NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

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Chelm
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Re: NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

Beitrag von Chelm » Di 25. Mai 2010, 21:38

Zum MDR-Bericht: Ich muss sagen, dass ich den garnicht so schlecht fand. Okay die inhaltlichen Fehler mit Ciolek und Baumann als Favoriten zu benennen, obwohl keiner von beiden gestartet ist. Live würde ich auch nicht schlecht finden, aber man muss ja sehen, dass es im Vergleich zum letzten Jahr, wo es keine Berichterstattung gab, eine klare Verbessung ist!
Ob große Namen kommen oder nicht, hängt nicht vom Fernsehen ab, wenn zur gleichen Zeit Kalifornien- und Italien-Rundfahrt laufen wird es eben schwer mit einem sehr guten Fahrerfeld.
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pappie
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Re: NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

Beitrag von pappie » Di 25. Mai 2010, 23:12

also, auf vielfachen wunsch:

mein bericht von der nsc 2010

ich steig mal zum start ein: eigentlich wollte ich einer freundin windschatten bereit stellen, musste dann aber doch vorne mitmischen, da 2 kumpels meines alten jahrgangs mitfuhren. das konnte ich mir natürlich nich entgehen lassen ;)
also, immer in den ersten 5 reihen aufhalten und nix dürfte schiefgehen.
es lief kraftmäßig sogar recht gut. ich konnte also, trotz längerer pause, immernoch rennen fahren. über die autobahn ging es soweit sturzfrei, was mich durchaus positiv stimmt.
trotzdem vertraute ich dem frieden nicht vollständig, weshalb ich vor dem abzweig von der B2 in richtung straßenbahnschienen vor das feld fuhr, um jedes risiko auszuschalten.
kurz vor den berühmten schienen scherzten wir noch mit einem teamkollegen, dass er vorsichtig fahren soll (hatte er doch voriges jahr dort die straße geküsst). alles lief wie geplant, bis ich in der S-kurve vor dem abzweig zum markleeberger see direkt neben mir ein "achtung" hörte und ich einen schlag gegen den lenker bekam. dankeschön, herr urkrostizer...wenn du achtung rufst und schon neben mir bist, dann kann ich auch nix mehr machen. glücklicherweise ging die aktion gerade noch gut und ich ermahnte ihn kurz, sich doch bitte eher zu melden. solche unnötigen aktionen sind wirklich vermeidbar.

danach ging es also zum kurvigen rundweg um den markleeberger see, weshalb die fahrweise deutlich hektischer wurde. ich fuhr immernoch ca. 5. oder 6. reihe. trotzdem wurde in lücken gefahren, wo keine lücken sind...vor kurven bremste man bis zum stillstand und einfachste regeln, wie handzeichen vor dem wechsel der spur, wurden in eindrucksvoller weise ignoriert.
deshalb kam es dann auch vor der 90°-linkskurve vor dem kleinen stichelchen zum sturz (also nicht dort, wo der kanupark ist). mir wurde erzählt, dass einer vor der kurve ne vollbremsung hinlegte und sein reifen platzte. kann ich mir irgendwie nich vorstellen, aber egal. zumindest erwischte es dort einen bergland-fahrer doch doller, er lag wie ein marinkäfer auf der straße und krümmte sich vor schmerz. hoffentlich hat er es gut überstanden.
ich selber war nicht in den eigentlichen sturz verwickelt, wurde aber quasi gezwungen links über den rasen zu fahren, weil so ein volldepp unbedingt noch seine flasche holen musste, die er verloren hatte :wand:
dabei rutschte ich leider mit dem vorderrad in den graben und herr matzel legte sich behutsam auf mich. immerhin flog er weich...wärenddessen ich mir bei dem manöver wohl die hand zw lenker und boden einegklemmt hatte. genau kann ich das aber nicht sagen.
jedenfalls schwang ich mich wieder aufs rad, klickte ein und wollte dem feld hinterjagen. doch schon nach dem ersten tritt stockte ich. ich konnte meinen lenker nicht greifen. bremsen und schalten ging auch nich. verdammt!
aber das kannte ich ja von der ostseetour, da verflog der schmerz nach einiger zeit. also zog das feld ersteinmal an mir vorbei, bis ich meine anfangs erwähnte freundin fand. der bot ich in zeitfahrposition noch etwas windschatten und überwund so ihre erste leidensphase (wie sie mir danach erzählte).
doch alles nützte nichts...am abzweig vom störmtaler see auf die parallel verlaufende bundesstraße drehte ich ab und rollte einarmig zurück. die fehlenden möglichkeiten zu schalten, bremsen oder sogar den lenker festzuhalten machten eine weiterfahrt sinnfrei. in zwenkau lies ich mich dann erstmal verarzten.
HIERBEI EIN DICKES LOB AN DIE HELFER, DIE EINEN TOLLEN JOB MACHTEN!!!
izoard und die anderen, ihr habt das echt gut durchgezogen! nächstes jahr würde ich gerne wieder als helfer dabei sein ;) also fahrer wars das letzte mal. zumindest vorne...viell kämpfe ich mich mal vom D-block nach vorne. aber spitzengruppe...nie wieder. noch so einen "arschtritt" kann ich mir nich leisten. :pfeif:

