Ötztaler Radmarathon 2009
Verfasst: Di 1. Sep 2009, 21:38
er ist überstanden ! Da es einfach nur geil war, werde ich mal versuchen einen "Kurzbericht" abzugeben.
Zwei Dinge will ich kurz vorher erklären:
Mein Forumsname stammt aus dem Jahr 2007 und hat nichts mit Erfahrung beim "Bergfahren" zu tun. Meine Frau fand im Netz Bilder vom NSC, ich rase gerade die Mörderrampe am M.-berger hoch. Zumindest auf dem Bild ein paar Leute im Schlepptau. Sie meinte ich bin ja eine richtige Bergziege. Wegen dem Gemecker bei solchen Aktionen habe ich aus Ziege noch Zicke gemacht. So wars.
Wie kam das mit den Bergen ? Sommerurlaub 2007 in Norwegen. Ich sitze mit der aktuellen Tourausgabe auf dem Örtchen, sehe ein Bild : ein Renner klebt im prallen Sonnenschein am Hang (es war glaube ich das Stilfserjoch) mit Ausblick auf schneebedeckte Gipfel. In diesem historischen Moment "reift" die Entscheidung : das will ich auch. Dann passiert in der Richtung erst einmal ein Jahr lang nichts.
Im Sommer 2008 steht die Entscheidung fest, an der Auslosung der Startplätze teilzunehmen. Ich lese Berichte über den Ötzi, finde "abschreckende" Videos, rede mit einem zweifachen Finisher - es bleibt dabei. Die Verlosung im Februar 2009 kommt und ich bin dabei. Ich habe sogar einen zweiten Startplatz, weil sich einer in seinem terminkalender verguckt hat. Ich tue dies im Forum kund, mache einen Flyer für Grupetto.......keiner will wirklich mit. So langsam beginne ich mir Gedanken zu machen. Im Dezember habe ich mir übrigens noch schnell das Buch zum Ötzi gekauft.......Motivationshilfe oder eher Schreckensliteratur......
Dann kommt April diesen Jahres. Meine Familie hat mir eine Woche Südtirol geschenkt, ich sollte meine ersten Bergerfahrungen jenseits von Golzern sammeln. Der Gips (Mittelfußbruch) ist zu dem Zeitpunkt schon fast 14 Tage ab, auch der Doc meinte es könnte klappen. Aufgrund der üppigen Schneefälle kann ich mir von der Ötzirunde nur den Jaufenpass vornehmen. Gesagt, getan. Ich hab mich "hochgelitten" in nicht ganz 1:30 und war zufrieden, bis ich nachgelesen habe, dass der Jaufenpass nicht das größte Übel des Ötzis darstellt. Es folgen Ligurische Berge im Sommer und als letzter Test der Vogtlandmarathon (200km/3000Hm). Diesen kriege ich in sieben Stunden hin und bin ganz guter Dinge.
Jetzt gehts so langsam los. Vorigen Freitag war der Tag der Anreise. Superwetter, das hat man auch für den Sonntag versprochen. In Sölden angekommen nehme ich schon den Trubel um den Ötzi wahr. An diesem Wochenende sollen über fünfzehntausend Leute wegen des Events in Sölden sein.
Also Pension beziehen, Starterpaket holen und erste Infos sammeln. Der Flyer über die Besenwagenstationen macht mich nicht wirklich glücklich.....Dann Nudeln kochen und ab ins Bett. Hat an dem Abend auch ganz entspannt funktioniert.
Am Samstag werde ich vom angekündigten Regen geweckt. Also ganz relaxt frühstücken und wieder hinlegen, Mittagessen und wieder.....Gegen halb vier starten wir dann zu zweit eine kleine Runde. Ein Stück bergab Richtung Ötz und ein Stück Rettenbachpass. Es rollen sich gefühlt schon hunderte ein, dass ist ein winziger Vorgeschmack.
Am Abend ist dann die Fahrerbesprechung in der Freizeitarena Sölden. Anwesenheitspflicht. Ich weiß nicht ob alle viertausend da waren, aber es war stoppenvoll. Ich merke jetzt endgültig, dass da am Sonntag was Gewaltiges steigt. Eine Liveschaltung zur Vuelta, irgendein Ösi-Profi wünscht uns viel Erfolg und wir werden in die Betten entlassen.
