Kunterbunt-Sommertour 2010

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mi67
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Kunterbunt-Sommertour 2010

Beitrag von mi67 » Di 17. Aug 2010, 19:05

Zwar nicht mit Radsport in Monokultur, aber durchaus sportlich aktiv und in Fahrradbegleitung verlief meine Sommertour 2010. Daher ein kurzer und teilweise bebilderter Bericht, der ja vielleicht auch andere auf den Geschmack bringen oder davon abhalten mag, alternative Sportarten oder alternative Tourengebiete anzuvisieren:

1. Akt - Bergabenteuer
Mit meinem guten Studienfreund Markus sollte es auf Hochtour gehen, wobei als verschärfende Variante eine komplette alpine Zeltausrüstung mitgebuckelt werden sollte, die Rücksäcke also trotz weitgehender Gewichtoptimierung noch stolze 18 kg wogen. Geplant war ursprünglich eine Rundtour über Gletscher und Berge in der Aletschregion des Berner Oberlands. Nachdem der Wetterbericht für Grindelwald/Jungfraujoch aber nichts gutes verhiess und Zermatt die Wetterfrösche mit höheren Summen bestochen hatte, wurde der lange ausbaldowerte Plan kurzerhand über Bord geworfen und Täsch/Zermatt als Startort für eine Monte-Rosa-Tour angesteuert. Die lange Fahrt verlief über gute Strecken auch durch Regen, besseres Wetter war erst ab dem Folgetag angekündigt und die Berge waren oberhalb 3000 m eingezuckert. Um 10 Uhr endlich waren wir im Zermatter Tal angekommen. Nachdem wir wenig Lust hatten, für die kurze Nachtruhe mit schweizer Hotelkosten oder einem nassen Zelt bestraft zu werden, peilten wir meine "Studentenunterkunft", ein Grüppchen unbesiedelter Heuschober im Weiler Randa, an, die mir noch immer einen trockenen Schlafplatz geboten hatten.

Der kommende frühe Morgen brachte uns in die Flughafenterminal-ähnliche Parkgarage in Täsch und mit dem Pendelzug nach Zermatt. Dort erst mal einen Kaffe und zwei Gipfeli (nein, keine kleine Berge, sondern der schweizer Ausdruck für Croissants) geschmaust, eilten wir schnell durch die Shopping- und Touristenhochburg zur Kleinmatterhornbahn. In einer Stunde mit Leipziger Akklimatisation auf 3900 m Höhe gebeamt ging es erst mal auf den Westgipfel des Zermatter Breithorns (4165 m) und weiter über den schönen Firngrat zum Mittelgipfel. Die Höhenlage setzte mir zum Glück nur recht wenig zu, Markus aber war schon schwer am Schuften. Die folgende felsige Passage wirkte mit dem darauf liegenden Neuschnee nur schwer absicherbar und eine Abklettersituation nach der anderen drohten sich an. Also nach kurzen Versuchen wieder umgedreht ging es wieder zurück und südlich querend unter dem Breithorn nach Osten. Ein erstes Höhen-Nachtlager auf gut 3700 m Höhe wurde nahe des Schwarztores aufgestellt und wir erwarteten angesichts der fehlenden Akklimatisation eine schlaflose Nacht.