da ich meine hand einigermaßen normal bewegen konnte, fuhr ich dann per velo gen leipzig. zuhause beim duschen stellte ich aber doch fest, dass die anschwellung entgegen meiner hoffnung beängstlich war. deshalb trat ich doch den weg ins diakonissenhaus an...das ergebnis seht ihr auf dem bild, ein paar seiten vorher. ein isolierter bruch des mittleren mittelhandknochen an der rechten hand von rechts oben nach links unten. glücklicherweise ohne splitterung und knapp an ner operation vorbei.
kommenden montag kommt der lose gips ab und es wird entschieden ob ne operation folgt oder nen fester gips dran kommt. im moment würden mir wegen der anschwellung bei nem festen gips die finger absterben.

wenn ich jetzt am 7. juni erfahre, dass ich in die nachprüfung muss, bin ich am po. aber ich gehe davon aus, dass das nicht der fall ist :cool:
achso: dieser beitrag wurde mit links geschrieben :lol:
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Floeri
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DAS LEIDEN PESO :-))))))

Beitrag von Floeri » Di 25. Mai 2010, 23:17

Der Startschuss knallt und die Meute aus Block A jagd los. Jetzt liegen also 144km vor mir und ich bin nicht sicher, ob das alles so richtig ist, was ich mir da antue.

Zuvor kam ich mit schwungvoller Musik 1 Stunde vor Start auf den parkplatz gerollt und jede Menge Rennradlistenmitglieder standen dort herum, auch die Hallziger mussten von diesem tollen Netto-Parkplatz gewusst haben. Ein herzliches Hallo vorn allen Seiten und schwupps waren sie alle weg, um die 30km im Zielfinish zu bewundern.

Aslo wurde erst einmal das <rad präpariert, Flaschen gefüllt, gels en masse eingepackt und sich langsam auf den Weg zum Block A aufgemacht. Die Pulswerte waren hier schon bei 140+, man nennt das Aufregung und/oder fehlende Trainingskm.

Der Startblock war gerammelt voll und ich erblickte dennoch alle A-Starter der RRL sofort. Da muss ich auch hin, also wurde Blue Endorfin schwungvoll über die Zäune gehievt und mich hinterher. Ich war ungefähr 2cm zu klein dafür, aber den Schmerz habe ich mir nicht anmerken lassen.

Peso war schon ganz konzentriert und ich beschloss, mich an ihn dran zu hängen, da ich wusste, dass er die aggressive Fahrweise nicht mochte und ich seinen Fahrstil in- und auswendig kannte.
Ich war so aufgeregt, dass ich den noch später kommenden Radler als „Dicker“ begrüßte, was er mir doch glatt krumm genommen hat, sorry dafür!

