Tirol Masters-Radrundfahrt 2012
Verfasst: Mo 21. Mai 2012, 08:09
Tag 1 - Rennen 1
Die Tirol Masters-Radrundfahrt lockt nunmehr zum 29. Mal mit 5 Veranstaltungen an 4 Tagen die Radsport-Senioren an den Wilden Kaiser. Für mich sollte es die erste Teilnahme werden. Im Vorfeld wurde abgesprochen, dass ich mit den Mannen des Harzer RSC Wernigerode zusammen im Team fahren darf. Mit Anreise am Vortag zusammen mit den Wernigerödern und Jörg Pacher kam man hinein in eine Winterwelt. Die Schneegrenze lag nur knapp oberhalb der Ortschaft Scheffau. Zumindest orakelte aber der Wetterbericht für den ersten Renntag einstellige Plusgrade, Trockenheit und sogar aufkommenden Sonnenschein. Damit lag der Bericht zum Glück sogar richtig - der erste Renntag mauserte sich zum Nachmittag hin zu einem frischen aber sonnigen Wetter.
Nach Startnummernausgabe, Teameinteilung und Rennvorbereitung fand man sich in einer Gruppe von knapp 90 Fahrern unter einem veritablen Start-Zielbogen umringt von austrainierten Gestalten, BRD Masters-Team, amtierenden und ehemaligen Deutschen Meistern, Europameistern, Weltmeistern ... nun ja.
Wegen einiger Baustellen auf der Hauptverkehrsstraße ging es nach dem Start zunächst neutralisiert auf die ersten 10 km und dann im Rennen weiter auf eine insgesamt 128 km lange Runde um das Kaisergebirge und die WM-Strecke in St. Johann. Drei Bergwertungen sollten dabei ausgefahren werden. Als Neuling in dieser Tour suchte ich erst mal eine "Beobachterposition" im Feld und ging nur wenige Male mit durch die Führung. Das Niveau war sowohl in Sachen Fahrtechnik als auch Fahrerstärke jetzt wie auch später beeindruckend. So ging es auf die erste Bergwertung (empor zum Walchsee, ca. 200 Hm) zu, bei der ich es verpasste, mich bereits im Vorfeld weiter vorn im Feld zu positionieren. Was an der ersten Steigung abging, war für mich neu: es zerbröselte das Feld nämlich nicht sofort in eine lange Reihe, die viel Platz zum Überholen böte, sondern das Feld hämmerte in voller Straßenbreite nach oben. Ohne einen Durchschlupf zu finden war man nun einzementiert, konnte gerade mal Einzelreihen von Fahrern passieren, um dann wieder abgebremst oder durch Kompression an geschnitten gefahrenen Kurven Tritte auslassen oder gar bremsen zu müssen. Erst im steileren zweiten Teil des Anstiegs wurde die Sache dann rhythmischer, aber ich sah dann auch, was die Konsequenzen meines Fehlers waren: vorn streckte sich die Fahrerreihe lange in der erwarteten Einzel- oder Zweierlinie und es taten sich Lücke über Lücke auf. Also hieß es jetzt, die 400 Watt einzuregeln und damit die Lücken wieder zu überspringen. Oben an der Bergwertung angekommen, war ich im vordersten Hauptfeld angekommen, doch fehlte mir die notwendige Rennübersicht, so dass ich aus der Anwesenheit eines Führungsfahrzeuges schloss, dass wir die Spitze seien - falsch gedacht, denn vorn hatte sich bereits eine Neunergruppe mit fast allen Favoriten absetzen können.