Nach tatsächlich quasi durchwachter Nacht kämpfte man sich morgens in die bitter kalten Schuhe und fingerte mit klamm-kalten Fingern das Klettergeschirr wieder an. Nun sollte der Pollux folgen, aber die direkte Flanke auf den 4080er erwies sich als abweisender, als dies aus der Ferne aussah. Statt Firn bestand die Auflage des zu ca. 55° steilen Hanges aus Blankeis, welches nur durch eine dünne Harschschicht getarnt war. Pickel und Steigeisen griffen zwar noch, aber die Gewinde der Eisschrauben waren nicht in den betonharten Eispanzer einzubringen, sondern sie schälten - vielmehr bohrten lediglich haltlose Löcher in die Kruste. Also Abbruch, zurück zum Zelt, alles eingepackt und ab zum Anstieg des Castors (4226 m). Die Firnflanke war auch dort kaum weniger heikel, aber immerhin lag dort eine ausgetretene Spur drin. Markus aber ging die Belastung - nun wieder mit dem großen Rucksack auf dem Rücken - schon ziemlich ans Mark. Mühsam und langsam quälten wir uns die 500 Höhenmeter zum Tagesziel empor und hinten hinab ins Felikjoch, wo wir das Zelt mitten im Sattel (ca. 4080 m Höhe) wieder aufstellten und mit Unterstützung der Sonne und unseren überhitzten Körpern aus dem Neuschnee Schmelzwasser bereiteten und tranken, was das Zeug hielt. Die Nacht überraschte uns mit einem kleinen Sturm, der den Schnee um das knatternde Zelt trieb und am kommenden Morgen die komplette Ausrüstung einhüllte.

Rucksäcke und Equipment freigebuddelt mussten wir das eisüberkrustete Zelt irgendwie in den Rucksack stopfen, damit wir den schwersten Teil der Passage angehen konnten: eine Überschreitung des Lyskammes mit wiederum sehr steilem Eisanstieg auf den Lyskamm Westgipfel (4479 m), Kletterpassage und irrwitzig schmalen und exponierten Eisgrat hinab in den Sattel zwischen den Gipfeln und einem erneuten Aufschwung zum höheren Ostgipfel (4527 m). Die Stunden ronnen dahin und mir wurde angesichts der in der brütenden Nachmittagssonne immer weicher werdenden Firnbedingungen und der angekündigten Nachmittagsgewitter schon ganz mulmig, denn einen Ausweg über einen leichteren Abstieg gibt es am Lyskammgrat schlichtweg nicht und der Rückweg wäre weiter und auch schwerer, als der nun folgende Abstieg über den Ostgrat. Immerhin zeigten sich noch keine Vorboten des Gewitters. Markus, tief erschöpft, appetit- und damit auch kraftlos musste nun an und über seine Grenzen gehen. Fehlende Kraft wurde durch allerhöchste Konzentration ersetzt, denn man hatte auf dem schmalen und immer weicher werdenden Firngrat die Auswahl zwischen einem Sturz nach links in die über 1000 Meter hinabschiessende Nordwand oder in die ca. 700 m hohe, teils felsige Südwand. Mit drei beinahe-Stürzen im Abstieg vom Gipfel durch ausbrechende Tritte waren die Nerven zum Zerreissen angespannt. Die unter den widrig-weichen Bedingungen wenigen verbleibenden Sicherungsoptionen wurden die ganze Zeit im Kopf durchdekliniert und - wenn möglich - zum Einsatz gebracht, wobei auch ein Mal kurzer Sprint über die Gratkante in die Gegenwand dabei war, um Schlimmeres zu verhindern. Steilabsätze, in denen die Spur fernab der Gratkante verlief, warne natürlich besonders heikel, da hier der rettende Sprung in die Gegenseite nicht möglich wäre. So taxierte man denn die bei fortlaufendem Abstieg langsam geringeren Wandhöhen, die noch unter einem lagen und versuchte sich auszumalen, ob ein Sturz hier noch tödlich oder nur mit Verletzungen abgehen würde. Nach endlos scheinender Zeit kamen wir endlich unten an der weit offen gähnenden Randkluft an und setzten den beherzten Sprung hinab ins flachere Terrain schon beinahe freudig hinab, um uns danach die an sich nicht mehr zu rechtfertigende Risikosituation einzugestehen, die wir in den vergangenen 3 Stunden zu durchleben hatten. An den Eiszapfen der offenen Randkluft hinabrinnende Tropfen wurden gierig eingefangen, um wenigstens den allergröbsten Durst zu stillen.

