Grossglockner Hochalpenstrasse

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andre79le
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Grossglockner Hochalpenstrasse

Beitrag von andre79le » So 5. Sep 2010, 16:17

Hier mal kurz mein Bericht vom Abstecher im Urlaub auf die Grossglockner Hochalpenstrasse (auch wenn ich bzgl. des Materials etwas fremdgegangen bin).

Heute bimmelte der Wecker bereits um 6 Uhr, da uns direkt nach dem Frühstück der Radbus nach Heiligenblut am Fuße des Grossglockners bringen sollte. Bei strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen entlud uns der Radbus im Zentrum von Heiligenblut. Dann konnte es auch schon losgehen mit meinem Vorhaben. Ich hatte alles in allem drei Stunden dafür eingeplant. Sollten hinterher ja noch die 80km zurück ins Hotel folgen.

Ich hatte mir die ca. 15km bis zum Hochtor, dem höchsten Punkt der Glockner-Hochalpenstrasse mit 2504 m über NN, zuvor auf der Karte samt Höhenprofil angeschaut. Ganz schön heftig würde es werden.
Noch keine 100m auf dem Rad und der Anstieg beginnt gleich mal mit 10-11%. Das sollte dann auch die nächsten Kilometer so bleiben. Ich hatte noch Ärmlinge an, die dann gleich wieder in die Tasche wanderten. Ein paar Kehren lagen schon hinter mir, die Sonne brannte, die Pumpe arbeitete auf Hochtouren, aber ich war noch nicht mal an der Mautstation und gerade mal am Ortsausgang Heiligenblut. Der Edge zeigte kontinuierlich die 9-11% Steigung und zählte Höhenmeter um Höhenmeter. Ich suchte mir meinen Rythmus und radelte immer weiter bergan. Dann passierte ich die Mautstation, die mich als Radler nicht interessierte.
Kurve um Kurve, Meter um Meter ging es weiter nach oben. Ab und zu holte ich andere Radler ein, die sich ebenfalls den Berg hochquälten. Mittlerweile hatte ich mein Tempo gefunden und die Beine fühlten sich gut an. Ab und zu hielt ich zu einem kurzen Fotostop an einem der zahlreichen Aussichtspunkte an und genoß den Blick ins Tal, auf die Bergwelt der Hohen Tauern und den teilweise in Wolken liegenden Großglockner. Mittlerweile war der erste Abschnitt geschafft und die Schaukäserei war erreicht. Es folgte eine kurze Abfahrt bis zum Abzweig zur Kaiser-Franz-Joseph-Höhe.
Ich bog rechts ab, um den Aufstieg zum Hochtor fortzusetzen. Sofort ging's wieder mit 10% aufwärts. Und das sollte jetzt überwiegend auch so bleiben. Die Bäume wurden weniger und die durchnummerierten Kehren häufiger und enger. Kehre um Kehre kurbelte ich hinauf und versuchte zwischendurch immer wieder die wundervollen Ausblicke auf die Bergwelt zu genießen, soweit es bei der Anstrengung zumindest ging. Ab und zu überholten mich Autos und Motorräder, aber deren Anzahl war ertragbar, was sich später noch ändern sollte. Langsam aber sicher ging es an die Substanz. Stetig bergan ohne Pause und die Steigungsprozente nach wie vor knapp zweistellig. Weiter oben in den Kehre entdeckte ich den einen oder anderen weiteren Radler emporschleichen. Die Beine taten mittlerweile ordentlich weh und mehr und mehr spürte ich jede Faser meines Körpers. Wenigstens glaubte ich das Hochtor weit oben erkennen zu können. Zumindest hoffte ich, dass es das sein würde. Aber der Blick auf den weiteren Strassenverlauf war nicht gerade motivierend. Noch mehr Kehren, noch steiler, noch höher sah das alles aus. Die Sonne schien noch immer aber man fühlte, dass es hier oben nicht mehr so warm war. Die 2000 Höhenmeter-Marke lag ja mittlerweile auch schon etliche Kilometer hinter mir. Irgendwie kurbelte ich immer weiter, obwohl ich am liebsten aufgehört hätte. Alles tat weh und eigentlich konnte ich nicht mehr. Aber ich wollte nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben. Laut Tacho war es "nur noch" ein reichlicher Kilometer. Inzwischen konnte ich auch die Hütten und Häuser oben am Pass erkennen, dass ich sicher sein konnte, dann wirklich
oben zu sein. Also irgendwie weiter. Kampf und Qualen pur, aber der Gipfel zog. Noch ein, zwei Kehren, nochmal 12% und dann die "Zielgerade", der Parkplatz am Hochtor und der Hochtortunnel. Ich war oben.
Am Tunneleingang verkündete ein Schild die offizielle Höhe von 2504 m über NN. Ich war oben und zog mir die Windjacke über, da es trotz Sonne hier oben recht frisch war. Der heiße Atem bildete sogar leichte Wölkchen beim Ausatmen. Ich schätze mal, dass es dort oben so um die 10 Grad haben muss. Ich setzte mich in die Sonne und futterte und trank erstmal ausgiebig und genoß den Ausblick und das geile Gefühl den Berg bezwungen zu haben. Die Qual und die Schmerzen des Anstieges waren jetzt vergessen.
Nach der Pause und ein paar Fotos ging's weiter durch den Tunnel weiter Richtung Fuscher Törl. Diese ca. 5 km begann mit einer Abfahrt vorbei an Schneeresten und mit dem Blick auf dunkle, tiefhängenge Wolken über dem Parklatz am Fuscher Törl, welcher in Sicht kam. Allerdings wollten davor erneut Höhenmeter und Kehren bezwungen werden. In der rasanten Abfahrt war es recht frisch, aber als die Steigung anschliessend wieder die 10%+ Marke erreichte, wurde es wieder warm. Die Sonne verschwand jetzt hinter den Wolken und die Sicht beschränkte sich auf ca. 150m. Aber ich war jetzt am Fuscher Törl. Ein Blick auf den Großglockner oder die anderen Berge konnte ich nur auf der Schautafel ergattern, da die Nordseite der Passtrasse komplett wolkenverhangen war. Ich zog mir schnell die Beinlinge über und machte mich auf den Rückweg zum Hochtor und nach Heiligenblut.
Jetzt das Ganze umgekehrt, Abfahrt vom Fuscher Törl, rauf zum Hochtor. Dort noch ein Foto und eine kurze Unterhaltung mit einem Schweizer Rennradler und es ging gut verpackt in die Abfahrt nach Heiligenblut, jetzt wieder in vollster Sonne. Dafür leider mit deutlich mehr Verkehr. Jeder, der schon mal etwas zügiger solche Abfahrten gefahren ist, wird wissen, dass man mit dem Rad schneller abfahren kann, als die Autos. Ohne zuviel Risiko und zurückhaltend nahm ich die Abfahrt. Trotzdem fuhr ich gleich auf die erste Autoschlange auf und hing erstmal fest. Ich nutze dann einen Ausblick für eine Pause und ließ so die Autos fahren. Danach konnte ich in Ruhe abfahren und es laufen lassen. Rasend schnell flog die Strasse und meinen Reifen vorbei und die Windjacke flatterte lautstark im Fahrtwind. Erst langsam den Berg hoch und jetzt rasend hinunter, allerdings beließ ich es bei einer Spitzengeschwindigkeit von knapp 70 kmh. Wenn man wollte, könnte man die Abfahrt teilweise deutlich schneller fahren. Ein tolles Gefühl, Kurve um Kurve hinunterzurollen. Nach ein paar Minuten war ich dann auch schon wieder am Abzweig zur Kaiser-Franz-Joseph-Höhe.
Jetzt noch der kurze Gegenanstieg und dann noch die letzten Kilometer nach Heiligenblut hinunter, wo ich mich nochmals für die Heimfahrt ins Hotel stärkte. Jetzt sollten 80 km Glocknerradweg durch's Mölltal bis Möllbrücke folgen.

