Neuseenclassics 2008

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diamant
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Neuseenclassics 2008

Beitrag von diamant » Fr 16. Mai 2008, 17:07

Trotz verkorksten Renn-Ausgangs ein kleiner Bericht:

Vorbereitung
Bei einer Ausfahrt im Spätwinter 2008 mit einigen Mitgliedern des Rennradliste-Forums kam (vorrangig mir) die Idee, daß ich ja den Platz eines leider verletzten Forum-Mitgliedes in einem der zahlreich in der Starterliste der NSC vertretenen Rennradliste-Teams (insgesamt 5 solche Teams) einnehmen könnte. Zwar war ich zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich in Form, entschloß ich mich dennoch letztendlich zur Teilnahme - schließlich sind die NSC "das Heimrennen" :) .
Die (versuchte) Durchführung des geplanten Teammitglied-Wechsels führte in der Folge im Forum zu einigen weiteren wilden Teamänderungs-Vorschlägen/-Anträgen zwischen den einzelnen Teams; die Mitglieder wurden wild virtuell zwischen den Teams hin- und her-rotiert. Ottmar Hitzfeld hätte seine helle Freude daran gehabt (Rotationsprinzip... :D ).

Der Tag des Rennens (12.5.2008) rückte näher; meine Form schien sich mit Heranrücken des Termins doch tatsächlich noch etwas zu bessern; außerdem war für den Renntermin - endlich mal - bestes Radfahrer-Wetter angesagt (Sonnenschein satt, wenig Wind) - was will man mehr :) .

Start
Kurz vor der Losfahrt zum Start nach Zwenkau gucke ich nochmal ins Internet - NordOstOst-Wind und deutlich über +20°C sind angesagt - nahezu perfekt. In Zwenkau angekommen, schaffe ich es, trotz "falscher" (=gelber) Startnummer (die von OW; er hat die von Chrissi), mich in den 40er Block zu stellen - Drängeln ist absolut nicht notwendig. Die Atmosphäre erscheint locker. Ca. 10m vor mir kann ich peso und Barus erkennen. 9:15 Uhr geht es planmäßig los. Wie üblich komme ich auf den ersten Metern nicht schnell genug in eine meiner beiden Pedale, was dazu führt, daß auf der ersten langen Gerade auf der B2 bis zu 62km/h notwendig sind, um das breite Ende der ersten großen Gruppe zu erreichen. Zum Glück bin ich nicht der einzige Start-Verschlafer :) .
Auf der Strecke bis Markkleeberg hatte ich aufgrund breiter Straße auf halbwegs entspannte Fahrt gehofft, doch leider gibt es bereits auf der Quasi-Autobahn (B95/B2) rechts vor mir den ersten Sturz(*).

Markkleeberg bis Grimma
Kurz darauf sollte die erste bekannte Schwierigkeit des Tages kommen, die berühmt-berüchtigten "Schienen von Markkleeberg". Ich warne die direkt um mich befindlichen Fahrer mehrmals lautstark davor und wähle die Taktik "in der Kurve ganz innen rechts fahren". Das ist im Nachhinein betrachtet die beste Variante gewesen, denn nur dort ist es möglich, einige völlig überraschend auf der Fahrbahn herumstehende/-liegende Pylonen :meise: halbwegs sicher zu umkurven. Bei der Einfahrt zum Markkleeberger See warne ich ebenfalls wieder auf übertriebene Art und Weise vor der gleich ganz eng werdenden Strecke sowie der 90°-Linkskurve. Die Fahrt um den See dann aus meiner Sicht relativ problemlos; am (bis zu 8%???) Anstieg am Ende des Sees habe ich noch keine Mühe, das Feld zu halten; die ersten müssen hier anscheinend schon reißen lassen. Kurz darauf der nächste Sturz vor mir; diesmal trifft es Chelm. Da das Tempo noch nicht extrem hoch ist, schafft er es zum Glück jedoch schnell wieder in die erste Gruppe zurück und berichtet mir kurze Zeit später, daß peso kurz nach ihm an der Kreuzung vor Störmthal ebenfalls gestürzt sei :o .
Und wie es der Zufall so will: Wiederum nur wenige Kilometer später gibt es in Belgershain vor mir eine etwas heftigere Vollbremsung (wohl wieder mit einigen Gestürzten); Ursache ist ein die Fahrbahnbreite auf etwa 2/3 verringerndes am Straßenrand geparktes Auto :stupid: .
Die weitere Fahrt bis nach Grimma verläuft - abgesehen von ein paar unmotivierten Bremsmanövern im Feld, die den Griff zur Trinkflasche erschweren - relativ unspektakulär.