Da die Wetterlage nun in der Tat immer durchwachsener aussah und Wolkenbänke um uns her waberten, entschieden wir, dass der Weiterweg zur Blitz-geschützten Biwakschachtel am Balmenhorn wohl sicherer wäre, als eine Übernachtung auf offenem Plateau im Zelt. So tippelten wir in slow-motion durch das flache Firnschild hinüber und die Leitersprossen hoch zur Biwakschachtel auf knapp 4200 m Höhe, wo bereits ein Kärntner Pärchen sein Lager aufgeschlagen hatte und mit einem Topf Spaghetti mit Tomatensauce und Parmesan uns die Lebensgeister wieder zurückrief. Draussen verfinsterte sich der Himmel und bald summte die Luft an der Metall-ummantelten Biwakschachtel als Vorbote des nahenden Gewitters. Eine Stunde später und nach einem kurzen Blitz- und Donner-Inferno herrschte um uns tiefer Winter mit Graupel-, dann Schneeschauern.

Nach endlich schlafbringender Nacht wurden am kommenden Morgen die Optionen hin und her erwogen. Abstieg nach Nord zum Ausgangsort wäre lang und spaltenreich, die Spurlage unsicher und damit bei unseren Systemgewichten von ca. 126 und 100 kg durchaus mehr als heikel. Das Mädel des Kärntner Pärchens litt unter Höhenkrankheit mit Kopfschmerz und Erbrechen und musste rasch hinab. Die sicherste Option war natürlich eine Viererseilschaft, wobei aber der Abstieg der Mitstreiter auf die italienische Seite lief. Nachdem wir uns verständigten, dass wir lieber eine Odyssee mit Bus und Bahn über Italien zurück in die Schweiz auf uns nehmen wollten, als irgendein weiteres Risiko herauszufordern, stiegen wir alle gemeinsam nach Süden ab und schossen bald mit der Seilbahn wieder hinab in die dicke Luft, in der sich die Patientin auch gleich erholte. Autotransfer nach Aosta, Bus über den St. Bernhard, Zug nach Martigny und weiter über Visp nach Täsch brachten uns noch am selben Abend wieder zu unserem Auto zurück, wo wir schnell einluden und eine dringend notwendige Katzenwäsche erledigten. Auf der folgenden Heimfahrt erschien uns der Oberalppass als geeigneter Platz zum Aufschlagen des Zeltes und der Bäcker im Tal von Disentis bereitete feinen Kaffee und Gebäck zum Frühstück. Die Anspannung der vergangenen Tage wich von uns.

2. Akt - Intermezzo auf dem Rad
Nach unserem vorzeitigen Tourabbruch hatte ich noch zwei halbe Tage frei, bevor meine Holde mit dem Zug nach Bern kommen konnte. Das Rad lag verführerisch im Kofferraum und ich stand bei mäßigem Wetter am Nordostzipfel der Schweiz ....

Von St. Margarethen, wo sich Markus und meine Wege wieder trennten, fuhr ich also wieder in die Zentralschweiz nach Brienz, da die Berichte eine von West heranrückende Wetterbesserung versprachen. Es schwebte mir der kurze Tourklassiker über Interlaken-Grindelwald-Große Scheidegg-Meiringen-Brienz vor. Also rein in die Radklamotten, aufgepumpt, Siebensachen verstaut, beobachtete ich noch, wie auf der Strasse ein Kerl mit schönem Tritt vorbeirollerte. Also schneller Aufbruch mit der Idee, dass man den Westwind am Brienzer See im Gesicht die Zusatzbelastung fair teilen könnte. Als ich ihn eingeholt hatte, war am Körperbau schon gute Athletik zu erkennen. Als er mich bemerkte, verschärfte er allerdings gleich das Tempo auf 45 Sachen und ich gebärdete mich wie ein absolutes Greenhorn, hängte mich also rein, löste ab, dann wieder er und zurück. Nach den ersten 15 Kilometern mit gefühltem 40er Schnitt bei Gegenwind im Paarzeitfahren war ich jedenfalls hinreichend aufgewärmt. :ohnmacht:

