Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

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mi67
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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von mi67 » Mi 30. Jan 2013, 08:35

Identisch sind sie nicht, aber zumindest deren Zielstellung ist vergleichbar: die Berechnung einer mittleren Leistung, die bei gleichmäßiger Fahrt eine vergleichbar große Anstrengung erfordert bzw. einen vergleichbar großen Stress erzeugt hätte.

Trainingpeaks macht ein Gewese um angebliche Schutzrechte des Begriffes "normalized power" (NP), deren Berechnung jedoch vergleichsweise simpel ist. xPower macht ein Gewese um die exakte "exponentielle Gewichtung" der Daten innerhalb eines über ein Zeitfenster von 25 s gleitenden Mittelwertes, der dann wiederum weiterverrechnet wird, wie bei der NP.

Weitere Begriffsverwirrung muss dann zwangsläufig folgen, weil es die Eitelkeit eines jeden Einzelnen gebietet, neue Begriffe für nahezu identische Zusammenhänge zu prägen und "am Markt" zu vertreiben:
IF (intensity factor) versus RI (relative intensity)
TSS versus BikeScore
...

Der "Entwickler" von xPower kommt übrigens hier zu Wort: http://www.physfarm.com/bikescore.pdf
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teli
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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von teli » Mi 30. Jan 2013, 11:17

Danke für die Erläuterungen ;)

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peso
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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von peso » Mi 30. Jan 2013, 12:57

Gerade Skibba macht doch überhaupt kein "Gewese" um seine Berechnung, sondern ist bemerkenswert nüchtern bezüglich des "Mehrwerts" der exponentiellen Gewichtung des gleitenden Mittelwerts. :raetsel:
mi67 hat geschrieben: Nur bei der Gestaltung von Etappenfahrten oder aufeinander folgenden Trainingsterminen kann die "training metrics" eventuell fehlendes Körpergefühl ersetzen...
Eben. Der PMC basiert auf der Quantifizierung der Trainingsintensität, wie sie der NP-Algorithmus bietet. Ob die Steuerung des Trainings durch die abgeleiteten Parameter (CTL, ATL...) dann einen persönlichen Mehrwert bietet, wird von der individuellen "Belastungsstruktur" abhängen. Einem (eventuell professionellen) Vielfahrer mag sie andere Einblicke geben als dem Feierabendtrainierer, dessen persönlich-beruflicher Streß ja ohnehin nicht in die Berechnung eingeht.
Ansonsten sind diese verschärften Formen des "number crunching"...
Das ist doch eigentlich recht harmlos. "Verschärft" ist etwa Chungs VE-Modell (PDF) zur Bestimmung von Luftwiderstandsparametern.
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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von cl » Mi 30. Jan 2013, 13:10

teli hat geschrieben:NEIN - x-Power ist NP (lt. goggle). Falls ich falsch liege bitte ich um Korrektur.
Die errechnete xPower einer Trainingseinheit ist (bei mir bis jetzt zumindest) immer ein paar Prozent kleiner als die errechnete NP.

Strava errechnet die 'Weighted Avg Power' wohl mit dem gleichen Algorithmus wie xPower, die beiden Werte stimmen bei mir immer exakt überein.

Ich liebe number-crunching - liegt an meinem Beruf. :D Schneller macht es mich aber nicht wirklich.

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mi67
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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von mi67 » Mi 30. Jan 2013, 13:18

Da es nicht zur Beantwortung von Telis Frage beitrug, hatte ich ca. 10 min vor Deiner Antwort meinen teils wertenden Kommentar zu NP/xPower schon wieder gelöscht. :cool:

Mit "Gewese" bei Skibba meinte ich, dass die tatsächliche Formel nicht offengelegt wird. Was bedeutet denn "exponentielle Gewichtung"? Gleichzeitig fehlt natürlich nicht der Verweis auf eine Software, die zu geringen Gebühren zu erstehen sei ... :D

Ja, der Vielfahrer könnte sich durch die mathematisch geleitete Trainingssteuerung an die Oberkante des Sinnvollen hintitrieren und das Risiko der Überlastung etwas mindern. "Normalerweise" sollte an dieser Stelle aber auch Körpergefühl, Eigenerfahrung und Verstand einsetzen. Wenn es an letzterem mangelt, dann können die Daten vielleicht eine segensreiche Bremse bilden. Andererseits gehen die Modelle davon aus, dass verschiedene Personen über eine halbwegs vergleichbare Regenerationsfähigkeit verfügen. Ob dies auch wirklich der Fall ist?