Grimma bis Golzern
Bis kurz vor und teilweise in Grimma halte ich mich eine Weile lang - aus Sicherheitsgründen :D - in der Nähe von Barus auf; die Fahrweise im Feld ist doch manchmal etwas hektisch. Kurz vor Grimma die bekannte Baustelle und in Grimma dann die enge Tunnel-Durchfahrt, aber dank Streckenkenntnis kann ich diese beiden Stellen im Rahmen meiner Möglichkeiten entschärfen. Im Ort gibt es aufgrund des guten Wetters doch etwas Zuschauer-Andrang :) . Dann der Hohnstädter Berg - einige Fahrer bleiben plötzlich fast "wie angewurzelt stehen", während andere mit atemberaubendem Tempo hoch ziehen. Am Ende des Anstieges bin ich zwar etwas aus der Puste, aber überraschenderweise noch in der mutmaßlichen Spitzengruppe. In der folgenden Abfahrt besitze ich sogar die Frechheit, einen neben mir Fahrenden mit den Worten "jetzt kommt gleich der nächste Berg, 15% Steigung" zu verängstigen ;) .

Golzern bis Großbothen
Dann kommt er auch schon - der Anstieg zur Golzerner Bergstraße. Viele Zuschauer säumen den Straßenrand. Wieder knallen einige unten voll rein, während andere fast stehen bleiben; ich habe irgendwie Mühe, einen Rhythmus zu finden. Oben raus kann ich nochmal etwas beschleunigen und finde mich in einer größeren Gruppe (allerdings nurmehr die 2.) wieder; in Sichtweite in der Abfahrt einige vereinzelte Fahrer/Grüppchen - läuft gar nicht so schlecht wie erwartet!
Den folgenden "Gegenanstieg" haben wohl einige Fahrer, die am Golzerner Berg zuvor noch so hoch gedüst sind, etwas unterschätzt, denn plötzlich finde ich mich kurzzeitig fast ganz vorn in der Gruppe wieder. Nun kommt der relativ erholsame Streckenabschnitt bis zur letzten "Bergwertung" des Tages hinter Großbothen, auf dem ich auf einer Abfahrt irgendwo meine Maximalgeschwindigkeit von 71,2km/h erreicht haben muß. Augenscheinlich wird zu diesem Moment noch versucht, die Spitzengruppe einzuholen. Die sehr "eckige" (und unerwartet verlaufende) Ortsdurchfahrt durch Groß-(Klein-?)bothen, die wohl die Kriteriums-Liebhaber unter den Startern "bedienen" sollte, erschwert jedoch dieses Vorhaben.

Großbothen bis Eula
Dann kommt der erwähnte letzte erntszunehmende Anstieg des Tages in Großbothen, mit bis zu 11% Steigung. Ich stecke etwas "im Verkehr fest", was aber letztenendes egal ist, da die Gruppe sowieso relativ geschlossen (von diversen eventuellen Verlusten am Gruppenende mal abgesehen ;) ) die Paßhöhe erreicht. Ein paar Fahrer versuchen nochmal, die anderen zur Aufholjagd zu animieren, da die Spitzengruppe nach wie vor in Sichtweite ist. Ich selbst jedoch kann oder will dieser Aufforderung in dem Moment nicht so recht nachkommen; der leicht wellige und etwas holperige Streckenabschnitt liegt mir nicht sonderlich; zudem nervt mich der Seitenwind von links ziemlich :cuapio: . Erst, als es nach rechts mit Rückenwind auf die nun sehr gute Straße Richtung Tautenhain (oder ist das schon vorher, ab Ebersbach?) geht, fühle ich mich imstande, maßgeblich zu etwas Führungsarbeit beizutragen. Doch offensichtlich hat man nun beschlossen, weitere Aktivitäten hinsichtlich Einholung der Spitzengruppe weitgehend einzustellen, so daß ich gerade in Führung befindlich 2-mal aus Versehen ein paar Meter auf die Gruppe "gutmache". Nunja - also werde ich die weitere dennoch zügige Fahrt (nach einigen Kilometern wird's dann doch wieder etwas schneller) in dieser 2. Gruppe bei schön warmem, sonnigen Wetter ins Ziel genießen :cool: .
Charlie fährt übrigens seit geraumer Zeit in der selben Gruppe mit - macht einen starken Eindruck. Ob er ein paar km vorm Ziel nochmal attackieren wird :D ?
Dann kommt auch schon Eula. Auch hier zahlreiche Zuschauer; am Straßenrand hat am Anstieg zur B95-Unterführung einer ein 25%-Schild aufgestellt :rotfl: . Es folgt die kurze touristisch interessante Durchfahrung des Gewerbegebietes "Eula West" auf Betonplatten, und es sollte auf folgender breiter Straße die letzten ca. 20km Richtung Zwenkau gehen.