Ab Interlaken war ich dann alleine und konnte auf Touristik-Pace gehen und dabei die frisch eingeschneiten 4000er Jungfrau und Mönch durch ein Wolkenfenster weit hinten und weit oben überm Tal bewundern. Zwischen Daimler, Bentley und Ferraris nach Grindelwald emporgeschraubt, war zwar leider nur der Wandfuss des Eigers auszumachen, aber die Horde an mit prallvollen Shopping-Tüten beladen umhereilenden Asiaten erforderte ohnehin die ganze Konzentration. Nicht ganz leicht auch war die Suche nach dem rechten Weg, der zur Großen Scheidegg emporziehen soll. Mit den oft besungenen Geschichten und auch den entsprechenden Schildern zu Rodeo-freudigen Busfahrern, denen man am besten beherzt von der Strasse springend ausweicht, war ich bald sicher, den richtigen Weg gefunden zu haben. Die Steigung auf dem schmalen Teerfaden wirkte erst nur kräftig, dann in der zweiten Hälfte bei einsetzendem Nieselregen immer unbarmherziger. Die Heldenkurbel wurde mit jeglicher Hilfsmuskelanstrengung langsam am Rotieren gehalten und irgendwann erschien zwischen den Nebelfetzen auch das urige Passhospiz im Blick. Hinten hinab war man wegen der engen und welligen Straße mit dem Bändigen des Arbeitsgerätes und dem Festkrallen in den Bremshebeln fast ausgelastet und nur kurze Blicke gingen hinüber zum wilden Fels- und Eisbruch-Szenario des Rosenlaui.

Der verbleibende Rückweg war wenig spektakulär und angenehme Unterkunft bot ein Zeltplatz in Innertkirchen. Der folgende Vormittag war noch zu disponieren und die aufgehende Sonne wies den Weg zum Sustenpass, den ich vor Urzeiten gefahren war und in landschaftlich schönster Erinnerung hatte. So war es denn auch: Landschaft perfekt, Wetter trotz noch feuchter Straßenabschnitte und inkontinenten Tunneldecken ebenfalls perfekt, nur die Form war von der Vorlast der letzten Nachmittagstour weit vom Optimum entfernt. So schraubte ich mich ohne sportliche Ambition mit einer Pause bei schönster Aussicht auf den Steingletscher und die darüber thronenden Eisgipfel weiter nach oben zur Passhöhe. Die Zeit hätte vielleicht sogar noch gereicht, aber die Beine waren unwillig, so dass eine Dammastock-Umrundung mit Furka-Grimsel schnell verworfen war und die sausende Abfahrt zurück nach Innertkirchen genossen wurde. Die eingesparten Stunden wurden genutzt, um mich und das Auto in einen präsentablen Zustand zurückzuversetzen, bevor ich meinen Spatz im quirligen Bern aufgabelte.

3. Akt - La vie douce en France
Wieder diktierte der Wetterbericht die Reiseroute, da für die Alpen in den kommenden Tagen weiterer Starkregen gemeldet war. Daher cruisten wir über Genf nach Westen ins Burgund. So fuhren wir der anrollenden Wetterfront entgegen und hatten nach deren Durchzug in der Nacht in den kommenden Tagen einen freigeputzen Himmel, besichtigten Dörfer, romanische Kirchen, das schnuckelige Beaune und genossen unser Leben. Mit Zwischenstopp in der Ardèche-Region bei Bekannten ging es dann hinunter in die Provence, wo wir eine Unterkunft in Bras, einem kleinen Nest im Hinterland der Côte d´Azur, gebucht hatten. Die Tage vergingen mit Besichtigungen, leckerem Essen, leichten Wanderungen und auch kleinen Badeeinlagen am Meer wie im Fluge. Radfahrerisch zu vermelden ist von den ersten Tagen eine genussreiche 80-km-Fahrt über die Hügel ans Meer bei La Ciotat mit Abschlußfinale über die Route des Crêtes, einer exponiert auf den Steilklippen über dem Meer verlaufenden Straße, nach Cassis. Beängstigend, wenn mit dem Rad das Schild passiert wird, welches ein 30%-Gefälle hinab gen Cassis anzeigt, zum Glück aber seine Versprechung bei weitem nicht einlöst.