Weitere Fotos von der Tour auf meiner Homepage

Streckenlänge: 42,53 km (Heiligenblut-Fuscher Törl-Heiligenblut)
Durchschnitt: 16,4 km/h
Höhenmeter bergauf: ca. 1784 m
Dateianhänge
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Uhle
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Re: Grossglockner Hochalpenstrasse

Beitrag von Uhle » So 5. Sep 2010, 18:29

:hut:
Und da oben war es sicher kälter als 10 Grad, da sieht man den Atem nicht mehr.

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Rudy
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Re: Grossglockner Hochalpenstrasse

Beitrag von Rudy » Mo 6. Sep 2010, 06:42

Vor genau 19 Jahren war ich auch da oben allerdings nur bis zum Tor
bin dann wieder umgekehrt eine Weiterfahrt war mir damals nicht möglich.
Die Abfahrt ein kraus die Straße war in einen desolaten Zustand.
Und an das Wetter kann ich mich auch noch gut erinnern im Tal über 30° und oben fast 0°.
Bilder habe ich keine denn so ein Digitales Zeug wie heute gab es da noch nicht.
PS Ich schätze mal mit deinen 10 Grad liegst du falsch war bestimmt kälter. :bibber:
BildSportler leben nicht länger Sie sterben nur gesünder.

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mi67
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Re: Grossglockner Hochalpenstrasse

Beitrag von mi67 » Mo 6. Sep 2010, 07:03

Rudy hat geschrieben:PS Ich schätze mal mit deinen 10 Grad liegst du falsch war bestimmt kälter. :bibber:
Bergwetter geht von ... bis. An sonnigen, windstillen Sommertagen kann man selbst auf 4000 m Höhe noch gebraten werden. Bei Bergbildern erkennt man Temperaturen allenfalls an der Kleidung der Fotografierten, deren Körperhaltung und Gesichtsausdruck. ;)

@André: feines Huspelchen, der Glockner. Die Strecke zwischen Fuscher Törl und Hochtor habe ich als eher öde und wenig lohnenswert in Erinnerung. Auf der Nordseite lohnt sich der Anstieg zur Edelweißspitze ohnehin nur bei guten Wetterbedingungen. Der Seitenstich im Süden zur Pasterze ist eigentlich auch sehr schön - besonders im Frühsommer, wenn das Elend der Gletscherschmelze sich noch nicht in voller Blankheit zeigt.
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andre79le
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Re: Grossglockner Hochalpenstrasse

Beitrag von andre79le » Di 7. Sep 2010, 18:49

Wie kalt/warm es da oben genau war, ist ja sowieso sekundär. Es war jedenfalls frisch und ich logischerweise verschwitzt, also hab ich die Windjacke drüber gezogen. Gefroren hab ich aber nicht. Hauptsache geil war's :D

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