Schlafen war dann nicht wirklich angesagt. Mir fallen auf einmal alle mögliche Durchfahrtszeiten ein, ich hab meine Startnummer nicht mehr im Kopf.....lauter so Zeugs. Eine Panikattacke gegen ein Uhr sagt mir dann das ich noch nicht verschlafen haben kann.....
Irgendwie wirds 04.10 Uhr, der Wecker klingelt. Ich bin total ruhig und frühstücke wie immer, es folgen der Angst.....und das zig mal probierte verstauen der Utensilien in den Trkottaschen. Ich hab mich glaube ich noch dreimal vor den Spiegel gestellt und die berühmten Worte gesprochen ("Quäl Dich, Du Sau"). Dann gings einfach los. Schon einen halben Meter nach der Haustür kommt die dicke Fleecejacke zum Einsatz, es sind schweinkalte 5°C. Wir rollen kurz vor sechs zu viert in Richtung Startaufstellung. Hinterher erfahren wir, dass wir wohl so in der Mitte der ca. 4000 Faher standen.
Man macht ein schönes Feuerwerk für uns, ein Heli zieht ein Riesentrikot in den Morgenhimmel, ein Artist turnt am Kranhaken auf einem Riesendrahtesel herum.....und ein Reporter versucht gute Laune zu verbreiten. Einer meiner Mitstreiter fängt auf einmal an vor sich hin zu murmeln ("warum habe ich mich dazu überreden lassen,ich komme hier nie an...") und verschwindet auf dem Dixi.
06.40 Uhr - die Jacke aus, fünf Minuten später der Startschuß und für uns dauert es noch ca. fünf Minütchen bis zum Einklicken. Wir rollen los, die Klamotten noch schnell am vereinbarten Punkt abwerfen und los.....Es geht ziemlich zügig auf über 40kmh, ich hatte vor mich nicht anstecken zu lassen bis nach Oetz. Nach ca. 5km haben die ersten Defekt, nach ca. 20km der erste böse Sturz vor mir und es ist schweinekalt......
Am Kreisverkehr in Öetz gehts gleich scharf rechts, die Auffahrt zum Kühtai beginnt sofort. Gefühlt die Hälfte will Pipi machen oder die Jacke verstauen, warum haben die mich eigentlich erst überholt ? Es wird tierisch eng und ich sehe zu, dass immer ein Meter zum Vordermann Luft ist um schnell ausklicken zu können. Nach ca.2-3 Km entspannt sich das ganze etwas. Wer suich verschaltet oder auffährt geht meist zu Boden....Dann kommt rgendwann das 18% Stück. Damits nicht ganz so einfach wird, war dort Baustelle mit Einengung und nur abgerammter Dreckschicht. Es kam wies kommen mußte. Das Feld schob sich zusammen bis zum Stillstand, mein Vordermann geht zu Boden aber ich komme aus den Pedalen, wir wandern dann gemeinsam so ca. 500 m. Ein Verkehrschild und ein netter Anschieber helfen mir wieder aufs Rad. Irgendwann kommt ein Abschnitt mit einer überfrorenen Wiese und Autos mit Eisschicht....Kurz vor der Passhöhe freuen sich ein paar kleine Kids wenn sie abgeklatscht werden. Mir fallen Lance und die Tasche ein....mich ziehts zu Straßenmitte. Dann ist die Labestation erreicht, Flaschen füllen, Blase leeren, Weste an und Bergab gehts. Schon nach 250 Metern folgt ein Stop für die langen Handschuhe. Die Daten vom Kühtai : 17,3km/1:21h/12,8kmh/Rang 1401./1200 Höhenmeter
Es folgt das angekündigte geballre Richtung Brenner. Mir sind einige zu schnell, andere zu langsam. So fahre ich bis kurz nach Insbruck fast allein. Dann sehe ich eine ca. 50 Mann starke Gruppe im Anflug, lasse mich vereinnahmen. Ein Blick auf den Tacho und ich beschließe mich ans Ende durchsacken zu lassen. Klappt hervorragend, lutschen macht ja auch mal Laune. Am Ende des 12% Anstieges zum Brenner war keiner der Gruppe mehr vor mir (Genugtuung). Bis zum Brenner lag mein Schnitt noch über 27kmh. Dann das übliche Prozedere an der Labe und in der Abfahrt. Jedem der vorbeikam hab ich innerlich zugerufen, wir sehen uns am Jaufenpaß !