Als Naturspektakel ersten Ranges darf der Grand Canyon du Verdon gelten, wo der legendär kompakte Kalk an manchen Stellen wie eine senkrecht aufgebrachte Zementplatte wirkt - im Grunde die Realisierung von Pesos Idealanstieg, an dem die Steigungsangaben jegliche Bezifferungsmöglichkeit verweigern. ;) Zwar juckten die Finger zum Klettern, und auch Rennräder waren reichlich auf den phantastischen Schaustraßen um den Canyon unterwegs, wir aber hatten "nur" eine Wanderung hinab in den Schluchtgrund und eine Paddeltour am Schluchtausgang auf dem Tagesplan. Ein enorm lohnendes Radlerziel ist der Spot aber in jedem Fall!

Ein Highlight, welches bei einem Provence-Besuch mit Rad im Kofferraum ja kaum fehlen darf, ist natürlich der bereits viel besungene Kulminationspunkt der Provence in der Vaucluse:
"Den höchsten Berg dieser Gegend, den man nicht unverdient Ventosus, den Windumbrausten, nennt, habe ich am heutigen Tage bestiegen, einzig von der Begierde getrieben, diese ungewöhnliche Höhenregion mit eigenen Augen zu sehen".
Francesco Petrarca
am 26.04.1336 über den Aufstieg zum Mt. Ventoux


Da unsere Unterkunft zwei Fahrtstunden von Bédoin entfernt war, wurde der Startpunkt erst in glühender Mittagshitze erreicht. Meine Holde bestand dann auch noch auf einem Dorfbummel zu zweit, während das Quecksilber weitere Skalenanteile emporschwoll. Ganze Dutzendschaften von bereits zurückgekehrten Sportskameraden warfen aus den Straßencafés heraus nur mitleidige Blicke auf meine Fahrtvorbereitungen. Bei 32°C im Schatten sollte es also losgehen und ich malte mir bereits mein Dahinsterben an der 1600 Hm-Rampe an der sonnenexponierten Südseite des Kalkriesen aus. Für die gerade mal 23 km lange Tour wurden die beiden großen Wasserflaschen bis an den Kragen gefüllt und ich kündige meiner Begleiterin an, dass ich nun wohl gute zwei Stunden Schinderei vor mir habe, bevor sie mich am Gipfel von Sonne und Wind rosiniert wieder rehydrieren und ins Auto einpacken könne. Nach den ersten, noch recht flachen Kilometern in lockerem Kullertritt war ich bald warmgerollt und der scharfe Steigungsknick an der Kehre Seint Estève nach gut 5 Kilometern gab das Signal zum Einlegen des Rettungsrings. Mit den 39:27 ging es aber nun immer flüssig-fein weiter und bald keimte eine wachsende Lust am Emporfahren in die kühleren Regionen auf. Wegen meines späten Starts war hier unten kaum noch ein Radler unterwegs, irgendwann aber kamen die ersten weiteren Verspäteten ins Blickfeld. Nach und nach fühlte ich mich immer besser, und so wurde noch so mancher Kollege "eingesammelt". Das Châlet Reynard war nach exakt 1 h erreicht, nun sollten also noch 6 km mit knapp 500 Hm folgen, bei denen der (für den Ventoux an diesem Tag leichte) Westwind zwar bremste, gleichzeitig aber auch kühlte. Jetzt machte das druckvolle Fahren immer mehr Spass. Huldigungen an das erste Dopingopfer englischer Provenienz wurden ebenso ausgelassen, wie der Zwischenstopp am Col des Tempêtes kurz unterm Gipfel. Die Beine wollten einfach nur sportlich die restlichen Meter emporzwirbeln, wo ich dann nach 1:25 h und einem Schlußspurt über die keck-steile Abschlußkehre auf dem Gipfelplateau notgedrungen aufhören musste. Die Trinkflaschen waren kaum angerührt und das "Monster Ventoux" war erstaunlich leicht erschlagen. Der mitloggende Garmin wies für den steilen Teil ab Kilometer 5 bis zum Gipfel eine Steigleistung von knapp 1200 Hm/h aus, worüber ich als Bergmops durchaus erfreut war.

