Lauenau Weserbergland Marathon 2009

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Floeri
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Lauenau Weserbergland Marathon 2009

Beitrag von Floeri » Mo 21. Sep 2009, 11:13

Lauernauer Weserbergland-Marathon 2009

Nach meinem 14tägigen Urlaub und der davor knappen 1wöchigen radfreien Zeit, freute ich mich auf mein Highlight diesen Jahres. Fleißig bin ich die Woche noch an drei Tagen 260 km geradelt, um mir das Sitzfeeling wieder ins Hirn zu brennen und die Beine an die 110 Umdrehungen zu gewöhnen. Das waren die Tage Dienstag bis Donnerstag.
:pfeif: Blackdevil hatte sich Samstag Nachmittag dazu erbarmt , meine dicken und harten Waden und Oberschenkel geschmeidig zu kneten.
Gut gelaunt und völlig übermüdet kam ich um 06.00 Uhr in Lauenau an. Finster war es und es gab wirklich Radfahrer, die mit Lampen am RR sich einschrieben. Als ich grinsend an einem vorbeiging, meinte er spöttisch, wieso ich nicht über den Nienstädter Pass von Hannover aus mich warm gefahren habe (40km Anfahrt sind das mit 350hm insgesamt). Ich konterte charmant, indem ich wortlos meine Radjacke auszog und das RRL LE – Trikot herausblinzelte....

Ich wunderte mich, dass es so viele Marathonis gab, die in lang-lang gefahren sind, obwohl es um 07.00 Uhr zum Startschuss 13 Grad gab. Aber jeder wie er wollte. Das Wetter sollte trocken, das Weserbergland allerdings bis 11.00 Uhr im Nebel/Hochnebel von der Sonne verschont bleiben. Dazu kein Wind-à perfekte Bedingungen für 220km und 3000hm.
Ich habe 15 squeezy-Gels, 1-squeezy-Colaflaschengel und von Nutrixxon 3 Gels mitgenommen, da ich nicht abschätzen konnte, wie viel Musklearbeit heute auf mich zukam. Die Flaschen waren auch jeweils mit 40g-Maltodextrin 19 gefüllt. Im Nachhinein war es sogar zu wenig, davon aber später .
Ach ja, für Heiterkeit im müden Starterfeld sorgte ein Pedaleur, der mit einer Elktroluftpumpe 20 Minuten seine Reifen aufpumpte, um zu letzt dann doch die Handpumpe zur Hilfe nahm.

180 Marathonis (für Norddeutschland eine große Anzahl) aus ganz Deutschland machten sich auf den Weg. Ich habe mich im 1. Drittel eingereiht und bin schön in der Nähe der St-Pauli-Rennradfahrer gefahren, da ich mir dachte, dass die Flachlandtreter meine Kragenweite im Marathon wären. Sie waren ein Dreiviertelstunde vor mir im Ziel.
Den ersten Minianstieg nahmen wir, als ob es eine Flucht vor der Morgenröte gab. Alle ballerten einen kleinen Hügel hoch, um danach mit 190Puls wieder runter zu schießen. Am ersten Berg wurden sie dann ruhiger, aber bis zur ersten Pause reichte es immer noch für über 30km/h im Schnitt bei schon über 300hm.

Ich hatte mir vorgenommen, nur kurze Pausen zu machzen und gleich wieder aufs Rad zu steigen. Der Grund ist einfach: Ich bin ein begnadeter Abfahrer, aber jede Pause hatte sehr schnell eine nicht unwesentliche Steigung zur Folge. Und darin bin ich noch nicht so recht ausgebildet, wie ich vermute :gruebel:. Jedenfalls fiel es mir von Berg zu Berg immer schwerer Hinterräder zu halten. Bergab habe ich meist die Gruppen wieder eingeholt, da ich alleine schneller bin als 20 Männer, aber auch das kostet dann mal Kraft.

Die erste Pause bei Friedrichshagen hatte dann auch gleich den Anstieg mit den meisten hm zur Folge. Mit 2% erfreute er die Oberschenkel, die dann aber zum Schluss unerfreulich gefordert wurden bei mehr als 10%. Eine lange Abfahrt mit fiesen Gegenanstiegen waren der Lohn der Mühe und brachten uns bei km 50 in Friedrichshöhe zur 2. Labestelle und nach einem wieteren Berg mit leckerer Abfahrt bei km 70 die 3. .