Die B183 und die B2 wurden in Windeseile weggeballert. Bei der Auffahrt auf die B2 knallte es links neben mir furchtbar und das Carbonrad des verunglückten Fahrers wollte sich in den Teer fressen, scheiterte dabei aber kläglich. Radler hatte den Sturz vermeiden können, konnte aber erst einmal nicht in unserer Nähe bleiben. Ich gab peso kluge Ratschläge wie „fahr nicht auf die Standspur, da die gleich zu Ende ist und Checker sich da vor 2 jahren gelegt hat“. Mir kam es ein wenig vor, als ob er dachte, dass er sich um den uffjeregten Floeri bald intensiver kümmern müsste. Aber ich hielt mich eigentlich immer schön brav hinter ihm auf. Meine Pulswerte rasten dabei auch nicht an die Schmerzgrenze, was sich ab der Ausfahrt bei Markkleeberg aber ändern sollte. Bei der Auffahrt wurde es sehr langsam, da es sich „staute“. Das Anfahren habe ich dann bis zum 7%-Seehupferl mit harten Fahreinheiten zu spüren bekommen. Alle fuhren toal weit links am See und Floeri lernte die beliebten Kantenspiele kennen. Peso ermahnte mich mehrfach, dass ich in der Gruppe bleiben solle. Irgendwo am See wurde peso dermaßen von „Kontrahenten“ belästigt, dass er ganz plözlich neben mir erschien und mit bestimmenden Ton sagte : „Ich habe keinen Bock aufs Stürzen,. Ich fahre Dich ins Ziel!“ Bei 185 Puls konnte ich gar nicht protestieren, wusste ich doch, dass ich nun keine Minute mal ruhig herumschlurfen konnte, also biss ich mich weiter in meine Pedale fest und ballerte den Huckel im großen Blatt hinauf und platzte wie viel andere (zum Glück) auch oben an der Schranke. Hier ging die führende Gruppe von dannen und ward nicht mehr gesehen.

Peso nahm die 2Mannshow als Leader auf sich und spendete mir tapfer Windschlupf. Noch war unser Pelethon noch nicht so groß, dass man von einer ruhigen Fahrweise sprechen konnte und schon kamen die ersten B-Fahrer an uns am Strömthaler vorbeigeschossen. Alle aus unserer Truppe natürlich hinterher und ich begann schon mit den Augen zu rolliere, aber es ging noch mal gut und ich konnte mithalten.

Nun ging es angenehm runter nach Dreiskau-Muckern. Peso und ich rollten auf der linken Seite, gut geschützt vom Wind, die Kreisstrasse herunter. Der Sportografkradfahrer überholte uns und fotografierte uns leider nur einzeln und nicht als 2-Mann-Team. Mein Vordermann nahm den Fotografen gleich mal als Windschlupfmasse auf und zog uns beide weiter nach vorne ins Feld hinein.

Bei Belgershain brannten dann zum ersten mal meine Beine durch und ich konnte das Feld nicht mehr halten. Peso wartete auf mich und ich schwang mich todesmutig in seinen Windschatten. Wir bekamen Bernd als Mitfahrer dazu, der genau wie wir enttäuscht darüber war, dass er nun alleine fahren musste. Also erkämpften wir dank peso mit schneller Fahrt die Strecke bis Pomßen. Hier registrierte ich eine neue heranrasende Gruppe und ich bat beide auf die linke Seite, damit wir besser dort hineinstoßen können. Es war eine unruhige Gruppe: erst ein Mann, dann kam der zweite, der dritte und dann „Soll ich Dich ziehen!?“-teli dahergebraust. Ich verstand das Ziehen nicht ganz, aber ich lehnte dankend ab und versuchte in die Gruppe zu kommen. Bernd verschwand nach hinten und ich sah noch LonelyWolf lachend an mir vorbeischweben. Woher nahmen die die Kräfte?
Nebenbei sei mal angemerkt, dass es mir jedes Mal wieder einen Schub gegeben hat, wenn einer der Sportskameraden an mir vorbeigerauscht kam, der mich kannte und mich anfeuerte. Das hat mir echt gut getan, Danke dafür!!!