Fazit: Die Empfehlung, einen Südfrankreich-Aufenthalt mit Radfahren zu verbinden, kann durchaus gegeben werden!
Dateianhänge
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Kondensstreifen der Reichen und Schönen im tiefblauen Wasser der Côte d´Azur
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Blick von der Route des Crêtes auf die Bucht von Cassis
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Dieser senkrechte Naturzement wäre doch sicherlich eine würdige Montée Péso!?
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Am Col des Tempêtes kurz unter dem Gipfel des Mt. Ventoux
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Eine amuse-geule: mit Ziegenkäse gefüllte Blätterteigtaschen an Tapenaden-Sauce
Zuletzt geändert von mi67 am Di 17. Aug 2010, 21:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kunterbunt-Sommertour 2010

Beitrag von salamander_f » Di 17. Aug 2010, 21:58

:meise: Bergsteigen!

Ansonsten ein Traum.

Jedenfalls bin ich heilfroh, dass ich mit Dir "nur" Rad fahre (Hoffentlich klappt das bald mal wieder).

Grüße, bis später...

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Re: Kunterbunt-Sommertour 2010

Beitrag von SchmidtsKatze » Mi 18. Aug 2010, 09:24

verrückt!


vllt. fällt mir noch mehr dazu ein wenn ich Akt 2 und 3 auch noch gelesen habe ...


edit: der Rest liest sich mit einem kribbeln in Bauch und Beine - sehr schön!
ich habe ein Motivationsproblem - bis ich ein Zeitproblem habe...

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Re: Kunterbunt-Sommertour 2010

Beitrag von crishi » Mi 18. Aug 2010, 11:30

Ihr mögt es aber auch gefärlich oder.....
Ich halte das ganze ja für ein verkapptes Höhentraining damit du uns zum Ende der Saison auf den flotten Runden nochmal so richtig einen "einschenken" kannst. :D

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mi67
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Re: Kunterbunt-Sommertour 2010

Beitrag von mi67 » Mi 18. Aug 2010, 12:25

crishi hat geschrieben:Ihr mögt es aber auch gefärlich oder.....
Ich halte das ganze ja für ein verkapptes Höhentraining damit du uns zum Ende der Saison auf den flotten Runden nochmal so richtig einen "einschenken" kannst. :D
Das bringt im Flachen leider recht wenig, zumal für ein regelrechtes Höhentraining die drei Tage in den Bergen zu knapp bemessen waren (Epo/Hk reagieren erst so richtig in 1-2 Wochen) und die Muskulatur in der Höhe wegen des Sauerstoffmangels und der damit verbundenen langsamen Bewegung eher untertrainiert bleibt.

Anyway, jetzt habe ich erst mal genug Arbeit daran, überhaupt wieder Spritzigkeit in den Dieselmotor hineinzubringen.
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Re: Kunterbunt-Sommertour 2010

Beitrag von sippe » Mi 25. Aug 2010, 03:16

Schöner Bericht! Mit meiner Höhenangst bekomme ich schon beim Lesen der Klettertour Gänsehaut! :o
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Re: Kunterbunt-Sommertour 2010

Beitrag von OneZero » Mi 25. Aug 2010, 12:32

Einen so reichhaltigen amuse-geule hab ich ja noch nie gesehen, Respekt! Ach ja, der Rest ist natürlich auch beeindruckend... ;)
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mi67
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Re: Kunterbunt-Sommertour 2010

Beitrag von mi67 » Mi 25. Aug 2010, 13:27

OneZero hat geschrieben:Einen so reichhaltigen amuse-geule hab ich ja noch nie gesehen, Respekt!
Ich gestehe, es handelte sich in der Tat um ein Entrée. Die geule hatte aber trotzdem ihr Amusement. :D
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