Ich entschied mich, nicht mehr mit Paulianern Schritt zu halten und suchte neue potentielle Opfer, die dann auch recht schnell fand: Die Radsportler des Vereins http://www.kraftundelegance.de . Ich kannte bisher noch keinen von ihnen, da sie zu selten bei RTFs starten. Nun waren 6 Männer von kraftundelegance in der nächsten Gruppe. Einer war aber so stark, dass er gleich von dannen brauste.

Nun kamen zwei harte Streckenabschnitte mit mehr als 30km bis zur nächsten Aufladestelle. Dennoch schaffte ich bis zur 4. Labestelle in Alverdissen die knapp 800 hm recht zügig und konnte sogar mit den neuen Weggefährten mithalten, bzw. auf den Abfahrten wieder einholen. Dank dem Garmin ist es ja auch recht einfach abzuschätzen, wenn der Berg zu Ende ist und bei Abfahrten sieht man die Serpentinen auch einfach sehr viel früher.

Nun kam die tolle aber nach 130km auch mittlerweile recht schwierige Erkletterung der 5. Labestelle Eichenborn. Wir gingen in den Berg rein und ich merkte, dass es zu schnell wurde und ließ gleich am Anfang abreißen, da ich gerne mein eigenes Tempo fahre und so auch – wie Ulle – oftmals wieder herankommen kann. Plötzlich Tumulte am Wegesrand 100m vor mir: Ein Mitfahrer versucht „unelegant“ aber kraftvoll vom Rad zu steigen. Sinn der ruckartigen Situation waren Krämpfe im Pedalierbereich, also Beine und zwar überall. Ein Teamkamerad und ich blieben bei ihm, denn allein noch über 80km / 1000hm zu fahren mit fester Muskulatur ist dann schon nicht mehr schön bzw. endorfinausschüttend. Vorbeifahrende Mitfahrer versorgten ihn mit Gel und Salzen, sowie Getränken. Wir liefen ein kurzes Stück am Wegesrand, damit sich seine Beine lockern konnten und setzten die Fahrt nach einiger Zeit wieder fort.
Leider tat mir die Pause nicht gut. Ich hatte an der 4. Labestelle schon einen niedrigen Blutzuckerwert und aß Gel und Schmalzbrote. Allerdings gab es an dieser Wasserstelle keine KH-Getränke, so dass ich die Gels dafür brauchte, um den BZ-Spiegel nach oben zu bringen. Das habe ich natürlich nicht ausreichend getan und nun merkte ich, wie der BZ nach unten sackte. Ich aß 4 Gels und trank dabei eine Flasche (0,75) Wasser aus. Das macht sich natürlich nicht gut auf dem Weg nach oben. Diesen Berg habe ich also schon mal leiden dürfen. Wir schafften den Anstieg, ohne das die Krämpfe zurückkamen.

Auf Eichenborn habe ich viel gegessen und wieder versucht meine KH-Speicher aufzufüllen. Insulin wurde nachgefüllt und das Drama nahm seinen Lauf..... Ich schlürfte vor der Weiterfahrt noch ein Gel mit 55g KH, vergaß aber zu trinken. Schwerer Fehler. Es ging bergab auf 150 hm, um danach wieder auf 300hm hochzusteigen. Eigentlich ein Klacks: freies Feld und weit oben und weit hinten sieht man den Waldrand, der den Gipfel bedeutet. Die ersten 100 m bin ich an 2. Stelle und dann brachen sämtlicher Wille. Die Beine gaben nach, es rauschte im Kopf, ich fing an zu frieren und platzte sofort nach hinten weg. Keiner wusste von der Unterzuckerung und ich hatte noch 10 Gels und zwei volle Flaschen. Bei 7-9% dümpelte ich mit max 5km/h vor mir her und jeder Marathoni, der mich überholte, wurde ein bisserl bleich, als er sah, wie ich mir ein Gel nach dem anderen hineindrückte und sofort mit Wasser nachfüllte. Ich muss zugeben, dass selbst mir das zuwider war, aber hier musste schnell neue Energie aufgetankt werden. Gerne wollte ich anhalten, um mich am Strassenrand auszuruhen, aber ich hätte mich schlafen gelegt und das könnte mit viel Pech gefährlich werden, da ohne Zucker, der Körper ins Koma fällt. Also „befahl“ ich meinen Oberschenkeln im 27er eine 30er-Umdrehung zu schaffen, damit ich uphill komme. Man sieht an der Zeitskala ganz gut, dass ich mich zum Schluss erholt habe und nach 30 Minuten die Gels wieder zu Kräften verholfen haben.
Nach 7 Stunden Fahrzeit und 160km erreichte ich Amelgatzen, die 6. Station. Zwei 100hm-Berge mussten noch erklommen werden, um dann die 7. Labestation, die Weserfähre(nüberfahrt) zu erreichen. In diesen beiden Bergen waren die anderen dann frischer, als ich, so dass ich Glück hatte bis zur Fähre einen Mitfahrer zu erwischen, der auf einen wartete, wenn ich bei 5hm sofort einbrach. Komischerweise waren die Geraden im Gegenwind „locker“ mit 30+ km/h zu treten, aber nie, wenn es bergauf ging.
Ich kam an der Fähre an, die glücklicherweise gerade mit Radfahrern beladen wurde. Ich holte meinen Stempel und ust zu diesem Zeitpunkt ging die Schranke runter. Ich füllte meine leeren Trinkflaschen und schrie, dass ich mitmüsse. Der Kapitän hatte ein Nachsehen und ich durfte aufs Schiff. Das wär es gewesen, wenn ich allein zum Monster Schaum-/Paschenburg hätte fahren müssen.