Das Stück ab Sterzing kannte ich ja vom April...kurz vor der Einfahrt zum Paß noch die Weste verstaut über die Zeitnahme und auf gehts beran. Meinen zweifelnden Freund von der Startaufstellung überhole ich in der zweite Kehre. Ich hab extra gesungen "Ja mir seins mitm Radl da" und muß mich dafür beschimpfen lassen. Ich weiß aber wies gemeint ist, er sagt noch wir sehen uns in Sölden wieder. In den folgenden Kehren weiß ich, dass ich zumindest auch dort ankommen werde. Meine Laune wird immer besser, ich überhole gefühlt hunderte. Die Daten belegen es dann sogar : Gasteig-Jaufenpass 21,6km/1130 Höhenmeter/1:14h/17,4kmh/Rang 777.
Dann wieder Labestation, Abfahrt blabla... Die Strasse ist dort sehr schlecht, ich werde trotzdem permanent überholt. Im Nachhinein höre ich auch von einigen Stürzen.
Wie dem auch sei, man kommt im Ort St. Leonhard in einen Kreisverkehr, scharf rechts, Zeitnahme und der Aufstieg zum Timmelsjoch beginnt. Vor dem Ding hatte ich richtig Angst. Zumal man laut Marschtabelle vom Veranstalter fünf Stunden von St.Leonhard bis Sölden zugebilligt bekommt. Wer also 15.30 Uhr nicht an der Zeitnahme war...Besenwagen. Ein Blick auf meinen Sigma zeigt, dass wirklich über 1700 Höhenmeter auf mich warten. Aber wies am Jaufen lief, so liefs auch am Timmesljoch. Vor den letzten zehn Kilometern gabs die vorletzte Labestation (die letzte hab ich dann ausgelassen), ab da hab ich beschlossen, den Rest zu geniesen. Klingt komisch, ist aber so. Auf dem letzten Teilstück hab ich dann den einzigen kompletten Satz in einer Steilpassage vernommen. Ich glaube der hat gesagt "ich weiß nicht warum ich mir den Scheiß antue". Ich hab freundlich gegrüßt und bin weitergefahren. Irgendwo ziemlich oben wurde es dann genial. Links der Abgrund, über mir die Serpentinen, vor mir der Gletscher mit Eis und strahlende Sonne. Damits dann auch richtig paßt , steht Minutenlang der Begleitheli in der Luft und filmt. Ich glaube ich hab mehrmals gesagt "das ist so geil hier oben". Der Sigma sagt dann, dass die Höhe erreicht ist. Man sieht aber die Paßhöhe noch nicht. Eine Tunneldurchfahrt (finster wie im Bären...)eine kurze Steigung, Linkskurve.....das Schild. Kurz danach die Zeitnahme, diesmal mit einem Red Bull-Bogen aufgepeppt, ein Kran an dem das Riesentrikot vom Start baumelt und ein Banner "Du hast nun Deinen Traum".
O.K. ich gebe zu, das war schon sentimental. Ich denke es wäre eine Sünde ohne ein Bild der Paßhöhe runter zu düsen, laufe also noch ein bißchen da oben rum. Die Daten vom Timmelsjoch :31,4km/1759 Höhenmeter/2:32h/12, 4kmh/Rang 1458.
Dann gings in die Abfahrt......meine Vmax knappe 84kmh. Am Abend bekomme ich dann einen Computer mit 116 unter die Nase gehalten ! Völlig Irre. Es kommt noch mal ein kurzer Anstieg mit 12%, alle Gesichter sagen "muß das noch sein", und dann gehts ins Ziel in Sölden. Geschafft ! 10:43 Bruttozeit.
