um es nochmal hervorzuheben, die Transalp besteht eigentlich nur aus Radfahren und Schlafen :D
Man muss sich um nix kümmern, setzt sich früh auf sein Rad und genießt die Schönheiten der Alpen. Nicht einmal ansatzweise verschwendete ich einen Gedanken an meine Arbeit.


@Vantage84: nun erklär uns doch mal bitte, was es mit dem Team Forchheim auf sich hat? Gefühlt jeder 2. Fahrer hatte irgendwas mit Forchheim zu tun. Du musstest ja auch deren Trikot tragen, oder?


ciao rix



PS: und ja, ich hab die komplette Transalp auf HD, man kann sie also im Winter am Beamer nachradeln ;o)

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Re: Transalp 2011

Beitrag von vantage84 » Mi 6. Jul 2011, 14:05

Puh, eine schmerzhafte Transalp für dich. Bei mir brannten lediglich die ersten 4 Tage die Füße gegen Ende jeder Etappe wie Hölle.
Aber du hast Recht. Man hat alles andere vollkommen vergessen. Ich wusste zwischenzeitlich nicht einmal mehr den Wochentag. :D Und für die ganze sportliche Betätigung konnte man Tonnen an Melone und Eis essen.

Forchheim? Ja, wir waren schon recht häufig vertreten. :D Es sind eigentlich nur die wenigsten Fahrer wirklich beim RSV Forchheim. Vielmehr waren das alles Fahrer aus Deutschland, Holland, Belgien, Österreich und Italien, die irgendwen kannten, der das letzte mal für diesen Verein an den Start gegangen ist. Ich bin über meinen Teampartner dahin gekommen. Insgesamt waren es 20 Teams bzw. mit Betreuer etc. 46 Personen. Der Vorteil lag dabei in der Hilfe zur Anmeldung am 1.12.10 und in einer zentralen Hotelreservierung. Wir waren somit meist in einem Hotel untergebracht, welches nah am Start liegt. Des Weiteren hatten wir zwei Betreuerteams, welche an festgelegten Punkten Getränke reichten, ganz wichtig vor allem bei der dritten Etappe. Auffällig war der Verein sicher dadurch, dass er das blaue und das grüne Trikot stellte.

Viele Grüße

Frank
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Re: Transalp 2011

Beitrag von Cotopaxi » Mi 6. Jul 2011, 14:31

vantage84 hat geschrieben:Ich wusste zwischenzeitlich nicht einmal mehr den Wochentag. :D
ging mir genauso :lol:
ich hatte mir vorsichtshalber die Hotels in mein Navi eingetragen, weil ich nicht mehr wusste, wo ich war oder hin musste. ;)

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Re: Transalp 2011

Beitrag von zoro » Mi 6. Jul 2011, 14:46

Cotopaxi hat geschrieben:Eigentlich hat vantage84 alles gesagt und ich brauch mich nicht weiter abzumühen mit meinem Bericht, oder?
Gut gemacht! :) :daumen:
Viele Grüße

René

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Re: Transalp 2011

Beitrag von SchmidtsKatze » Mi 6. Jul 2011, 19:50

Danke euch Beiden für die fantastischen Einblicke in diese Geschichte und Glückwunsch zum Finish - Sehr, sehr schön!
ich habe ein Motivationsproblem - bis ich ein Zeitproblem habe...

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