Zumindest wurde die nun folgende Fahrweise nur teilweise von BDR-Team- und Lexxi-Fahrern verschleppt, die in der Spitze vertreten waren. Ich selbst war auch nicht an extremer Tempoverschärfung interessiert, denn Mathias Grünig aus unserem Team war nicht mehr zu sehen, hatte also offensichtlich auch den Sprung in die später auf 8 Fahrer reduzierte Spitzengruppe geschafft. In der Anfahrt zur Huberhöhe (2. Bergwertung) ging es mit 43er-Schnitt dahin, wobei viele Attacken wieder fein säuberlich zurückgefischt wurden. Der Anstieg selbst brachte dann wieder eine Ziehharmonika an dem in 5 Einzelwellen über 100 Hm emporführenden Hügel. Jede Einzelwelle brachte dann 40- bis 60-s-Intervalle, bis auch dieses Mistding vorüber war und eine feine kurvige Abfahrt durch den Wald freigab. Diese führte direkt zu dritten Bergwertung in Schwendt, die mit 70 Hm nicht sehr dramatisch war. Das Pulver, welches dort nicht verschossen wurde, wurde dann in der Anfahrt nach St. Johann abgefeuert. Eine Attacke jagte nun die nächste. Für mich waren das Sprintserien, die im 1,5- bis 2-min-Takt zu absolvieren waren, um jedes Ding mitzugehen. Nach etwa sieben solcher Attacken war auch dem Letzten klar, dass nichts mehr zugelassen würde, so lange die Spitzengruppe vorn noch gute Erfolgsaussichten hat. So wurde es dann im Anstieg nach Ellmau auch wieder ruhiger und man bereitete sich im Grunde schon auf die Zielankunft vor, zumal auch die Spitze nicht mehr in Sicht kam (leider wurden aber auch nie die Rückstände durchgegeben!). In der Abfahrt hin zum Abzweig nach Ellmau war es offensichtlich wichtig, nicht in den hinteren Teil des Feldes zurückzusacken, so dass an Stelle eines lockeren Anrollens die Abfahrt mit über 70 km/h auf 53-11 gekettet mitgehämmert wurde, um sich jeweils wieder auf die Position zurückzuarbeiten, die man durch überholende Fahrer verloren hatte. Adrenalin und Aufmerksamkeit pur, denn der Gegenfahrbahn zum Überholen war nicht immer frei ...
Um die Kurve des Abzweigs herumgeklappt fühlte ich mich zunächst noch relativ gut und drang wieder zur Spitze des Feldes vor. Was ich aber unterschätzte, durfte ich auf den letzten ansteigenden 200 Metern eindrucksvoll lernen: während ich auf dem absteigenden Ast eines Intervalls immer langsamer hochjapste, beschleunigten die anderen Fahrer. Mit dem Gefühl, gerade zu parken, ging Platz um Platz dahin und ich rettete mich wenig glamourös über den Zielstrich auf den 26. Platz. Oben die Teamkollegen suchend erfuhr ich vom Sieg unserer Bergziege Mathias Grünig! Mit seinen 52 Jährchen gewann er den Berg-Zielsprint aus der 8-er Gruppe vor dem Weltmeister Volkmann, dem Deutschen Meister der Senioren 2 Reuß, dem Bergspezialisten des BDR-Masters-Teams Lastowsky und den weiteren Fahrern Arne Mill, Alexander Torachenko, Torsten Kunath und Marek Maluszczak. Diese Spitzengruppe hatte dabei noch einen Vorsprung von knapp einer Minute auf das Feld ins Ziel retten können. Wir kommen mit einem 41,9er-Schnitt im Ziel an - ein Tempo, welches ich angesichts der 128 km und knapp 1000 Hm in einem Seniorenfeld nie und nimmer für möglich gehalten hätte. Dass sich davor noch eine Gruppe bis ins Ziel durchsetzen konnte, war wohl einer sehr hohen Führungsarbeit von Jörn Reuß und Jens Volkmann zuzuschreiben.
Die folgende Siegerehrung mit gelbem Leadertrikot, rosanem Trikot des besten Senioren 3-Fahrers und auch der Führung in der Bergwertung war natürlich vom Team lautstark bejubelt und mit einem glücklichen Gruppenfoto dokumentiert worden. Die Teamwertung ergab für uns vorläufig hinter dem BDR-Master Team I den geteilten 2. Platz zusammen mit Bikekult Cannondale - ein Ergebnis, was für die folgenden Tage zuversichtlich stimmte.