Fazit: Wenn ihr mal ein geiles Wochende mit Gleichgesinnten verbringen wollt : macht es einfach. Das Event ist rundum Spitze. Mein Traum hat sich erfüllt.
Zwei Dinge will ich kurz vorher erklären:
Mein Forumsname stammt aus dem Jahr 2007 und hat nichts mit Erfahrung beim "Bergfahren" zu tun. Meine Frau fand im Netz Bilder vom NSC, ich rase gerade die Mörderrampe am M.-berger hoch. Zumindest auf dem Bild ein paar Leute im Schlepptau. Sie meinte ich bin ja eine richtige Bergziege. Wegen dem Gemecker bei solchen Aktionen habe ich aus Ziege noch Zicke gemacht. So wars.
Wie kam das mit den Bergen ? Sommerurlaub 2007 in Norwegen. Ich sitze mit der aktuellen Tourausgabe auf dem Örtchen, sehe ein Bild : ein Renner klebt im prallen Sonnenschein am Hang (es war glaube ich das Stilfserjoch) mit Ausblick auf schneebedeckte Gipfel. In diesem historischen Moment "reift" die Entscheidung : das will ich auch. Dann passiert in der Richtung erst einmal ein Jahr lang nichts.
Im Sommer 2008 steht die Entscheidung fest, an der Auslosung der Startplätze teilzunehmen. Ich lese Berichte über den Ötzi, finde "abschreckende" Videos, rede mit einem zweifachen Finisher - es bleibt dabei. Die Verlosung im Februar 2009 kommt und ich bin dabei. Ich habe sogar einen zweiten Startplatz, weil sich einer in seinem terminkalender verguckt hat. Ich tue dies im Forum kund, mache einen Flyer für Grupetto.......keiner will wirklich mit. So langsam beginne ich mir Gedanken zu machen. Im Dezember habe ich mir übrigens noch schnell das Buch zum Ötzi gekauft.......Motivationshilfe oder eher Schreckensliteratur......
Dann kommt April diesen Jahres. Meine Familie hat mir eine Woche Südtirol geschenkt, ich sollte meine ersten Bergerfahrungen jenseits von Golzern sammeln. Der Gips (Mittelfußbruch) ist zu dem Zeitpunkt schon fast 14 Tage ab, auch der Doc meinte es könnte klappen. Aufgrund der üppigen Schneefälle kann ich mir von der Ötzirunde nur den Jaufenpass vornehmen. Gesagt, getan. Ich hab mich "hochgelitten" in nicht ganz 1:30 und war zufrieden, bis ich nachgelesen habe, dass der Jaufenpass nicht das größte Übel des Ötzis darstellt. Es folgen Ligurische Berge im Sommer und als letzter Test der Vogtlandmarathon (200km/3000Hm). Diesen kriege ich in sieben Stunden hin und bin ganz guter Dinge.
Jetzt gehts so langsam los. Vorigen Freitag war der Tag der Anreise. Superwetter, das hat man auch für den Sonntag versprochen. In Sölden angekommen nehme ich schon den Trubel um den Ötzi wahr. An diesem Wochenende sollen über fünfzehntausend Leute wegen des Events in Sölden sein.
Also Pension beziehen, Starterpaket holen und erste Infos sammeln. Der Flyer über die Besenwagenstationen macht mich nicht wirklich glücklich.....Dann Nudeln kochen und ab ins Bett. Hat an dem Abend auch ganz entspannt funktioniert.
Am Samstag werde ich vom angekündigten Regen geweckt. Also ganz relaxt frühstücken und wieder hinlegen, Mittagessen und wieder.....Gegen halb vier starten wir dann zu zweit eine kleine Runde. Ein Stück bergab Richtung Ötz und ein Stück Rettenbachpass. Es rollen sich gefühlt schon hunderte ein, dass ist ein winziger Vorgeschmack.
Am Abend ist dann die Fahrerbesprechung in der Freizeitarena Sölden. Anwesenheitspflicht. Ich weiß nicht ob alle viertausend da waren, aber es war stoppenvoll. Ich merke jetzt endgültig, dass da am Sonntag was Gewaltiges steigt. Eine Liveschaltung zur Vuelta, irgendein Ösi-Profi wünscht uns viel Erfolg und wir werden in die Betten entlassen.