Bei Seelingenstädt platzte mir nach der Rechtskurve wieder alles, was ich an Muskeln unterhalb des Rumpfes habe und ich beschloss sofort, mein eigenes Tempo bis zum Golzener Berg zu fahren. 2mal versuchte ich ein HR zu bekommen, aber es war zwecklos, denn die Beine brannten einfach zu sehr. Im Ortseingang zu Grimma erfreute es die Zuschauer, dass da ein schweißtriefender Radfahrer auftauchte, der halbwegs fröhlich diesen zuwinkte und scheinheilig nach dem rechten Weg fragte. Die wollten mich glatt geradeaus auf die B107 schicken, die Lümmels! Wie immer nahm ich das einzige Schlagloch an der ARALtanke volles Brett mit und erfreute damit die dortigen jungen Zuschauer, die sonst auch Abends dort immer mit ihrem Poloclub anzutreffen sind, wenn wir dort Kaffee und Wasser ordern bei Trainingsfahrten. Erst an der Papierfabrik kam die nächste Gruppe. Peso, der ja schon weit voraus war, wollte oben in Golzern auf mich warten und seine schleifende bremse reparieren. Ich war dem Schleifen ganz dankbar, sonst hätte er mich mehr leiden lassen, so meine feste Vorstellung.

Ich bog also in die 180Grad-Linkskurve ein und fuhr die 200m zum Einstieg in den Huckel mit kleinem Kettenblatt. Noch hatte ich zwei Rettungsringe parat, aber nach 150m schrie mein rechter Oberschenkel nach den beiden. Oben am markanten Haus auf der linken Seite erkannte ich peso und freute mich tierisch auf meinen Begleiter. Dann sprang da ein junger Mann mit riesigem teleopbjektiv hektisch von der linken auf die rechte Seite und ich hatte Angst, dass ich ihn bald überfahre. Aber es war steil und so schlich ich da mit 10km/h statt mit den bisher gewohnten 45km/h entlang. Ich war zwar groggy, aber ich erkannte hinter dem Objektiv den grinsenden Chelm. Also: Schönstes Fotogesicht aufziehen, Unterlenkerposition einnehmen und dann vom linken Rand zum rechten Rand die gesamte Straßenbreite ausnutzen….hoffentlich werden die Fotos was, wenn ich mich hier schon zum Horst mache.

Floeri, oben fahren wir wieder zusammen….Peso hatte mich aus meinem fotoshooting herausgerissen und ich konnte gerade noch mit Chelm abklatschen. Mist, jetzt wird’s wieder wehtun…An der Bergprämie wurde ich dritte hinter einem unbekannten Fahrer und Peso, der sich nicht von meinem VR wegbewegte. Höllisch schnell ging es zu meinem Lieblingsberg, den ich so sehr hasse, da ich den nicht fahren kann, weil immer der Golzener mich schon kaputtgefahren hat. Bröhsen. Aber etwas war dort, was mich beschleunigen ließ. WASSER. Wasser von Chrissie! Ich erreichte den Gipfel zu Bröhsen und 20 Menschen schauten mich verwundert an, da ich im Schneckentempo alle durchdringlich anschaute, nur keine Chrissie war zu sehen. Mir sackte das herz in die Hose, denn ich hatte die erste Fladche geleert und bis zum Buffet war es noch ein Stück. Ich bog ab auf die S38 und an der Ecke zur Kreisstrasse wartete mit vorwurfsvololen Blick der Peso mit der Chrissie, die meine Flasche, die letzte gefüllte in den Händen hielt. Ich hielt einfach an, hörte nicht auf pesos Grummeln und füllte in Seelenruhe meine Flasche wieder auf. Ich wollte Chrissie für diese tolle tolle Pause herzen, unterließ es aber, denn ich war völlig fertsch mit der Welt. Ein Motorradfahrer schrie, dass wir von der Strasse weg sollten, was ich mal wieder nicht verstand, bis die nächste Gruppe dann an uns vorbeirauschte. Ok, das war knapp und ich verstand. Hastig versuchte ich peso zu folgen, ermahnte ihn n aber sofort ob des viel zu hohen Tempos, hehe.