Aus!
Etwa 4km nach der B95-Unterführung, und ca. 1km vor Großzössen, höre ich bei ca. Tempo 47 plötzlich einen(?) lauten Knall, gefolgt von Zischgeräuschen. Ich höre noch um mich herum "...Platten..." und bemerke, wie mein Gefährt immer mehr ins Schlingern gerät und ich es zielsicher an den linken Straßenrand lenke :roll: .
Ich denke "na toll", reiße hektisch Mantel und Schlauch runter und suche nach der Ursache für den Platten. Dabei sehe ich, daß die hintere Felge am Felgenhorn an einer Stelle total eingedrückt ist :x ! Ziemlich konsterniert stopfe ich den Ersatzschlauch rein, pumpe bis zu geschätzten maximal 5 Bar auf (wegen der kaputten Felge nicht mehr) und rolle zu 3 weiteren aus zunächst unklaren Gründen am Straßenrand stehenden Fahrern hin. Dabei bemerke ich, daß auch mein Vorderreifen total platt ist. Na toll, und mein Ersatzschlauch ist bereits im Hinterreifen :roll: .
Die 3 Fahrer(innen) haben anscheinend das selbe Schicksal erlitten wie ich: Platten (allesamt am selben Streckenpunkt!?) und mindestens einer hat ebenfalls 'ne kaputte Felge, sowie stark verdrehten Lenker. Schlußfolgerung: Da muß wohl "was Größeres" gewesen sein. Einer der 3 ist sehr nett und überläßt mir in unendlich großer Güte einen Ersatzschlauch - an dieser Stelle (falls er mitliest) nochmals Dank dafür :) !
Während ich den gespendeten Schlauch relativ lustlos ins Vorderrad einbaue, kommt plötzlich Checker (C4F) fast allein angefahren - was macht der so weit hinten? Später erfahre ich, daß er in die Situation (*) verwickelt war :( . Auch ich mache mich schließlich - notgedrungen - relativ unmotiviert auf den noch ca. 16km Weg nach Zwenkau. Treffe dabei noch einen Polizisten mit Motorrad und 2(?) danebenstehende Rennfahrer, die auf meinen an den Polizisten gerichteten Hinweis "da hinten muß irgendwo 'ne gefährliche Kante" nur mit einem spöttischen "ach nee...!" reagierten - auch diese Fahrer muß es also erwischt haben :gruebel: . Ich überhole holpernd noch einige Fahrer und Grüppchen. Irgendwo bei Neukieritzsch hängt sich ein LeXXi-Fahrer an mich an; er muß wohl ebenfalls irgendwo ein technisches Problem gehabt haben. Ich lasse ihn kurz hinter Lippendorf nochmal in die Führung, und wir rollen gemeinsam ins Ziel.

Ziel/Sonstiges
Laut offizieller Wertung komme ich noch auf Platz 348 von 692 mit 3:36er Zeit und 35,8er Schnitt. Es wäre locker die 3:15-Stunden-Gruppe (also die 2.) drin gewesen, und damit relativ gesehen wohl sogar das beste Ergebnis meiner Karriere :( .
Im Ziel treffe ich noch mehrere bekannte Fahrer, wobei ich mit einigen von ihnen (bei immerhin nach wie vor optimalem Wetter :) ) alsbald die rumpelige Heimfahrt antrete.

Im Nachhinein erfahre ich, daß mein Hinterrad (und offensichtlich nicht nur meines) mutmaßlich Opfer der mir bis dahin unbekannten, berüchtigten "Kante von Großzössen" wurde :o . Besonders fies, da man auf einer breiten, gut ausgebauten Straße eigentlich kein solches Schlagloch von der Form und den Ausmaßen einer 12er-Palette Milch erwartet...
Das Ding soll sogar schon vergangenes Jahr (2007) diverse Reifen und Felgen gekillt haben :wand: . Aber selbst daraus kann man lernen - ich kenne nun auch diese Streckenschwierigkeit; und vielleicht schafft es das zuständige Straßenbauamt, bis nächstes Jahr dort vielleicht ein paar Warnschilder aufzustellen :tja: ...

Zur Organisation: Gibt es nicht viel zu bemängeln; Start verlief - zumindest aus Sicht des 40er Blocks - diesmal sehr "geordnet" ab, Strecke bis auf das Auto in Belgershain sehr gut abgesichert, Teamänderung prinzipiell möglich, Transponder-Rückgabe ohne Drängelei möglich. Unnötig waren nur die Pylonen.
Ich bin alt, zahlt mir gefälligst was!

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