Schlafen war dann nicht wirklich angesagt. Mir fallen auf einmal alle mögliche Durchfahrtszeiten ein, ich hab meine Startnummer nicht mehr im Kopf.....lauter so Zeugs. Eine Panikattacke gegen ein Uhr sagt mir dann das ich noch nicht verschlafen haben kann.....
Irgendwie wirds 04.10 Uhr, der Wecker klingelt. Ich bin total ruhig und frühstücke wie immer, es folgen der Angst.....und das zig mal probierte verstauen der Utensilien in den Trkottaschen. Ich hab mich glaube ich noch dreimal vor den Spiegel gestellt und die berühmten Worte gesprochen ("Quäl Dich, Du Sau"). Dann gings einfach los. Schon einen halben Meter nach der Haustür kommt die dicke Fleecejacke zum Einsatz, es sind schweinkalte 5°C. Wir rollen kurz vor sechs zu viert in Richtung Startaufstellung. Hinterher erfahren wir, dass wir wohl so in der Mitte der ca. 4000 Faher standen.
Man macht ein schönes Feuerwerk für uns, ein Heli zieht ein Riesentrikot in den Morgenhimmel, ein Artist turnt am Kranhaken auf einem Riesendrahtesel herum.....und ein Reporter versucht gute Laune zu verbreiten. Einer meiner Mitstreiter fängt auf einmal an vor sich hin zu murmeln ("warum habe ich mich dazu überreden lassen,ich komme hier nie an...") und verschwindet auf dem Dixi.
06.40 Uhr - die Jacke aus, fünf Minuten später der Startschuß und für uns dauert es noch ca. fünf Minütchen bis zum Einklicken. Wir rollen los, die Klamotten noch schnell am vereinbarten Punkt abwerfen und los.....Es geht ziemlich zügig auf über 40kmh, ich hatte vor mich nicht anstecken zu lassen bis nach Oetz. Nach ca. 5km haben die ersten Defekt, nach ca. 20km der erste böse Sturz vor mir und es ist schweinekalt......
Am Kreisverkehr in Öetz gehts gleich scharf rechts, die Auffahrt zum Kühtai beginnt sofort. Gefühlt die Hälfte will Pipi machen oder die Jacke verstauen, warum haben die mich eigentlich erst überholt ? Es wird tierisch eng und ich sehe zu, dass immer ein Meter zum Vordermann Luft ist um schnell ausklicken zu können. Nach ca.2-3 Km entspannt sich das ganze etwas. Wer suich verschaltet oder auffährt geht meist zu Boden....Dann kommt rgendwann das 18% Stück. Damits nicht ganz so einfach wird, war dort Baustelle mit Einengung und nur abgerammter Dreckschicht. Es kam wies kommen mußte. Das Feld schob sich zusammen bis zum Stillstand, mein Vordermann geht zu Boden aber ich komme aus den Pedalen, wir wandern dann gemeinsam so ca. 500 m. Ein Verkehrschild und ein netter Anschieber helfen mir wieder aufs Rad. Irgendwann kommt ein Abschnitt mit einer überfrorenen Wiese und Autos mit Eisschicht....Kurz vor der Passhöhe freuen sich ein paar kleine Kids wenn sie abgeklatscht werden. Mir fallen Lance und die Tasche ein....mich ziehts zu Straßenmitte. Dann ist die Labestation erreicht, Flaschen füllen, Blase leeren, Weste an und Bergab gehts. Schon nach 250 Metern folgt ein Stop für die langen Handschuhe. Die Daten vom Kühtai : 17,3km/1:21h/12,8kmh/Rang 1401./1200 Höhenmeter
Es folgt das angekündigte geballre Richtung Brenner. Mir sind einige zu schnell, andere zu langsam. So fahre ich bis kurz nach Insbruck fast allein. Dann sehe ich eine ca. 50 Mann starke Gruppe im Anflug, lasse mich vereinnahmen. Ein Blick auf den Tacho und ich beschließe mich ans Ende durchsacken zu lassen. Klappt hervorragend, lutschen macht ja auch mal Laune. Am Ende des 12% Anstieges zum Brenner war keiner der Gruppe mehr vor mir (Genugtuung). Bis zum Brenner lag mein Schnitt noch über 27kmh. Dann das übliche Prozedere an der Labe und in der Abfahrt. Jedem der vorbeikam hab ich innerlich zugerufen, wir sehen uns am Jaufenpaß !