Bez. Chung: nicht ganz uninteressant für die TT-Fahrposition?
Nur, wenn unterm Strich eine Bewertung von optimierter Position in Zusammenschau mit der dabei verbliebenen Leistung ansteht, dann verrechnen sich Luftwiderstand (CdA) und Leistung zur ... simplen Zeit bzw. Geschwindigkeit auf der Teststrecke. :D
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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von cl » Mi 30. Jan 2013, 14:31

mi67 hat geschrieben: Andererseits gehen die Modelle davon aus, dass verschiedene Personen über eine halbwegs vergleichbare Regenerationsfähigkeit verfügen. Ob dies auch wirklich der Fall ist?
Ich bin mir sicher, dass die Regenerationsfähigkeit von Haus aus verschieden sein wird.

Was ich speziell bei mir festgestellt habe: Ich habe mich zu meiner eigenen Überraschung recht schnell an die für mich ungewohnt harten kurzen Zweier- und Dreierblöcke gewöhnt. Das hatte ich nicht erwartet.

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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von peso » Mi 30. Jan 2013, 15:42

mi67 hat geschrieben:Andererseits gehen die Modelle davon aus, dass verschiedene Personen über eine halbwegs vergleichbare Regenerationsfähigkeit verfügen. Ob dies auch wirklich der Fall ist?
Wenn zwei Sportler jeweils eine CTL von 130 haben, dann verfügen sie ganz offensichtlich über ähnliche Regenerationsfähigkeiten, sonst wären sie schlicht nicht in der Lage, den dafür nötigen täglichen Streß zu generieren. Ob der persönliche "breaking point" dann bei einer CTL von 120 oder 140 liegt, müssen dann individuelle Erfahrungswerte zeigen. Man erhält ein Maß für die physiologische Beanspruchung, das über längere Vergleichszeiträume hinweg zumindest einen sinnvollen Kontext für das schwächelnde Erinnerungsvermögen bietet.

Die Frage nach dem "Mehrwert" solcher Parameter läßt sich bis in nahezu fatalistische Konsequenz betreiben. Letztendlich sind nicht nur Leistung, Herzfrequenz oder PE Surrogatparameter, sondern eben auch (gestoppte) Zeit oder Geschwindigkeiten. Für den Wettkampfsportler wird allein die Platzierung im Rennen entscheiden. Ob sich für den Rennerfolg zum Beispiel die Steuerungsform der Trainingsbelastung zählbar (Anzahl der Siege) auswirken wird...?
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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von Erdnah » Mi 30. Jan 2013, 16:52

Wir sollten zu gegebener Zeit eine kleine Studie machen, Titel "und nun trainiere ich 3 Monate lang ohne Meßapparaturen". Wäre mal spannend zu erfahren, was in Bezug auf (mittlerweile fehlendes oder durch Powermeter verbessertes) Körpergefühl so an Ergebnissen kommt. Ich würde sagen: je höher die Belastung per Renneinsatz, desto eher kann ich (in der Saison) auf PM verzichten, da Mo-Fr maßgeblich Kompensation angesagt ist. Ebenso kann ich im (bergigen) Gelände sehr gut auf ein PM am MTB verzichten.
Zur Streßbelastungsmessung: für die meisten Hobbyisten sind die schon genannten, nicht radfahrspezifischen Stressoren doch viel wesentlicher als irgend ein TSS. Job, Familie, Schlafdauer/-qualität, Reisetätigkeit, ... die Liste ist lang.
Aber/und: (nachträgliches) number crunching ist schon toll und erkenntnisreich!
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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von Charlie » Mi 30. Jan 2013, 17:06

Erdnah hat geschrieben: Ich würde sagen: je höher die Belastung per Renneinsatz, desto eher kann ich (in der Saison) auf PM verzichten
du fährst ja keine Rennen mehr, schade, ich würde ihn dir abkaufen :D

ich denke auch, das TSS, CTL,... im altag nicht funktionieren. Alleine die Fahrt zur Arbeit schreibt doch keiner ins Programm :D

man merkt doch aber im normalen Alltag, bis zu welchen "Wert" man es treiben kann, ohne einzubrechen.

ich verwende die "TRIMP" (wie auch immer gewichtete Pulswerte) bei GC und weiß was ganz gut geht, und wie weit ich es treiben kann. Einzig die Kurzintervalle auf der Rolle kann man hiermit nicht wirklich erfassen

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Re: Sinnvoller Trainingsplan nach Puls oder Watt?

Beitrag von cl » Mi 30. Jan 2013, 17:37

Bin grad ein wenig verwirrt:

Allen/Coggan schreiben zum Thema Microbursts im Bereich L7, dass der Schalter 15s an ist (dabei 150% FTP) und 15s aus ist dabei 50% FTP) - 10 min lang. Das macht im Durchschnitt 100% FTP für diese 10 min. Das ist dann aber nur L4-L5.

Wenn ich jetzt z.B. 6-min-Intervalle im mittleren L5-Bereich bei sagen wir 110-115% FTP fahren will, und die Intervalle abwechselnd gleichmässig und mit Microbursts gestalte, muss ich doch auch in den Microburst-Intervallen die 110-115% FTP im Durchschnitt einhalten. Oder?

Das wäre dann aber höher als im Buch für L7 angegeben.

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