Ergebnis: http://members.aon.at/masters/Ergebniss ... pe1/E1.HTM
Bilder: http://rcwk.tirolhosting.at/2012/etappe1/index.htm und: https://plus.google.com/photos/10229775 ... banner=pwa
Videos: http://www.youtube.com/watch?v=E1ITLu8Z ... ure=relmfu und: http://www.youtube.com/watch?v=cgwSjNqM ... ure=relmfu
Fieberkurve: http://app.strava.com/rides/8733602#
Die Tirol Masters-Radrundfahrt lockt nunmehr zum 29. Mal mit 5 Veranstaltungen an 4 Tagen die Radsport-Senioren an den Wilden Kaiser. Für mich sollte es die erste Teilnahme werden. Im Vorfeld wurde abgesprochen, dass ich mit den Mannen des Harzer RSC Wernigerode zusammen im Team fahren darf. Mit Anreise am Vortag zusammen mit den Wernigerödern und Jörg Pacher kam man hinein in eine Winterwelt. Die Schneegrenze lag nur knapp oberhalb der Ortschaft Scheffau. Zumindest orakelte aber der Wetterbericht für den ersten Renntag einstellige Plusgrade, Trockenheit und sogar aufkommenden Sonnenschein. Damit lag der Bericht zum Glück sogar richtig - der erste Renntag mauserte sich zum Nachmittag hin zu einem frischen aber sonnigen Wetter.
Nach Startnummernausgabe, Teameinteilung und Rennvorbereitung fand man sich in einer Gruppe von knapp 90 Fahrern unter einem veritablen Start-Zielbogen umringt von austrainierten Gestalten, BRD Masters-Team, amtierenden und ehemaligen Deutschen Meistern, Europameistern, Weltmeistern ... nun ja.
Wegen einiger Baustellen auf der Hauptverkehrsstraße ging es nach dem Start zunächst neutralisiert auf die ersten 10 km und dann im Rennen weiter auf eine insgesamt 128 km lange Runde um das Kaisergebirge und die WM-Strecke in St. Johann. Drei Bergwertungen sollten dabei ausgefahren werden. Als Neuling in dieser Tour suchte ich erst mal eine "Beobachterposition" im Feld und ging nur wenige Male mit durch die Führung. Das Niveau war sowohl in Sachen Fahrtechnik als auch Fahrerstärke jetzt wie auch später beeindruckend. So ging es auf die erste Bergwertung (empor zum Walchsee, ca. 200 Hm) zu, bei der ich es verpasste, mich bereits im Vorfeld weiter vorn im Feld zu positionieren. Was an der ersten Steigung abging, war für mich neu: es zerbröselte das Feld nämlich nicht sofort in eine lange Reihe, die viel Platz zum Überholen böte, sondern das Feld hämmerte in voller Straßenbreite nach oben. Ohne einen Durchschlupf zu finden war man nun einzementiert, konnte gerade mal Einzelreihen von Fahrern passieren, um dann wieder abgebremst oder durch Kompression an geschnitten gefahrenen Kurven Tritte auslassen oder gar bremsen zu müssen. Erst im steileren zweiten Teil des Anstiegs wurde die Sache dann rhythmischer, aber ich sah dann auch, was die Konsequenzen meines Fehlers waren: vorn streckte sich die Fahrerreihe lange in der erwarteten Einzel- oder Zweierlinie und es taten sich Lücke über Lücke auf. Also hieß es jetzt, die 400 Watt einzuregeln und damit die Lücken wieder zu überspringen. Oben an der Bergwertung angekommen, war ich im vordersten Hauptfeld angekommen, doch fehlte mir die notwendige Rennübersicht, so dass ich aus der Anwesenheit eines Führungsfahrzeuges schloss, dass wir die Spitze seien - falsch gedacht, denn vorn hatte sich bereits eine Neunergruppe mit fast allen Favoriten absetzen können.