Peso am Oberlenker und ich in tiefster Duckhaltung: So ballerten wir hinunter nach Kössern. Wir bekamen eine Gruppe zu fassen, aber ich bekam immer mehr Schmerzen in den Beinen, man kann langsam von harten krampfartigen Zuckungen sprechen. Ungewöhnlich war, dass mein gesundes linkes Bein anfing, arge Probleme in meinen Fortbewegungstrieb zu bringen. Ich belastete nalso falsch bei großen Anstrengungen und fuhr nur über die linke Seite. Also musste nun rechts auch mal was machen. Großer Fehler, denn nach der Brücke konnte ich fast gar nicht mehr treten. Aufstehen ging schon mal gar nicht, denn mein Hüftbeuger brachte mich schnellstens in die Sitzposition zurück. 70km und Floeri hätte sich auch ins saftige Gras werfen und drei Stunden am Stück schlafen können. Andersherum gesagt, die Hälfte hatte er schon rum.

Die Wand von Kleinbardau war da….Peso war enteilt, also schön locker angehen, das Biest. Großbothen hatte keine Verfolger für mich bereitgestellt, aber als ich mich umdrehte in dieser Kurve in der Wand, kamen wieder fahrerpulks auf mich zu, äh hinter her. Ich beschleunigte von 8 auf 11km/h, bekam allerlei Krämpfe und musste fast alles ziehen lassen. Einen 60jährigen habe ich dann halten können und rauschte zum Wald. Da kam der pes gerade heraus und sprach von einem Besuch beiu den Elfen (???). ich habs nicht richtig verstanden, wahrscheinlich meinte er austreten und auf mich warten. Jedenfalls ging nun die Hatz von vorne los. Peso vorneweg, nun in U-Lenkerhaltung und Floeri gefühlt unter der Stange liegend.

Leider war das Höchstgeschwindigkeitsgefühl sehr bald beendet und der lange Weg nach Geithain begann. Ich hatte mir im Garmin einen Hotspot gelegt, da ab Geithain der lange Rückweg mit gegenwind beginnen sollte. Jede „Anhöhe“ wurde zur Qual. Peso wurde nervöser, denn ich ließ gerne von der Gruppe abreißen. Irgendwann reichte es ihm und er schob mich an. Das wr gegen meine Ehre und ich verweigerte noch seine Hilfe und hechtete mich immer wieder an meinen Vordermann. Die Hechtsprünge waren so intensiv, dass meine Puklswerte permanent nach oben schnellten und wenn ich sie wieder im beruhigenden bereich hatte, musste ich wieder hechten. Lass mich das 20 mal gemacht haben, aber es waren Schmerzen, die nun aus den Beinen in den Rücken und Nacken übergingen. Die Krämpfe in der Fußsohle waren mir wurscht, da ich eh nicht laufen musste, also biss ich diesen Schmerz einfach durch und negierte ihn.

Geithain kam und meine Gruppe wurde gefühlte alle 100m über den Standort per km-Ansage informiert. Ich erhoffte Gnade im gegenwind, aber die Gruppe war homogen und vorne waren gute Fahrer, die immer wieder Druck ausübten. Linie war einer der Strategen, die mir nachher noch so richtig das Weiss in die Augen trieben.

Bis Dittmannsdorf konnte ich mehr schlecht als recht das Feld halten: Peso schob mich jeden hm hoch, ich schaltete dabei aufs kleine Ritzel und unterstützte ihn tapfer mit 120 Umdrehungen, da er mich immer so schnell anschob und ich nicht mehr im Stande war höhere Frequenzen zu treten. Es waren Glücksschreie, lieber Peso , ob der hohen Geschwindigkeit und nicht wegen der Krämpfe, die gar nicht mehr verschwanden.