Das Stück ab Sterzing kannte ich ja vom April...kurz vor der Einfahrt zum Paß noch die Weste verstaut über die Zeitnahme und auf gehts beran. Meinen zweifelnden Freund von der Startaufstellung überhole ich in der zweite Kehre. Ich hab extra gesungen "Ja mir seins mitm Radl da" und muß mich dafür beschimpfen lassen. Ich weiß aber wies gemeint ist, er sagt noch wir sehen uns in Sölden wieder. In den folgenden Kehren weiß ich, dass ich zumindest auch dort ankommen werde. Meine Laune wird immer besser, ich überhole gefühlt hunderte. Die Daten belegen es dann sogar : Gasteig-Jaufenpass 21,6km/1130 Höhenmeter/1:14h/17,4kmh/Rang 777.
Dann wieder Labestation, Abfahrt blabla... Die Strasse ist dort sehr schlecht, ich werde trotzdem permanent überholt. Im Nachhinein höre ich auch von einigen Stürzen.
Wie dem auch sei, man kommt im Ort St. Leonhard in einen Kreisverkehr, scharf rechts, Zeitnahme und der Aufstieg zum Timmelsjoch beginnt. Vor dem Ding hatte ich richtig Angst. Zumal man laut Marschtabelle vom Veranstalter fünf Stunden von St.Leonhard bis Sölden zugebilligt bekommt. Wer also 15.30 Uhr nicht an der Zeitnahme war...Besenwagen. Ein Blick auf meinen Sigma zeigt, dass wirklich über 1700 Höhenmeter auf mich warten. Aber wies am Jaufen lief, so liefs auch am Timmesljoch. Vor den letzten zehn Kilometern gabs die vorletzte Labestation (die letzte hab ich dann ausgelassen), ab da hab ich beschlossen, den Rest zu geniesen. Klingt komisch, ist aber so. Auf dem letzten Teilstück hab ich dann den einzigen kompletten Satz in einer Steilpassage vernommen. Ich glaube der hat gesagt "ich weiß nicht warum ich mir den Scheiß antue". Ich hab freundlich gegrüßt und bin weitergefahren. Irgendwo ziemlich oben wurde es dann genial. Links der Abgrund, über mir die Serpentinen, vor mir der Gletscher mit Eis und strahlende Sonne. Damits dann auch richtig paßt , steht Minutenlang der Begleitheli in der Luft und filmt. Ich glaube ich hab mehrmals gesagt "das ist so geil hier oben". Der Sigma sagt dann, dass die Höhe erreicht ist. Man sieht aber die Paßhöhe noch nicht. Eine Tunneldurchfahrt (finster wie im Bären...)eine kurze Steigung, Linkskurve.....das Schild. Kurz danach die Zeitnahme, diesmal mit einem Red Bull-Bogen aufgepeppt, ein Kran an dem das Riesentrikot vom Start baumelt und ein Banner "Du hast nun Deinen Traum".
O.K. ich gebe zu, das war schon sentimental. Ich denke es wäre eine Sünde ohne ein Bild der Paßhöhe runter zu düsen, laufe also noch ein bißchen da oben rum. Die Daten vom Timmelsjoch :31,4km/1759 Höhenmeter/2:32h/12, 4kmh/Rang 1458.
Dann gings in die Abfahrt......meine Vmax knappe 84kmh. Am Abend bekomme ich dann einen Computer mit 116 unter die Nase gehalten ! Völlig Irre. Es kommt noch mal ein kurzer Anstieg mit 12%, alle Gesichter sagen "muß das noch sein", und dann gehts ins Ziel in Sölden. Geschafft ! 10:43 Bruttozeit.
Fazit: Wenn ihr mal ein geiles Wochende mit Gleichgesinnten verbringen wollt : macht es einfach. Das Event ist rundum Spitze. Mein Traum hat sich erfüllt.