Zumindest wurde die nun folgende Fahrweise nur teilweise von BDR-Team- und Lexxi-Fahrern verschleppt, die in der Spitze vertreten waren. Ich selbst war auch nicht an extremer Tempoverschärfung interessiert, denn Mathias Grünig aus unserem Team war nicht mehr zu sehen, hatte also offensichtlich auch den Sprung in die später auf 8 Fahrer reduzierte Spitzengruppe geschafft. In der Anfahrt zur Huberhöhe (2. Bergwertung) ging es mit 43er-Schnitt dahin, wobei viele Attacken wieder fein säuberlich zurückgefischt wurden. Der Anstieg selbst brachte dann wieder eine Ziehharmonika an dem in 5 Einzelwellen über 100 Hm emporführenden Hügel. Jede Einzelwelle brachte dann 40- bis 60-s-Intervalle, bis auch dieses Mistding vorüber war und eine feine kurvige Abfahrt durch den Wald freigab. Diese führte direkt zu dritten Bergwertung in Schwendt, die mit 70 Hm nicht sehr dramatisch war. Das Pulver, welches dort nicht verschossen wurde, wurde dann in der Anfahrt nach St. Johann abgefeuert. Eine Attacke jagte nun die nächste. Für mich waren das Sprintserien, die im 1,5- bis 2-min-Takt zu absolvieren waren, um jedes Ding mitzugehen. Nach etwa sieben solcher Attacken war auch dem Letzten klar, dass nichts mehr zugelassen würde, so lange die Spitzengruppe vorn noch gute Erfolgsaussichten hat. So wurde es dann im Anstieg nach Ellmau auch wieder ruhiger und man bereitete sich im Grunde schon auf die Zielankunft vor, zumal auch die Spitze nicht mehr in Sicht kam (leider wurden aber auch nie die Rückstände durchgegeben!). In der Abfahrt hin zum Abzweig nach Ellmau war es offensichtlich wichtig, nicht in den hinteren Teil des Feldes zurückzusacken, so dass an Stelle eines lockeren Anrollens die Abfahrt mit über 70 km/h auf 53-11 gekettet mitgehämmert wurde, um sich jeweils wieder auf die Position zurückzuarbeiten, die man durch überholende Fahrer verloren hatte. Adrenalin und Aufmerksamkeit pur, denn der Gegenfahrbahn zum Überholen war nicht immer frei ...
Um die Kurve des Abzweigs herumgeklappt fühlte ich mich zunächst noch relativ gut und drang wieder zur Spitze des Feldes vor. Was ich aber unterschätzte, durfte ich auf den letzten ansteigenden 200 Metern eindrucksvoll lernen: während ich auf dem absteigenden Ast eines Intervalls immer langsamer hochjapste, beschleunigten die anderen Fahrer. Mit dem Gefühl, gerade zu parken, ging Platz um Platz dahin und ich rettete mich wenig glamourös über den Zielstrich auf den 26. Platz. Oben die Teamkollegen suchend erfuhr ich vom Sieg unserer Bergziege Mathias Grünig! Mit seinen 52 Jährchen gewann er den Berg-Zielsprint aus der 8-er Gruppe vor dem Weltmeister Volkmann, dem Deutschen Meister der Senioren 2 Reuß, dem Bergspezialisten des BDR-Masters-Teams Lastowsky und den weiteren Fahrern Arne Mill, Alexander Torachenko, Torsten Kunath und Marek Maluszczak. Diese Spitzengruppe hatte dabei noch einen Vorsprung von knapp einer Minute auf das Feld ins Ziel retten können. Wir kommen mit einem 41,9er-Schnitt im Ziel an - ein Tempo, welches ich angesichts der 128 km und knapp 1000 Hm in einem Seniorenfeld nie und nimmer für möglich gehalten hätte. Dass sich davor noch eine Gruppe bis ins Ziel durchsetzen konnte, war wohl einer sehr hohen Führungsarbeit von Jörn Reuß und Jens Volkmann zuzuschreiben.
Die folgende Siegerehrung mit gelbem Leadertrikot, rosanem Trikot des besten Senioren 3-Fahrers und auch der Führung in der Bergwertung war natürlich vom Team lautstark bejubelt und mit einem glücklichen Gruppenfoto dokumentiert worden. Die Teamwertung ergab für uns vorläufig hinter dem BDR-Master Team I den geteilten 2. Platz zusammen mit Bikekult Cannondale - ein Ergebnis, was für die folgenden Tage zuversichtlich stimmte.
Ergebnis: http://members.aon.at/masters/Ergebniss ... pe1/E1.HTM
Bilder: http://rcwk.tirolhosting.at/2012/etappe1/index.htm und: https://plus.google.com/photos/10229775 ... banner=pwa
Videos: http://www.youtube.com/watch?v=E1ITLu8Z ... ure=relmfu und: http://www.youtube.com/watch?v=cgwSjNqM ... ure=relmfu
Fieberkurve: http://app.strava.com/rides/8733602#