Irgendwo sahen wir viele gestürzte Fahrer, aber ich konnte nicht mehr unterscheiden, ob das 14km oder 80km Fahrer waren…
Bei kitzscher wurde es dann ganz bitter für mich. Mit letzter Kraft wuppte ich mal wieder eine Anhöhe und erblickte, leider nicht allein, die große Gruppe, die ich vorher mal mit peso verloren hatte. Ok, Linie und seine Mittreter vorne im Pelethon sahen die noch besser und nahmen die Witterung auf. Es wurde schnell, schneller und Floeri schimpfte Tod und Gonmorra und ähnliche Laute von Tieren vor sich her. Ich wurde also leibfatiger Zeuge eines Auscheidungsfahrens im gegen und Kantenwind vom Feinsten. Peso war es bitterernst, dass wir in dieser Gruppe bleiben. Er nahm mir allen Wind aus den Segeln und schob mich nun forscher an, wenn ich alle gefühlte 200m nicht mehr konnte. Meine Pulswerte, wie auch immer das noch gehen konnte, schraubten sich empor als ob sie sagen wollten: „Wir holen den Pulk vor uns ein, wenn Du das nicht willst, kannste ja hinterherfahren!“ Selten habe ich so gelitten in den 10km Kantenwindfahren bis Espenhain. Bei Trages bettelte ich peso mehrmals an, dass er mich loslassen solle, aber er „prügelte“ mich immer wieder ins Feld zurück. Die Gruppe war erreicht und ich wollte alle umarmen. Ok, ich tat es nicht, aber Bernd war wieder da!

Nun kam das größere Problem: Voller Gegenwind und Floeri versuchte seine Muskeln irgendwie wieder nach Beine aussehen zu lassen. Kraft kannte ich gar nicht mehr und Blue Endorfin machte keine gute Figur auf dem großen Blatt. Als das Feld ging, kam Chelm hinzu, wie auch immer, wann auch immer von wo auch immer er dazu kam…ich glaube genau in diesem Moment habe ich meine Endkraft verwirkt: Ich sackte in mich zusammen, da ich ein Ganzkörperkrampf war. Peso und Chelm unternahmen erste Hilfe und erst 500m später, ich wurde geschoben, konnte ich wieder ein wenig strampeln. Pedalieren sieht bei mir anders aus. Sie wollten mich wieder ranfahren, aber peso sah ein, dass es keinen Sinn mehr hatte mit mir und sie gaben das Unterfangen auf und bildeten eine Windschlupffront, die herrlich miteinander herumquatschte. Das tat gute, denn es waren ja noch über 24km Strecke bis zum Ziel.
Ein ebenfalls abgeschlagener Fahrer wurde von uns geschluckt und der hatte so viel Luft, dass er mit mir reden wollte. Ich meinte nur „noch 21km, und bitte nicht ansprechen“ . Er beharrte aber auf 16km und peso befreite mich von der sinnlosen Streiterei und bestätigte meine Garminwerte, wobei ich insgeheim gehofft hatte, das der Mitfahrer Recht hat..

Bald waren wir wieder zu dritt und Chelm schaute immer öfter sorgenvoll nach hinten, denn ich stöhnte bei jeder Umdrehung, blieb aber dem tempo der beiden vor mir treu, wobei wir auch die Hälfte hätten fahren können.