Ganz am Schluss dieses Marathons kommt der Willenbrecher, der Oberschenkelplatzer, der Fluchauslöser. Mit 30 Mann gingen wir in den Berg hinein. Alle waren still und arbeiteten sich die 300hm empor. Bis zur Schaumburg hatten wir 10% im Schnitt und einigen engen Kurven, die das Steigen „angenehmer“ machten. Dann gibt es ogar eine kurze Möglichkeit zum Verschnaufen, um dann die Paschenburg zu erklimmen: Geradeaus und in der Steilheit bis zu 19% laut Strassenschild und 17% laut Garmin. Egal wie steil das wirklich ist, aber diesmal

"
peso hat geschrieben:Ich liebe übrigens diesen Zustand angenehmer Mattheit ("pleasantly fatigued"), der etwas an das Gefühl, leicht betrunken zu sein, erinnert. Es gibt nur dich, deine Erschöpfung und deinen Hunger. Dieser Reduzierung auf reine Körperlichkeit entspringt mitunter ein sehr starkes Glücksempfinden.
" :D



Ich kam oben an, dachte an Weltuntergang, Urlaub an der Südsee, nie wieder Fahrradfahren, also völlig wirres Zeug. Oben standen einige leidgeplagte Kollegen, die versuchten den Krämpfen an allen möglichen Körperstellen Herr zu werden. Wir waren ein Heer, das sich aufgerieben hat im Kampf um die beiden Burgen, um dann siegreich nach Lauenau zurückzukehren. Kraftundelegance fuhr dann komplettt mit mir nach Lauenau hinunter, wobei der Berg danach mit den 10% einen die Körner –1- bis –100 noch geklaut hat. Kurz vor Lauenau bekam dann leider einer meiner Mitfahrer einen Schwächeanfall, so dass wir langsam zu dritt den Marathon abgeschlossen haben. Nach 8,5 Stunden Fahrzeit, 219km und einer 3100m hohen Wand war dieser letzte Marathon des Jahres 2009 vorbei. Es waren ja auch genug dieses Jahr :keks:

Resümee :cool: :
Mach nie mehr 3 Wochen Radpause vor so einer Ausfahrt und nimm immer genügend KH mit.
Es war eine super Runde, die nun erfolgreich absolviert wurde, da ich mir das letztes Jahr einfach noch nicht zugetraut habe.


STRECKE
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Morgenstimmung auf der A14 um 07.00 Uhr auf dem Weg von Hannover nach Leipzig
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Floeri beim Start
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Weser linksseitig
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Weser rechtsseitig
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Weserberlandimpression I
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Weserberlandimpression II
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Weserberlandimpression III
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Floeri glücklich auf der Fähre

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Re: Lauenau Weserbergland Marathon 2009

Beitrag von Floeri » Mo 21. Sep 2009, 11:14

Garminauslese
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km
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zeit

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Re: Lauenau Weserbergland Marathon 2009

Beitrag von Schum » Mo 21. Sep 2009, 16:19

Chappo :hut:

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