Die Brücke hinter Lobstädt brachte mich um den Verstand und ich kroch mit dem Rettungsanker da hoch. Runter musste ich aber wieder mal alles geben, wollte mich ja bei meinen Spitzenfahrern nicht lächerlich machen. Lächerlich sahen wohl aber die Versuche rundes Pedalieren aus. Ein Trupp von 4 Mann überholte mich und ich versuchte mich ranzuschmei0ßen, den Windsog aufzusaugen, mich an peso und chelm heranfahren zu lassen….ich wurde abgehängt und die beiden düsten mit den 4 anderen ab und davon. Rufen konnte ich nicht mehr, also musste ich treten. Dabei kam ich wohl in einen Zustand, der jenseits der Klarheit sein musste. Mein Garmin zeigte noch6km an und Lippendorf wurde passiert. Meine beiden Helden bemerkten irgendwann auch, dass ich irgendwie fehlte und verabschiedeten sich von den 4 hartnäckigen Lutschern mit der Bemerkung, dass sie mit mir unterwegs waren. Ich hing vielleicht permanent 100m hinter denen, aber die Tragödie für die 4 war unübersehbar: Sie fuhren in Schlangenlinien gen Zwenkau weiter, immer wieder ratlos zurückschauend, wie man umkehren kann, um jemanden Hilfe anzubieten und sie voll im gegenwind allein zu alssen. Eine Wahnsinnsshow wurde mir, Floeri?, also da geboten. In meinem Dämmerzustand hatte ich jetzt allerdings einen komischen Tritt drauf: Ich trat langsamer, aberkraftvoller und kam schneller voran. Ich mobilisierte also die letzten Reserven aus der Fußsohle und trat die letzten km, als ob es die letzten für immer seien. Ich kann nur dazu raten, so etwas zu machen, denn die beiden wussten nicht mehr so recht, wie sie mir windschlupf geben sollten, als ich immer rechts ausbrach und mich cm für cm an peso versuchte vorbeizuschieben, bis, ja bis er einfach ein Umdrehung mehr trat und wieder vor mir war. Mit diesem Spielchen erreichten wir Zwenkau und zu zweit, chelm fuhr über die B2 ins Ziel, rauschten wir in die Zielgerade. Tränen der Erschöpfung wurden getrocknet, das Gesicht fotofinished gesäubert, peso als Radgott tituliert und dann per BlackmambaFaustabschlag zusammen das Ziel geentert.

Danke für diese 4 Stundenunterhaltung, lieber Peso. Ob wir die Kamera das nächste Mal mitnehmen, weiss ich noch nicht, aber zumindest können wir auch hinten kämpfen, wenn es denn sein muss
Zuletzt geändert von Floeri am Di 25. Mai 2010, 23:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

Beitrag von pappie » Di 25. Mai 2010, 23:19

und ich dachte, ich hatte viel geschrieben :pfeif: :D
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Re: NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

Beitrag von Floeri » Di 25. Mai 2010, 23:24

Fotos gibt es morgen. Jetzt müssen erst einmal die Finger entkoppeltet werden :pfeif:

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Re: NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

Beitrag von mirage » Mi 26. Mai 2010, 05:04

das kommt mir irgendwie bekannt vor,was sippe schreibt.aber weil es uns eben zu gut geht,drum haben wir das wort "dankbarkeit" aus unserem wortschatz gestrichen.leben bedeutet unterwegs zu sein,nicht möglichst schnell anzukommen.

die junge frau,stand im a block bei 80 km,fast neben mir http://fotos.rennrad-news.de/photos/view/134334 die tattoos fallen da natürlich sofort auf http://fotos.rennrad-news.de/photos/view/134333 :)

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Re: NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

Beitrag von Schnitte » Mi 26. Mai 2010, 06:10

pappie hat geschrieben:und ich dachte, ich hatte viel geschrieben :pfeif: :D
du hast aber bestimmt genauso lange gebraucht :-P

nu denn mein Abiturient, wenn du in die Mathenachprüfung musst, mach ich des für dich :-P bin doch in Mathe ordentlich geübt *gggg
nur die harten kommen in den Garten....
...und die Härteren kriegen die Gärtnerin *gggg

P.S.: das Wort Qualität kommt von quälen *muhahaha

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Re: NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

Beitrag von Radler » Mi 26. Mai 2010, 08:30

Toller Bericht :daumen:, was muss man für die Lokomotiven denn zahlen :pfeif:
Floeri hat geschrieben:Ich war so aufgeregt, dass ich den noch später kommenden Radler als „Dicker“ begrüßte, was er mir doch glatt krumm genommen hat, sorry dafür!
Aber nicht doch Floerie, sowas ist bei meiner Gewichtskurve doch eher eine Anerkennung :lol:. Sprachlos hat mich das: "Was willst Du denn hier, solltest Du nicht weiter hinten stehen?" gemacht. Schwamm drüber, ich hab Dich leiden sehen :D.

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Re: NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

Beitrag von LonelyWolf » Mi 26. Mai 2010, 11:18

Floeri, Klassebericht! Beim Lesen von Rennberichten habe ich noch nie so mitgelitten... Und das will schon was heißen.
Und das nächste Mal - ich rechne 2011 fest mit Dir - lächle ich Dich nicht nur an, das nächste Mal schreie ich Dich an. :D. Hoffentlich hilft das!
Wenn ich diese - Deine - Leidensfähigkeit vorher schon gekannt hätte, wärst Du derjenige gewesen, der "frei" gegessen und getrunken hätte! Nochmals vielen Dank und ich revanchiere mich auf der nächsten gemeinsamen "Rollerei", was?!

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Re: NSC 2010 - Erlebnisberichte :-)

Beitrag von Floeri » Mi 26. Mai 2010, 11:32

@Radler: Da habe ich mich nicht präzise ausgedrückt, Schuld war wohl meine Aufgeregtheit bzgl. des Rennens. Das Du in A stehst, war völlig ok, dass Du dann aber so geschmeidig Dein rad und Dich über die Zäune gehievt hast und dann fast vor mir standest zum Start, dass wollte ich damit ausdrücken. 2 Minuten vor dem Start, sich da reinzuzwängen war schon eine Meisterleistung :daumen: . Noch dazu, dass die Jungs um Dich herum verzweifelt versucht haben, die Räder und sich selbst in Sicherheit zu bringen :D . Man könnte auch von Dir als respektperson sprechen, mich hätten die wohl bei der Aktion einfach wieder auf den Fußweg zurückgeworfen :ohnmacht: .

@LonelyWolf: Ich freue mich auf die Rollerei und da liegt die Betonung drauf.

Peso fragte mich nach dem Rennen, wann ich das nächste fahren will. Ich meinte nur, dass ich die Schmerzen ja toll finde, aber es muss nicht unbedingt sofort wieder sein :pfeif: . Das beste aber war im Ziel, dass mich so viele Trainingskollegen und Bekannte gegrüßt haben und ich gar keine Zuordnungen hinbekam: Bergzicke wurde als Svenni angesprochen, Mi67 habe ich erst realisiert, als er versuchte mich mehrmals anzusprechen und dann ergebnislos gehen wollte. Salamanders Frau habe ich erst nach 2 Minuten SmallTalk erkannt :idee: und wen sie mit "Oli steht am Zielbereich" meinte, war mir ein Rätsel, was erst 20 Minuten später durch seine Tochter gelüftet wurde. ich bin ja manchmal ein wenig durcheinander, aber da hatte der Körper nur noch auf die wesentlichen Überlebensmechanismen umgestellt. Es war wie ein Film, denn selbst bei Rudi hat mein Handschlag in eine völlig falsche Richtung sich bewegt und ich musste mich 180Grad drehen, um den zu vollenden. Ach ja, Ritzel habe ich 2mal gefragt, ob er mitgefahren ist :D ...und das im orangenem Shirt und Jeanshose: RESPEKT, Mann :rotfl: !


Als ich dann gegen 1830 das Auto nach Hannover gefahren habe, um meine Blackdevil wiederzusehen, war ich in einer irren Feierlaune und beschallte mit verschiedenen Radiosendern mein Cockpit und die A2. Endorfine sind schon was wundervolles, wenn die freigesetzt sind :liebe:

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